Bergmeier zeigte sehr eindrücklich, daß sich die abendländische Kultur und unsere darauf begründeten Werte und Errungenschaften keineswegs von einem christlichen Ursprung herleiten sondern tief in der v.a. griechischen Antike verwurzelt sind und daß vielmehr die Christianisierung des Mittelalters ein Rückschritt und eine barbarische Reduktion menschlichen Fortkommens zu einem Verharren in Dunkelheit und Armut bedeutete, während “nebenan” die arabische Kultur blühte und gedieh und dem christlichen Frankenreich um Jahrhunderte an Wohlstand, Kunst, Wissenschaft, Philosophie, Recht und Zivilisation voraus war.

Bergmeier argumentierte, daß, da die Völkerwanderung als Grund für den Unterschied ausscheide und alle im Mittelalter so verschiedenen Regionen einst Teil des Römischen Reiches waren und damit gleiche Verwaltungs- und Rechtsstrukturen besaßen, als Erklärung für diese gewaltige Kluft nur der Unterschied in der religiösen Weltanschauung übrig bleibe.

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Das Christentum habe mit seiner Jenseits-Ideologie und einer auf Kirchenbelange fixierten und damit eine gnadenlose Klassengesellschaft begründenden Innen- und Wirtschaftspolitik die Grundlagen für extreme Armut der niederen Klassen und obszönen Reichtum der Kirche gelegt und damit den kulturellen, wissenschaftlichen und philosophischen Niedergang Mitteleuropas begründet.

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Anschließend ging es um Religionskritik und Zensur. Der Verleger Gunnar Schedel sprach über “Das offene Wort und seine Feinde. Religionskritik im 21. Jahrhundert”.

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Schedel erinnerte an noch nicht lange zurück liegende öffentliche Fälle von Religionskritik und die Reaktionen darauf (“Karikaturstreit”) und entwickelte anhand dieser Ereignisse sein Argument, daß Religionskritik ihre Berechtigung daran bemessen solle, was sie erreichen könne.

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Er sprach sich gegen rein zur Provokation geübte Kritik und für konstruktive Ansätze aus und diskutierte in diesem Zusammenhang den Paragraphen §166 des Deutschen Strafgesetzbuches (der hier ja vor nicht langer Zeit auch schon einmal Thema war), seine historische Auslegung und Reform Ende der 60er-Jahre.

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Thematisch sehr ähnlich war der folgende Vortrag “Blasphemiegesetze” des irischen Autors Michael Nugent gelagert.

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Nugent gab eine Übersicht über den Umgang mit Blasphemie und den Gesetzen, die zu ihrem Verbot in der Welt sind und rief beredt zum Kampf dagegen und zu ihrer Abschaffung auf. Deshalb möchte ich ihm auch gar nicht Gefahr laufen, ihm hier mit einer Zusammenfassung nicht gerecht zu werden, sondern empfehle einfach jeder/jedem, sich ihn selbst anzusehen:
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Ende Teil 1

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Kommentare (15)

  1. #1 rolak
    29/05/2012

    Schneller als erwartet^^ Läßt die Erinnerung wieder aufleben 😉
    Und da ist ja auch der clip – das nachbarlich spontan angekündigte ‘heute noch’ hatte ich eh’ als ‘irgendwann morgen vielleicht’ interpretiert, montags wohl zu früh nachgeschaut und den nächsten Versuch für morgen geplant…

  2. #2 roel
    30/05/2012

    Ich möchte nur diesen einen Trugschluss von Mihr ansprechen:

    „Man müsse zudem zwischen Verbrechen des (A)theismus und Verbrechen von (A)theisten unterscheiden (s. Bild oben). Verbrechen im Namen des Christentums definierte Mihr so, daß sie von Christen befohlen und durchgeführt sowie von einem christlichen Hintergrund motiviert, gerechtfertigt und unterstützt werden. Dieses Konzept auf eine eine Nicht-Religion, eine dogmenfreie Geisteshaltung wie den Atheismus anzuwenden, sei hingegen nicht möglich, weshalb Verbrechen des Atheismus ein absurdes Konstrukt ist.“

    Ich unterscheide zwischen Atheismus (oft auch schwacher Atheismus genannt), also es gibt keinen Gott, und Antitheismus (oft auch starker Atheismus genannt), der zusätzlich aktiv gegen jede Form von Theismus eintritt. Das Dogma der Atheisten ist: Es gibt keinen Gott. Die Dogmen der Antitheisten sind: Es gibt keinen Gott. Religion hat keinerlei Nutzen. Religionen sind ein Übel für die Menschheit. Wenn Verbrechen des Atheismus vielleicht nur ein absurdes Konstrukt sind, so kann es Verbrechen des Antitheismus doch im Kampf gegen das Übel der Menschheit geben.

    Aus https://de.wikipedia.org/wiki/Antitheismus : „Atheistische Literaten und Redner der Gegenwart scheinen den Begriff “Antitheismus” dagegen für sich so zu definieren, dass sie sämtlichen Theismen nicht nur absprechen wahr zu sein, sondern ihnen auch die Nützlichkeit völlig oder wenigstens überwiegend absprechen.“

    Aus https://de.wikipedia.org/wiki/Dogma : „Unter einem Dogma (altgr. δόγμα, dógma, „Meinung, Lehrsatz; Beschluss, Verordnung“[1]) versteht man eine fest stehende Definition oder eine grundlegende (Lehr-)Meinung, deren Wahrheitsanspruch als unumstößlich gilt

  3. #3 Hoffmann
    30/05/2012

    @ roel:

    Starker Atheismus wird in der Wikipedia wie folgt charakterisiert:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Atheismus#Atheismus_in_einem_starken_Sinne

    Das erscheint mir auch plausibel. Die Gleichsetzung von starkem Atheismus mit Antitheismus hingegen nicht, obwohl das eine das andere nicht ausschließen muss. Ich denke, dass Antitheismus (also die aktive Ablehnung jeglicher Spielart des Theismus durch argumentative Konfrontation mit deren Vertretern) auch von schwachen Atheisten geleistet wird und darüber hinaus auch von Agnostikern, die von der Schädlichkeit der Religion überzeugt sind.

    “Wenn Verbrechen des Atheismus vielleicht nur ein absurdes Konstrukt sind, so kann es Verbrechen des Antitheismus doch im Kampf gegen das Übel der Menschheit geben.”

    Nein, denn Verbrechen werden allenfalls im Namen des Antitheismus von Antitheisten begangen, sind aber nicht Verbrechen des Antitheismus, sondern Verbrechen von Antitheisten. Ebenso haben wir es nicht mit Verbrechen des Christentums, sondern mit Verbrechen im Namen des Christentums zu tun, die von Christen begangen worden sind. Hier muss man in der Tat genau unterscheiden, damit man die Absurditäten von der Gegenseite nicht unbeabsichtigt reproduziert.

  4. #4 roel
    30/05/2012

    @Hoffmann Meinen Sie Verbrechen von Antitheisten im Namen des Antitheismus? Das hört sich für mich plausible an.

  5. #5 Hoffmann
    30/05/2012

    @ roel:

    Ja, das meine ich.

  6. #6 roel
    30/05/2012

    @Hoffmann das meinte ich eigentlich auch so, ich hatte die Formulierungen aus dem Beitrag so ziemlich übernommen. Ich habe mir noch mal Ihren Link zu Atheismus im starken Sinne angeschaut, wikipedia ist hier nicht ganz einheitlich, denn hier https://de.wikipedia.org/wiki/Antitheismus steht es etwas anders. Egal, ich wollte ausdrücken, dass es die Atheisten gibt, die alle Götter verneinen und dass es Atheisten gibt, die den Theismus als eines der größten Übel der Menschheit sehen. Und beide haben, entgegengesetzt zu Mihrs Vortrag, mindestens ein Dogma die letzteren ein paar mehr. Vielleicht erkennt man die eigenen Dogmen nicht als solche?

  7. #7 Cornelius Courts
    31/05/2012

    @roel
    “Das Dogma der Atheisten ist: Es gibt keinen Gott.”

    Falsch. Die Nichtexistenz eines Gottes ist unsere extrem gut belegte Überzeugung, kein Dogma. Wir sind im gleichen und undogmatischen Maße übrigens auch überzeugt, daß es keine orbitalen Heißgetränkbehältnisse (https://de.wikipedia.org/wiki/Russells_Teekanne), Einhörner (https://de.wikipedia.org/wiki/Einhorn), Werwölfe (https://de.wikipedia.org/wiki/Werwolf) etc. gibt. Da unsere Überzeugung durch Vorlage eines Gegenbeweises (https://de.wikipedia.org/wiki/Gegenbeweis) widerlegbar wäre, ist sie kein Dogma.

    “Die Dogmen der Antitheisten sind: […] Religion hat keinerlei Nutzen. Religionen sind ein Übel für die Menschheit.”

    Falsch und zudem ungenau: Es muß heißen “Institutionalisierte Religion hat keinerlei Nutzen für die Ausübenden, jedoch einen riesigen Nutzen für die Betreiber und ist ein Übel für die Menschheit.”
    Aber auch dies sind Überzeugungen und auch diese extrem gut belegt UND theoretisch falsifizierbar. Zudem unterscheiden wir klar zwischen Religion (https://de.wikipedia.org/wiki/Religion) und Glaube (https://de.wikipedia.org/wiki/Glaube).

    “Vielleicht erkennt man die eigenen Dogmen nicht als solche?”

    Falsch. Sie werden nur gerne von Dogmatisierten aus Neid auf die Dogmenunbedürftigkeit anderer (z.B. den Atheisten) unterstellt.
    Denn wir (aner)kennen nichts (https://de.wikipedia.org/wiki/Nichts), dessen “Wahrheitsanspruch als unumstößlich gilt”.

    (macht irgendwie Spaß, jedes zweite Wort in der Wiki zu suchen 🙂

  8. #8 Hoffmann
    31/05/2012

    @ roel:

    Wie aus der Wikipedia zu entnehmen ist, wird der Begriff Dogma im Zusammenhang mit einem Lehrsystem verwendet – also festgelegte Lehrmeinungen, die ein darauf aufbauendes Lehrgebäude begründen. Bezeichnenderweise findet sich dieser Begriff insbesondere im Rahmen der katholischen Theologie. All das findet sich im Atheismus jedoch nicht, denn der Atheismus ist keine Lehre, die Dogmen bedarf, deren Wahrheit unhinterfragt akzeptiert werden müsste, sondern eine Position in Bezug auf den Theismus, der insbesondere in Form verschiedener Religionen präsent ist. Man muss als Atheist also kein Gegenstück zur katholischen Theologie ausarbeiten – im Gegenteil: Die katholische Theologie stellt in der Gegenwart einen Gegenentwurf zum wissenschaftlichen Weltbild dar, so dass sich letztere mit Hilfe ihrer Dogmen von einer naturalistischen Weltsicht bewusst absetzt. Einige weitere Gründe, warum Atheismus ohne Dogmen auskommt, hatte Cornelius bereits genannt.

  9. #9 roel
    31/05/2012

    @Cornelius Courts

    “Falsch. Die Nichtexistenz eines Gottes ist unsere extrem gut belegte Überzeugung, kein Dogma.”

    “macht irgendwie Spaß, jedes zweite Wort in der Wiki zu suchen :-)” Ab und zu, ich dachte mir schon, dass diese Argumentation kommen würde.

    Hier mal ein paar Auszüge aus den oben schon verlinkten wikipedia-Eintrag zum Dogma:

    “…werden Dogmen seit dem Zeitalter der Aufklärung kritisch als eine auf Autoritäten beruhende Denkweise oder Glaubensüberzeugung abgelehnt”

    “„Dogma“ beschreibt hier die (vorbewusste) Grundüberzeugung, die das Bewusstsein bestimmt und Grundlage für Meinungs- und Urteilsbildung darstellt.”

    “Auf der subjektiven Ebene bezeichnet „Dogma“ die persönliche Überzeugung, die die Grundlage des eigenen, persönlichen Bewusstseins und die Voraussetzung aller Erkenntnis bildet.” Es gibt noch ein paar andere Stellen, aber ich möchte nicht ganz wikipedia zitieren.

    Also da wird jetzt nicht großartig unterschieden zwischen Dogma und Überzeugung.

    Aber mit dem umformulierten Dogma: “Institutionalisierte Religion hat keinerlei Nutzen für die Ausübenden, jedoch einen riesigen Nutzen für die Betreiber und ist ein Übel für die Menschheit.” bin ich einverstanden.

  10. #10 Carlo
    31/05/2012

    Hitler als gläubigen Christen zu bezeichnen ist geradezu hanebüchen. Das kann aber auch nur einem Bolschewisten wie Cornelius Courts einfallen. Wenn, dann hat er sich selbst als “Messias” gesehen. Hitler hat die Kirche als Werkzeug für seine Ideen und die nationalsozialistische Bewegung gesehen und missbraucht und wollte dieser nach dem “Endsieg” den Garaus machen. So wie er sich auch bei Himmler beschwert hat, dass dieser mit dem reaktionären neugermanischen Kultus liebäugelte. Hitler hielt von dem alles nichts. Hitler war gottlos und er hasste die Bolschewisten.

  11. #11 Bullet
    31/05/2012

    Carlo: weißt du noch, welche Wand das war, gegen die du gelaufen bist? Da schämt man sich ja fremd.
    https://scienceblogs.com/pharyngula/2010/09/17/list-of-hitler-quotes-in-honor/

  12. #12 Bullet
    31/05/2012

    @roel:
    “Dogma” und “Überzeugung” sind auf ganz grundlegender Ebene verschieden.
    – ein Dogma ist ein Glaubensgrundsatz, der grundsätzlich nicht hinterfragt wird. Bisweilen wird in der betreffenden Religion bereits der Gedanke daran, daß man die Grundsätze prüfen sollte, als Häresie mit dem Tod bestraft.
    – eine Überzeugung kann man und DARF man auch ändern.

    Übrigens kann man sich eine Überzeugung selbst aneignen – ein Dogma nicht. Ein Dogma kann man nur übernehmen.

  13. #13 roel
    31/05/2012

    @Bullet “Bisweilen wird in der betreffenden Religion bereits der Gedanke daran, daß man die Grundsätze prüfen sollte, als Häresie mit dem Tod bestraft.” Dogmen können präzisiert und neu interpretiert werden.

    “Übrigens kann man sich eine Überzeugung selbst aneignen – ein Dogma nicht. Ein Dogma kann man nur übernehmen.” Von wem?

    Hier nochmal aus wikipedia etwas gekürzt: Unter einem Dogma „Meinung, Lehrsatz; Beschluss, Verordnung“ versteht man eine fest stehende Definition oder eine grundlegende (Lehr-)Meinung, deren Wahrheitsanspruch als unumstößlich gilt.

    Kannst du dir nicht oder kann eine Gruppe nicht einen Beschluss fassen und diesen als wahr deklarieren? Kannst du nicht oder ein Atheistischer Weltkongress oder sonstwer sagen: Es gibt keinen Gott! oder “Institutionalisierte Religion hat keinerlei Nutzen für die Ausübenden, jedoch einen riesigen Nutzen für die Betreiber und ist ein Übel für die Menschheit.”

  14. #14 Bullet
    31/05/2012

    @roel:

    Dogmen können präzisiert und neu interpretiert werden.

    Hast du ein aktuelles Beispiel dafür? … Warte …: vergiß das “aktuelle”. Ersetze durch “belegtes”.

    Von wem?

    diese Frage ist nicht uninteressant. Die Antwort darauf leider ziemlich banal: bevorzugt von dem, der als Autorität anerkannt wird.

    […] deren Wahrheitsanspruch als unumstößlich gilt.

    Das und “nicht hinterfragbar (=anzweifelbar)” ist ziemlich synonym, wa? BTW ist das natürlich schon ein schöner Beleg dafür, daß Wissenschaft undogmatisch ist. Denn im wissenschaftlichen Kontext ist nichts “unumstößlich”. Nur ist natürlich ein gut abgesichertes und über viele Bindungen gut vernetztes Konzept recht schwer umzustoßen. Das wird aber gern verwechselt unter unseren besonderen Freunden von der Eso-Seite.

    Kannst du dir nicht oder kann eine Gruppe nicht einen Beschluss fassen und diesen als wahr deklarieren?

    Nein. Zumindest nicht in einer Welt, die ohne Götter auskommt. Das ist zumeist in den heutigen Industriestaaten der Fall. Denn jeder, der etwas als “wahr” zu definieren versucht, wird sofort von jenen ausgelacht, die wissen, daß ein Beschluß eine Konvention ist. Und auf die ist “wahr/falsch” nicht anwendbar. Weiß doch jeder, oder?

  15. #15 roel
    31/05/2012

    @Bullet momentan kein Beispiel, nur die Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Dogma

    “Denn im wissenschaftlichen Kontext ist nichts “unumstößlich” ja klar, wir sprechen hier über Atheismus und nicht über Wissenschaft.