Noch eine Serie? Naja, sagen wir eine Reihe von Artikeln unter demselben Überbegriff: „WTF Forensik”. In dieser Reihe will ich kuriose Fälle, Ereignisse und Publikationen, die mir in der forensischen Welt begegnet sind, vorstellen.

Warnung: in dieser Reihe wird es immer wieder zu Begegnungen mit und Blicke in die tiefsten menschlichen Abgründe kommen und obgleich ich mich stets bemühen werde, nicht ins Sensationalistische abzugleiten, mag bisweilen die unausgeschmückte Realität bereits mehr sein, als manche(r) erträgt.

ResearchBlogging.orgDiesmal: Eine wissenschaftliche Arbeit zur Nekrophilie: „Der Begriff Nekrophilie (griechisch νεκροφιλία, von νεκρός, nekrós „Toter”, „Leiche” und φιλία, philía, „Zuneigung”) stammt aus der Psychologie und der Sexualforschung. Er bezeichnet eine Sexualpräferenz, die auf Leichen gerichtet ist. Nekrophilie ist im ICD-10-Verzeichnis der psychischen Störungen unter „Sonstige Störungen der Sexualpräferenz” (F65.8) als Paraphilie klassifiziert.”
aus der Wikipedia

Der Verfasser der Studie, der indische Arzt Anil Aggrawal, befindet, das Problem bei der Klassifizierung von Fällen und Ausübenden von Nekrophilie sei die große “Variationsbreite”, die man bei dieser Paraphilie beobachtee, die dazu führe, daß es zu falschen Einordnungen, Begriffsverwirrungen und Kommunikationsschwierigkeiten kommt.

(Natürlich, wer hätte sich nicht schon oft darüber geärgert, daß die Nomenklatur nekrophilen Verhaltens an Allumfassendheit und Trennschärfe vermissen läßt?!)

Nun, diesen offensichtlichen Mangel hat der Autor zum Anlass genommen, sich mit dem Problem des Nekrophilie-Begriffs zu befassen. Er stellt fest, daß die klinische Literatur zur Nekrophilie äußerst dünngesät ist und zudem keine einheitliche Terminologie zur Beschreibung und Abgrenzung nekrophilen Verhaltens verwendet.
In seiner Arbeit, die eine Synthese aller dem Autor verfügbaren Literatur zur Nekrophilie darstellt, schlägt er vor, Nekrophilie neu und präziser zu klassifizieren und eine ausreichende und die Vielfalt der Erscheinungsformen dieser Paraphilie reflektierende Untergruppierung vorzunehmen. Er scheut dabei nicht vor Kuriositäten zurück, denn folgende Gruppen schlägt er vor:

Klasse 1: Rollenspieler
Der Rollenspieler will keinen Sex mit einer toten Person. Er strebt Sex mit einer lebenden Person an, die nur vorgibt, also „spielt”, daß sie tot ist. Man könne diese Neigung daher auch „Pseudonekrophilie” nennen und dem Autor zufolge existieren in Paris Bordelle, die diese Neigung bedienen, indem die dort tätigen Dienstleisterinnen entsprechend bekleidet, geschminkt und …äh… „lethargisch” sind.

Klasse 2: Romantische Nekrophile
Hinterbliebene, die den Körper (oder einen Teil davon) ihres geliebten Verstorbenen konservieren und aufbewahren, um dadurch eine psychosexuelle Stimulation zu erfahren. Diese Nekrophilen zeigen hingegen kein Interesse am toten Körper eines anderen als des Verstorbenen.

Klasse 3: Nekrophile Fanatasierer
Diese Menschen fantasieren intensiv über den Geschlechtsakt im Zusammenhang mit oder im Umfeld des Todes. Häufig besuchen sie um des Anblicks von Leichen halber Friedhöfe oder Begräbnisfeiern. Manche üben den Geschlechtsakt neben Särgen aus oder masturbieren bei Trauerfeiern.

Die Paraphilen der ersten drei Klassen kommen nur sehr selten in körperlichen Kontakt mit einer Leiche. Diejenigen, denen der Anblick einer Leiche für sexuelle Stimulation ausreicht, werden als „platonische Nekrophile” bezeichnet, wohingegen Menschen, die durch Begräbnis- oder Trauerfeiern erregt werden, als „Taphophile” bezeichnet werden.

Klasse 4: Taktile Nekrophile
Das Interesse an Leichen weitet sich zum Wunsch, sie zu berühren, aus. Taktile Nekrophile streicheln oder lecken „sexuell relevante” Körperteile, wie z.B. die Brüste oder manipulieren die Geschlechtsorgane um sich sexuelle Erregung und Befriedigung zu verschaffen. In diese Klasse fielen, so der Autor, auch Medizinstudenten, die bei der Präparation von Leichen eine Erektion bekommen.

Klasse 5: Fetischistische Nekrophile
Fetischistische Nekrophile trennen Teile, wie z.B. die Brust, einer Leiche ab, konservieren sie und bewahren sie auf, um sie als sexuellen Fetisch für ihre nekrophilen Betätigungen zu verwenden. Sie unterscheiden sich von Klasse 2 dadurch, daß sie auch durch die Teile ihnen fremder Verstorbener erregt werden, sie füllen durch ihre Nekrophilie also nicht (wie bei Klasse 2) das psychosexuelle Vakuum, welches ein geliebter Mensch hinterlassen hat, ausgefüllt wird.

Klasse 6: Nekromutilomanische
Das Interesse an und die Erregung durch Leichen kann nicht mehr durch bloße Berührung befriedigt werden: Menschen mit Nekromutilomanie genießen es, Leichen zu verstümmeln und zu zerstückeln und dabei zu masturbieren. Viele Nekromutilomane versuchen daher, Berufe auszuüben, wie z.B. den des medizinisch-anatomischen Präparators, in denen sie Gelegenheit haben, Leichen mit Schneidwerkzeugen zu Leibe zu rücken.

Klasse 7: Opportunistische Nekrophile
Diese Klasse umfasst Menschen, die eigentlich und normalerweise Sex mit Lebenden haben, jedoch bei einer sich bietenden Gelegenheit sich sexuell mit einer Leiche befassen. Aggrawal nennt als Beispiel einen Mann, der versehentlich seine Partnerin erschoss und sich dann an der Leiche verging. Außerdem fallen in diese Kategorie auch Bestatter, Seeleute und andere Menschen, die leichten Zugang zu Leichen haben können. Aber auch Mörder, die ihren Mord aus anderen Motiven als der sexuellen Befriedigung begangen haben, sich jedoch nach vollbrachter Tat dem Geschlechtsakt mit der Leiche hingeben, zählen hierzu.

Klasse 8: Reguläre oder „klassische” Nekrophile

Die “klassischen Nekrophilen” sind diejenigen, die Sex mit Toten dem mit Lebenden vorziehen, zu letzterem aber imstande sind, auch wenn er ihnen nur wenig Vergnügen bereitet. In dieser (wie auch in jeder anderen) Klasse finden sich vornehmlich Männer.

Klasse 9: Homizidale Nekrophile
Die gefährlichsten Nekrophilen finden sich in dieser Kategorie. Diese Menschen würden einen anderen Menschen töten, um mit seiner Leiche Sex haben zu können. Sie sind zwar in der Lage, Geschlechtsverkehr mit Lebenden auszuüben, aber ihr Drang nach Sex mit Toten ist so groß, daß sie zwanghaft Menschen töten, um sich mit/an der Leiche zu befriedigen. Eine andere Bezeichnung für dieses Verhalten ist “warme Nekrophilie”, da der Geschlechtsakt an der noch nicht abgekühlten Leiche verübt wird. In diese Kategorie fallen auch viele der sogenannten “Lustmörder”. Ein bekannter Vertreter ist Jeffrey Dahmer.

Klasse 10: Exklusive Nekrophile
Vertreter dieser Klasse sind wahrscheinlich am seltensten, denn sie sind nicht mehr fähig, Geschlechtsverkehr mit Lebenden auszuüben. Ihre Sexualität ist ausschließlich auf Leichen ausgerichtet.

Wir kennen nun also 10 Klassen der Nekrophilie und erschöpft schließe ich mich dem Autor in seiner Hoffnung an, daß seine neue, dringend benötigte Taxonomie dieser sexuellen Paraphilie endlich die Verwirrung beendet, die unlängst beim Ringen um Begriffe für dieselbe entstanden war.

_________________________

Nachtrag (August 2011):
Soeben erschien ein aktueller Fallbericht über einen 40-jährigen deutschen Nekrophilen im Journal of Forensic and Legal Medicine, der 20 Jahre lang nekrophiles Verhalten gezeigt und zuletzt seine Aktivitäten sogar auf Photo und Video dokumentiert hatte. Unter anderem hatte er Leichen “seziert” und abgetrennte Körperteile für sexuelle Zwecke mit nach Hause genommen (das entspräche wohl den Klassen 5 und 6 aus obiger Auflistung). Der Autor des Fallberichts nimmt übrigens auch ausführlich Bezug auf die Arbeit Aggrawals.

_____________

Literatur:
Aggrawal A (2009). A new classification of necrophilia. Journal of forensic and legal medicine, 16 (6), 316-20 PMID: 19573840

Nachtrag (August 2011)
Boureghda SS, Retz W, Philipp-Wiegmann F, & Rösler M (2011). A case report of necrophilia – A psychopathological view. Journal of forensic and legal medicine, 18 (6), 280-4 PMID: 21771559


Musikvorschläge:

“I love the dead” von Alice Cooper
“Nekrophiler Sonntag” von Totenmond

flattr this!

Kommentare (59)

  1. #1 rolak
    27/05/2011

    Diese Begriffsbestimmung war aber auch wirklich nötig. Erst letzten Dienstag hatten wir im Gesprächskreis ehrlich echte Probleme beim befreienden Aussprechen…

    Ergänzend zu den Empfehlungen hätte ich noch die gut abgehangene 71er Scheibe “Friedhof“. Mußte ich soeben zwangsläufig auftischen bzw -legen.

  2. #2 Björn Reinhardt
    27/05/2011

    🙂 Die Musikvorschläge hats gebraucht…

  3. #3 Stefan
    27/05/2011

    Rammstein – Heirate mich

    Wäre mein Musikvorschlag hierzu 😉

    Ich finds übrigens gut, dass hier auch mal etwas “ungewöhnliche” Themen behandelt werden

  4. #4 redeye
    27/05/2011

    Uff! WTF trifft es recht gut.
    Ich glaube ich habe die nächsten Tage keine Lust auf Sex… 🙂

  5. #5 Slammer
    28/05/2011

    “Ich glaube, meine Frau ist tot.” – “Um Himmels Willen, wie kommst Du denn auf die Idee?!?” – “Na ja, im Bett war’s wie immer – aber die Küche sieht aus…”

  6. #6 maxfoxim
    28/05/2011

    @ Slammer: Wenn wir bei Jeopady wären…
    Welchen Witz hat einmal Herpe Kerkling erzählt? 😛

  7. #7 Ulli
    28/05/2011

    Sorry, nach “Sexualpräferenz, die auf Leichen gerichtet ist” hab ich aufgehört zu lesen.

  8. #8 Theres
    28/05/2011

    @all
    Danke, ohne die passende Musik wäre es nicht gegangen … “Heirate mich” finde ich … sagen wir mal komisch 😉
    Huh, WTF … äh, gut, dass wir mal drüber geredet haben. Ist es vermessen, wenn ich mir Gedanken um den Autor mache, also um den indischen Arzt?
    Hat der wirklich Fälle untersucht? Ja, wie viele solcher Gestörter gibt es denn, dass es so eine Klassifizierung braucht?

  9. #9 blogjoker
    28/05/2011

    Der optimale Song zum Thema Nekrophilie:

    https://www.lyricsfreak.com/a/alice+cooper/i+love+the+dead_20005774.html

    Kurz, direkt und ohne esoterisches Geschwurbel.

    Geeignet für alle Rechtsmediziner, die ihren trögen Arbeitsalltag mit stimmungsvoller Musik aufpeppen möchten…

    …wie z.B. für diesen Herrn, dessen unkonventionelle Arbeitskleidung und Untersuchungsmethodik bei konservativen Kollegen allerdings auf Unverständnis stoßen könnte:

    https://static.motor.de/bilder/7aefb9fb38a21889c7858847f861f4eb.jpg

  10. #10 rolak
    28/05/2011

    Komisch, ich dachte beim discounter hätte es vor kurzem 1A-Lesebrillen gegeben. Oder sind bei der Aldi-Patience keine Joker erlaubt? 😉

  11. #11 blogjoker
    28/05/2011

    @rolak
    Diese Vermutung ist naheliegend; aber die Ursachen von Störungen bei der Übertragung optisch codierter Informationen müssen nicht zwangsläufig beim Empfänger liegen. Es könnte auch der Sender sein.

    Die meisten PC-Anwender verwenden ihren Monitor ja fast ausschließlich als Ausgabegerät für die Signale des Grafikadapters.

    Handelsübliche Displays können aber auch mit einfachen Handgriffen zu einem hintergrundbeleuchteten Seziertisch umfunktioniert werden. Mit speziellen Screensavern und geeigneten Untersuchungsobjekten ergeben sich dabei oft bemerkenswerte Kombinationen, deren individueller Reiz nicht unbedingt wissenschaftlich begründet sein muss.

    Die dabei auftretenden mechanischen Belastungen können zu irre!versiblen Pixelfehlern führen, wodurch die vollständige Darstellung von Webseiten eingeschränkt und als Ausgleich das Klassenschema der Nekrophilie um eine Stufe erweitert wird.

  12. #12 rolak
    28/05/2011

    hmm, ist das etwa der Versuch des Aufstellens der Hypothese, daß Winkeladvokats Lieblingsfont FlySpeck 3 durch prinzipbedingte Phänomene der aktuellen Monitortechnik im digitalen Rauschen unterzugehen droht?
    Klingt interessant…

    Diese neue Klasse, wäre das dann die Epistolophile N., das sich Wälzen in gesammelten Pixeln gemeuchelter Textbausteine?

  13. #13 BreitSide
    28/05/2011

    xxx

  14. #14 Miro
    28/05/2011

    “In diese Klasse fielen, so der Autor, auch Medizinstudenten, die bei der Präparation von Leichen eine Erektion bekommen.”

    Also DAS finde ich etwas weit hergeholt. Jeder Kerl sollte doch aus eigenen Erfahrungen erzählen können, dass es weit weniger Bedarf für so eine Er… Reaktion ;D

    Und die Seeleute und Bestatter tun mir auch irgendwie Leid …

  15. #15 Andreas P.
    29/05/2011

    WTF, indeed. Bei dem Thema erreiche ich die Grenzen meiner Vorstellungskraft …

  16. #16 nastes
    30/05/2011

    Interessanterweise gibt es mindestens auch einen Fall aus dem Tierreich. Klasse 7. wenn ich mich nicht täusche. (Schon prima die Arbeit von Herrn Aggrawal)
    https://www.nmr.nl/nmr/binary/retrieveFile?instanceid=16&itemid=2574&style=default

    WTF-Nekrophilie triffts ziemlich gut 🙂

    nastes

  17. #17 miesepeter3
    30/05/2011

    In unserer ach so aufgeklärten und toleranten Gesellschaft täte sich doch da eine völlig neue Einnahmequelle für die Krankenhäuser auf, sozusagen als Äquvilent zur Organspende.
    Die Überzeugungsarbeit an den trauernden Hinterbliebenden kann man bestimmt auch in entsprechenden Seminaren lernen.

  18. #18 noch'n Flo
    30/05/2011

    @ mp3:

    Als ob die Spitäler an der Organspende verdienen würden…

    Musstest mal wieder ein bisschen herumtrollen, was?

  19. #19 miesepeter3
    30/05/2011

    @noch`n Flo

    Klar doch, die Operateure machen`s umsonst und die teuren OP-Säle werden solange für andere Operationen, die Geld bringen würden, gesperrt. Die Medikamente gegen die Abstoßung sind Spenden der Pharmaindustrie. Ziel: noch viel mehr Organspenden anstatt konventioneller Heilbehandlungen, damit die Krankenkassen gaanz viel Geld sparen und die Beiträge stabil bleiben. Wer ist hier eigentlich der Troll?

  20. #20 108
    30/05/2011

    “Aggrawal nennt als Beispiel einen Mann, der versehentlich seine Partnerin erschoss und sich dann an der Leiche verging.”

    Versehentlich die Partnerin erschiessen und sich dann an der Leiche vergehen. Was sollte einem dann auch sonst einfallen. Also wirklich 😉

  21. #21 noch'n Flo
    30/05/2011

    @ mp3:

    Klar doch, die Operateure machen`s umsonst und die teuren OP-Säle werden solange für andere Operationen, die Geld bringen würden, gesperrt. Die Medikamente gegen die Abstoßung sind Spenden der Pharmaindustrie. Ziel: noch viel mehr Organspenden anstatt konventioneller Heilbehandlungen, damit die Krankenkassen gaanz viel Geld sparen und die Beiträge stabil bleiben. Wer ist hier eigentlich der Troll?

    Nur mal zur Info:

    1. Das Krankenhaus, in dem der Organspender liegt, verdient (fast) gar nichts. Zumindest solange keine entsprechenden Ausgleichsvereinbarungen mit dem Krankenhaus, in dem der Organempfänger liegt, bestehen. Nur das letztere kann nämlich den gesamten Vorgang abrechnen. Das “Spenderkrankenhaus” macht seine ganze Arbeit in der Tat “für lau”. In der Hoffnung, dass das andere Krankenhaus für einen selber irgendwann einmal dasselbe tun wird.

    Organspende und Organempfang finden nämlich in den allerseltensten Fällen in demselben Krankenhaus statt!

    2. Ja, bei der Organentnahme wird tatsächlich ein OP-Saal für 1 oder 2 Stunden gesperrt. Es dient aber immerhin der Rettung eines Lebens.

    3. Organtransplantationen finden nur in Fällen statt, wo jegliche andere Therapie nutzlos wäre. Die von Dir genannten “konventionellen” Behandlungen sind zu diesem Zeitpunkt bereits ausserhalb jeglicher Diskussion. Wäre angesichts des chronischen Mangels an Spenderorganen auch gar nicht anders möglich.
    Und jeder, der mit solchen Argumenten von der Organspende abrät, tötet definitiv Menschen!

    4. Organspenden können tatsächlich auf lange Sicht Kosten sparen. Zum Beispiel, wenn ein schwerst Nierenkranker nach einer Organspende nicht mehr 3x pro Woche an die Dialyse muss. In der Gesamtrechnung sind die Medikamente, die eine Organabstossung verhindern, dann plötzlich um den Faktor 10 (!) billiger, als die Fortsetzung einer jahrelangen Dialyse.

    Also: bevor man hier in Zukunft herumpupt – besser erstmal informieren, wie die Dinge wirklich sind!

    Was die Beitragssteigerungen angeht: dafür gibt es mehrere Gründe:

    1. Die Krankenkassen verdienen immer noch sehr gut am aktuellen System (vor allem die Vorstände).

    2. Die Kliniken verdienen immer noch sehr gut am aktuellen System (vor allem der riesige Haufen von Managern, die die Medizin eigentlich nicht braucht).

    3. Die Menschen werden immer älter – ergo tauchen auch immer mehr schwere bzw. chronische Krankheiten auf.

    Lösungsvorschlag:

    ad 1) weniger Krankenkassen, vor allem mit geringeren Bezügen für die Kaufleute

    ad 2) dito für die Krankenhäuser

    ad 3) die Menschen dürfen nicht mehr so alt werden

    Überbringst Du bitteschön allen drei genannten Instanzen die “frohe Botschaft”?!?

  22. #22 Jan von nebenan
    31/05/2011

    @noch’n Flo: Sehr schön! Ob mp3 wohl auch noch so redet, wenn er selbst mal auf eine Organspende angewiesen sein sollte..?

  23. #23 Belles Lettres
    31/05/2011

    Die Auskunft zur Herkunft des Begriffs bei Wikipedia ist eine unwissenschaftliche Ad-hoc-Interpretation und sprachlich falsch.

    Der Begriff ‘Nekrophilie’ ist nicht griechisch, wie Wikipedia behauptet. Es gibt das Wort νεκροφιλία im klassischen Griechischen nicht, deshalb ist die griechische Lautung und Schreibung irreal. ‘Nekrophilie’ ist ein Fremdwort, das heißt es ist außerhalb des Griechischen aus Elementen zusammengesetzt, die aus dem Griechischen stammen.

    Auch die Elemente von ‘Nekrophilie’ stimmen nicht. ‘Nekrophilie’ ist die Substantivierung von ‘nekrophil’. Solche Kunstadjektive à la Grecoise werden mit -ie > -ia substantiviert.

    Erster Schritt: nekr-o- + phil
    Zweiter Schritt: nekrophil + ia

  24. #24 miesepeter3
    31/05/2011

    @noch`n Flo

    Hast ja mit fast allem Recht, aber eben nur fast. Wenn das “ausbauende” Krankenhaus das unentgeltlich macht, in der Hoffnung, dass das Empfängerkrankenhaus (oder ein anderes) ihm den gleichen Liebesdienst irgendwann erweist, so ist das eine Investition in die Zukunft (Kosten), die dann irgendwann durch den Erlass von Kosten durch andere Krankenhäuser ausgelichen wird. Umsonst kann man das nicht nennen. Jedenfalls denken Betriebswissenschaftler da ganz anders.
    Eine durchschnittliche Nierentransplantation ohne Komplikationen kostet im Schnitt 51.000,00 € inklusive ein Jahr Nachsorge und Medikamente nur beim durchführenden Krankenhaus. Dafür kann ein Patient etwa 10 Jahre Dialyse machen, wird aber aufgrund seiner Krankheit aber meist nicht mehr so lange leben. Also auch hier ist Deine Rechnung nicht so ganz zutreffend. Natürlich werde ich keinem empfehlen, solche lebensrettenden Operationen aus G E L D G R Ü N D E N nicht durchzuführen. Insoweit weise ich Deinen Vorwurf, wer deshalb von solchen Operationen abrät, tötet Menschen, zurück. (Wer tötet eigentlich die Organlieferanten?)
    Deine Punkt 3 ist lediglich albern. Über die Punkte 1 und zwei kann man diskutieren.
    Ist aber hier nicht das Thema. Das sind hier die Liebhaber Toter aus anderen Gründen. Laß uns deshalb wieder zum Hauptthema zurückkommen.

    @Jan von nebenan

    “Sehr schön! Ob mp3 wohl auch noch so redet, wenn er selbst mal auf eine Organspende angewiesen sein sollte..?

    Weiß er natürlich jetzt noch nicht so genau, hat es sich aber vorgenommen für den Fall , dass…..

  25. #25 nastes
    31/05/2011

    @mieserrechner3

    Eine durchschnittliche Nierentransplantation ohne Komplikationen kostet im Schnitt 51.000,00 € inklusive ein Jahr Nachsorge und Medikamente nur beim durchführenden Krankenhaus. Dafür kann ein Patient etwa 10 Jahre Dialyse machen, wird aber aufgrund seiner Krankheit aber meist nicht mehr so lange leben.

    Keine Ahnung wo du dir so deine Zahlen herholst (Quellen?), hier wohl nicht:
    https://www.springerlink.com/content/l28278874p88u6x1/ *
    dort sind die Kosten für die Dialyse mit ca 33.000-68.000 EUR im Jahr angegeben (Durchschnitt 55.000EUR).
    Aber ich zitier dann einfach mal:

    Kosteneffektiver im Vergleich zur Dialyse ist die Nierentransplantation.
    Der operative Eingriff kostet einmalig 70 000 Euro und bei Lebendorganspende
    bis zu 75 000 Euro [30]. Die Jahreskosten für einen erfolgreich nierentransplantierten
    Patienten betragen mit 15 000–20 000 Euro ein Viertel bis ein Drittel dessen, was eine Nierenersatztherapie mit Dialyse kosten würde [12].

    Durchschnittliche Funktionszeit einer transplantierten Niere ist laut Wikipedia 9 Jahre. Kostet also im Durchschnitt die Hälfte wie eine Dialyse für den selben Zeitraum.

    nastes

    *Keller F, et al. Geld und Dialyse Med Klin 2007;102:659–64 (Nr. 8)

    [12] Hagenmeyer EG, Haussler B, Hempel E, et al. Resource use and treatment costs after kidney transplantation: impact of demographic factors, comorbidities,
    and complications. Transplantation 2004; 77:1545–50.

    [30]Oostenbrink JB, Kok ET, Verheul RM. A comparative study of resource use and costs of renal, liver and heart transplantation. Transpl Int 2005;18: 437–43.

  26. #26 noch'n Flo
    31/05/2011

    Ich muss allerdings zugeben, dass ich ein wenig befangen bin, was das Thema Organspende angeht.

    Meine Schwester leidet an einer “Primär Sklerosierenden Cholangitis” – einer chronischen Erkrankung der Gallenwege, die zwangsläufig irgendwann einmal zu Lebertumoren führen wird. Damit wird sie in absehbarer Zeit einmal ein Spenderorgan brauchen.

    Ich habe mich bereits vor Jahren testen und danach als Spender für eine Lebend-Teil-Leberspende registrieren lassen. Ist zwar auch für mich nicht so ganz ohne, aber letztlich war es für mich selbstverständlich, dass ich mich, als meine Schwester die Diagnose erhielt, sofort als ihr persönliches Organ-Ersatzteillager zur Verfügung gestellt habe.

    Meine einzige Bedingung: ich möchte von meiner Entnahme-OP ein Video haben (ist in grösseren Transplant-Zentren aber heutzutage überhaupt kein Problem). Ist irgendwie ärztliche Neugier – man bekommt eben nicht alle Tage die Gelegenheit, sich selber mal von innen zu betrachten… (und der Eingriff ist eine richtig schön grosse Bauch-OP)

    Ist das jetzt eine schlimmere Perversion als Nekrophilie?!?

  27. #27 Claudia
    31/05/2011

    @ noch’n Flo: ich finde das keineswegs pervers, sondern kann das bestens nachvollziehen 😀 Ich würde das genauso tun (bis auf die Tatsache, daß ich es nicht nur Bedingung machen würde). Ansonsten: Hut ab für Deine Aufopferungsbereitschaft.

    Hätte ich die Chance, mein Inneres zu sehen, würd ich das SOFORT tun. Und da ich mich hier als Maßstab für Normalität heranziehen möchte, attestiere ich Dir, daß auch Du vollkommen normal bist 😉

  28. #28 s.s.t.
    31/05/2011

    @noch’n Flo

    Ist das jetzt eine schlimmere Perversion als Nekrophilie?!?

    Was ist schon pervers? Wo ist die Grenze? (Mit ohne Smiley.)

  29. #29 noch'n Flo
    31/05/2011

    @ Claudia:

    Naja, “Bedingung” ist in diesem Falle ein weit zu fassender Begriff… bin einfach nur unglaublich neugierig… (wahrscheinlich eine typische Ärzte-Krankheit)

  30. #30 Cornelius Courts
    18/08/2011

    So, habe heute noch einen Nachtrag geliefert. Es gibt einen Fallbericht zu einem Nekrophilen in “freier Wildbahn” 😉

  31. #31 rolak
    24/08/2011

    So eine Art Nachtrag habe ich auch gerade gefunden: “When does CPR become necrophilia?” (S02E02 ~13:50)

  32. #32 Cornelius Courts
    25/08/2011

    @rolak: :-D, sehr schön!
    Oder der folgende Vers:

    Ohne Liebe ist der Atem nur das Ticken einer Uhr.
    Ohne Atem ist Liebe nur Nekrophilie.

  33. #33 rolak
    25/08/2011

    Hey, das ist doch ein wunderschönes Prachtexemplar fürs Poesie-Album. Fragt sich nur, ob ich dann noch mehr als insgesamt einmal um einen Beitrag gebeten werde…

    Habs auf jeden Fall in die snippets-o-sthg aufgenommen.

  34. #34 BreitSide
    28/08/2011

    @CC: himmlischer Vers! Erhebliche Fallhöhe. Ist das jetzt eine Katachrese oder eine parodierte Parömie?

    Belles Lettres, Ihr Einsatz!

  35. #35 Necro
    30/08/2011

    Diese Einteilung in 10 Gruppen ist recht verworren und teilweise unsinnig, weil ein und dieselbe Person in mehreren Gruppen sein kann. Außerdem werden die Kriterien vermischt, teilweise wird nach praktischen, dann wieder nach psychologischen Gesichtspunkten unterschieden.
    Psychologisch interessanter als die Nekrophilen finde ich ja die Reaktionen der “normalen” Menschen, da sie damit Teile ihres wahren Selbst offenbaren, z.B. ihre Ängste, ihre Wertmaßstäbe, ihre Einstellung zum Tode, auch dem eigenen, ihre Verankerung in Gesellschaftsnormen, ihre religiösen Vorstellungen usw..
    Es gab mal ein interessantes Forum über Nekrophilie, das aber irgendwann gelöscht wurde, weil es von psychopathischen Sadisten und Lustmödern in Beschlag genommen wurde, die darauf strafbare und niveaulose Inhalte verbreiteten…
    Gibt`s den aktuellen Artikel nur für Leute, die Beiträge an die Journals abdrücken? Freie Wissenschaft sieht ja anders aus.

  36. #36 Necro
    30/08/2011

    Ach ja, ich habe als Dankeschön noch einen Witz für Cornelius` Kollegen:
    Unterhalten sich zwei Rechtsmediziner (alternativ auch Pathologen oder Bestatter) über ihre Arbeit:
    „Gestern hatte ich eine Leiche auf dem Tisch, die einen Kitzler wie eine Gurke hatte.“
    „Wieso, war er so grün und lang?“
    „Nein, aber so sauer.“

  37. #37 rolak
    06/11/2011

    Und noch einen aus der Welt der Unterhaltung: Family Guy, S02E06, 13:30..14:00 (ca.).

  38. #38 s.s.t.
    07/11/2011

    …Doch jetzt steht der 45-Jährige aus dem russischen Nischni Nowgorod unter einem haarsträubenden Verdacht: Er soll über Jahre die Leichen von jungen Frauen auf den Friedhöfen der Region ausgebuddelt und zu sich nach Hause verfrachtet haben. Dort habe er die leblosen Körper wie Puppen eingekleidet und auf Sesseln und Sofas drapiert, so der Vorwurf…Ein Einsatzkommando habe 29 mumifizierte Leichen gefunden, berichtete die örtliche Polizei.

    https://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,796360,00.html

  39. #39 rolak
    07/11/2011

    <OT>
    Was zum Henker ist das Besondere an dieser Stadt? Vor ~10 Jahren zum ersten Mal gehört in einem alten Edelweißpiratenlied bei einem Vortrag von Jean Jülich (leider letzten Monat verstorben) — und seitdem kommt Ni-No geradezu in jedem zweiten Satz vor^^
    </OT>

  40. #40 michael
    07/11/2011

    > Was zum Henker ist das Besondere an dieser Stadt

    Der “einzigartiger hyperbolischer Stromleitungsmast” natürlich, wie Wikipedia weiss!

  41. #41 rolak
    08/11/2011

    Danke, das erklärt natürlich alles…

  42. #42 Cornelius Courts
    08/11/2011

    man vergesse auch nicht die inzwischen aufgelöste italienische Black Metal-Band “Novgorod”… der Name klingt einfach “evil”
    🙂

  43. #43 noch'n Flo
    08/11/2011

    @ rolak:

    Ebenfalls OT:

    Also ich kannte Ni-No schon seit meiner Kindheit – in Jules Vernes Klassiker “Der Kurier des Zaren” hat der Zug, mit dem der Titelheld zu Beginn der Geschichte reist, genau diese Stadt als Endpunkt.

  44. #44 rolak
    16/12/2011

    Etwas (halbwegs) thematisch Passendes:

    Die zahlen ja jetzt in Griechenland da unten den Toten keine Rente mehr aus. Das finde ich auch humorlos – Immer auf die, die sich nicht mehr wehren können. Schlimm.

    (Nuhr)

  45. #45 rolak
    22/01/2012

    Offensichtlich gibt es hier die meisten Nach-Fundstücke 😉 Mama^^

  46. #46 rolak
    17/06/2012

    Ja wer hat denn das Bild rausfliegen lassen ‘due to violation’ etc pp? Anscheinend nur von mir weiterverlinkt, nicht selber hochgeladen (url nicht in der Datenbank), nu, shit happens. Wemmer nit alles selvs määd…

    Doch vorbeigekommen bin ich wegen eines Dialoges aus (guck doch mal bitte kurz weg, Cornelius) CSI Las Vegas 5.5 4:18 (jetzt darfst Du wieder 😉

    -Die Leute gehen immer erst, wenn die Leiche abtransportiert wird.
    -Nekrophiler Voyeurismus.

    Nette Formulierung, läßt mich auch ein wenig nachdenklich werden bzgl der gesammelten Gafferei, egal ob Leiche oder nicht. Nekrophil=morbid2.0, morbid=schadenfreudig2.0, schadenfreudig=neugierig2.0, alles ein Trieb?

  47. #47 Fiorina
    29/06/2012

    Man müsste mal Heterosexualität in solche Kategorien einteilen. Da gäbe es sicherlich mehr als 10 Klassen.

    Ich bin nekrophil und keine der beschriebenen Klassen trifft voll auf mich zu und übrigens bin ich eine Frau.

    Leider wird durch die Medien, aber auch durch wissenschaftliche Publikationen, ein Meinungsbild über Nekrophilie und Nekrophile geschaffen, dass an der Lebensrealität von tatsächlich Nekrophilen völlig vorbeigeht. Nicht jeder Nekrophile ist kriminell, ein potentieller Gewalttäter oder krank. In unserer Gesellschaft werden nur diese Fälle bekannt. Denn wer traut sich schon, sich in dieser Gesellschaft als nekrophil zu outen? Wenn man tatsächlich nekrophil ist, nützt auch ein Gang zum Psychiater nichts oder hat einer von Euch schon mal geschafft, seine sexuelle Orientierung und/oder Präferenzen zu verändern?

    Die menschliche Sexualität ist vielfältig. Wir werden zur Heteronormativität erzogen. Alles was nicht diesem Entwurf von Sexualität entspricht, wird verdrängt, abgelehnt, ausgegrenzt und als krank eingestuft.

    Dabei gäbe es Wege Nekrophilie leben zu können, ohne dass jemand zu Schaden kommt.

  48. #48 Cornelius Courts
    29/06/2012

    @Fiorina:
    erstmal danke für den Kommentar. Hierbei:
    “aber auch durch wissenschaftliche Publikationen, ein Meinungsbild über Nekrophilie und Nekrophile geschaffen, dass an der Lebensrealität von tatsächlich Nekrophilen völlig vorbeigeht. Nicht jeder Nekrophile ist kriminell, ein potentieller Gewalttäter oder krank.”

    stimme ich nicht ganz zu, denn im besprochenen Artikel werden ja dieverse Klassen nekrophilen Verhaltens beschrieben, die strafrechtlich völlig irrelevant sind.
    Ich weiß ja nicht, ob es eine regelrechte Nekrophilenszene gibt, oder ob Du jetzt noch so viele andere Nekrophile kennst; ich wäre aber an Deiner Einschätzung interessiert, wie die “Lebensrealität von tatsächlich Nekrophilen” denn aussieht, insbes. wenn, wie Du andeutest, die 10 o.g. Klassen deren Verhalten gar nicht richtig abbildet.

    “Die menschliche Sexualität ist vielfältig. Wir werden zur Heteronormativität erzogen. Alles was nicht diesem Entwurf von Sexualität entspricht, wird verdrängt, abgelehnt, ausgegrenzt und als krank eingestuft.”

    Daß Nekrophilie als eine Paraphilie, also Störung der sex. Präferenz und damit im weitesten Sinne als Krankheit klassifiziert wird, hat wohl am ehesten damit zu tun, was von der Gesellschaft als “normal” oder eben pervers aufgefasst wird.
    In einem anderen Thread ( https://www.scienceblogs.de/bloodnacid/2011/06/wtf-forensik-zoophilie-reloaded.php#comment224287 ) habe ich dazu geschrieben: “Pervers wäre demnach also nichts endgültig bestimmtes, sondern pervers wäre, was von den meisten pervers gefunden wird. Darunter dürften nach dieser Lesart wohl auch Nekrophilie und Zoophilie fallen. ”

    Ich persönlich vertrete, was Sexualität im speziellen aber auch allgemein fast alle Interaktionen zwischen Menschen angeht, die Meinung, daß solange alles zwischen des Einvernehmens Fähigen einvernehmlich geschieht, niemand zu etwas gezwungen und kein Dritter in Freiheit oder Rechten beeinträchtigt wird, es keine Verbote geben sollte, insbes. natürlich nicht, weil sich irgendwelche Leute in ihrem sittlichen oder sogar religiösen Empfinden gestört fühlen.
    Bei Nekrophilie (sagen wir ab Klasse 3 aufwärts) könnte das jedoch, je nach Ausprägung, schwierig sein, denn wie soll die entsprechend geneigte Person mit dem Ziel, sich sexuelle Befriedigung zu verschaffen, sich Zugang zu Toten, Teilen von Toten, Begräbniszeremonien etc. verschaffen können, ohne dadurch andere Menschen zu beeinträchtigen oder geltendes Recht zu brechen?

  49. #49 Fiorina
    29/06/2012

    Ich zitiere Necro: “Diese Einteilung in 10 Gruppen ist recht verworren und teilweise unsinnig, weil ein und dieselbe Person in mehreren Gruppen sein kann. Außerdem werden die Kriterien vermischt, teilweise wird nach praktischen, dann wieder nach psychologischen Gesichtspunkten unterschieden.”

    “Warnung: in dieser Reihe wird es immer wieder zu Begegnungen mit und Blicke in die tiefsten menschlichen Abgründe.”

    Dieses Zitat in deiner Einleitung ist negativ wertend. Damit reihst du dich ein in die gesellschaftliche Konvention, nekrophile Neigungen als zutiefst krank anzusehen. So steht es ja auch in den Büchern, die du in deinem Studium gelesen hast.

    Immerhin relativierst du das aber in deiner Antwort an mich in deinem 4. und 5. Absatz (was pervers ist, definiert eine Mehrheit, einvernehmliche sexuelle Handlungen sind i.O.)

    Zunächst geht es auch gar nicht darum, ob es strafrechtlich relevant ist oder nicht. Die meisten würden ja einen Necrofantasiser, der sich outet, schon schief angucken. Der fehlt z.B. oben schon. Denn er ist weder ein Rollenspieler, wie unter Klasse 1 beschrieben, noch passt der Text unter Klasse 3 auf ihn, wobei er auf einen Teil der Necrofantasiser zutreffen würde.

    Es geht darum, dass es in unserer Gesellschaft unzählige unausgesprochene Verbote und Tabus gibt und Menschen voreilig mit einer angeblichen Moral verurteilt werden. Diese Moral wurde aber indoktriniert. Nur wenige Menschen strengen ihr Köpfchen an und reflektieren gesellschaftliche Konventionen. Menschen werden bezeichnet und in Schubladen gesteckt. Motive und Verhalten werden verallgemeinert. Klar, braucht der Mensch Schubladen, weil unser Gehirn so funktioniert. Aber im Prinzip sind oben genannte Klassen doch nur entstanden, weil man alles zusammen getragen hat, was bei Nekrophilen vorkam, die “aufgefallen” sind.

    Meine ironische Aussage Heterosexuelle in Klassen einzuteilen, sagt es im Prinzip schon: Sind Menschen wirklich so einfach einzuordnen? Sind die Nekrophilen, die “aufgefallen” sind, tatsächlich repräsentativ für alle Anderen (die Dunkelziffer)?

    Zu meiner Lebensrealität kann ich dir gerne einige Fragen beantworten. Aber nicht hier. Du müsstest ja meine E-Mail Adresse haben.

    Über andere kann ich dir selbstverständlich aus Loyalitätsgründen nichts sagen, nur dass ich weiß, dass ich nicht die Einzige bin, weder in Deutschland, noch nicht mal in meinem Bundesland und weltweit schon gar nicht.

    Auch über meinen Ansatz wie Nekrophilie legalisiert werden könnte, möchte ich mich hier nicht weiter öffentlich auslassen.

    Bei der aktuellen breiten Gesellschaftsmeinung und gesetzlichen Lage, stimme ich dir zu, ist es sehr schwer, sich sexuelle Befriedigung zu verschaffen. Deswegen bleiben viele abstinent und oder balancieren auf dem schmalen Grat zwischen ihrer Erfüllung und ihrer Moral/Integrität.

  50. #50 rolak
    29/06/2012

    Ich befürchte, da hast Du etwas falsch zugeordnet, Fiorina – die ‘menschlichen Abgründe’ beziehen sich auf das bewegende Moment des Autors dieser Klassifikation und nicht auf die Psyche der damit Einsortierten.

  51. #51 rolak
    28/11/2012

    Es weihnachtet, die Tage & Nächte werden kälter, die meisten klappern mit den Zähnen, andere mit den Knochen.

  52. #52 Fiorina
    08/12/2012

    Z.B. wird in der Wissenschaft zum Thema Nekrophilie die Auffassung vertreten, dass Nekrophile eher in der Ausnahme weiblich sind. Seit meiner bald nun einjährigen Suche nach anderen Nekrophilen habe ich allerdings nur einen echten männlichen Nekrophilen getroffen und neun weitere weibliche Nekrophile. Nur wir fallen alle 10 nicht so “negativ” auf, dass man uns in irgendwelchen wissenschaftlichen Werken erwähnen oder unsere krankhafte Psyche analysieren müsste. Ich habe mich mit einigen zu der Einteilung von Aggrawal ausgetauscht. Keiner von uns findet sich darin wieder.

  53. #53 rolak
    06/07/2013

    Seit bummelig 10 Jahren durchs Netz geisternd – keinen Beleg gefunden (BLÖD(?)), aber einfach zu passend: Schwule Stockente schändet Erpelleiche.

  54. #54 Wurschtzipfel
    Stuttgart
    07/07/2013

    Mein Alltag wird nicht von diesem Thema bestimmt. Aber ich lebe mit meinen Phantasien und Ideen. Meine Neugierde darüber, was Andere über die Nekrophilie denken oder wissen wurde bislang immer wieder enttäuscht: Das Volk weiß gar nichts, klammert sich an Aussagen vom deutsch-amerikanischen Psychoanalytiker Erich Fromm und steckt dieses Thema schnell wieder in die Schublade “voll krank”. Es zeigt nicht nur die Ignoranz, die Gleichgültigkeit der Gesellschaft, es zeigt auch, wie schlecht sie den Tod verarbeitet, wie schwer sie sich mit ihm tut. Ich denke dass wir in der heutigen Gesellschaft oft ein sehr gestörtes Verhältnis zum Tod haben. Und anstatt mal einen Tabubruch zuzulassen, überwiegt die Angst davor, mit dem Tod nicht mehr respektvoll umgehen zu können.

    Vor nicht allzu langer Zeit überflog ich mal wieder einige, extrem selten existierende Foren, die sich mit dem Thema Nekrophilie hätten auseinander setzen können. Fast schon beschämend flach und falsch wird das oft angeführt und noch peinlicher und beschämender sind dann die geistig umnachteten Beiträge. Ein Forum das eine Umfrage an Jugendliche herausgibt, das sie fragt, ob sie “hetero (normal), bi, lesbisch, pädophil oder nekrophil” seien, ist nicht mal die Internetseite Wert. Was soll der Vergleich bi oder pädophil? Ist die Liebe zu beiden Geschlechtern ebenso verwerflich wie die zu verurteilende sexuelle Neigung zu Kindern? Was sollte das Wort “normal”? Soll Jugendlichen wie vor vierzig Jahren suggeriert werden, dass gleichgeschlechtliche Partnerschaften etwas unnormales seien? Und – was mich am allermeisten berührte: Was soll der Nekrophile bei dieser Umfrage? Die Ersteller suchten sich offenbar wahllos Worte aus dem Thema sexuelle Neigungen heraus und waren dabei selbst völlig arglos, was ich jugendlichen gegenüber als ziemlich verantwortungslos finde. – Ich atmete einmal tief durch und überflog das junge Forum. Zunächst wurde tatsächlich darüber diskutiert, warum nur Heteros “normal” wären, immerhin einem Mädchen war der Lapsus also aufgefallen. Einer stolperte dann über das Wort Nekrophil. Er wollte wissen, was das sei. Erklärungsversuche folgten. “Das ist ein Knochenficker”, “die lieben Eingeweide und essen sie roh”, “nein, die treiben es mit faulenden Leichen, die sie auf Friedhöfen ausgraben”, “iihh das ist ja krank.”, “buargh das ist voll krank!”, “echt krank.”, “boah wie krank!”, u.s.w.

    – Krank, ja? Viele bezeichnen es so,weil es über die Vorstellungskraft und ethische Grundsätze hinaus geht. Ich schloss die Seite wieder und war überzeugt: Eine nekrophile Neigung habe ich wohl doch nicht? Was habe ich schon mit Knochen zu tun, oder mit Friedhöfen. Bin ich krank?

    Wieder einmal war ich auf der Suche nach einem Begriff für meine Neigung, denn scheinbar gar nichts beschreibt ein Wort meine Ideen, meine Phantasien. Ein zerfallender Körper ist für mich eben so wenig erregend wie ein vertrockneter Regenwurm, oder ein Spaten. Den würde ich nicht mal in die Hand nehmen, wenn es darum ginge auf einem Friedhof die Totenruhe zu stören. Auf einer weiteren Internetseite durfte ich den pseudoweisen Satz lesen: “…Weiterhin ist für Nekrophile nicht ausschlaggebend, wer die Person ist oder war, sondern dass sie tot ist. Das löst dann sexuelle Bedürfnisse aus.” Was für ein schreiender Quatsch, dachte ich. Offenbar sind manchen Schreibern selbst die Phantasie durchgegangen. Alle, wirklich alle Personen die ich kenne, sind von meinen Phantasien tatsächlich ausgeschlossen.

    Diese 10 Punkte die hier oben aufgeführt wurden sind vom Verfasser ganz sicher nicht als strenge Kategorien angedacht gewesen, sondern nur als 10 mögliche “Grundwesen” die sich bei jedem selbstverständlich mischen. Auf mich treffen da 3 Punkte zu, aber immer nie so ganz.

    Vielleicht finde ich hier jemanden, mit dem ich mich einwenig austauschen kann?

  55. #55 Wurschtzipfel
    Stuttgart
    29/07/2013

    Vielleicht finde ich hier jemanden, mit dem ich mich einwenig über Nekrophilie austauschen kann?

    Schade, dass sich hier niemand meldet…

    Habe mal temporär eine Mail-Adresse eingerichtet, über die sich jeder mit mir über das Thema unterhalten kann.

    Wäre das was?

  56. #56 Wurschtzipfel
    Stuttgart
    29/07/2013

    Die Mailadresse lautet:

    necrofeel@web.de

    Würde mich über anregenden Austausch freuen!

  57. #57 Necroghoul 7
    Brandenburg
    28/03/2014

    Es freut mich, daß ich nicht die einzige bin, die hier im Netz etwas offener und vorurteilsfreier über das Thema diskutiert. Kriegt man was, wenn man bis Klasse 10 kommt?
    @Fiorina, meine Erfahrung ist, daß es zwar viele Frauen mit solchen Phantasien gibt, aber die bleiben dann meist auch in der Phantasie und sind weniger kontaktfreudig, während Männer eher bereit sind, ihre sexuellen Phantasien in die Tat umzusetzen und sich auch mit Gleichgesinnten zu treffen – das trifft für alle Fetische zu, glaube ich. Schau dir mal Frauenprofile in solchen Foren an, die sind entweder verkappte Männer oder nur an online-Kontakt interessiert.

  58. #58 bruno
    28/07/2018

    Faszinierend Abstossend!
    “Leihmumienanalsex” – laut Max Gold eines seiner ihm schlimmst bekannten Worte.
    Also, wenn man sich schon von jemandem eine Mumie leiht… äh – und wie bringt man sie zurück?!

  59. #59 Necroghoul7
    Brandenburg
    15/03/2019

    @Bruno,

    ich verstehe ehrlich nicht, wie so ein Wort das schlimmstbekannte sein soll? Rein faktisch ist es schädlicher für Mitmenschen und Natur, eine Zigarettenkippe auf die Erde zu werfen, und mir fallen auf Anhieb zig Begriffe ein, die tatsächlich verabscheulicheres Verhalten beschreiben. Ich habe hier eher den Verdacht, daß die meisten Normalos nicht zwischen “selten, befremdlich, nicht nachvollziehbar” und “schlimm, schädlich” unterscheiden können. Diese sollten sich dann aber doch nicht mit Begriffen befassen, da ihnen offenbar die sprachliche Intelligenz und Bildung fehlt.
    Jemand wie Max Gold kommt natürlich nicht auf die Idee, seinen Nachnamen als “schlimm” zu sehen, dabei hat doch “Gold” (Materialismus) mehr Krieg und Leid verursacht als alle Perversen auf der Welt das zusammen je könnten.

    Nur mal so zum Nachdenken für reflektierte Menschen…