Ein Großteil forensisch-wissenschaftlicher Forschung an rechtsmedizinischen Instituten ist methodologischer Natur. Man sucht nach immer neuen und besseren Methoden, um z.B. immer mehr verschiedene und geringere Mengen von Molekülen nachweisen zu können oder um weitere forensische Probleme bearbeiten zu können. Ein Beispiel dafür ist die Einführung der miRNA-Analyse in die forensische Wissenschaft. Bereits bestehende Methoden werden immer weiter verbessert, werden sensitiver und spezifischer, werden auf umfassendere Fragestellungen ausgeweitet. Ein Bespiel dafür ist unsere verbesserte „Knochenmethode”, mit der auch DNA aus süßwasserexponierten Knochen extrahieren werden kann.

Biomedizinische Forschung ist seltener, weil sich in rechtsmedizinischen Instituten nur schwerlich ein für eine Studie ausreichend großes Fallkollektiv aufbauen läßt. Im Gegensatz zu beispielsweise einer Klinik für Gastroenterologie, wo sich in kurzer Zeit zig Patienten mit der gleichen Magen- oder Darmerkrankung vorstellen, ist die Zusammensetzung der „Patientengesamtheit” in der Rechtsmedizin notwendigerweise äußerst heterogen, da es zahlreiche verschiedene Todesursachen unter dem Rubrum der unnatürlichen oder ungeklärten Todesart gibt, die eine rechtsmedizinische Untersuchung nach sich ziehen.
Aber einige wenige Todesursachen, die regelmäßig auftreten und genauso regelmäßig rechtsmedizinisch untersucht werden, um ein Fremdverschulden auszuschließen, gibt es doch. Darunter sind der plötzliche Kindstod und der plötzliche Herztod.
Wenn der plötzliche und unerwartete Tod eines Säuglings angezeigt wird, wird von der Staatsanwaltschaft häufig der Leichnam des Kindes beschlagnahmt und eine Autopsie angeordnet, um auszuschließen, daß das Kind durch Mißhandlung (z.B. nach durch Schütteln verursachten Verletzungen) verstorben ist. Das passiert leider nicht selten, so daß, nach Abwägung der Rechtsgüter, den betroffenen und oft schwer traumatisierten Eltern die zusätzliche Belastung einer Autopsie zugemutet werden muß.
Das bedeutet aber auch, daß sich in den rechtsmedizinischen Instituten Kollektive von SIDS-Fällen ansammeln können, die ausreichend groß für wissenschaftliche Untersuchungen sind, so daß der Hauptanteil der SIDS-Forschung in Deutschland durch rechtsmedizinische Institute geleistet wird. So auch bei uns[1-3].

Der Plötzliche Kindstod (SIDS) ist dabei nach wie vor ein rätselhaftes Phänomen: in Industrieländern ist er immer noch die häufigste Todesursache bei Säuglingen im Alter zwischen 3 Wochen und einem Jahr.
Die aktuell am besten anerkannte und von vielen Forschern zitierte Definition (aus [4](von mir übersetzt)) lautet:

„SIDS ist definiert als der plötzliche unerwartete Tod eines Kleinkinds, das jünger ist als ein Jahr, mit Einsetzen des Sterbevorgangs im Schlaf, wobei der Tod auch nach gründlicher Untersuchung*, der die Durchführung einer vollständigen Autopsie und die Begutachtung der Todesumstände** und der medizinischen Vorgeschichte einschließt, nicht erklärt werden kann.”

* darunter fällt z.B. auch ein toxikologisches Screening, um mögliche Vergiftungen, Überdosierungen von Medikamenten (z.B. Beruhigungsmitteln) u.ä. entdecken zu können
** damit ist auch eine Besichtigung des Sterbeortes, also z.B. der Schlafgelegenheit, des Bettzeugs etc., sowie eine Befragung der Eltern gemeint

Diese Definition ist allerdings nicht verpflichtend oder generell gültig und bis heute existiert kein bindender Konsens über imperative Kriterien für SIDS oder wie SIDS-Fälle behandelt und untersucht werden müssen. Diese Uneindeutigkeit ist auch ein bestehendes Problem für die Forschung und viele Unstimmigkeiten der Ergebnisse zwischen SIDS-Studien könnten auf unterschiedliche angewandte Definitionen zur Einteilung in Kollektive und unterschiedliche Methoden zur Bearbeitung und Bewertung der Fälle zurückzuführen sein.
Man könnte SIDS daher auch als einen Sammelbegriff für eine heterogene Erkrankung mit mehr als einer Entität und vielen verschiedenen möglichen Ätiologien auffassen.

SIDS ist jedoch nach wie vor eine Ausschlussdiagnose. D.h., wenn ein Kind im „SIDS-Alter” stirbt und die Todesursache nichts anderes ist, ist es SIDS. Das bedeutet aber auch, daß niemals eine echte monofaktorielle „Ursache” für SIDS definiert werden kann, denn wenn eine Todesursache klar definiert werden kann, liegt eben kein SIDS vor.

Die Häufigkeit von SIDS variiert zwischen den verschiedenen Ländern, „Schichten”, Ethnizitäten und anderen Subpopulationen. Seit in den 80er Jahren Aufklärungskampagnen durchgeführt wurden, im Rahmen derer Eltern, Ärzten, Krankenschwestern und Hebammen bestimmte Verhaltensweisen nahegelegt und Zusammenhänge erklärt wurden, ist die SIDS-Inzidenz dramatisch gesunken.
Dennoch lag zufolge einer Studie von 2008[5] die SIDS-Rate in Deutschland noch bei 0,43 pro 1000 Lebendgeburten für das Jahr 2005. Mit 204 Fällen auf 682.514 Lebendgeburten im Jahr 2008 reduzierte sich, lt. Statistischem Bundesamt, die Rate auf 0,3 Fälle pro 1000 Lebendgeburten.

Für die SIDS-Ätiologie und die am SIDS-assoziierten Sterbegeschehen beteiligten Pathomechanismen existieren zahlreiche Hypothesen, die mit unterschiedlichen Mengen an Evidenz belegt wurden. Einige viel diskutierte mögliche Faktoren sind demnach:

  • genetische Varianten, die mit dem „Long-QT syndrome” assoziiert sind; das LQTS ist eine komplexe Erkrankung, die in verschiedenen Varianten auftreten und durch Mutationen in mehreren verschiedenen Genen bedingt sein kann, z.B. dem Gen für eine Untereinheit des Natriumionenkanals, der an der elektrochemischen Koordination der Herztätigkeit beteiligt ist [6]; (Es gibt zahlreiche weitere Gene, deren Varianten mit SIDS in Verbindung gebracht worden sind, ein Überblick findet sich bei [7]).
  • Anomalien im Hirnstamm, die zu defizitären Schutzreaktionen bei Störungen der physiologischen Selbstregulation führen; das Hirnstamm-Model wird dabei häufig auf den Neurotransmitter Serotonin und dessen Stoffwechselwege im verlängerten Mark fokussiert [8]
  • unphysiologische Reaktionen auf leichte und eigentlich ungefährliche Infektionen der oberen Atemwege, die z.B. bei Schlafen in der Bauchlage, zu einer sich selbst aufschaukelnden und letztlich tödlichen „Krisenreaktion” mit Hyperthermie, Hypotension und präfinalem Schock führen

Trotz der vielen verschiedenen Hypothesen, die zum Ablauf von SIDS kursieren, gibt es einen breiten Konsens darüber, daß SIDS ein multifaktorielles Phänomen ist und eine unter Forschern verbreitete Vorstellung ist die sogenannte „triple risk hypothesis”[9, 10], die Dreifachrisiko-Hypothese. Sie besagt, daß drei verschiedene Faktoren zusammentreffen müssen, damit es zu SIDS kommen kann. Keiner der drei Faktoren ist für sich genommen die Ursache, sondern nur durch ihre Kombination kann SIDS ausgelöst werden und es bedarf aller drei Faktoren.
Der erste Faktor ist eine genetische Prädisposition. Also eine im Erbgut fixierte Anlage, die zu einer bestimmten Anfälligkeit eines sehr jungen Kindes, dessen Atmungs- und autonomes Nerven- oder Immunsystem noch nicht voll ausgebildet ist, führen kann und die für einen erwachsenen Menschen so gut wie immer unbemerkbar und ungefährlich ist.
Der zweite Faktor sind prä- oder neonatale Einwirkungen auf das Kind, wie Rauchen während der Schwangerschaft, Alter der Mutter oder eine Frühgeburt sowie allgemein die kritische Entwicklungsperiode, in der sich ein Kind im ersten Lebensjahr befindet.
Der dritte Faktor ist der eigentliche „Auslöser”, der bei einem durch die ersten beiden Faktoren vulnerablen Kind das SIDS-Geschehen initiieren kann. Dazu zählen z.B. Schlafen in der Bauchlage und Überhitzung des Kindes.

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Die Abbildung zeigt, wie die drei Faktoren zusammenwirken, um zunächst durch Konvergenz von genetischer Prädisposition und Entwicklungsfaktoren, die vor und kurz nach der Geburt einwirken könne, ein vulnerables Kind zu erzeugen, das dann, wenn es einem Umweltauslöser, z.B. Schlafen in der Bauchlage, ausgesetzt wird, dem SIDS erliegen kann.

Wenn dieses Modell die Wirklichkeit zutreffend beschreibt, dann muß, damit es zum Plötzlichen Kindstod kommen kann, ein genetischer Faktor vorliegen. Wenn es zukünftig gelingt, diese Faktoren restlos aufzuklären, so könnte im Rahmen einer weiteren Routineuntersuchung nach der Geburt eines Kindes (Stichwort: “massive parallel sequencing“) gezielt nach allen bekannten Faktoren gesucht werden. Sollte einer oder mehrere gefunden werden, so wäre man vorgewarnt, könnte ihre Auswirkung medikamentös und/oder durch besondere Pflege- und Sicherheitsmaßnahmen neutalisieren und damit SIDS verhindern.

Unsere genetische Ausstattung haben wir (noch) nicht in der Hand und können also auch die eines Neugeborenen nicht mehr beeinflussen, um das Risiko für SIDS zu reduzieren. Wir können aber sehr wohl die externen Risikofaktoren einschränken und das sollten alle Eltern auch tun. Daher zum Schluß noch einige Empfehlungen, deren Befolgung nachweislich das Risiko für das Auftreten von SIDS reduziert:
vor der Geburt:

  • nicht rauchen während der Schwangerschaft
  • wenn planbar: keine Schwangerschaft, bevor die Mutter 20 Jahre alt ist

nach der Geburt (bis zur Vollendung des ersten Lebensjahrs):

  • das Kind sollte in Rückenlage schlafen
  • das Kind sollte nicht zu warm eingepackt werden, insbesondere der Kopf darf nicht überhitzt werden, Raumtemperatur bei 18°C (keine Sorge, Kinder erkälten sich nicht so schnell)
  • das Kind sollte keinem Tabakrauch ausgesetzt werden
  • das Kind sollte nicht im elterlichen Bett schlafen; ideal ist ein am Elternbett angebautes, aber eigenes Kinderbettchen
  • das Kind sollte länger als 2 Wochen gestillt werden

________________________
Literatur

  1. Courts C and Madea B (2011) Significant association of TH01 allele 9.3 and SIDS. J Forensic Sci 56:415-417.
  2. Courts C and Madea B (2011) No association of IL-10 promoter SNP -592 and -1082 and SIDS. Forensic Sci Int 204:179-181.
  3. Sauer E (2010) Potential Genetic Predispositions for Sudden Infant Death Syndrome: a Case-Control Study. Diploma Thesis, University of Bonn
  4. Krous HF, Beckwith JB, Byard RW, Rognum TO, Bajanowski T, Corey T, Cutz E, Hanzlick R, Keens TG, and Mitchell EA (2004) Sudden infant death syndrome and unclassified sudden infant deaths: a definitional and diagnostic approach. Pediatrics 114:234-238.
  5. Hauck FR and Tanabe KO (2008) International trends in sudden infant death syndrome: stabilization of rates requires further action. Pediatrics 122:660-666.
  6. Moric E, Herbert E, Trusz-Gluza M, Filipecki A, Mazurek U, and Wilczok T (2003) The implications of genetic mutations in the sodium channel gene (SCN5A). Europace 5:325-334.
  7. Courts C and Madea B (2010) Genetics of the sudden infant death syndrome. Forensic Sci Int 203:25-33.
  8. Kinney HC, Richerson GB, Dymecki SM, Darnall RA, and Nattie EE (2009) The brainstem and serotonin in the sudden infant death syndrome. Annu Rev Pathol 4:517-550.
  9. Wedgwood RJ (1972) Review of USA experience. aus Sudden and Unexpected Death in Infancy (Cot Deaths) 28
  10. Filiano JJ and Kinney HC (1994) A perspective on neuropathologic findings in victims of the sudden infant death syndrome: the triple-risk model. Biol Neonate 65:194-197.

 

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Kommentare (45)

  1. #1 Mithrandir
    14/10/2011

    Danke für diesen Eintrag. Gerade der Hintergrund, dass SIDS quasi ein Sammelbegriff für unklärbare Todesfälle ist, ist mir komplett neu.
    Was man als frischgebackene Eltern da so hört (Gotts ei Dank haben wir das mittlerweile hinter uns) ist schon grauselig.
    Höchst gefährliches Halbwissen….

  2. #2 KommentarAbo
    14/10/2011

  3. #3 cydonia
    14/10/2011

    “Das Kind sollte nicht im elterlichen Bett schlafen…” Ha! Erklär das doch mal unserer viermonatigen Tochter! Ansonsten Danke für den guten Blogpost.

  4. #4 Cornelius Courts
    14/10/2011

    @cydonia: “Ha! Erklär das doch mal unserer viermonatigen Tochter”
    Ja, das ist ein Problem, von dem wir wissen. Häufig ist es nicht so einfach, das Kind nicht im Elternbett schlafen zu lassen und das dadurch erhöhte SIDS-Risiko kommt einem mitten in der Nacht mit schreiendem Baby vermutlich ziemlich theoretisch und diffus vor…
    Und wie oft sehe ich ziemlich junge Mütter sich rauchend (!) über ihren Kinderwagen beugen…
    Wir können eben nur immer wieder auf diese Erkenntnisse hinweisen, erklären, daß die Zusammenhänge in zahlreichen Studien belegt sind und empfehlen, diese Dinge beachten. Und zum Glück ist SIDS ja auch nicht mehr so häufig.
    Nur, FALLS es einen dann trifft und man sich zu allem Elend noch vorwerfen muß, nicht alles getan zu haben, was man tun kann, um es zu verhindern… man mag gar nicht dran denken….

  5. #5 Michael
    14/10/2011

    Ist die Sache mit der Bauchlage nicht bis zu dieser Empfehlung genau andersrum gewesen? Ein Problem ist auch, wenn man Kinder hat, die nicht auf dem Rücken oder der Seite schlafen wollen.

  6. #6 Cornelius Courts
    14/10/2011

    @Michael: ja, ich glaube, früher ist die Bauchlage mal empfohlen worden.

  7. #7 Wookie Monster
    14/10/2011

    Früher gab es die Vorstellung, Kinder könnten auf dem Rücken liegend an Erbrochenem ersticken. Vor allem verbreitet durch den berühmten amerikanischen Kinderarzt Dr. Spock (ja, der hieß wirklich so) in den Fünfzigern, der allerdings keine wirklichen Belege für diese Gefahr hatte. Erst vor etwa 20 Jahren wurde die Empfehlung geändert. Hier gibt’s ein Paper zum Thema: https://ije.oxfordjournals.org/content/early/2005/04/20/ije.dyi088.full.pdf?ijkey=u6dv.wEi0Qlmc&keytype=ref&siteid=intjepid

  8. #8 Dagda
    14/10/2011

    @Michael, @ Cornelius Courts und @ Wookie Monster
    In “Bad Science” von Ben Goldacre gab es dazu auch eine Stelle über Dr. Spock und das Buch-“Baby and Child Care”- das er 1946 geschrieben hat und in dem er tatsächlich die Bauchlage für Babys empfohlen und popularisiert hat; Im wesentlichen sollte das eine Warnung davor sein was unbegründete Empfehlungen anrichten können.

  9. #9 binE
    14/10/2011

    Ich hab gerade den alten Artikel über den Knochenrest aus dem Laachener See gelesen.
    Wenn ihr DNA-Abgleiche macht, versucht ihr dabei wenn möglich in der weiblichen Linie zu bleiben? Oder vertraut ihr darauf, dass die Vaterschaft sicher ist?

    BTW, gibt es da was Neues betreffs des Kanadiers?

    ( Ich war nicht, sicher, ob ich die Frage dort oder hier stellen soll.)

  10. #10 Muddi & theBlowfish
    15/10/2011

    @Cydonia:
    Ich hab bei unserem Grossen auch panische Angst gehabt, dass er an SIDS versterben könnte, bis ich mich dann mal mit den Studien vertraut gemacht habe.
    Überhitzung spielt eine wesentliche Rolle, Rauchexposition, Nikotin in der Schwangerschaft, das Schlafen im Elternbett ist bereits wieder umstritten.
    In Skandinavien schlafen ein Grossteil der Babys mit im Elternbett, aber das Risiko ist NICHT signifikant höher als in anderen europäischen Ländern.
    Die Quellen muss ich noch mal rauspopeln, aber eine weiss ich noch: Remo Largo Babyjahre (übrigens ein herrlich entspannter Ratgeber für Eltern im Gegensatz zu der gesamten “Frühförderungshysterie”)

    Also mir hat das sehr geholfen, dass der Kleine im Elternbett mitgeschlafen hat und ich im Halbschlaf immer mal wieder vorsichtig auf das Bäuchlein fassen konnte, ob Junior noch atmet und natürlich auch, dass ich nicht extra zum Stillen aufstehen musste- man darf eben das Baby nicht mit zudecken…
    Die übrigen Tips habe ichnatürlich brav befolgt
    Schulligung, wenn ich hier mal noch OT was Frage-sind Quitten eigentlich klimakterisch- mir hat erst der Fönsturm einige runtergehauen und den Rest hat dann der eifrige Gärtner erledigt- ich habe alle aufgehoben, aber wenn die nicht nachreifen, muss ich die wohl weghauen.

  11. #11 Radicchio
    15/10/2011

    zum nachreifen zusammen mit äpfeln in eine plastiktüte oder schale geben

  12. #12 Doreen
    15/10/2011

    Wie ist es denn mit der Empfehlung einen Schlafsack statt Bettdecke für das Baby zu verwenden, ist da was dran?

  13. #13 Radicchio
    15/10/2011

    zum nachreifen zusammen mit äpfeln in eine plastiktüte oder schale geben

    das gilt natürlich für muddis quitten, NICHT für babys!!!!111
    OMG …

  14. #14 Kristin
    15/10/2011

    Also, ich werde Kind-Klein auch wieder in wechselnde Seitenlage verfrachten, solange es geht. Auch die heutigen Empfehlungen von wegen Schlafsack, keine Decke, finde ich beschränkend. In der Rückenlage gibt es andere Probleme, die Kinder inhalieren ihr Ausgespucktes zB. In der Seitenlage flutscht es raus. Alles hat Vor- und Nachteile. Ich habe auch wie stets eine Decke für das Kind. Ich finde ein Daunenbett genau richtig – das temperiert die Schlafstatt bestens.

  15. #15 Elvin
    16/10/2011

    Hab mich grad darüber mit meiner Frau unterhalten die ist IBCLC (Still und Laktationsberaterin WHO).(im Internet zu finden unter Heike Olesch)
    Beim Bedding in (hierbei ist das Gemeinsame liegen der Babies mit den Eltern in einem Bett gemeint) sind die gefährdenden Faktoren -die auch prozentualer zu einer höheren Säuglingssterblichkeit im Bett führen das einer der im Bett liegenden Partner ein Raucher ist (giftige ausdünstungen) oder ein Wasserbett genutzt wird (überhitzung) sie sagte etwas von 4-6% erhöhte sterblichkeit im Vergleich zu den anderen Sterbefällen (andere ähnlich gelagerte Problematiken werden nur noch nicht gefunden sein). Ausserdem gibts eine kleine Fehlinformation im Blogtext(eigentlich nur eine Fehlende Information) im Text wird angesprochen das der Plötzliche Kindstot die häufigste Sterbeform in der Säuglingsphase ist (was richtig ist) unterschlagen wird das auch prozentual zur Gesammtbevölkerung in nicht Industrieländern wessentlich weniger Kinder sterben.
    Bedding in und Stillen zum beispiel generell verhindern den plötzlichen Säuglingstot eher.
    Die WHO mutmasst zum beispiel auch das hochkalorische und somit schwieriger als Muttermilch zu verdauende Babynahrung auch zum Kindstot führen (was aber von Nestle und ähnlichen anbietern sehr bestritten wird.

  16. #16 Cornelius Courts
    17/10/2011

    @binE: “Wenn ihr DNA-Abgleiche macht, versucht ihr dabei wenn möglich in der weiblichen Linie zu bleiben? Oder vertraut ihr darauf, dass die Vaterschaft sicher ist?”

    Ich bin nicht ganz sicher, was Du mit Deiner Frage meinst. Bei Abstammungsuntersuchungen, denen die STR-Systeme zugrunde liegen, kann man, wenn man die Mutter nicht kennt, nicht sagen, welches Allel mütterlich und welches väterlich ist.
    Für unseren Knochen heißt das, daß wir nach jedem Menschen suchen, der mit dem ursprünglichen Besitzer des Knochens biologisch verwandt sein könnte, Hypothesen formulieren und dann rechnen.
    Vielleicht meintest Du Untersuchungen, die sich auf mitochondriale DNA stützen. Die werden häufig bei Knochen eingesetzt, weil die mtDNA meist besser erhalten ist. Die mtDNA wird in der Tat nur von der Mutter weitervererbt, nur läßt sich damit eine eindeutige Abstammung nicht beweisen, weil ein mt-Genom nicht einmalig ist.

    “BTW, gibt es da was Neues betreffs des Kanadiers?”
    Jein. Es gibt noch keine neuen Fakten, aber wir haben eine neue “Quelle” gefunden und dort angefragt und von dieser versprechen wir uns, daß sie in Kanada bessere Recherchemöglichkeiten hat, als wir. Wenn es in dieser Sache echte Neuigkeiten gibt, werde ich es ganz sicher hier erzählen 🙂

    @Muddi: “In Skandinavien schlafen ein Grossteil der Babys mit im Elternbett, aber das Risiko ist NICHT signifikant höher als in anderen europäischen Ländern.”

    Die Studie interessiert mich. V.a., ob wirklich der Faktor “in-bedding” einzeln betrachtet worden ist, so daß man seinen isolierten Einfluss auf die SIDS-Inzidenz messen kann, was ich bezweifle…

    “dass ich nicht extra zum Stillen aufstehen musste- man darf eben das Baby nicht mit zudecken…”

    deshalb ist ja die am Elternbett angebaute Wiege so ideal. Das Kind ist in Armreichweite, man kann es berühren, sich aber nicht drauflegen und man muß nicht aufstehen zum Stillen.

    @Doreen: “Wie ist es denn mit der Empfehlung einen Schlafsack statt Bettdecke für das Baby zu verwenden, ist da was dran?”

    Das ist deshalb sinnvoll, weil ein Schlafsack nicht auf das Gesicht und die Atemwege des Kinds rutschen kann. Ein klarer Vorteil.

    @Kristin: “In der Rückenlage gibt es andere Probleme, die Kinder inhalieren ihr Ausgespucktes zB. In der Seitenlage flutscht es raus.”

    Es gibt aber nun mal eindeutige Daten und es geht hier um den plötzlichen Kindstod, nicht um “normales” Ersticken. In der Rückenlage ist die Gefahr am geringsten.

    “Ich finde ein Daunenbett genau richtig”

    Das mag ja sein. Einige Eltern finden es auch völlig in Ordnung, in Gegenwart des Kindes zu rauchen. Wenn man aber die Gefahr des SIDS minimieren will, sollte man nicht nach persönlichem Befinden urteilen, sondern sich an empirische Daten halten.

    “Alles hat Vor- und Nachteile”
    Das ist, mit Verlaub, Unsinn!!

    @Elvin: “unterschlagen wird das auch prozentual zur Gesammtbevölkerung in nicht Industrieländern wessentlich weniger Kinder sterben.”

    “unterschlagen” ist ein etwas aggressiver Terminus, der, angesichts der Tatsache, daß der Artikel von SIDS und nicht der Epidemiologie der allg. Kindersterblichkeit handelt, zudem unangebracht ist.
    Ich bin außerdem nicht 100% sicher, was Du meinst, aber wenn Du ernsthaft behauptest, daß die Kindersterblichkeit in Entwicklungsländern geringer sei, als in Industrienationen, melde ich hiermit erhebliche Zweifel an und fordere Dich auf, die Datenquelle für diese Behauptung offenzulegen.

  17. #17 Kristin
    17/10/2011

    cornelius,

    also, ganz ehrlich … wenn die erstickungsgefahr in der Rückenlage gegeben ist, finde ich nicht, daß man das übergehen sollte, nur damit die ausschlußdiagnose SIDS nicht eintritt. Was hilft es den Eltern, wenn das Kind am Gespuckten erstickt, aber so zumindest nicht an SIDS? Hält schön die Fallzall SIDS klein, da man ja eine konkrete Todesursache hat. Tolle zahlenjongliererei.

    Die Empfehlung mit der Decke ist doch auch nicht wegen SIDS und Überhitzung, sondern weil die Kinder sich die Decken überhelfen könnten – was wiederum zum Erstickungstod führen könnte. EIne Überhitzung in einem Babydaunenbett – nee, also wirklich – faß mal drunter bzw. miß einfach mal die Temperatur kontinuierlich und in verschiedenen Schlafumgebungen.

    Und ganz ehrlich, wer je mit einem Neugeborenen in einem Bett geschlafen hat, weiß, daß man sich nicht einfach drauf legt. Man hat einen leichten Schlaf und bekommt jede Regung des Kindes mit. Ich finde, daß eher die Haltung, daß das Kind in seinem eigenen zimmer schlafen muß, hinterfragt werden sollte – obwohl das sicher bei Konsumenten von Alkohol und Nikotin angebrachter ist, als das Kind des nächtens mit den ausdünstungen der eltern zu konfrontieren. denkbar ist natürlich auch, daß leute, die sich im schlaf auf ihr kind drehen, einfach zu benebelt sind.

    Aber wenn ein Elternteil das kind im schlaf unter sich begräbt, dann ist das doch per definition kein sids.

    Und dennoch … alles hat sein für und wider. Das ist kein quatsch. So pauschal diese aussage abzuurteilen ist unfug. Stille ich, ist es praktisch immer verfügbar – aber es braucht eben immer mich. Füttere ich mit der Flasche, kann auch jemand anders die Fütterungen übernehmen, auch praktisch aber auch umständlicher allgemein, da nicht ohne vorbereitungen verfügbar.

    Klar sind die Beistellbetten praktisch. Aber ich würde mir nicht ins Hemd machen, wenn ich das Kind zwischen Mama und Papa plaziere.

  18. #18 Andrea N.D.
    17/10/2011

    Danke für diesen sehr informativen Artikel.
    Das mit den Empfehlungen der Schlafstellung ist eine schwierige Sache, da tatsächlich innerhalb weniger Jahre das Gegenteil empfohlen wurde.

    @cydonia:
    Bananenkarton, Minimatraze drauf, irgendeine Holzumrahmung, direkt ans Ehebett geschoben. Schont die Nerven, die Ehe, den Schlaf aller und ein kurzer Griff genügt, um das Würmchen zu berühren oder zu sich zu holen. Selbstverständlich steht es Dir frei, dann bei jedem Schnauferer aufzuwachen und nachzusehen oder Dein Kind in Ruhe stundenlang beim Schlafen zuzugucken …

  19. #19 elvin
    17/10/2011

    nein,entschuldigung, so aggressiv wollte ich nicht rüberkommen-
    SIDS(sterblichkeit) wird prozentual zur Gesammtbevölkerung der Länder als prozentuale sterblickkeit angegeben.
    Dein Satz sagt :Der Plötzliche Kindstod (SIDS) ist dabei nach wie vor ein rätselhaftes Phänomen: in Industrieländern ist er immer noch die häufigste Todesursache bei Säuglingen im Alter zwischen 3 Wochen und einem Jahr.
    Was durchaus korrekt ist, unterschlägt aber dabei das bei der gleichen prozentualen umrechnung auf die Gesamtbevölkerung bei Nichtindustrienationen die sterblichkeit bei SIDS geringer aussfällt (laut WHO), natürlich sind solche statistischen erfassungen nicht wirklich vergleichbar weil sich immer details finden lassen wie die erfassung unterschiedlich gehandhabt wird und die standarts der Medizin da auch unterschiedlich sind aber was Fakt ist das die WHO davon ausgeht das SIDS ein eher Industrienationsproblem ist durch mangelndes Stillen, zu frühen abstillen und anderen Industriespezifischen Problemen (z.B. auch schlechtere Vitalüberwachung der Eltern, da in ärmern Ländern die wohnraume eher beengt sind also ständig jemand beim Säugling
    ist).
    Diese Information ist von meiner Frau,-ich kann sie also nicht dierekt belegen sollten aber über Still und Laktationstellen und der WHO zu bestätigen sein.

  20. #20 Dagda
    17/10/2011

    @Elvin;
    Eine viel einfachere Erklärung warum der plötzliche Kindstod in Entwicklungsländern nicht so häufig ist, ist einfach die fehlende Erfassung. Gerade WHO Statistiken sind nur so gut wie die Erfassung in den Mitgliedsländern und das ist gerade in Afrika häufig schlecht.
    Abgesehen davon gibt es in vielen Entwicklungsländern vermutlich dringendere Probleme als der plötzliche (“unerklärliche”) Kindstod; Da wären Infektionserkrankungen wie Malaria, Lungenentründungen und Diarrhoen, dazu dann noch Mangelernährung und schlechte Hygienische Zustände;

  21. #21 Muddi & theBlowfish
    17/10/2011

    @CC: Wenn ich Glück habe, ist am Mittwoch Zeit, mal nachzulesen, wie die Studie genau lautete, wenn Du da in der Forschung so aktiv bist, könnte das ja echt mal spannend sein. Fürs Zweite Kind soll es auch ein Anbaubettchen werden.

    @Kristin: Decke ist, wenn nicht fixiert nicht so toll, weil das Köpfchen drunterrutschen kann, Daunen können ganz schön warm werden.
    Stillen ist super, aber deshalb muss man nicht angehängt sein. Eine Pumpe gibt es auf Rezept vom Kinder- oder Frauenarzt zur Miete in jeder Apotheke. Füttern kann man mit Löffel oder ruhig auch mit Flasche- die “Stillverwirrung” ist meines Wissens ein Ammmenmärchen (kleine Kinder sind da was Verwechlung von Silikon mit echtem Busen angeht wesentlich intelligenter als erwachsene Männer 😉 )

    @Kristin u. CC:
    Ich fand die Formulierung “es geht hier aber nicht um normales Ersticken, sondern um SIDS” etwas unglücklich, Kind tot durch Aspiration v. Erbrochenem ist für Eltern genausoschlimm wie Kind tot durch SIDS.
    Clevererweise (damit ihr Euch nicht streiten müsst) wird aber gewöhnlich sowieso dazu geraten das Kind in RÜCKENlage zu betten mit KopfSEITENlage- also habt Ihr beide recht.

    @Elvin: Da sicherlich nicht bei jedem Kind in Zweite- und Dritteweltländern eine Autopsie durchgeführt wird, wird vermutlich häufiger eine andere Todesursache angenommen, die in diesen Fällen wahrscheinlicher ist, z.B.. eine Infektionskrankheit.

    @Cydonia:
    Also, sind Quitten klimakterisch, das ist ja fein!
    (Wenn ich Junior mit Äpfeln in einen Sack stecken würde, hätte ich erst viele angebissene Äpfel, dann ein kicherndes “Kuckuck” dann ein ohrenbetäubendes Geschrei- aber KEIN Verhindern von SIDS, soviel ist sicher und die Quitten würden auch nicht besser werden)

  22. #22 Kristin
    17/10/2011

    @ Muddi, Quitten mag ich nicht, aber …

    natürlich hast Du recht – die Decken sind insofern problematisch, daß sie eben zu Erstickungen führen können. Überhitzung konnte unter kontrollierten Bedingungen nicht nachgewiesen werden – aber man schließt ja “Fehlanwendungen” im Hause der Kinder nicht aus. In der Studie ergab jedenfalls Messungen keine erhöhte Termperatur durch Deckennutzung. Daher sag ich ja, Decken sind wegen Erstickungsgefahr nicht empfohlen, was ja aber laut Definition eh kein SIDS wäre – daher werden ja heutzutage auch die Schlafstätten der Kinder unter die Lupe genommen, um zu eruieren, welche kontribuierenden Faktoren vorhanden waren.

    Die Seitenlage wird nicht empfohlen, da häufig Kinder, welche in Seitenlage gebettet wurden, beim Eintritt des Todes in Bauchlage mit dem Gesicht nach unten aufgefunden wurden. Dieses Drehen wird aber durch Seitenlagerungskissen verhindert. Die meisten Eltern sichern das Kind nur gegen Rückwärtsrollen und nicht gegen Vorwärtsrollen.

    In allen Lagerungspositionen wird das Sterbefallrisiko durch Nutzung von Schnullern stark reduziert. Mehr natürlich in den nicht empfohlenen Positionen, da das Risiko da ja höher ist, als das in der Rückenlage.

    Überraschend für mich sind die Zeiträume, in denen das Kind zuletzt lebend wahrgenommen wurde – in einer Studie waren das 1 – 14 h. 14 h!!!! was zum Geier ist denn da nur passiert?

  23. #23 Muddi & theBlowfish
    17/10/2011

    @Karin: das mit den Quitten galt ja auch Cydonia…
    Ja, das von Schnullern habe ich auch gehört, aber interessanterweise war das in keiner Studie, die mir bislang untergekommen ist, erwähnt- bloss auf den Schnullerpackungen steht das drauf…
    vieleicht weis Cornelius da ja mehr…
    ich fürchte aber, dass Schnuller, die fast ausschliesslich als Wurfgeschosse benutzt werden sowieso auch nicht wirklich nutzen…
    14h: Krass! Also im Besten Falle entweder ein total übermüdeter Erziehungsberechtigter oder jemand, der den Zeitpunkt des Einschlafens genannt hat und danach immer dachte, das Kind schläft noch. (Meiner hat auch schon mal fast 14 Std am Stück geschafft, und ja, ich habe dann auch dauernd geguckt, ob er noch atmet) im schlechtesten Fall die “Hochrisikoeltern” mit Alkohol, Drogen oder Schlafmitteleinnahme oder Vernachlässigung.

    @CC
    Bin schon mal kurz recherchieren gewesen- die Skandinavische Studie habe ich noch nicht wieder rausgefutzelt, aber eine Amerikanische, bei der bei nichtrauchenden, nicht Sedativa oder Alkoholeinnehmenden Eltern KEIN signifikant höheres Risiko für SIDS bestehe, allerdings geben die Herausgeber auch zu, eine niedrigere Fallzahl untersucht zu haben und in der grossen europäischen Metastudie mit höhrere Fallzahlen sich DOCH eine Signifikanz ergeben hatte.
    Aber mal eine Kuriosität am Rande, bei der Kurzsuche bin ich wieder auf eine niedliche VT gestossen: SIDS durch Schlaf bei den Eltern ist eine Verschwörung der internationalen Kinderbettchen Industrie (Crib Industry)

  24. #24 Kristin
    17/10/2011

    Muddi, zu den Schnullern (dauert sicher ne Weile mit der Freischaltung von wegen Links und so):

    https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21505778 (2011)

    https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21075317 (2010) zu Co-Sleeping

    https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19336376 (2009) Schlafumgebungsfaktoren

    https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17980736 (2007)

    https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17095333 (2006) Risikofaktoren

    und etliche weitere Untersuchungen, in denen dem Schnuller eine gewisse positive Risikoverschiebung zugestanden wird.

  25. #25 binE
    17/10/2011

    “Ich bin nicht ganz sicher, was Du mit Deiner Frage meinst. Bei Abstammungsuntersuchungen, denen die STR-Systeme zugrunde liegen, kann man, wenn man die Mutter nicht kennt, nicht sagen, welches Allel mütterlich und welches väterlich ist.”

    Sorry, meine Frage war bloed formuliert. Ich meinte nicht mitochondriale DNA oder so, sondern das Problem der Vaterschaft. Bei der muetterlichen Linie kann man ja immer 100% sicher sein, dass die beiden Personen verwandt sind, bei der vaeterlichen aber nicht. Daher meine Frage, nehmt ihr bevorzugt potenzielle Verwandte aus der muetterlichen Linie?

  26. #26 Andrea
    17/10/2011

    Hallo,

    Ich habe zwei Fragen (und Entschuldigung, falls das schon geklärt wurde und ich die Antworten überlesen haben sollte)

    1. Warum die Sache mit den 3 Wochen nach der Geburt? Das Kind kann auch vorher an SIDS sterben, dann heißt es aber anders?
    2. Wenn es eine genetische Komponente hat: gibt es denn auch familiäre Häufungen?

  27. #27 Mithrandir
    18/10/2011

    Hmm, diese SIDS Sache ist doch auch sehr von Emotionen geprägt. Ich habe zwei Kinder, die aus dem SIDS Alter raus sind, aber ich erinmnere mich noch, was damals für Glaubenskriege zu dem Thema herrschten. Da wird jede Mutter plötzlich zum Medizinexperten.
    Allein die Aussage von Kristin: “Und ganz ehrlich, wer je mit einem Neugeborenen in einem Bett geschlafen hat, weiß, daß man sich nicht einfach drauf legt. Man hat einen leichten Schlaf und bekommt jede Regung des Kindes mit. ” ist ein gutes Beispiel dafür.
    Unsere Kinder waren mit einem “Balkonbett” ans Elternbett gedockt und sowohl ich als auch meine Frau haben einen sehr tiefen Schlaf.
    Es kam durchaus vor, dass das Kind geschrien hat und ich oder auch mal meine Frau nicht wach wurde, wenn der Partner das Kind dann beruhigt hat.
    Mitunter durfte der Kleine auch auf meinem Bauch einschlafen, wenn gar nix mehr ging. Ich bin dann auch eingepennt und habe nicht gemerkt, wenn das Kind runtergerutscht oder von der Mutter wieder ins Bettchen gehievt wurde.
    An anderen tagen kam es vor (später), dass ein Kind im Kinderzimmer geweint hat und ich habe es trotz zwei Türen dazwischen gehört und bin aufgewacht. Meine Frau nicht.
    Ich könnte jetzt sagen “Dass ist halt bei Eltern so, die haben einen Sinn dafür wenn was nicht stimmt und wachen auf” Aber ich weiß ja nicht, wie oft das Kind geweint hat und wieder eingeschlafen ist, ohne dass ich es merkte.
    Von sich auf andere zu Schließen ist eine ganz schlechte Methode um einen Sachverhalt zu ermitteln.
    Zumal eher darüber geredet wird wie leicht der schalf ist und man jede Zuckung merkt. Nur wenige werden erzählen, dass sie sich nachts auf das Kind gelegt haben und es erst merkten, als es laut schrie.

  28. #28 Kristin
    18/10/2011

    Mithrandir … dann wirst Du Dich freuen, daß meine Aussage sogar per Studien überprüft wurde, unter welchen Bedingungen Co-Sleeping favoritisiert wird (Stillen) und im Schlaflabor (eine Untersuchung) oder daheim (ne andre) untersucht wurde, inwiefern die Atemwege der Kinder durch Co-Sleeping gefährlich abgedeckt werden.

    Die Schlaflaboruntersuchung jedenfalls ergab: The majority of infants (14/20) spent some part of the bed night with their airways (both mouth and nose) covered, compared with 2/20 on the cot night; however, no consistent effect on either oxygen saturation levels or heart rate was revealed, even during prolonged bouts of airway covering. All cases of airway covering were initiated by parents; 70% were terminated by parents, the remainder by infants. Seven bouts of potential compression were observed with parental limbs resting across infant bodies for lengthy periods, however, in only two cases was the full weight of a parental limb resting on an infant, both events lasting less than 15 s, both being terminated by infant movement.

    Although numerous authors have suggested that bed-sharing infants face risks because of airway covering by bed-clothes or parental bodies, the present trial does not lend support to this hypothesis.

    Abdeckung der Atemwege erfolgte, aber ohne Konsequenzen bzgl. Herzfrequenz, Sauerstoffsättigung.

    Stillen wiederum hat einen positiven Effekt auf das SIDS-Risiko. Alkohol und Rauchen negativ – und das kann ich mir bezüglich co-sleeping durchaus auch vorstellen. Unter Alkoholeinfluß ist man nicht so schnell wach und die Rauchpartikel, naja, davon mal ganz zu schweigen.

    In Neuseeland gab es jedenfalls auch eine Untersuchung dazu – allerdings ohne die Sauerstoffsättigung/Herzfrequenzdaten. Dafür aber detaillierter zu den Abdeckepisoden:

    Infants usually slept beside the mother, separated from the father/siblings (if present), facing the mother, with head at mothers’ breast level, touching, or with mother cradling. Median overnight breastfeeding duration was 40.5 minutes. Mothers commonly faced their infant, but infants were rarely in a position that potentially exposed them to maternal expired air. Fathers were seldom in contact with the infant during sleep. Of the 102 head-covering episodes observed in 22 infants, 80% were because of changes in adult sleep position. Sixty-eight percent of head uncovering was facilitated by the mother; half of these events were prompted by the infant. A 1 degree C increase in room temperature decreased infant head covering by 0.2 hours.

    The mother-infant relationship is of prime importance during bed sharing, whether the father is present or not. The focus around breastfeeding often dictates the sleep position of the infant and mother, though room temperature may also influence this. In colder rooms infants tend to spend more time with their face covered by bedding. Frequent maternal interactions rely on the ability of the mother to arouse with little stimulation. Mothers, perhaps impaired by alcohol, smoking, or overtiredness, may not be able to respond appropriately.

    Wenn man natürlich weiß, daß man einen sehr tiefen Schlaf hat und den Säugling tendentiell nicht wahrnimmt, ist man sicher mit dem Befolgen der Empfehlungen ganz gut bedient – wenn man aber weiß, daß man beim kleinsten Pups bzw. dem Ausbleiben der kindlichen Atmung sofort im Bett steht, dann sehe ich darin nur wenig Sinn. Dennoch weiß ich, daß ich eben nicht wie ihr, das Schreien des Kindes ausblende. Ich hab mich weder auf Kind 1 noch auf die Katze je gelegt oder gerollt oder sonstewas.

    Ich finde es in Ordnung, wenn es Empfehlungen gibt, die einem auch mitgeteilt werden. Allerdings folge ich Empfehlungen nicht einfach nur, weil sie Empfehlungen sind, sondern wenn sie Sinn ergeben und nachvollziehbar sind.

  29. #29 Kristin
    18/10/2011

    PS. Übrigens wären die Todesfälle durch Schlafumgebung per Definition kein SIDS – darunter fallen ja wieder nur die unerklärlichen Todesfälle – aber nicht die, deren Ursache klar ist.

  30. #30 Dagda
    18/10/2011

    @ Kristin

    PS. Übrigens wären die Todesfälle durch Schlafumgebung per Definition kein SIDS – darunter fallen ja wieder nur die unerklärlichen Todesfälle – aber nicht die, deren Ursache klar ist.

    Das setzt ja vorraus das die Ursache bekannt ist, aber gerade wenn z.B. Eltern ihre Kinder unter sich ersticken ist das im Nachhinein nicht mehr sicher rekonstruierbar. Dann hat man z.B. vielleicht nur einen Vater der angibt nichts gemerkt zu haben und einen toten Säugling der im Bett der Eltern geschlafen hat (eine Hammerexamensfrage)

    […]daß meine Aussage sogar per Studien überprüft wurde, unter welchen Bedingungen Co-Sleeping favoritisiert wird (Stillen) und im Schlaflabor (eine Untersuchung) oder daheim (ne andre) untersucht wurde, inwiefern die Atemwege der Kinder durch Co-Sleeping gefährlich abgedeckt werden.
    Das problem das ich mit der Studie habe (die ich ansonsten nicht kenne) ist dass der plötzliche Kindstod vermutlich kein Monokausales Ereignis ist und insbesondere nicht nur aufgrund einer äußeren Ursache auftritt sondern auch eine Veranlagerung voraussetzt, z.B. ein verminderter Atemantrieb ; sodass man bei den meisten Säuglingen keinen Effekt messen kann, bei Kindern mit der Veranlagung zum SIDS aber schon

  31. #31 Dagda
    18/10/2011

    Ups da ist wohl was mit den Blockquotes schiefgegangen.
    Ab “Das problem ” ist alles auf meinem Mist gewachsen.
    @Kristin
    Ich hab die Studienabstracts deiner Links mal quergelesen und davon schreiben soweit ich das gesehen hab, alle das Cosleeping ein Risikofactor für ein SIDS ist;
    Z.B. hier

    https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21075317 (2010) zu Co-Sleeping

    CONCLUSIONS:
    Bed sharing is a common practice among black infants. It is associated with a clear and strong increased risk of SIDS, which is even greater when combined with other known risk factors for SIDS. This practice likely contributes to the excess incidence of SIDS among blacks, and culturally competent education methods must be developed to target this high-risk group.

  32. #32 Mithrandir
    19/10/2011

    @Kristin
    Ich hoffe hier startet jetzt kein Kristin Bashing, aber ich muss noch mal was anmerken.
    Bei meinem Kommentar ging es mir nicht um Ergebnisse irgendwelcher Studien zum Thema “woranm Kinder ersticken” sondern darum, dass du folgende Behauptung aufgestellt hast:
    “Und ganz ehrlich, wer je mit einem Neugeborenen in einem Bett geschlafen hat, weiß, daß man sich nicht einfach drauf legt. Man hat einen leichten Schlaf und bekommt jede Regung des Kindes mit. ”
    Du schließt hier von dir auf andere. Das halte ich für problematisch.
    Wenn man sich mit anderen Eltern unterhält, bekommt man genau diese Reaktion ganz oft.

  33. #33 Muddi & theBlowfish
    19/10/2011

    Hallo Dagda,
    wenn Du genau liest, merkst Du dass es sich hier um den Fall: Mehrere Kinder schlafen zusammen in einem Bett handelt.
    Es geht nicht um “cosleeping with parents”.

  34. #34 radicchio
    19/10/2011

    Wenn man sich mit anderen Eltern unterhält, bekommt man genau diese Reaktion ganz oft.

    mutterschaft ist eine qualifikation. und zwar vom ersten tage an. mütter wissen INSTINKTIV, was MAN für den nachwuchs tun muss.

  35. #35 Mithrandir
    19/10/2011

    Das trifft genau was ich meinte…

  36. #36 Dagda
    19/10/2011

    @ Muddi & theBlowfish
    ja stimmt; wenn man es sich genauer durchliest steht das da tatsächlich. Aber trotzdem bleibt meine eigentliches Argument das selbe in den anderen Studien wird auch immer wieder Cosleeping als Risikofaktor erwähnt und wenn ich jetzt so darüber nachdenke wüsste ich nicht welchen Unterschied es macht ob Säuglinge mit Kindern Schlafen oder mit ihren Eltern.

  37. #37 Dagda
    19/10/2011

    So ich hab ein großes und dickes Pädiatrie Buch zur Hand genommen und in dem die Seite über das SIDS durchgelesen und tatsächlich stand auch da, dass die Gefahr des plötzlichen Kindstodes höher ist wenn Kinder mit anderen Kindern oder mit Rauchern in einem Bett schlafen, aber auch wenn Kinder nur mit ihren Eltern in einem Bett schlafen ist das Risiko erhöht.
    Naja aber die meisten Dinge die in einem Buch stehen sind ja circa 5 Jahre alt, dass muss also gar nichts heißen

  38. #38 Wolfgang
    20/10/2011

    @ Cornelius
    Sag mal wie ausführlich wird denn bei SIDS auf Infektionserreger geprüft?
    Es gibt eine Studie von Heininger, dass 5% der deutschen SIDS Fälle in Wirklichkeit Keuchhustenfälle sind, die Zwerge sind zu jung um schon Impfschutz zu haben werden zu 80% von ungeimpften Eltern angesteckt, können aber noch nicht typisch husten und sterben einfach im Atemstillstand. Und weil -zumindest damals- nicht das ziliierte Epithel der Nasopharynx auf B pertussis angeschaut wurde, wars halt SIDS. Eine ähnliche Studie gabs aus Ungarn, wo mit der (späten) Einführung der Haemophilus inf B Impfung die SIDS Rate kräftig gesunken ist.

  39. #39 Cornelius Courts
    21/10/2011

    @Wolfgang: berechtigte Frage. Ich wüßte nicht, daß bei SIDS-Verdacht regelmäßig und spezifisch auf B. pertussis (oder andere Erreger) getestet wird. Es wird sicher anhand von Obduktions- und Histoergebnissen eine schwere Infektion ausgeschlossen, die als alleinige Todesursache hätte fungieren können.
    Meinst Du die Heininger-Studie von 2004? In einer Studie von 2011 (21773760) relativiert er ja seine Überlegungen und schlußfolgert
    “The findings in this present investigation do not support a direct role of B. pertussis at the site of infection (ciliated epithelium) in the causation of SIDS […] The possibility that B. pertussis infection could still be a factor in some SIDS cases, e.g., by a systemic release of toxins, cannot be definitely ruled out.”
    Das halte ich für durchaus plausibel, denn wie gesagt: in einer Subgruppe von Fällen spielen nicht-letale Infekte als Auslöser bestimmt eine Rolle.

  40. #40 Muddi & theBlowfish
    26/10/2011

    @Dagda: Erwachsene haben ein anderes Schlafverhalten als kleine Kinder, weniger und kürzere Tiefschlafphasen, die motorische Hemmung ist auch stärker ausgeprägt.
    Damit ist gemeint, dass sich Kinder sehr viel mehr im Bett bewegen als Adulte. Erwachsene drehen sich zumeist von einer Seite zur anderen, Kinder kugeln durch das gesamte Bett.
    Ich habe immer scherzhaft gesagt, bei meinem Sohn könnte eine Blaskapelle durchs Zimmer laufen, er würde nicht wach- als wir dann mal in einem Freizeitpark waren und er gerade sanft im Buggy eingeschlummert war, dann der Beweis: Die gesamte Streetparade zog mit Pauken und Trompeten vorbei-und er ratzte selig weiter.
    @CC Menno, ich find die Schwedische Studie nicht mehr, das Buch mit der Quellenangabe ist verschollen, ich bleib aber am Ball.
    Für uns hat sich fürs zweite das Elternbett eh erledigt, ich hol mir einen Babybalkon.

  41. #41 Cornelius Courts
    26/10/2011

    @Muddi: “Für uns hat sich fürs zweite das Elternbett eh erledigt, ich hol mir einen Babybalkon.”

    is’ besser!
    Denn: es gibt jetzt eine ganz neue Metaanalyse zu bed-sharing und die conclusion ist: “Bed sharing IS a risk factor for SIDS and is especially enhanced in smoking parents and in very young infants.”
    (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21868032)
    Denke, das wäre damit geklärt 🙂

  42. #42 Muddi & theBlowfish
    01/11/2011

    Ja, aber beim Rumsuchen habe ich ich wenigstens eins gelernt: bei 50% der SIDS waren “smoking parents” beteiligt.
    Ohne Babybalkon geht es nimmer mehr: Flo hat derartig derb die Hausstaubmilbenallergie wieder heimgesucht, dass er abends recht viele Antihistaminika braucht und die machen saumüde.
    Uebrigens hatte ich auch was zu dem “oooch, Eltern wachen doch auf, wenn was mit dem Kleinen ist”.
    Kein SIDS, aber ca. 500 erdrückte/überrollte Kinder in den U.S.A. finde ich schon heftig.

  43. #43 Wolfgang
    08/11/2011

    @Cornelius,

    Ja ich meinte die Heiniger Arbeit aus 2004 – das Problem ist sicherlich, dass die keuchhustenkeime auf dem ciliierten Epithel der Nasopharynx sitzen, recht empfindlich sind, dort aber oft keine Keimabstrich gemacht wird.

    Bei den Zwergen wird Keuchhusten auch nicht klinisch diagnostiziert, die können oft noch nicht gscheit husten und sterben einfach in der Apnoe.

    Das Pertussis Toxin wandert jedenfalls retrograd ins Hirn- obs dort toxische Effekte ausüben kann ist mir nicht bekannt, ist aber möglich.
    Senioren mit Keuchhusten (siehe Mertens P 1999 und 2007) können jedenfalls mit Keuchhustensymptomen an Hirnmassenblutungen versterben. Macht da das Pertussis Toxin eine Vaskulitis im Hirn?
    In Ungarn (Törö K et al FEMS Immunol Med Microbiol. 2004 Sep 1;42(1):119-24.) ist mit Einführung der HIB Impfung die Zahl der SIDS Fälle signifikant gesunken- also könnten unter den SIDS Fällen auch einige tödliche Haemoph. infl. B Infektionen sich verstecken.

    Und da gibts eine neue Empfehlung aus USA um das SIDS Risiko zu reduzieren.

    https://www.medscape.org/viewarticle/752566?src=cmemp

    geimpfte Kinder haben ein um 50% erniedrigtes SIDS Risiko. Also werden doch einige impfpräventable Infektionen dahinterstecken.

    Und stillen reduziert dieses Risiko weiter.

  44. #44 Ivana
    21/11/2011

    Hallo! Bezüglich auf dem Rücken schlafen: Ich lege und legte all meine Kinder von Geburt an in Seitenlage und keilte sie regelrecht fest…lg Ivana

  45. #45 robert
    lichtenau
    26/06/2015

    werdende eltern sollten sich auch gedanken über eine ordentliche überwachung während des schlafes machen!
    https://www.baby-sensormatten.de/ oder amazon bewertungen helfen schonmal andere meinungen zu den produkten baby-sensormatten oder babyphones zu bekommen! sparen sollten eltern an anderen dingen! zb, rauchen aufhören!