Warnung: in dieser Reihe wird es immer wieder zu Begegnungen mit und Blicken in die tiefsten menschlichen Abgründe kommen und obgleich ich mich stets bemühen werde, nicht ins Sensationalistische abzugleiten, mag bisweilen die unausgeschmückte Realität bereits mehr sein, als manche(r) erträgt.
Diesmal: ein Fallbericht über eine tödliche verlaufene Penis-Strangulation
Im weiten Betätigungsfeld der autoerotischen Stimulation kommen manche Menschen auf Ideen, die die ohnehin schwammige Grenze zwischen kreativ und unklug überschreiten. Manchmal soweit, daß Möglichkeit für zukünftige Exprimente nicht länger gegeben ist: die meisten Todesfälle dieser Art resultieren, wie berichtet, aus einer irgendwie, oft durch Strangulation bewerkstelligten Einschränkung der Sauerstoffversorgung des/der Befriedigung Anstrebenden.
Nicht so in diesem Fall: auch hier wurde stranguliert, jedoch nicht der Hals sondern ein zum Zwecke der Herbeiführung autoerotischen Plaisirs eher konkretes Organ denn der vorliegende ist zugleich der erste berichtete Fall einer tödlich verlaufenen Penis-Strangulation.
Aber der Reihe nach: ein 58-jähriger Mann wurde von einem Mitbewohner tot in seiner Wohnung aufgefunden. Der gab an, der Verstorbene habe seine Wohnung zwei Wochen lang nicht verlassen. Zwei Tage vor seinem Versterben hatte der Mitbewohner wegen dessen seltsamen Verhaltens schon einmal den Rettungsdienst gerufen, doch der Mann hatte sich nicht helfen lassen und abgestritten, irgendein medizinisches Problem zu haben.
Im Rahmen der rechtsmedizinischen Obduktion wurde dann festgestellt, daß der Penis des Mannes im Hals einer Plastikflasche steckte und inzwischen stark angeschwollen, dunkelschwarz verfärbt und gangränös war. Zwischen Flaschenhals und Penishaut fanden sich Reste eines Kondoms. Innerhalb des Flaschenhalses betrug der Duchmesser des Penis’ ca. 2,2 cm, dahinter ca. 4 cm. Es war dem Mann offensichtlich unmöglich, das Glied aus dem Flaschenhals zu befreien. Die Schwellkörper waren rot-schwarz verfärbt und hämorrhagisch.
Auch das Wasserlassen muß stark erschwert und schmerzhaft gewesen sein, da die Blase stark überdehnt war und ca. 1250 ml blutigen Urins enthielt.
Die feingewebliche Untersuchung des Penis’ zeigte schwerste Nekrosen, intensive Einblutungen ins Gewebe und Thrombosierung des Schwellkörpers. Außerdem konnten eine akute Infiltration von Neutrophilen in die subdermalen Schichten (Entzündungszeichen) und eine Nekrose der Penishaut festgestellt werden. Weitere Autopsiebefunde waren akute Entzündungen des Nierenbeckens und des Lungengewebes. Als Todesursache wurde auf Multiorganversagen infolge eines septischen Schocks erkannt. Insgesamt deuten die Befunde auf einen langen und sehr sicher qualvollen Todeskampf hin, von der psychischen Belastung in den zwei Wochen, die dieser Zustand angehalten hat, zu schweigen.
Die nächstliegende Erklärung für das Geschehene ist, daß sich der Mann, sehr wahrscheinlich zu Stimulationszwecken, erst ein Kondom und dann eine Plastikflasche über den Penis geschoben hatte. Nach vollendeter Erektion blieb der Penis in der Flasche gefangen, da das im Inneren der Flasche befindliche Ende des Penis’ nun zu umfangreich war um ein Hinausziehen durch den Hals zu ermöglichen, zugleich aber die Strangulation des Penisschafts auch eine Rückbildung der Erektion verhinderte. Vermutlich aus Scham holte der Mann keine Hilfe und nahm auch keine in Anspruch, nachdem sie ihm durch den vom Mitbewohner alarmierten Notdienst angetragen wurde. Dabei wäre er bei rechtzeitigem Eingriff sehr leicht zu retten und auch sein Penis durch entsprechend erfahrene Urologen sicher und verletzungsarm zu befreien gewesen.
Angesichts der zahlreichen Berichte über zum Teil recht exotische Penisverletzungen in der medizinischen (aber durch kabarettistische Ver”wurstung” auch populären) Literatur, die auf eine in allen Altersstufen verbreitete einschlägige experimentelle Neigung hinweisen und der bisweilen unfreiwilligen Komik des Themas zum Trotz, will ich noch einmal auf die sehr heikle Lage hinweisen, in die man(n) sich durch solche Experimente bringen kann: durch solche Strangulationen, die mit einer Vielzahl von Gegenständen möglich (und bereits vollzogen worden) ist und die immer nach dem gleichen Muster verlaufen, kann es zu verschiedenen sehr ernsten Komplikationen bis hin zu Not-OP, Amputation und (s.o.) unzeitigem Ableben kommen, wenn man zu lange damit wartet, Hilfe zu holen. Und man(n) bedenke: die Urologen, zu denen man dann gebracht wird, haben sowas (was immer es ist) sehr wahrscheinlich schon mal gesehen…
Die Musikempfehlung, bei der es sich um eine Parodie eines Cash-Songs handelt, spare ich mir lieber 😉
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Referenz:
Morentin B, Biritxinaga B, & Crespo L (2011). Penile strangulation: report of a fatal case. The American journal of forensic medicine and pathology, 32 (4), 344-6 PMID: 22101437
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