Sammelt heute noch jemand Briefmarken? Vermutlich; gesammelt wird ja immer und jede Menge unterschiedliches Zeug. Ich habe als Kind mal kurzfristig Briefmarken “gesammelt” aber das Bestand eher darin, irgendwelche 0815-Marken in Alben zu sortieren. Nach wertvollen Stücken hab ich nie gesucht. Aber andere tun das und vermutlich waren zur Zeit der Apollo-Missionen Briefmarken vom Mond besonders begehrt. Postämter gab und gibt es dort zwar nicht. Aber es gibt eine “Briefmarkenaffäre” und die ist heute Thema in meinem 50tägigen Artikel-Countdown zum 50. Jubiläum der Mondlandung.

Wenn man ins All fliegt, muss man seinen Koffer sparsam packen. Jedes Gramm ist wertvoll; je mehr man ins All bringen will, desto teurer wird die Mission. Private Dinge die man ins All mitnehmen darf sind stark reglementiert und das war umso mehr so als man damals zum Mond flog. Ganz besonders nach der Apollo-15-Mission. Die flog am 26. Juli 1971 ins All und mit an Bord waren David Scott, James Irwin und Alfred Worden. Sie landeten am 30. Juli 1971 auf dem Mond, blieben dort mehr als 2 Tage und kamen am 7. August 1971 wieder zurück zur Erde. Mit dabei hatten sie ein paar hundert Briefumschläge mit Marken; einer davon wurde von David Scott direkt auf dem Mond abgestempelt. Ein anderer trug die Unterschrift von Flugpionier Orville Wright und stammte noch aus dem Jahr 1928. Solche Umschläge hatten auch schon früher ihren Weg ins All gefunden (die Raumfahrt hat unter anderem mit Postraketen in den 1930er Jahren begonnen, aber das würde jetzt zu weit führen). Die ganzen Gedenkmarken anlässlich der diversen Raummissionen hatten eine regelrechte Astrophilatelie erzeugt und die Astronauten waren gerne bereit, ein paar besondere Sammlerstücke zu produzieren, in dem sie Marken und Umschläge ins All mitnahmen. Darauf unterschrieben sie dann, sie wurden mit den Stempel zum Tag des Starts und der Landung versehen und waren meist Geschenke für Freunde oder Mitarbeiter.

Mondbrief von Apollo 15 (Bild: Guefie, gemeinfrei)

Die NASA hatte da meist auch nix dagegen; die oben erwähnten Umschläge waren alle offiziell genehmigt. In dem Fall hatten die Astronauten aber noch jede Menge nicht genehmigte Umschläge dabei. Dazu angeregt wurden sie vom aus Deutschland stammenden Briefmarkenhändler Walter Eiermann. Er bot ihnen insgesamt 21.000 Dollar für 300 “Mond-Umschläge” an. Die wurden von den Astronauten dann tatsächlich mit zum Mond genommen, danach unterschrieben, gestempelt, mit einem Zertifikat versehen und nach Deutschland geschickt. Zumindest David Scott lieferte alle 100 Umschläge wie vereinbart an Eiermann ab, bei den anderen beiden ist es nicht so klar. Aber auch ein großer Teil dieser Umschläge wurde auf die eine oder andere Art für viel Geld verkauft. Das fand die NASA, als sie 1972 davon erfuhr, natürlich nicht so toll. Das war nicht das Verhalten, das man sich von Astronauten erwartete; die Flüge zum Mond sollten nicht zum privaten Geldverdienen genutzt werden. Die drei Apollo-15-Astronauten wurden offiziell abgemahnt und sie wurden auch nie wieder für weitere Raumflüge in Betracht gezogen. Und es wurde offiziell festgelegt, dass ab jetzt pro Astronaut und Flug nur noch zwölf Privatgegenstände mit einer Gesamtmasse von 230 Gramm mitgenommen werden dürfen. Und auch das nur nach Genehmigung durch die NASA und mit dem Verbot, sie nach dem Flug irgendwie kommerziell zu verwerten.

Die noch nicht verkauften “Skandalbriefe” wurden jedenfalls konfisziert. Und die, die schon in Sammlerhände gelangt waren, sind mittlerweile auch nicht mehr der große Renner. Als einer davon Anfang des Jahres bei einer Versteigerung in der Nähe von Stuttgart auftauchte wollte ihn niemand haben.

———————————
Der komplette Countdown: 50 | 49 | 48 | 47 | 46 | 45 | 44 | 43 | 42 | 41 | 40 | 39 | 38 | 37 | 36 | 35 | 34 | 33 | 32 | 31 | 30 | 29 | 28 | 27 | 26 | 25 | 24 | 23 | 22 | 21 | 20 |19 | 18 | 17 | 16 | 15 | 14 | 13 | 12 | 11 | 10 | 09 | 08 | 07 | 06 | 05 | 04 | 03 | 02 | 01 | 0

Kommentare (1)

  1. #1 bruno
    15. Juli 2019

    weird!