Ich werde oft um Rat gefragt, wenn es darum geht, ein passendes Teleskop zu kaufen. Leider kann ich da wenig weiterhelfen. Ich bin zwar Astronom, aber war selbst nie ein Hobby-Astronom und habe auch nie selbst ein Teleskop besessen. Meine berufliche Erfahrung mit der beobachtenden Astronomie beschränkt sich auf die Arbeit mit professionellen Großteleskopen an Sternwarten und da laufen die Dinge ganz anders, als bei der privaten Hobby-Astronomie. Außerdem ist es enorm schwierig, allgemeine Hinweise zum Teleskop-Kauf zu geben. Es kommt dabei sehr stark darauf an, wie viel Geld man ausgeben will; was man beobachten möchte; wo man beobachten möchte; ob man mobil bleiben oder sich eine eigene kleine Sternwarte einrichten will – und so weiter. Ich verweise daher meistens immer auf eine ausführliche und persönliche Beratung im Fachhandel. Damit man sich aber trotzdem voran schon ein wenig informieren kann, hat Blog-Leser Alderamin netterweise eine sehr ausführlichen Gastbeitrag in fünf Teilen verfasst, der in den nächsten Tagen hier im Blog veröffentlicht wird. Teil w und Teil 2 sind schon erschienen; jetzt folgt Teil 3
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Mein erstes Teleskop – Teil 3
Im Teil 2 der Reihe lernten wir ein paar Grundlagen über die Leistungsgrößen eines Fernrohrs. Im nun folgenden 3. Teil werden wir nun verschiedene Bauformen von Teleskopen kennen lernen.
Teleskoptypen – Spiegel oder Linse?
Die vorgenannten Leistungsparameter gelten für alle Teleskoparten. Welche Arten von Teleskopen gibt es? Und warum gibt es deren so viele?
Zunächst muss unterschieden werden zwischen Linsenteleskopen (Refraktoren) und Spiegelteleskopen (Reflektoren).
Refraktoren haben einen einfachen Strahlengang: Das parallel einfallende Licht eines fernen Objekts wird vom frontseitigen Objektiv in einem Brennpunkt im Abstand der Brennweite des Teleskops fokussiert, wo ein reelles Bild entsteht (reell, weil man es z.B. scharf auf ein Blatt Papier abbilden kann, oder auf fotografischen Film). Dieses reelle Bild wird durch das Okular wie durch eine Lupe vergrößert. Das Okular muss dazu in eine Entfernung vom reellen Bild gebracht werden, die seiner Brennweite entspricht. Das reelle Bild steht dabei auf dem Kopf, und so zeigt ein astronomisches Fernrohr den Sternhimmel dementsprechend umgedreht, was jedoch keine Rolle spielt, da es im All ohnehin kein Oben und Unten gibt. Wichtig ist, der Strahlengang des Linsenteleskops ist gerade, das Teleskop ist etwas länger als seine Brennweite, und es befinden sich keine Hindernisse im Strahlengang. Ein weiterer Vorteil ist, dass sie praktisch völlig wartungsfrei sind; man sollte sich hüten, sie jemals zu zerlegen!
Der wesentliche Nachteil des Refraktors liegt darin, dass es keine fehlerfreien Linsen gibt. Eine einzelne Linse wirkt an den Rändern wie ein Prisma und zerlegt das Licht in seine Spektralfarben. Jede Farbe wird in einer anderen Brennweite fokussiert, insbesondere bei einem großen Öffnungsverhältnis, so dass der Betrachter bei jeder Fokusstellung bunte Ränder um das Objekt sehen würde (dieser Fehler nennt sich chromatische Aberration). Schon einfachste Refraktorobjektive verwenden deswegen eine zweite Linse aus einer anderen Glassorte mit umgekehrtem Fehler, welche die verschiedenen Lichtfarben im Brennpunkt wieder annähernd zusammen bringt. Dies gelingt mit zwei Linsen (sogenannter Achromat) jedoch nur für zwei Farben exakt, was entlang von hell-dunkel-Kanten zu bläulichen und gelblichen Farbsäumen führt. Sehr gute Objektive verwenden drei Linsen (Apochromat), welche das Licht dreier Farben im Fokus zur Deckung bringen können und für die Farben dazwischen nur eine sehr geringe Abweichung verursachen. Echte Apochromaten sind jedoch richtig teuer. In jüngster Zeit gibt es eine neue Art von Zweilinsern, die sich Semi-Apochromaten oder ED-Achromaten (ED = „extra-low dispersion”) nennen. Diese verwenden für die zweite Linse eine besondere Glassorte mit einem anormalen Brechverhalten und erzielen mit zwei Linsen ein nahezu so farbreines Bild wie ein echter Apochromat, zu einem Bruchteil des Preises. Erst seit es Semi-Apos gibt, sind Linsenfernrohre mit großem Öffnungsverhältnis (kurze Bauform, großes Blickfeld, hohe Lichtstärke bei fotografischem Einsatz) erschwinglich geworden. Heute liegen sie bei einem Öffnungsverhältnis von 1/7 bis 1/10, während früher 1/15 und weniger die Regel war, so dass ein Teleskop von 10 cm Öffnung schon über 1,5 m lang war. Wem ein Semi-Apo dennoch zu teuer ist, der sollte darauf achten, dass das Teleskop ein Öffnungsverhältnis von 1/12 oder weniger hat, dann hält sich die chromatische Aberration noch in Grenzen.
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