Die Dünen hier auf Norderney (wo ich mich bis Ende der Woche ein wenig erholen werde und von wo ich schon ein wenig InselAstronomie gepostet habe) sind so schön, wie man sich das von Dünen auf einer Nordseeinsel vorstellt. Die höchste Düne (“Walter-Großmann-Düne”) liegt immerhin knapp 24 Meter über dem Meeresspiegel! Wenn man aber so richtig hohe Dünen sehen will, muss man anderswo hinfahren. Zum Beispiel in die großen Wüsten auf der arabischen Halbinsel oder in Nambia. Die Dinger können dort bis zu 200 Meter hoch werden! In China und der Sahara hat man auch schon Dünen mit bis zu 400 Meter Höhe gesehen und die höchsten Dünen von denen man weiß (in Nordafrika) waren sogar noch größer als das!

Düne! (Nicht auf Norderney) – (Bild: NASA/JPL-Caltech

Aber Dünen gibt es auch noch anderswo. Außerhalb der Erde, zum Beispiel auf dem Mars. Dieser Planet ist quasi eine einzige Wüste und da muss es auch niemanden wundern, wenn dort alles voll mit Dünen ist. Ist es aber gar nicht! Sand ist da zwar sehr viel, aber Dünen findet man meistens nur in Kratern, wo der Sand sich auch ausreichend anhäufen kann. Das tut er dann auch, teilweise bis zu 600 Meter hoch! Wie etwa im Russell-Krater.

Marsdüne im Russell-Krater – ist aber nicht wirklich blau, sondern nur im Bild eingefärbt damit man sie besser sieht (Bild: NASA/JPL-Caltech/Arizona State University)

Dünen gibt es aber auch auf anderen Himmelskörper. Solange es eine bewegte Atmosphäre gibt und Kleinkram der sich auftürmen kann, können die klassischen Mechanismen zur Dünenbildung funktionieren. Auf dem Saturnmond Titan etwa, der ein ganz besonderer Himmelskörper ist. Dort ist es so kalt, dass der “Sand” aus Eis besteht und nicht aus normalen Wassereis sondern anderen gefrorenen Zeug. Ammoniumsulfat, Methan, etc – all das liegt dort gefroren rum und kann von der Stickstoff-Atmosphäre zu bis zu 175 Meter hohen Dünen aufgetürmt werden. Das ist zwar weniger als auf der Erde, dafür sind auf dem Titan auch 15 Prozent der Oberfläche mit Dünen bedeckt; deutlich mehr als die 2 Prozent Dünen die wir auf der Erde haben. Atmosphäre und Zeug gäbe es auch noch auf der Venus, aber da hat man bis jetzt so gut wie keine Dünen beobachtet und die, die man gesehen hat, waren eher mickrig und nur 40 bis 80 Meter hoch (was allerdings immer noch besser als auf Norderney ist).

Wer richtig große Dünen sehen will, muss also zum Mars fliegen. Oder in die Sahara. Wem die Größe nicht so wichtig ist, dafür aber auf kurzen Reisewegen und einer Infrastruktur mit guten Erfrischungsgetränken besteht, der liegt auf Norderney aber richtig!

Übrigens: Die Daten haben ich aus dem Artikel “The Tallest Dunes in the Solar System ? Dune Heights on Earth, Mars, Titan and Venus” der amerikanischen Wissenschaftler Ralph Lorenz, Lori Fenton und Nick Lancaster, der mit dieser schönen Einleitung beginnt: “We initiated this study, to consider what are the tallest dunes on each planetary body, largely out of curiosity given that a somewhat unified perspective on dune morphology and its relationship to planetary circumstances has emerged”. Wo wären wir ohne Neugier! Und die werden wir auch noch brauchen, denn es gibt noch jede Menge Dünen im Sonnensystem die wir noch nicht vermessen haben!

Kommentare (5)

  1. #1 jorm
    Ulm
    6. Februar 2019

    Guten Morgen ,
    Sehr interessant, meine Frage dazu wäre gibt es sowas wie eine Maximal Höhe für Dünen? Also ab wann sind sie so schwer das sie ihre Basis von sich Wegdrücken oder ist auf das Materiali beschränkt?
    Gruss aus Ulm

  2. #2 Bullet
    6. Februar 2019

    Dasselbe gilt übrigens für die Maxialhöhe von Bergen: beides ist von der jeweiligen Gravitation abhängig, die den maximalen Steigwinkel der Flanken bestimmt. Material ist nur sekundärer Faktor (flüssiges Wasser beispielsweise ist schon eher schlecht für Dünenbildung geeignet, wenn so eine Düne zumindest einen Tag lang Bestand haben soll), weil Krümel aus fester Materie ähnlich “stabil” sind.

  3. #3 René
    6. Februar 2019

    @Bullet @jorm
    Drei Sachen spielen da glaub ich zusammen. Gravitation, Gezeitenkräfte in Verbindung mit tektonischer Krustenbewegung und Erosion. So ist es zumindest bei Gebirgen. Ob bei Dünen ähnliche Ursachen vorliegen kann ich nun leider nicht sagen, schätze aber, dass gerade für die Höhe der Dünen die Athmosphäre und dadurch die Abtragungsgeschwindigkeit einen deutlich größeren Einfluss hat.

  4. #4 Dalek Sander
    6. Februar 2019

    Wow. Nicht schlecht!

    Auf unserem Planeten in unserem Mitteleuropa kann ich hingegen nur die Lontzken Düne empfehlen, in Leba an der polnischen Ostseeküste. Zwar “nur” bis zu 42 (sic!) Meter hoch, dafür mit der Fähigkeit zur Fortbewegung ausgestattet. Nicht nur die Düne wandert übrigens – auch wir Menschen können auf sie, auf und zu ihr schöne Wanderungen veranstalten. Müsste ich auch mal wieder hin… nach mehr als 35 Jahren wieder – da müsste sie fast 500 Meter weiter gewandert sein.

  5. #5 urlauber
    8. Februar 2019

    die höchste (Wander-)Düne Europas ist übrigens die Dune du Pilat in Frankreich (110m)

    https://de.wikipedia.org/wiki/Dune_du_Pilat

    gefolgt von der Parnidis (Wander-)Düne auf der Kurischen Nehrung in Litauen (~50m)

    https://de.wikipedia.org/wiki/Parnidis-D%C3%BCne