3. Fall: ein Suizid mit Erhängen aus großer Höhe
Januar, 2010. Eine junger, suizidgefährdeter Mann hält sich zu Hause zusammen mit seiner Mutter auf, die ihn beobachten und notfalls von suizidalem Verhalten abhalten soll. Er geht nach oben, die Mutter ruft ihm hinterher er solle keine Dummheiten machen. Wenige Minuten hört die Mutter ein Geräusch vom Fenster im oberen Stockwerk. Die Mutter stürzt vor die Tür und findet den Körper des Sohnes auf dem Boden. Der Kopf hängt noch an einer Schlinge. Das Seil war an der Balkonbrüstung angebracht worden und ein Stuhl stand nahe daneben.
Die Obduktion des 183 cm großen und 109 kg schweren Mannes ergab: Es fanden sich Hautabschürfungen an der vorderen Halsseite, die restliche Haut am Hals war relativ scharf durchschnitten, der Hals zwischen fünftem und sechstem Halswirbel durchtrennt. Der Knoten der Schlinge war an der vorderen Halsseite plaziert und das Rückenmark war kurz vor der Pons abegrissen.
Die Haut des Oberkörpers wies einige Abschürfungen auf, die durch den Sturz erklärlich waren, es wurden jedoch keine schwereren Verletzungen und auch keine Anzeichen für eine Erkrankung festgestellt. Der toxikologische Befund war positiv für Chlorprotixen (ein Antipsychotikum), N-desmethyldiazepam (ein Abbauprodukt eines Beruhigungsmittels), Oxycodon (ein opiathaltiges Schmerzmittel), Citalopram (ein Antidepressivum) und Olanzapin (ein Neuroleptikum zur Behandlung schizophrener Psychosen). Der offensichtlich schwer psychisch erkrankte Verstorbene hatte also Suizid durch Erhängen verüben wollen, was aber durch sein relativ hohes Körpergewicht in Kombination mit einer großen Fallhöhe zu einer Abtrennung des Kopfes führte.
4. Der Sonderfall
Juni, 2003. Ein Mazda rast eine Landstrasse entlang auf eine scharfe Linkskurve zu. Er passiert eins von mehreren Warnschildern, die auf die Kurve hinweisen. Dann passiert der Unfall: das Auto rammt die rechte Leitplanke direkt neben einem weiteren Warnschild, die dabei verbogen und zerstört wird und kracht danach 50 m weiter gegen eine Felswand. Als die Rettungskräfte eintreffen, ist der Fahrer des Wagens verschwunden, der Motor läuft noch, alle Türen sind geschlossen und beide Frontairbags haben ausglöst. Das Fenster auf der Beifahrerseite ist zerbrochen und die Scherben sind hinausgefallen, die Windschutzscheibe ist gebrochen und auf der Beifahrerseite mit Blutspuren bedeckt. Auf dem Beifahrersitz sitzt, nach vorne gelehnt und ohne Gurt, die kopflose Leiche einer jungen Frau.
Ihr Kopf wird schließlich gefunden, neben dem Warnschild, das direkt neben der Stelle steht, an der das Auto die Leitplanke gerammt hatte.
Zur Obduktion gelangte eine 34-jährige Frau mit oberflächlichen Hautabschürfungen und Prellmarken am rechten Arm. Am Kinn und der vorderen Halsseite zeigten Abschürfungen die Stelle des Aufpralls an: es fand sich ein unregelmäßiger Einschnitt in der Haut der vorderen Halsseite gerade unter dem Kinn. Am restlichen Nackenbereich war die Haut rundherum relativ scharf durchtrennt. Am Kopf verlief der Schnitt durch die unteren Schläfen an beiden Seiten, so daß das komplette linke Ohr und Teile des rechten Ohrs vom Kopf abgetrennt und am Halsrest des Körpers verblieben waren. Der Hinterkopf war so gebrochen, daß die Schädelbasis auf dem Halsrest des Körpers, Kiefer und Zunge jedoch am Schädel verblieben waren. Das Kleinhirn und der untere Teil des Hinterhauptlappens waren beschädigt, Pons und verlängertes Mark waren abgerissen und durchtrennt. Der Kiefer aber nicht die Wirbelsäule war gebrochen. Der toxikologische Befund ergab einen Blutalkoholwert von 0,18 Promille.
Aufgrund der autoptischen Befunde und der Spuren am Unfallort wurde das Geschehen rekonstruiert: Durch den Aufprall an der Leitplanke hatten die beiden Airbags ausgelöst und die Plastikabdeckung des Beifahrerairbags war dabei in das Fenster geschleudert worden, wodurch dieses zerbrach, zunächst jedoch ohne auseinanderzufallen. Die Verstorbene war nicht angeschnallt und befand sich zum Zeitpunkt der Airbagauslösung vermutlich nicht in der normalen Sitzposition, so daß sie vom Airbag gegen das Beifahrerfenster gedrückt wurde, welches dadurch schließlich ganz zerbrach. Durch den Druck das Airbags wurde dann vermutlich ihr Kopf durch das Fenster gedrückt und dieser konnte so mit dem Warnschild direkt neben der Leitplanke, die das Auto gerammt hatte, zusammenprallen. Die Stange des Schilds und das Schild selbst waren intakt. Das Schild befand sich jedoch in zu großer Höhe, so daß die tödliche Verletzung letztlich einer stumpfen Gewalteinwirkung durch Zusammenprall mit der Schildstange zugeschrieben wurde. Der Fahrer wurde später noch gefunden und verhaftet.
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