Mein 50tägiger Countdown zum 50. Jubiläum der ersten Mondlandung nähert sich dem Ende. Wir stehen bei “3” und morgen beginnt das Wochenende, das am Sonntag, dem 21. Juli 2019 mit dem exakten Tag endet, an dem 50 Jahre zuvor Neil Armstrong als erster Mensch seinen Fuß auf die Oberfläche des Mondes gesetzt hat. Am Mond hatten er und Buzz Aldrin jede Menge zu tun. Aber auch Zeit, ein wenig Nahrung zu sich zu nehmen. Es gab Pfirsiche, Kekse, Speck und dazu Kaffee und Ananas-Grapfruit-Saft. Und selbstverständlich kein Bier!
Und was soll Bier schon mit dem Mond zu tun haben? Jede Menge natürlich, wie alle wissen die meine Arbeit regelmäßig verfolgen. Über die sehr enge Verbindung zwischen Bier und Astronomie habe ich schon jede Menge Vorträge gehalten; Bier ist quasi Geschmack gewordene Astronomie! Und selbstverständlich hat Bier auch was mit dem Mond zu tun. Die gleichen Asteroiden etwa, die auf dem Mond all die Krater geschlagen haben die wir dort heute sehen, haben bei ihren Einschlägen auf der Erde uns einen Großteil des Wasser gebracht ohne das wir kein Bier brauen können. Aber heute möchte ich nicht über all die astronomischen Phänomene schreiben die man mit Bier verstehen kann. Sondern über die Astronomen, die als Bierbrauer begonnen haben.
Nehmen wir zum Beispiel Johannes Hevelius. Der 1611 in Danzig geborene Astronom stammt aus einer Familie von Brauern und wurde 1643 selbst Zunftmeister der Danziger Brauer. Er war aber auch Astronom und das ist gar nicht so seltsam. Heute hat man einen ganz normalen Job, wenn man Astronom oder Astronomin ist (sofern man einen hat, natürlich). Man wird von einer Universität oder einer anderen Forschungseinrichtung bezahlt um wissenschaftliche Arbeit zu tun. Aber diese Strukturen gibt es noch nicht so lange. Universitäten gab es zwar auch schon im 17. Jahrhundert, aber das war ein ganz anderer Betrieb als heute. Wissenschaft und vor allem die Astronomie war etwas, was sich nur reiche Leute (damals im Allgemeinen Männern) leisten konnten. Entweder als Hobby, oder wenn sie ausreichend wohlhabend waren, auch als unbezahlte Vollzeitbeschäftigung. Wenn man selbst zuvor (oder dank seiner Eltern) durch einen gut laufenden Betrieb zu viel Geld gekommen war, war das einer wissenschaftlichen Karriere durchaus förderlich.
Das Bier hat Hevelius als die Erforschung des Himmels ermöglicht. Und mit dem Mond hat er sich ganz besonders beschäftigt. Er hat Mondkarten erstellt; sein Werk “Selenographia sive Lunae Descriptio” war lange Zeit wegweisend auf diesem Gebiet. Hevelius entdeckte bei seinen Beobachtungen des Mondes auch die “Libration”, also das leichte “Wackeln” des Mondes das dafür sorgt das wir von der Erde aus ein klein wenig mehr als 50 Prozent seiner Oberfläche sehen. Ich hab vor einigen Jahren schon mehr über Hevelius, den Mond und das Bier geschrieben und auch über das nach ihm benannte Bier einer polnischen Brauerei, das in Deutschland eigentlich gar nicht und online auch nur schwer und teuer zu kriegen ist (was aber nicht tragisch ist, weil es für meinen Geschmack sowieso zu süß ist).
Hevelius war aber nicht der einzige astronomische Bierbrauer mit Mond-Connection. Da ist zum Beispiel noch der 1799 geborene Engländer William Lassell. Auch er begann mit einer Ausbildung zum Kaufmann und betrieb eine Brauerei. Mit dem dort verdienten Geld baute er sich seine eigene Sternwarte und beobachtete den Himmel. Sicherlich auch den Mond der Erde. Aber viel mehr interessierten ihn damals die “neuen” Planeten Uranus und Neptun. Uranus war erst wenige Jahrzehnte vor Lassells Geburt entdeckt worden; Neptun wurde 1846 gefunden. Und nur 17 Tage nach diesem beeindruckenden Fund richtete Lassell sein Teleskop auf den neuen Planeten und fand dort Triton, den größten Mond des Neptun. 1851 fand er Ariel und Umbriel, zwei Monde des Uranus. Und außerdem war er auch noch Co-Entdecker von Hyperion, einem Saturnmond. Später und nachdem die Brauerei genug Geld abgeworfen hatte, übersiedelte er dann nach Malta um dort eine neue Sternwarte unter besseren klimatischen Bedingungen aufzubauen (und vermutlich schmeckt auch das kühle Bier auf einer Insel im Mittelmeer viel besser).
Ein Zeitgenosse von Lassell war Richard Carrington, geboren 1826 in Chelsea und ebenfalls Inhaber einer Brauerei. Auch er widmete sich aber immer mehr der Himmelsbeobachtung und ihn kennen wir heute nicht wegen seiner Erforschung des Mondes sondern der Sonne. Wer mehr über sein Leben und seine sehr interessante Arbeit erfahren will, dem kann ich das hervorragende Buch “The Sun Kings: The Unexpected Tragedy of Richard Carrington and the Tale of How Modern Astronomy Began”* von Stuart Clark empfehlen. Aber auch beim bierbrauenden Sonnenforscher Carrington ist der Mond nicht weit. Carrington hat sich vor allem mit der Sonnenaktivität beschäftigt und der extreme “Sonnensturm” (eine gewaltige Sonneneruption die jede Menge Material aus der Sonnenatmosphäre in Richtung Erde geschleudert hat) aus dem Jahr 1859 wird “Carrington-Ereignis” genannt. Und genau solche Phänomene haben natürlich auch die Astronauten im Jahr 1969 beschäftigt. Hier auf der Erde sind wir vor den Auswirkungen der Sonnenaktivität normalerweise recht gut durch das Erdmagnetfeld und die Erdatmosphäre geschützt. Auch in einer nahen Erdumlaufbahn ist man noch einigermaßen gut geschützt (das Magnetfeld der Erde reicht ja ein Stück hinaus ins All). Auf dem Mond hätte so ein Sonnensturm aber durchaus zum Problem werden können.
Aber Armstrong, Collins und Aldrin sind unbeschadet wieder auf die Erde zurück gekehrt – wo sie dann mit Sicherheit das eine oder andere Bier getrunken haben. Wer noch die passende alkoholhaltigen Getränke für die Mondparty am Wochenende sucht, hat (vielleicht keine reiche aber zumindest doch) die Wahl zwischen mehreren Bieren. Wer einen polnischen Getränkemarkt in der Nähe hat, kann ja versuchen das “Johannes”-Bier zu bekommen und auf Hevelius anstoßen. Etwas einfacher (zumindest für die, die Bierspezialgeschäfte besuchen können) sollte hierzulande das “Blue Moon”-Bier aus den USA erhältlich sein; ein Witbier im belgischen Stil und ganz ok wenn man sowas mag. Ebenfalls immer wieder erhältlich (und auf jeden Fall in der Schweiz) ist das Vollmond-Bier der Appenzeller-Brauerei. Das hat zwar leider einen esoterischen Unterbau (wird nach Mondphase gebraut), aber ich kann versichern dass man das nicht schmeckt 😉 Und netterweise wird dort auch ein “Leermond”-Bier gebraut (also ein “Neumond”-Bier), das ohne Alkohol auskommt; für diejenigen die das Mondlandungsjubiläum nicht komplett alkoholisiert begehen wollen. Nach Voll- und Neumond (ein esoterisches Vollmondbier braut übrigens auch Zötler in Deutschland) kann man dann auch noch ein Halb-Mond-Bier probieren. Zumindest dann, wenn man in Heppenheim ist und Zugang zu der kleinen Gasthausbrauerei hat (was ich nicht habe und deswegen auch nichts über den Geschmack dieses Biers sagen kann).
Vermutlich gibt es noch jede Menge andere Biere mit Mondbezug und ich freue mich über entsprechende Hinweise und Bezugsquellen. “Echtes” Mondbier wird aber vermutlich noch ein wenig auf sich warten lassen. Studierende der Universität San Diego haben zwar 2017 ein Experiment entworfen um zu testen wie man am Mond selbst Bier brauen kann. Aber solange dort keine Menschen sind, wäre das ja reine Verschwendung. Wenn aber irgendwann Menschen für längere Zeit auf den Mond zurückkehren, würde es mich sehr wundern, wenn nicht auch das eine oder andere Bier seinen Weg auf unseren Nachbarn im All findet. Bis dahin verabschiede ich mich mit einem “Prost” ins Mondwochenende!
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Der komplette Countdown: 50 | 49 | 48 | 47 | 46 | 45 | 44 | 43 | 42 | 41 | 40 | 39 | 38 | 37 | 36 | 35 | 34 | 33 | 32 | 31 | 30 | 29 | 28 | 27 | 26 | 25 | 24 | 23 | 22 | 21 | 20 |19 | 18 | 17 | 16 | 15 | 14 | 13 | 12 | 11 | 10 | 09 | 08 | 07 | 06 | 05 | 04 | 03 | 02 | 01 | 0
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