In den bisherigen Folgen der Serie über Klimwandel-Mythen habe ich probiert mehr als deutlich zu machen dass der menschengemachte Klimawandel wirklich stattfindet und ein großes Problem ist. Diejenigen die das bezweifeln sind mittlerweile leider sehr oft in einflussreichen Positionen – aber immerhin noch in der Minderheit. Aber auch unter denen die den Klimawandel so sehen wie er stattfindet und die Sache ernst nehmen kann man oft hören: “Es ist ja eh schon alles zu spät; was soll der Klimaschutz da jetzt noch?”.
Es stimmt, ein wenig früher hätten wir schon mit dem Klimaschutz anfangen können. Beziehungsweise sollten wir genau genommen endlich überhaupt einmal anfangen etwas zu tun was wirklich was bringt. Momentan sind wir da ja leider noch nicht so weit. Aber zu spät ist es noch lange nicht. Es kommt halt darauf an wie man „zu spät“ definiert. Noch ist die Erde nicht unbewohnbar. Sie wird so schnell auch nicht völlig unbewohnbar werden. Der Erde ist die Sache mit der Erderwärmung an sich ziemlich egal. Soll es eben ein wenig heißer werden, was stört das einen Planeten? Auch das Leben kommt mit ein wenig höheren Temperaturen gut klar. Nur halt nicht unbedingt das Leben das jetzt auf unserem Planeten lebt. Aber aus Sicht der Erde ist selbst ein Massensterben nicht unbedingt aufregend. So was gab es in der Vergangenheit schon oft genug. Man will halt nur nicht unbedingt mitten drin sein wenn so etwas passiert!
Wenn die Erde im nächsten Jahrhundert zwei Grad, fünf Grad oder meinetwegen auch 10 Grad wärmer wird, wird es am Ende immer noch Menschen geben (sofern wir keinen anderen finalen Weg der Selbstausrottung gefunden haben). Aber eben sicherlich weniger als heute. Und vielleicht leben die, die dann leben nicht mehr ganz so komfortabel wie wir es tun. Denn momentan sind wir daran gewöhnt unseren Energiebedarf aus fossilen Brennstoffen zu stillen. Das hat uns ja erst die ganze industrielle Revolution und den Aufstieg der modernen Zivilisation gebracht (und mit „uns“ sind jetzt diejenigen gemeint die tatsächlich davon profitiert haben und nicht die, die wir dafür jahrhundertelang und immer noch ausbeuten).
Den Klimawandel können wir nicht verhindern. Er findet schon statt. Wir können nur noch dafür sorgen dass die Auswirkungen des Klimawandels möglichst glimpflich verlaufen und uns darum kümmern das nicht alles noch schlimmer wird als es schon ist. Und das wäre jetzt eigentlich gar nicht so viel Aufwand. Weniger Aufwand zum Beispiel den Mars zu besiedeln oder eine künstliche Intelligenz zu erfinden. Alles was wir bräuchten um dem Klimawandel etwas entgegenzusetzen haben wir im Wesentlich schon.
Wir könnten zum Beispiel nicht mehr so viel Auto fahren wie bisher. Oder zumindest dafür sorgen dass die Autos beim Fahren nicht so viele fossile Brennstoffe brauchen. Alternativen zum Auto gäbe es ja genug. Unsere Füße haben sich als Fortbewegungsmittel durchaus schon lange bewährt. Gut, vielleicht nicht unbedingt für den Sommerurlaub in die Karibik. Aber wenn man nur mal kurz in der Stadt unterwegs ist muss man dafür nicht unbedingt das Auto anwerfen. Fahrräder gäbe es auch noch. Und Züge. Oder Straßen- und Untergrundbahnen. Und ja, es ist oft nervig zu Fuß mit dem Fahrrad oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs zu sein. Aber das liegt unter anderem auch daran dass unsere Infrastruktur immer noch auf Autoverkehr ausgerichtet ist. Man könnte durchaus den öffentlichen Verkehr deutlich ausbauen. Man könnte dafür sorgen dass er billiger, schneller und komfortabler ist als das Auto. Man könnte das Fahrradfahren einfacher und sicherer machen. Davon haben dann auch alle etwas; sogar diejenigen die aus welche Gründen auch immer weiterhin Autos benutzen müssen – je weniger Autos desto mehr Platz und Parkplätze… Man könnte jede Menge machen. Man müsste es halt aber auch machen, sonst bringt es nichts. Und diejenigen die dafür verantwortlich wären – die Politiker – sind da leider noch viel zu zurückhaltend.
Und es gibt noch jede Menge mehr: Energieeffizientere Gebäude. Bodenschonende Landwirtschaft und weniger Waldrodungen (auch die schwindenden Wälder tragen zum Klimawandel bei). Wir könnten Erdgas statt Kohle verbrennen. Oder gleich Sonnenenergie und Windkraft verwenden. Aber sobald irgendwo jemand ein Windrad aufstellen will fängt leider auch gleich wieder das Gemecker an: „Windkraft schön und gut aber doch bitte nicht da wo ich auf das Windrad schauen muss! Stellt die Dinger doch irgendwo ins Meer wo es immer windig ist und ich sie nicht sehen muss.“ Und macht man das dann, muss man neue Stromleitungen verlegen die den Strom auch von der Küste weg transportieren – was erneut Widerstand bei allen auslöst in deren Nähe die neue Leitung gebaut werden muss.
Wir könnten jede Menge tun. Wir wüssten was wir tun müssten. Wir müssten dazu nichts neues erfinden. Wir müssten es halt nur tun. Und zu spät ist es noch lange nicht. Alles was wir tun um die Erderwärmung auch nur ein bisschen zu verlangsamen oder zu verringern hilft. Wir sind halt leider aber nur Menschen und weil wir Menschen sind, sind wir auch inhärent unwillig etwas zu ändern was wir bisher immer schon so gemacht haben. Wir alle, selbst wenn wir einsehen dass Klimaschutz notwendig und wichtig sind, haben Probleme damit etwas umzustellen. Warum das Auto stehen lassen und Fahrradfahren, wo doch in China Millionen Autos rumfahren? Was kann ein einzelner schon machen? Und vor allem: Beim Klimaschutz müssen wir vorausschauend denken und das fällt uns leider enorm schwer. Wir wollen sofort sehen das was passiert. Jetzt etwas tun, das vielleicht noch dazu unangenehm für uns ist um damit ein Problem zu bekämpfen das uns erst in der Zukunft beschäftigen wird: Das liegt nicht in unserer Natur.
Das ist verständlich, aber nicht ausreichend. Denn tun werden wir früher oder später auf jeden Fall etwas müssen. Entweder jetzt solange wir noch dafür sorgen können dass die Auswirkungen des Klimawandels nicht allzu massiv werden. Oder dann halt später, wenn die Auswirkungen massiv geworden SIND und wir irgendwie mit ihnen klar kommen müssen.
Und eigentlich könnten wir den ganzen Klimawandelskram auch völlig ignorieren. Selbst wenn sich der am Ende doch nur als Hoax hinterhältiger Wissenschaftler herausstellen sollte (was nicht passieren wird!): Wäre es nicht nett in ein paar Jahrzehnten auf die Welt zu schauen und zu sehen dass wir dafür gesorgt haben dass die Umwelt nicht mehr so stark verschmutzt wird? Dass wir keinen Dreck mehr in die Atmosphäre blasen, sinnlos Wälder abholzen und Ökosysteme zerstören? Dass wir unseren Energiebedarf aus erneuerbaren und sauberen Quellen stillen können ohne auf Erdöl aus politisch zweifelhaften Weltgegenden angewiesen zu sein? Dass die Meere und Flüsse sauber sind, die Wälder grün und die Artenvielfalt intakt?
Das was wir tun sollten um den Klimawandel zu bekämpfen sind genau die Dinge die wir sowieso tun sollten. Weil es die richtigen Dinge sind, die wir als verantwortungsvolle Menschheit schlicht und einfach tun sollten. Dass sie auch noch dem Klimaschutz dienen ist günstig, sollte aber nicht die alleinige Notwendigkeit unseres Handels darstellen. Und bevor ich jetzt auch noch mit Platitüden á la „Wir haben die Erde von unseren Kindern nur geborgt“ anfange, höre ich lieber auf.
Alle Artikel der Serie:
Klimawandel-Mythen 01: Der Mensch kann das Klima doch gar nicht beeinflussen! (erscheint am 06.07.2017)
Sternengeschichten 241: Der Treibhauseffekt (Sternengeschichten Folge 241) (erscheint am 07.07.2017)
Klimawandel-Mythen 02: Der Mensch ist doch gar nicht verantwortlich für den Klimawandel! (erscheint am 10.07.2017)
Klimawandel-Mythen 03: Das Klima hat sich früher auch geändert – Klimawandel ist nicht schlimm! (erscheint am 11.07.2017)
Klimawandel-Mythen 04: Schuld am Klimawandel ist die Sonnenaktivität! (erscheint am 12.07.2017)
Klimawandel-Mythen 05: In Grönland war es früher warum und man hat dort Wein angebaut (erscheint am 13.07.2017)
Sternengeschichten 242: Der Kohlenstoffzyklus (Sternengeschichten Folge 242) (erscheint am 14.07.2017)
Klimawandel-Mythen 06: Die Gletscherschmelze ist völlig egal (erscheint am 17.07.2017)
Klimawandel-Mythen 07: Die Winter ist doch kalt – wo bleibt der Klimawandel? (erscheint am 18.07.2017)
Klimawandel-Mythen 08: Der Klimawandel macht doch gerade Pause! (erscheint am 19.07.2017)
Klimawandel-Mythen 09: Beim Klimawandel sind sich doch nicht mal die Wissenschaftler einig (erscheint am 20.07.2017)
Klimawandel-Mythen 10: Es ist schon viel zu spät was gegen den Klimawandel zu tun (erscheint am 21.07.2017)
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