Igwe nannte noch einige Beispiele für die beklagenswerten Zustände in seiner Heimat und sprach dann die konkreten Folgen dieser intoleranten Geisteshaltung an, die in krassen Menschenrechtsverletzungen durch Gläubige an Nichtgläubigen aber auch – ganz Mittelalter – an des Nichtglaubens oder gar der Hexerei beschuldigten gipfelten, wovon häufig Kinder und Frauen betroffen sind. Dabei reiche bereits eine Anklage, so Igwe, um ohne Prozess oder Nachfrage eine Strafaktion gegen eine beschuldigte Person zu bewirken.
Auch hier nannte er diverse Beispiele und zeigte betroffen machende Bilder. Besonders im Gedächtnis ist mir die kleine Esther (8) geblieben, die wegen angeblicher Hexerei entführt und mißhandelt wurde und die Igwe selbst befreien konnte (hier mehr dazu).
Igwes Vortrag war zwischendurch sehr emotional und man merkte ihm an, wie wichtig ihm seine Sache ist und daß er persönlich schon mit Problemen, Widerständen und Gefahren zu tun hatte, die einem westeuropäischen Atheisten wohl eher nur in Alpträumen begegnen. Igwe ist dabei trotzdem ein echter Alleinunterhalter: ernst aber auch witzig, laut aber auch leise mit phänomenalem Minenspiel. Gut, daß es Menschen wie ihn gibt.
Nach Leo Igwe sprach Valentin Abgottspon, der von einem Problem erzählte, das, wie er selber betonte, im direkten Vergleich zu den Zuständen in Nigeria und anderen afrikanischen Ländern, verblasste, für sich genommen und angesichts der Tatsache, daß es sich in der Schweiz ereignete, dennoch einen Eklat darstellt.
Ich kann mich hier kurz fassen, da Abgottspon selbst leidlich fleissig bei seiner PR ist. Wie man oben auf dem Bild sieht, bot er zahlreiche Möglichkeiten an, sich über ihn zu informieren (z.B. bei Facebook), über seine Geschichte zu lesen und ihn zu unterstützen. Abgottspon wurde Opfer der korrupten und die Trennung von Staat und Kirche wahlweise als nicht erwünscht oder nicht gegeben auffassenden Verhältnisse in seinem Schweizer Kanton Wallis. Er war dort Lehrer an einer Schule und wurde gefeuert, weil er sich für säkulare Schulen einsetzte und sich weigerte, in seinen Klassen ein Kruzifix an der Wand zu dulden. Im Vortrag legte er dar, wie es zu der fristlosen Entlassung kam, wie die Situation in der Schweiz beschaffen ist, was seither passiert ist und welche Lehren die säkulare Bewegung aus solch haarsträubenden Vorkommnissen ziehen kann.
Sehr vielsagend war dabei der Brief voller christlicher Nächstenliebe (einschl. Empfehlung und Anleitung zum Selbstmord), den ihm ein “Kirchgänger” anlässlich des Streits zukommen ließ:
Im Anschluss sprach die US-amerikanische Bloggerin , skeptische Podcasterin und Feministin Rebecca Watson.
Sie befasste sich mit zwei Problemen: zunächst beklagte sie, daß US-fundamentalistische Christen zum Teil mit Beihilfe der Gesetzgeber und der Justiz immer wieder und immer mehr gegen die Grundrechte der Frauen sturmliefen, indem sie Gesetze erließen bzw. Urteile fällten, die z.B. das Recht auf Selbstbestimmung und Verfügung über den eigenen Körper beschnitten.
Angesichts dieser Mißstände sei es umso wichtiger, daß die säkulare und humanistische Bewegung sich (noch) mehr für die Rechte und Freiheiten der Frauen einsetze. Und hier eröffnete sie ihr zweites Problem, daß nämlich Frauen in der “atheistischen Szene” beklagenswert unterrepräsentiert seien, da es dort häufig wie in einem sexistischen Männerclub zugehe (Elevatorgate nannte sie nur als ein Beispiel). Sie rief dazu auf, zu Tagungen wie dieser (auf der es gerade einmal 4 weibliche Vortragende gab) mehr Sprecherinnen einzuladen – wofür sie das Amazing Meeting als positives Beispiel nannte – und generell eine Atmosphäre zu schaffen, in der sich Frauen wohl und anerkannt fühlen und sich darauf verlassen können, daß mögliche Übergriffe oder Nötigungen auch konsequent geahndet würden. Sie berichtete dann auch, wie sie es in ihrem eigenen Blog durch eine modifizierte Themenwahl erreicht habe, daß sich die Leserschaft nun zu ca. 50% aus Frauen zusammensetze.
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