Hier nun der bereits viel nachgefragte zweite Teil des Gastbeitrags von Claudia Graneis, der seinen Schwerpunkt bei der durch die homöopathische Industrie betriebenen Lobbyarbeit und deren Einfluss auf das politische Wirken hat. Herzlichen Dank an die Autorin.

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  „… die Kundin wollte ein homöopathisches Mittel haben. Ich habe sie aufklärt und gefragt, ob sie denn wisse, daß da kein Wirkstoff drin sei. Das wusste sie nicht. Später habe ich großen Ärger vom Chef bekommen, deswegen.“

Das Zitat, mit dem der zweite Teil des Artikels über die Infiltration der Pharmazie durch die Homöopathie beginnt, stammt von einem Kommilitonen, den ich vor einigen Wochen wieder traf, als das Semester startete.

Andere hatten ähnliche Geschichten zu erzählen: einer mußte in der Rezeptur vom Heilpraktiker verschriebene „Super Tuning Essenzen“  herstellen, die pro Fläschchen mehrere Dutzend Euro kosten. Anthroposophische Arzneimittel, welche nur in Flaschen mit blauen Verschlüssen abgegeben und nur mit Etiketten schwingungsharmonischer Farben versehen werden durften, mußten verkauft werden. Bachblüten durften auf Kundenbitte hin nicht gescannt werden an der Kasse (das zerstöre die Schwingungen der Blütenessenzen). Und es wurden Rezepte für anthroposophische Nasentropfen ausgestellt. Das war eine Flüssigkeit, die aus mehreren homöopathischen Essenzen bestand – und in die zusätzlich noch eine komplette Packung eines bekannten, wirksamen Nasensprays (Handelspreis ca. fünf Euro) gemischt wurde. Natürlich wirkt die Mixtur und kostet ungefähr 20 Euro.

Der Irrsinn hört nicht auf.

Apotheken verdienen an gewöhnlichen Arzneimitteln nicht viel; ca. acht Euro pro Rezept. Ohne esoterische „Arznei“mittel zu verkaufen, kann sich eine Apotheke heute kaum noch halten – so die Angaben vieler Pharmazeuten dazu. Die Nachfrage der Kunden jedenfalls ist da. Und der Rückhalt aus der Politik auch. Die Gründe hierfür möchte ich in diesem Artikel etwas genauer untersuchen.

Aus dem vorangegangenen Beitrag ist schon bekannt, daß unser Bundesministerium für Gesundheit dem Einzug der Homöopathie sowohl in den Apotheken (mit der verpflichtenden Einführung eines Homöopathischen Arzneibuchs) als auch in den Universitäten (mit der Aufführung homöopathischer Lehren im staatsexamensrelevanten Gegenstandskatalog) eifrig Vorschub geleistet hat. In einem Brief an das Gesundheitsministerium versuchte ich, herauszufinden, wie das geschehen konnte und welche politische Haltung dem zugrunde liegt. Es folgt die Anfrage, die ich an das Ministerium übermittelte:

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

mein Name ist Claudia Graneis und ich studiere Pharmazie. Im Laufe meines Studiums bin ich schon einige Male auf Lehrplaninhalte zum Thema Homöopathie gestoßen und habe auch erfahren, daß es in Deutschland ein Homöopathisches Arzneibuch gibt. Dazu habe ich einige Fragen.

Die Homöopathie wurde vor 200 Jahren von Samuel Hahnemann (auf Grundlage eines missglückten Experiments) erfunden und ist seitdem ihren WIrksamkeitsnachweis schuldig geblieben. Es gibt keine replizierbaren wissenschaftlichen Ergebnisse aus guten klinischen Studien (also doppelt verblindet, randomisiert und placebokontrolliert), die jemals (!) den Nutzen der Homöopathie dargelegt hätten. Auch gemäß Cochrane-Review hat Homöopathie niemals besser abgeschnitten als das Placebopräparat.

Auch die wissenschaftlichen Grundlagen, auf welche sich die Homöopathie beruft, sind nicht haltbar: das Gedächtnis des Wassers, zum Beispiel. Wenn ein solcher “molekularer Imprint” je hinterlassen wird (wobei das bei mitunter riesigen Molekülen im Gegensatz zu winzigen Wassermolekülen ohnehin schwierig würde), so dauert er nur wenige Femtosekunden an und kann demnach keinen therapeutischen Effekt haben.
Ähnlich gut belegt sind die im HAB aufgeführten Techniken der Spagyrik (die sich ja als moderne Form der Alchemie versteht) und der Anthroposophischen Medizin (mit ihrer Lehre vom Astral-, Äther-,… etc. Leib).

Die erste Frage lautet nun also: wieso steht die Homöopathie im Gegenstandskatalog der IMPP, der ja vom BMG über die Approbationsordnung für Apotheker festgelegt wird? Wieso muß ich als Pharmaziestudentin etwas über das angebliche Wassergedächtnis und die wissenschaftlich unhaltbaren, esoterischen Theorien Hahnemanns lernen (immerhin handelt es sich ja um einen naturwissenschaftlichen Studiengang)?
Zweitens, wieso gibt es in Deutschland ein Homöopathisches Arzneibuch, das ja auch vom BMG herausgegeben wird, mit Inhalten, die sich sogar auf Spagyrik und Anthroposophie ausweiten?  Das alles ist nicht im geringsten mit Evidenz belegt und ins Reich der Esoterik einzuordnen.

Es gibt Menschen, die behaupten, Homöopathie habe bei ihnen wunderbar geholfen. Zunächst aber sind das Einzelfälle, Anekdoten, die sich noch nie in einer kontrollierten Studie haben replizieren lassen, zum anderen ist das Wirksame an Homöopathika der Placeboeffekt (da die Verschreiber solcher “Medikamente” oft viel Zeit und ein offenes Ohr mitbringen).
Diese Rechtfertigung also wäre vom Tisch. Eine weitere wäre, daß die Nachfrage der Menschen so hoch ist. Wenn nun aber morgen die Nachfrage der Menschen der dem pulverisierten Horn eines Einhorns (oder irgendeinem anderen, wissenschaftlich in keiner Weise belegten Präparat) sehr hoch würde, müßte ich dann mit Examensfragen zu diesem Thema und einem Einhorn-Arzneibuch rechnen?

Es interessiert mich wirklich sehr, wie derlei Dinge zustande kommen und ich bin gespannt auf Ihre Antwort. Vielen Dank im Voraus für die Mühe.

 

Nach Wochen des Wartens erreichte mich schließlich eine Antwort. Leider fiel diese genauso wenig substanziell aus, wie ich es befürchtet hatte. Sie lautet:

 

Sehr geehrte Frau Graneis,

 Vielen Dank für Ihre Email vom 2. Oktober 2012.

Grundsätzlich ist dazu zu sagen, dass es sich bei der Homöopathie um eine in Deutschland seit 1978 anerkannte Besondere Therapieform im Sinne des Fünften Buches Sozialgesetzbuch (SGB V)  handelt.

Der dem Apotheker vom Gesetzgeber erteilte Auftrag ist die Sicherstellung der ordnungsgemäßen Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln (§1 Bundes-Apothekerordnung). Dieser Auftrag bedeutet u. a. die verantwortungsvolle Information und Beratung des Patienten/der Patientin über jedes von ihm abgegebene Arzneimittel und gehört zum Berufsbild des Apothekers.

Der Begriff Arzneimittel umfasst auch die im Register für homöopathische Arzneimittel des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte [BfArM, Anm. d. Autorin] verzeichneten zugelassenen/registrierten homöopathischen Arzneimittel. Homöopathika sind ferner –worauf Sie ja auch hinweisen- im Homöopathischen Arzneibuch verzeichnet, das Teil des Arzneibuchs nach §55 Arzneimittelgesetz ist.

 Das Homöopathische Arzneibuch als Sammlung von Regeln über die Qualität, Prüfung, Lagerung und Bezeichnung von homöopathischen Mitteln und die bei ihrer Herstellung und Prüfung verwendeten Stoffe, Materialien und Methoden ist Basis für das erforderliche Grundlagenwissen, um Patientinnen und Patienten sachgerecht beraten zu können. Auch die im allgemeinen Teil des HAB niedergelegten verschiedenen Verfahrenstechniken, die neben klassischen Herstellungsmethoden nach Hahnemann auch auf die Verfahren der Anthroposophie und Spagyrik eingehen, ergänzen pharmazeutische Kenntnisse und Fertigkeiten.

Über die Approbationsordnung für Apotheker ist sichergestellt, dass Apothekerinnen und Apotheker nach Beendigung der pharmazeutischen Ausbildung generell über die erforderliche Sachkenntnis bei Arzneimitteln, also u. a. auch bei Homöopathika, verfügen. Dies ist zur Sicherheit der Patientinnen und Patienten unerlässlich.

Selbstverständlich ist es der Inhaberin/dem Inhaber einer Apotheke unbenommen, homöopathische Arzneimittel nicht in ihr/sein Sortiment aufzunehmen. Das entbindet sie/ihn jedoch nicht von der Beratungspflicht und spielt daher bei der Berufsausbildung keine Rolle. Mit freundlichen Grüßen,

 […] 

 

So weit, so unbefriedigend. Diese Antwort wirft weitere Fragen auf, und zwar diejenigen nach den Regelungen und Modalitäten in Deutschland in Bezug auf homöopathische Arzneien. Da wäre zunächst das bereits genannte SGB V. In diesem Buch, das sich mit den Regelungen der gesetzlichen Krankenkassen auseinandersetzt, wurde in einer Debatte um die Kostenübernahme für homöopathische Mittel erstmals der Begriff der Binnenanerkennung geprägt. Diese bezieht sich ausschließlich auf die sogenannten „Besonderen Therapierichtungen“ und legt fest, daß die Vertreter der jeweils betroffenen Behandlungsmethoden, in diesem Fall der Homöopathie (aber auch Anthroposophie, Spagyrik und Pflanzenheilkunde), selbst Beurteilungen zur Wirksamkeit und zur Güte der Methode an sich abgeben dürfen. Für ein konventionell-medizinisches Präparat wäre ein solches Vorgehen undenkbar.

Doch die Sonderregelungen für esoterische Heilmethoden ziehen sich auch durch das Arzneimittelgesetz (AMG). So müssen Hersteller homöopathischer Präparate keine Angaben zur Wirksamkeit, Nebenwirkungen und ggf. erfolgten analytischen und toxikologischen Prüfungen machen, während Medikamente aus der evidenzbasierten Medizin diese, völlig zu Recht und in Verbindung mit hohen Kosten, vorlegen müssen. Weiterhin sitzen in der Zulassungskommission für derlei Präparate u. a. „Sachverständige“ mit „wissenschaftliche[n] Kenntnisse[n]“ und „praktische[n] Erfahrungen“ auf dem Gebiet der Pseudowissenschaften. Das jedoch ist meist ohnehin nicht nötig, denn laut AMG §§38-39 muß ein homöopathisches Mittel nur registriert, nicht zugelassen werden.

Doch DHU, Weleda und Co. behelfen sich auch mit kleinen Tricks, um weiteren Fallen in der Gesetzgebung zu entgehen: so sind auf solchen Präparaten grundsätzlich keine Indikationen angegeben, da Arzneimittel gemäß AMG §8 keine falschen Angaben zur Wirksamkeit machen dürften. Zudem umgehen sie ihre Befreiung von der Apothekenpflicht (§44 AMG) mit dem simplen Trick, daß sie ihre Präparatsnamen schlichtweg nicht auf deutsch angeben. Stünde statt Natrium chloratum einfach „Kochsalz“ auf der Verpackung, dürfte das mit 1349 Anwendungsgebieten (laut Hahnemann) gepriesene Wundermittel auch im Supermarkt um die Ecke verkauft werden.

Es ist also ein munteres Ducken und Schleichen durch den Paragraphendschungel, der aber auf skandalöse Weise zugunsten der Homöopathischen Industrie modifiziert wurde. So etwas ist nicht möglich ohne gute Lobbyarbeit.

Die Pharmaunternehmen, welche Homöopathika herstellen, betreiben Lobbyarbeit „wie die Großen“ und unterscheiden sich in Methodik und Aufwand kaum von den „konventionellen“ Pharmafirmen. DHU, Heel, Weleda, WALA und Konsorten machen Aufwartungen im Gesundheitsausschuss des Bundestages, laden Abgeordnete auf ihr Produktionsgelände, versenden Werbungsprospekte und laden zu Veranstaltungen. Doch dazu gleich mehr. Ergänzend zum HAB gelten in Deutschland die Empfehlungen der „Kommission D“ zu Prüfvorschriften und ähnlichem; deren Vorsitzender, Michael Elies, ist gleichzeitig in der DHU engagiert.

Ein weiterer großer Name ist die „Carstens-Stiftung“, ein von Ex-Bundespräsident Carstens und seiner Frau ins Leben gerufenes Organ, welches tatkräftig die Verbreitung homöopathischer Lehrkonzepte fördert. So finanziert die Stiftung Professuren, Doktorarbeiten, Vorträge und weiteres zum Thema Homöopathie. Doch nicht nur diese Stiftung mischt an den Universitäten mit: Stiftungsprofessuren gibt es mittlerweile auch von der Firma Heel, und der Deutsche Zentralverband homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) entsendet mehrere Projektleiter, um mit den Universitäten das Gespräch zum Thema „Homöopathie in der Lehre“ (s. Interview mit C. Bajic) aufzunehmen. Lehrbeauftragte werden vermittelt, Camps initiiert, Arbeitskreise unterstützt.

Doch auch an anderer Stelle schreitet die Infiltration fort: bei den Apothekern, Ärzten und dem weiteren Gesundheitspersonal. So stellen die Pharmareferenten der o.g. Firmen bei den Apotheken bereitwillig kostenlose Kundenbroschüren zur Wirksamkeit der Zuckerkügelchen zur Verfügung, bieten bepunktete (!) Fortbildungen für Ärzte und Apotheker an und veranstalten Seminare, um ihre Produkte einzuführen.

Am dramatischsten ist der Einschlag dieser Maßnahmen vielleicht bei den Hebammen zu spüren: Eine Schwangerschaft ist eine empfindliche Phase im Leben einer Frau, in der sie höchst bedacht darauf ist, ihrem Kind keinen Schaden durch eventuell toxische Stoffe zuzufügen. Eine unerfahrende werdende Mutter benötigt in dieser ungewohnten Situation die Begleitung und Anleitung einer kompetenten und vertrauenswürdigen Bezugsperson. Dies ist in vielen Fällen eine Hebamme – leider ist in dieser Berufsgruppe die Affinität zu alternativmedizinsichen Verfahren wie Homöopathie und Akupunktur besonders verbreitet und die entsprechende Einflussnahme auf die Schwangeren massiv. In der Folge nehmen etwa 70% der Frauen während der Schwangerschaft Globuli ein – ein Start in eine homöopathische Selbstmedikationskarriere.

Hebammen fungieren somit als Multiplikatoren solcher esoterischen Behandlungskonzepte und sind folgerichtig ein Angriffsziel besonders aggressiver Marketingversuche der Homöopathischen Industrie. So bietet zum Beispiel die Firma Weleda ganze Seminare und Lehrgänge für Hebammen an, die laut Presseberichten rege in Anspruch genommen werden und auch von Berufsverbänden empfohlen werden.

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Zuletzt sind die Hersteller solcher Arzneimittel natürlich auch in mächtigen Lobbyverbänden, zum Beispiel dem BPI , engagiert und haben dort eigene Ressorts, die für ihre Interessenvertretung auf allen Ebenen sorgen. Nun ist auch die „konventionelle“ Pharmaindustrie in Bezug auf unschöne Lobbymethoden nicht gerade ein unbeschriebenes Blatt – aber die homöopathische Industrie steht ihr in nichts nach, auch wenn ironischerweise der Griff zu Alternativmedizin von vielen Kunden mit der Ablehnung der Machenschaften von „Big Pharma“ begründet wird.

BfArM, Apothekerkammer und andere Instanzen warten, wie das Gesundheitsministerium auch, mit Beschwichtigungsgesten und nur lauen Stellungnahmen auf. Wer sich dazu genauer informieren will, dem empfehle ich das in den Literaturangaben genannte Buch „Die Homöopathie-Lüge“.

Es gibt natürlich auch einzelne Politiker, die besonders wertvolle Advokaten für die Globuli-Industrie sind. So ist zum Beispiel die (studierte Chemikerin) Barbara Steffens, ihres Zeichens Gesundheitsministerin in NRW, eine erklärte Homöopathie-Freundin. Sie spricht auf Kongressen und läßt sich vom DZVhÄ interviewen und wird auch sonst nicht müde, die Vorzüge der Homöopathie zu betonen und ihre Integration ins deutsche Gesundheitssystem vehement zu fordern. Unter anderem plädiert sie dafür, die Homöopathie „auf Bundesebene in die Bundespolitik zu bekommen“. Besonders verstörend: „Wir brauchen natürlich auch Studiengänge.“ Das ließ sie beim o.g. Interview verlautbaren.

Auf völligen Irrsinn verweist eine Anekdote aus dem Buch „Die Homöopathie-Lüge“: dort ist zu lesen, daß K.-H. Daehre, Verkehrsminister in Sachsen-Anhalt, in der Stadt Köthen die Zusammenarbeit von Städteplaner mit Homöopathen lobt, um den Verkehrsfluß zu ‚entstören’. Daß auch dieser Mann ein promovierter Chemiker ist, macht die Sache nur noch trauriger.

Die Homöopathie genießt also hohes Ansehen in Politikerkreisen und schafft mittels Lobbyarbeit Dinge, die in anderen Ländern nur Kopfschütteln auslösen würden. Um die genauen Mechanismen dahinter zu verstehen, suchte ich Kontakt zu einem Politiker, der auf höchster Ebene mit diesen Vorgängen zu tun hatte. Ich erhielt die Chance, mit einem ehemaligen Bundestagsabgeordneten im Gesundheitsausschuss zu sprechen.*  Ich erhoffte mir klare Aussagen zum Thema Lobbytätigkeit, bekam aber nur phrasenweise Homöopathie-Apologien zu hören. Später erfuhr ich auch, warum – doch dazu gleich mehr.

Gleich zu Beginn des Gesprächs erzählte mir mein Gesprächspartner, daß die Lobbyarbeit der homöopathischen Industrie gar nicht so schlimm sei – oder zumindest auch nicht anders als bei Vertretern der konventionellen Pharmaindustrie. Insbesondere der BPI Baden-Württemberg habe die Interessenvertretung der größtenteils in diesem Bundesland angesiedelten Firmen wie die DHU, Weleda und WALA übernommen. Erinnern konnte er sich an einen Fall: „Es ging vor allem um die Umsetzung des Arzneimittelbuches“, genauer um die Umsetzung von EU-Vorschriften, die für die vergleichsweise kleinen deutschen Homöopathie-Unternehmen „problematisch“ geworden wäre in Bezug auf Dokumentationspflichten und ähnliches.

Nein, Lobbyarbeit empfinde er generell nicht als problematisch, Interessenvertretung gehöre ja zur Demokratie dazu, aber sie müsse transparent sein. Auf die Frage nach den Methoden der Globuli-Fabrikanten antwortete er, es gehörte „ganz klassisch“ dazu, daß „die Unternehmen mit den Berichterstattern aus den Fraktionen Kontakt aufgenommen haben […] und um Gespräch gebeten haben über diese Themen.“ Zudem sei zu Besuchen der Unternehmen, also Produktionsbesichtigungen, eingeladen worden, „was ich auch zwei mal gemacht habe. Damit man sich die Kräutergärten anschaut, das ist ja auch eine Besonderheit gegenüber anderen Pharmaunternehmen.“

Schließlich wollte ich wissen, ob der Herr meine Einschätzung teile, daß HAB und Gegenstandskatalog vornehmlich der Lobbyarbeit entsprungen seien. Daraufhin bekam ich mitgeteilt, daß „aus der Sicht der Politik“ der „Wirkzusammenhang quasi sekundär“ sei. Immerhin gebe es ja auch „ernstzunehmende Studien“, die den Nutzen der Psychotherapie bezweifeln. Und bei Arthrose hätten schulmedizinische Mittel (also auf Wirksamkeit hin geprüfte und für wirksam befundene NSAR, Anm. der Autorin) „eine ähnlich gute Wirkung“ wie Homöopathika, „nämlich jeweils eigentlich gar keine“ – im Gegenteil, sie verursachten schließlich Magendurchbrüche und dann müsse man noch zusätzlich medikamentieren. Da spare die Homöopathie ja Kosten. Denn „selbst, wenn nur der Placeboeffekt eintreten würde, wäre es aus Sicht der Kassen unter Umständen sinnvoll, sowas zu erstatten.“

Zum Schluß noch drei weitere Zitate aus dem Gespräch:

–         Es sei wichtig, festzustellen, „daß Gesundheit insgesamt kein feststehender Begriff ist, was gesund bedeutet und was nicht.“

–         „Es gibt ja eine ganze Reihe von Methoden, wo Sie auch in der Schulmedizin den Wirkungserfolg nicht diagnostizieren können.“

–         „Ob Sie einen körperlichen Wirkmechanismus nachweisen können oder nicht, spielt nicht die entscheidende Rolle in der Frage: ist etwas abrechnungsfähig oder nicht.“

*) den Namen des Abgeordneten nenne ich nicht, weil ich sonst seine Zitate freigeben lassen müsste. Und ich bezweifle, daß das in diesem Zusammenhang geschieht.

Nachdem im Laufe des Telefonats immer klarer wurde, daß mein Gesprächspartner offenbar Opfer intensiver Zuckerkügelchen-Lobbyarbeit geworden war, recherchierte ich ein wenig hierzu. Und ich wurde fündig: „mein“ Bundestagsabgeordneter hatte, als die Änderung des AMG zu Ungunsten der homöopathischen Industrie im Jahre 2009 anstand, das Firmengelände der DHU besucht und einen Monat später war der Satz, welcher den betroffenen Firmen ein Dorn im Auge gewesen war, aus der Gesetzesnovelle verschwunden. Eine Pressemitteilung der DHU (s. Buch „Die Homöopathie-Lüge“, S. 196)  macht explizit diesen Besuch dafür (mit)verantwortlich.

Danach wunderten mich die oben angeführten Aussagen nicht mehr so sehr…

Die Homöopathie floriert also in Deutschland und macht auch vor Politik und Bildungswesen nicht Halt. Vor wenigen Tagen bekam ich von der Fachschaft meiner Uni das Angebot, Lernkartenspiele zu bestellen. Ich wurde gefragt, ob ich ein „Pharmatett“, also eines von sechs Pharmakologie-Quartett-Spielen, oder ein “Homöotett”, eines von dreien zur Esoterik, haben wolle. Kein Smiley, kein Hinweis auf Humbug, einfach eine Anfrage (das Schreiben des Verlags an die Fachschaft füge ich als Bild ein).

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Es stellt sich die Frage, wie man diesem Treiben Einhalt gebieten könnte. Vor allem für Apotheker sehe ich Schwierigkeiten bei der Frage, wie man Patienten, Bezug nehmend auf das Eingangszitat, korrekt beraten kann. Einem Patienten zu sagen, ein homöopathisches Mittel helfe gegen Symptom X wäre nicht die Wahrheit, und einen Patienten zu belügen, ob aus Profitgier oder nur, um den Placeboeffekt zu generieren, halte ich für medizinethisch bedenklich, wenn nicht gar unzulässig.

Kann man auf Bundesebene intervenieren? Mich erreichten einige Bitten darum, eine entsprechende Petition einzureichen, auch um die ewigen „Extrawürste“ für die homöopathische Industrie einzudämmen. Ich bitte um Ideen, Meinungen und Anregungen dazu in den Kommentaren.

Und schließlich – was kann man auf der Arzt-Patient-Ebene, was an der Uni tun? Ich habe dazu folgende Vorschläge:

1)      Homöopathika erst ab dem Alter von 18 Jahren „verordnen“ und verkaufen. So kann man versuchen, Kinder davor zu schützen, im unmündigen Alter wirkungslosen Zuckerkügelchen statt richtiger Medizin auszusetzen. Was Eltern mit ihren Kindern zuhause machen, entzieht sich weitgehend der Kontrolle, aber vielleicht hemmt es ein wenig…

2)      Globuli und Co. erst nach ärztlichem Beratungsgespräch über die wissenschaftlichen Grundlagen dieser Irrlehre: die meisten Menschen wissen nämlich gar nicht, daß ein  esoterischer Ansatz ohne wissenschaftliches Fundament dahintersteht.

3)      Zuckerkügelchen im Studium: nur nach dem „Know your enemy“-Prinzip. Kritische Betrachtungen, kein Appeasement, kein „both sides“ – denn es ist hier genausowenig angebracht wie in der Kreationismus-Debatte.

Daß das Gesundheitssystem in Deutschland krankt und Ärzte oftmals unter bürokratischer Arbeit fast ersticken, dürften offensichtliche und große Faktoren in diesem Sachverhalt sein. Wo ein Arzt zehn Minuten Zeit hat für einen Schmerzpatienten und sich ein Homöopath eine Stunde nimmt, geht der Vertrauens- und damit der Placebobonus oft an letzteren. Hier liegt, neben öffentlicher Aufklärung, sicherlich die eigentliche Arbeit. Dazu passend antwortete mir mein Vater, Dr. Rainer Graneis, der selbst Arzt (und kein Freund der Homöopathie) ist, auf meinen vorangegangenen Artikel mit folgendem Satz, der gleichzeitig auch den Blogbeitrag beschließen soll:

 „Der Erfolg der gesamten Homöopathie hat sicher auch mit Zuwendung zu tun, und wir sollten uns im Klaren sein, dass Kranke immer in einer besonderen Situation sind und sich nicht immer rational verhalten. Und andererseits unsere Rolle immer hinterfragen: ob wir diese Zuwendung auch in dem Maße bringen, wie sie benötigt wird.“

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Quellen (abgesehen von den universitären):

  •  Homöopathisches Arzneibuch
  • Gegenstandskatalog des IMPP
  • Weymayr/Heißmann: Die Homöopathie-Lüge. So gefährlich ist die Lehre von den weißen Kügelchen. – Piper, 2012
  •  Homepages der jeweiligen Unternehmen und Verbände
  • Psiram.com

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Ganz zum Schluß noch ein paar Bemerkungen von mir:

Die Einflussnahme der Homöopathielobby auf die Hebammen finde ich persönlich zu gleichen Teilen kaufmännisch gewitzt wie perfide. Der rationalistische Widerstand gegen esoterische und nicht wirklichkeitsbasierte Konzepte dieser (leider noch häufig) Nicht-Akademikerinnen ohne wissenschaftliche Ausbildung fällt offenbar (noch) geringer aus, als der vieler Ärzte. Zudem werden Hebammen viel schlechter bezahlt und sind daher mit preiswerteren “Zuwendungen” milde und aufnahmebereit zu stimmen, als so mancher kreuzfahrtverwöhnte Mediziner. Das macht Hebammen, die im Laufe ihrer Karriere sehr viele Schwangere betreuen, zu idealen Multiplikatorinnen, die so früh den Keim für eine lebenslange Homöopathie- und häufig allgemeine Esoterikgläubigkeit säen können. Denn die Perfidie wird offenbar, wenn man sich vergegenwärtigt, daß dabei das vertrauensvolle Verhältnis zwischen Hebamme und werdender Mutter, deren akute Unerfahrenheit, Beratungs- und Betreuungsbedarf und mithin die dadurch begründete profunde Vulnerabilität für derartige Beeinflussung gnadenlos ausgenutzt wird. In den meisten Fällen verlaufen die Geburten problemlos, was dann natürlich, statt gut ausgebildetem Personal und moderner medizinischer Ausstattung der guten Homöopathie zugeschrieben wird. Beim nächsten Kind wird eine solchermaßen “geprimte” Mutter häufig wie selbstverständlich wieder auf Homöopathie zurückgreifen,  solche Praktiken anderen Müttern empfehlen (mit n=1 = sie selber) und sollte sie eine andere Hebamme haben, sogar von sich aus verlangen und ggf. soweit gehen, eine Hebamme abzulehnen, wenn diese keine Homöopathie und anderen Zauberklimbim anbietet. Damit schließt sich dann der Kreis aus sich gegenseitig bedingenden Angebot und Nachfrage, indem Hebammen, selbst im Falle, da sie selbst über die Unwirksamkeit solcher Verfahren informiert sind, sie dennoch anbieten müssen, wenn sie keine Patientinnen verlieren wollen (ganz analog zum Dilemma vieler rationaler aber auch betriebswirtschaftlich denkender Apotheker). Ein sich selbst erhaltendes und sogar verstärkendes System, das für immer mehr und letztlich sogar tradierte Nachfrage sorgt. Chapeau!

Abschließend noch meinen Respekt für die selbstreflektierte Sicht von Herrn Graneis auf den eigenen Berufsstand. Ich stimme dem insofern zu, als ich der Homöopathie einräume, daß die homöopathische Behandlung tatsächlich über einen einzigen wirksamen und sogar unverdünnten Wirk”stoff” verfügt, auf den sie aber weder Patent noch Alleinanspruch hat und haben sollte: Zeit.

 

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Kommentare (70)

  1. #1 Stefan W.
    https://home.arcor.de/hirnstrom/beschneidung/index.html
    06/11/2012

    Wenn ich wüsste, was man tun kann, wäre mir auch wohler.

    Kritik im Studium zu üben halte ich für erfolgversprechender, als in etablierten Apotheken, die bereits wirtschaftlich abhängig sind, noch eine Meinungsänderung zu bewirken.

    Ich frage mich, ob ein Apotheker sich medienwirksam selbst anzeigen könnte, und zwar in dem er statt einer Hochpotenz Leitungswasser verkauft, und sich dann darauf beruft, dass es keinen Unterschied gibt – dazu zum Beweis eben Hochpotenz und Leitungswasser von einem unabhängigen Gutachter vergleichen lassen.

    Wenn chemische Analysen keinen Unterschied feststellen können, dann bleibt ja nur der Nachweis über die Wirksamkeit. Man kann aber auch im Prozess den Spieß am Ende nochmal umdrehen, und behaupten, das offizielle Präparat sei eben auch eine Fälschung – reines Wasser – wenn es sich von diesem nicht unterscheidet.

    Dazu fällt mir noch ein: Wenn ich es richtig verstanden habe, dann darf man nicht einfach Wasser und x% Lösung von Mittel y in eine Flasche tun, und dies als stärkere Potenz verjubeln, sondern muss die Mischung rituell auf ein Lederkissen klopfen.

    Wenn man nun eine Hochpotenz nimmt, und diese unverklopft vermischt, dann müsste man so doch wieder Niederpotenzen bekommen?

    Wieso stellt man dann nicht Homöopathika zu Schleuderpreisen selbst her? Wer will denn je einen Unterschied nachweisen? Wie?

  2. #2 Stephan
    06/11/2012

    Danke Claudia für diesen sehr guten und informativen Artikel. Im Prinzip kenne ich das alles schon. Ich habe auch Chemie studiert und finde es erschreckend, wie Politiker ihre (nicht vorhandene) Seele verkaufen.

    Was hilft? Aufklärung, Aufklärung und nochmal Aufklärung.

    Ich gehe morgen zu einer Homöopathiewerbeveranstaltung einer Heilpraktikerin hier vor Ort und werde diese Veranstaltung mit kritischen Fragen und Nachhaken bis der Arzt kommt zum erliegen bringen.

    Ob das was nützt? Keine Ahnung, aber ich tue wenigstens was und bin die, wahrscheinlich einzige, kritische und informierte Stimme dort. Vielleicht hört mir irgendjemand zu oder vielleicht wecke ich bei irgendjemandem ein wenig Skepsis.

  3. #3 s.s.t.
    06/11/2012

    @Stefan W.

    Man kann aber auch im Prozess den Spieß am Ende nochmal umdrehen, und behaupten, das offizielle Präparat sei eben auch eine Fälschung – reines Wasser – wenn es sich von diesem nicht unterscheidet.

    Das ganze Gedankengebäude der HP scheitert doch schon an dem ‘reinen Wasser’, das es schlicht und einfach so nicht gibt. Und erst Trinkwasser, selbst allerbester Qualität, dürfte zumindest auf molekularer Ebene so ungefähr alle Stoffe enthalten, die jemals als HP verwendet wurden.

    Gleiches gilt für die zugesetzten ‘Medikamente’, auch die strotzen nur so von Verunreinigungen, selbst wenn diese Stoffe zu 99.99999% ‘rein’ sein sollten.

    Was bleibt, ist eben der Vodoo-Zauber mit dem zehnfachen Verschütteln und Verdünnen; ein Ave Maria (einfach oder zehnfach) wäre genauso wirksam.

  4. #4 Fliegenschubser
    06/11/2012

    Vielen Dank für diesen Beitrag. Es ist in der Tat erschreckend, wie stark gerade Medizin und Pharmazie unterwandert sind. Ich denke, die Idee von Stefan W. ist nicht verkehrt. Wenn man es irgendwie schafft, die Gerichte dazu zu zwingen, sich mit dem ganzen Konzept auseinanderzusetzen (und dazu eben Gutachten einzufordern) und das Alles in die mediale Öffentlichkeit trägt, könnte das ein wichtiger Schritt sein. Falls erfolgreich, könnte es auch die Politiker dazu bringen, die Gesetze entsprechend zu ändern und den Sonderstatus der Homöopathie u.ä. aufzuheben. Vermutlich wird der Weg direkt über die Politik, also ohne höchstrichterliches Urteil, von wenig Erfolg gekrönt sein, da ja offensichtlich dort die Lobbyarbeit (und damit die Gehirnwäsche) bereits erfolgreich zugeschlagen hat.

    Daher bleibt die Frage: Wie schafft man es, den (nicht vorhandenen) Wirkmechanismus der Homöopathie zum Gegenstand einer Gerichtsverhandlung zu machen? Wie finanziert man das? Wie kriegt man das in die Medien?

  5. #5 Don
    Berlin
    06/11/2012

    Noch eine kleine Anmerkung für Schwangere und Stillende:
    Auf der Seite http://www.embryotox.de kann man sich darüber informieren, welche Arzneimittel in dieser Zeit angewendet werden können.
    Es gibt da also durchaus auch Möglichkeiten jenseits der Homöopathie et al.!

  6. #6 Visualiser33
    06/11/2012

    Erst einmal stimme ich Ihrem Bericht in vollem Umfang zu. Ich suche selber häufig das Gespräch mit Apothekern, gerade wenn ich mitbekomme, wie sie den Kunden vor mir ein homöopathisches Mittel empfehlen und Ihnen zu einer genauen Dosierung raten, die nicht verändert weden sollte, natürlich immer abhängig von der Potenzierung. Weder ein fehlender Wirksamkeitsnachwes noch das fehlen irgendeines Wirkstoffes in dem Präparat kommen zum Gespräch. Sollte nicht genau hier der §1 Bundes-Apothekerordnung greifen? Oder ist dieses schon “die verantwortungsvolle Information und Beratung des Patienten/der Patientin über jedes von ihm abgegebene Arzneimittel”?
    Das mit der Petition ist keine schlechte Idee. Organisationen wie Avaaz.org oder change.org bieten sich dafür an, da diese es ermöglichen, eine Unterschriftensammlung auf breiter Basis zu organisieren. Gerade Aktionen, die durch diese Organisationen ausgeführt wurden, konnten in der Vergangenheit große Erfolge verzeichnen, da sie verstärkt auch durch die sozialen Netzwerke verbreitet werden. Eine Aktion dieser Art könnte unter verschiedenen Gesichtspunkten durchaus interessant sein, ob sie erfolgreich ist oder nicht. Man könnte sehen, wie die Resonanz auf dieses Thema allgemein ist, die Medien sind an solchen Reizthemen häufig interessiert und bie genügend großer Anzahl von Unterschriften ist es natürlich interessant zu sehen, wie die politischen Vertreter darauf reagieren. Ich denke also, eine Petition wie diese könnte ein interessanter Versuch sein, einen Stein auch in der Öffentlichkeit ins Rollen zu bringen und das Thema etwas mehr an die Öffentlichkeit zu tragen.
    Als kleiner Hinweis, die Homöopathie wird aller Voraussicht nach am 07.11. Bei Stern.tv behandlet.

    Herzliche Grüße

  7. #7 celsus
    06/11/2012

    @Stefan W.

    Wieso stellt man dann nicht Homöopathika zu Schleuderpreisen selbst her? Wer will denn je einen Unterschied nachweisen? Wie?

    Oder umgekehrt: Warum sollten die großen H-Hersteller ihre Zeit mit dem Klopfgedöns verschwenden, wenn sie auch das reine Lösungsmittel mit identischer Wirkung verkaufen können?

  8. #8 schlappohr
    06/11/2012

    ” die meisten Menschen wissen nämlich gar nicht, daß ein esoterischer Ansatz ohne wissenschaftliches Fundament dahintersteht.”

    Nach meiner Erfahrung interessiert das viele Menschen auch gar nicht, weil ihnen die Bedeutung eines wissenschaftlichen Fundaments nicht bewusst ist. Wissenschaft wird meistens nur als Alternative angesehen, als *ein* möglicher Weg zur Erkenntnis. Der Gedanke, dass ausschließlich die wissenschaftliche Methode zu gesicherten Erkenntnissen führt, ist in unserer Gesellschaft schlichtweg nicht verankert.
    Das ist zwar wieder ein ganz anderes Thema, aber diese Einstellung ist sicher eine wesentliche Voraussetzung für den zweifelhaften Erfolg der Homöopathie. Um diesem Irrsinn den Garaus zu machen, müssten die Leute erst einmal lernen, wie man Wahrheit und Dichtung unterscheidet.

  9. […] der zweite Teil des Gastbeitrags “Homöopathie in der Pharmazie” in dem Science-Blog BlooDNAcid erschienen. […]

  10. #10 Bloody Mary
    06/11/2012

    Liebe Claudia, vielen Dank. Nicht nur für den hervorragend recherchierten Artikel, sondern vor allem für Dein Engagement und Deinen Mut.

    Ich kenne eine ganze Reihe von Menschen, die EIGENTLICH (mein “Lieblings”wort, *grrr*) über alle Informationen verfügen und sich trotzdem willig in die Arme solcher Scharlatane stürzen. Sie propagieren den Schrott zusätzlich sogar in ihrem sozialen Umfeld (ohne ökonomischen Gewinn anzupeilen).

    Dieses vernunftswidrige Gebaren hat mich lange verwirrt (was bestimmt nicht bedeuten soll, ich selbst sei stets vernunftgeleitet unterwegs, schön wars). Für erhellend halte ich da die Aussage Deines Vaters

    “ob wir diese Zuwendung auch in dem Maße bringen, wie sie benötigt wird.“

    Das ist wohl der Knackpunkt im Zeitalter der blutigen Entlassungen, der nicht stattfindenden Patientenaufklärungsgespräche und der ausgeschöpften Fallpauschalen. Unser Gesundheitssystem ist bereits in Teilen zusammengebrochen, aber ich will nicht das Thema wechseln.

    Glückwunsch zu Deiner HP-Kritik, und wenn Du so weiter machst, verleihen wir als Deine Leser Dir das Vergoldete Titan-Rückrat.

  11. #11 ajki
    06/11/2012

    Ein wirklich ausgezeichneter Blick auf ein viel zu lang hingenommenes Problem – herzlichen Dank dafür.

    In voller Gänze stimme ich jedweder Forderung zu, in wissenschaftlichen Institutionen nicht an wissenschaftlichen Standards orientierte Sachverhalte nicht als “Lehrinhalte” zu behandeln, sondern als Information über wissenschaftsfremde Angelegenheiten, wenn sie möglicherweise als relevante Umgebungsbedingung fachliche Relevanz haben. An sich ist das Überraschende in diesem “Realitätsabgleich”, dass die Dekane, die Dozenten und die curricular Verantwortlichen das Einschleichen fachfremder oder gar -widersprechenden Inhalten nicht massiv unterbinden. Es ist deshalb über den an sich vielleicht als “läppisch” empfindbaren Verhalt hinaus ein bedenkliches Zeichen für mangelhafte innere fachliche Disziplin.
    Bei den anderen angesprochenen Bereichen ist die Sache – obwohl letztlich genauso ärgerlich – wohl nicht in gleicher Klarheit zu verurteilen. Bei der politischen Seite wäre das Problem, dass aus dem Blick von oben gesundheitspolitisch “erst” dann ein Problembewußtsein entstehen kann, wenn auf Patientenversorgungsebene Mangel- oder Schadenssituationen entstünden – was in gut versorgten Gesellschaften in der versicherten Komfortzone im Prinzip nicht strukturell der Fall sein kann. Hier erzeugt Hokuspokus aller Art *zusätzlichen* Umsatz dar – und einem Wachstum, egal wie sehr die Steigerung ins Falsche geht, wird ohne Schaden einen politisch Verantwortlichen immer begeistern.
    Bei den niedergelassenen Ärzten und Apothekern wird das Problem schon aus dem Artikel heraus deutlich – wenn der Patient/Kunde den Kram nachfragt, gar einfordert UND die notwendige medizinisch gebotene Regulärbetreuung gesichert ist – warum und welchem Recht soll der zusätzliche Euro nicht eingesteckt werden?
    Hier oberhalb einer unverbindlichen Beratungsleistung aus ethischen Gründen höhere Grade der Bekämpfung einzufordern, scheint mir persönlich argumentativ nicht durchsetzbar zu sein (obwohl ich es wünschen würde, es wäre so).

  12. #12 Lichtecho
    06/11/2012

    @Bloody Mary Das vergoldete Titan-Rückrat fände ich ja einen tollen Preis, sozusagen das Gegenteil zum goldenen Brett. Ich nominiere jedenfalls Claudia für das vergoldete Titan-Rückrat!

  13. #13 PDP10
    06/11/2012

    Das darf doch alles nicht wahr sein!

    Liebe Claudia, vielen Dank für die beiden ausführlichen Artikel! Ich hatte nicht die geringste Ahnung, wie weit das schon geht.
    Handbuch für Homöopathie als verpflichtendes Standardwerk in Apotheken? Prüfungsinhalt für Pharmazeuten? Gehts noch?

    Ich habe mal Physik studiert und habe nach dem Vordiplom als Tutor im Physikpraktikum für Nebenfächler gearbeitet (Biologen, Chemiker, Pharmazeuten etc.).

    Die Pharmazeuten waren immer am pflegeleichtesten, weil die schon in ihrem zweiten Semester sehr gute Kenntnisse in Physik, Chemie und Mathematik mitbrachten. Die konnten zB. nicht nur Prozentrechnung (für manche Biologen schon höhere Mathematik) sondern auch so Sachen wie Sinus und Cosinus (boah!) und sogar Differentialrechnung (hui! :-).

    Was ist in den letzten 20 Jahren passiert?

    Ich stelle mir gerade vor wie das damals gewesen wäre, wenn bei uns Astrologie Wahlpflichtfach gewesen wäre oder bei den Geophysikern Wünschelrutengehen …
    Obwohl … das wäre ja geradezu harmlos gewesen. Da spielt man schliesslich nicht mit Menschenleben.
    Ich schätze wir hätten uns einfach so lange über die Dozenten lustig gemacht bis der Unsinn vorbei gewesen wäre.

    Was du beschreibst ist allerdings weit jenseits von lustig.

    Für Dummheit scheint auch so eine Art zweiter Hauptsatz zu gelten: Sie nimmt immer zu.

    Die Frage ist: Was kann man tun?

    “Sprich mit deinem Abgeordnetem” hat ja schon bei dir nur sehr begrenzt funktioniert. Am besten finde ich das Argument “Wirksamkeit ist egal. Was zählt ist Abrechnungsfähigkeit.”

    Vielleicht kann man sich mal ein paar Abgeordnete raussuchen die eine Naturwissenschaftliche Ausbildung haben _und_ keine Profilneurose wie die Frau Steffens. Und die ist ausgerechnet in dem Bundesland Wissenschaftsministerin in dem ich wohne. Ich fasse es nicht. (Ich habe die jedenfalls nicht gewählt ..)

    Mach bitte weiter so. Das mit dem Preis für das vergoldete Titan Rückrat, den ‘Bloody Mary’ vorgeschlagen hat kriegen wir schon irgendwie hin.

  14. #14 Bloody Mary
    07/11/2012

    @Lichtecho
    Ist das schön, noch jemand, der nicht nur redet, sondern handelt 🙂 Dürfen PDP10 und ich in Deiner Jury sitzen?

    @ajki „mangelhafte innere fachliche Disziplin.“

    Das halte ich für eine sehr wohlwollende
    Umschreibung des Begriffs „Korruption“.

    ajki „ dass […] gesundheitspolitisch “erst” dann ein Problembewußtsein entstehen kann, wenn auf Patientenversorgungsebene Mangel- oder Schadenssituationen entstünden“

    Problembewusstsein wofür genau?

    ajki „wenn auf Patientenversorgungsebene Mangel- oder Schadenssituationen entstünden – was in gut versorgten Gesellschaften in der versicherten Komfortzone im Prinzip nicht strukturell der Fall sein kann.“

    Streichen wir einfach das „strukturell“, bezogen auf gut versorgte Regionen.
    Und mit dem Haufen Elend, der da übrig bleibt, lässt sich herrlich Reibach machen.

    ajki „Hier erzeugt Hokuspokus aller Art *zusätzlichen* Umsatz dar – und einem Wachstum, egal wie sehr die Steigerung ins Falsche geht, wird ohne Schaden einen politisch Verantwortlichen immer begeistern.“

    Und hieße das, zu Ende gedacht: Bleiben wir realistisch und überlassen (natur-)wissenschaftliche Ausbildung künftig den betriebswirtschaftlichen Fakultäten und der Vidriana?
    Sollten Wunderheiler, Geisterjäger, Hellseher und Konsorten ihre Fachkompetenz nicht endlich auch universitär vermitteln dürfen? Nein, so war das auf keinen Fall gemeint, ich weiß.

    ajki „Hier oberhalb einer unverbindlichen Beratungsleistung aus ethischen Gründen höhere Grade der Bekämpfung einzufordern„

    Claudia hat ja von niemandem was gefordert, sondern einfach selber vollen Einsatz gebracht.

    Mein Apotheker ist auch so einer. Sich selbst schädigend erklärt er mir gerne mal unaufgefordert, wenn ein Mittel seiner Meinung nach wirkungslos für mich bleiben wird.

    Natürlich muss niemand das Leben eines Heiligen führen (gerade als Atheist HAHAHA), und ich habe kein ethisches Problem damit, wenn Apotheken bereit halten, was von den Kunden (das sage ich absichtlich. Und nicht: Patienten) nun mal nachgefragt wird. Für mich ist das ok, dort sehe ich nicht das Problem.

  15. #15 Dominik
    07/11/2012

    Rückrat (sic!) da fehlt bei jedem von euch ein “g”

  16. #16 Bloody Mary
    07/11/2012

    Tatsache! Da bin ich wohl auf meiner orthografischen Gratwanderung abgestürzt.

    Trotzdem: Claudia vor fürs Vergoldete Titan-Rückgrat!

  17. #17 dude
    07/11/2012

    toller Artikel.
    Ich stimme zu, dass die Pharmaziestudenten gegen so einen Humbug an der Uni wehren sollten.
    Ich bin echt fassunglsos, wie weit das Ganze schon geht.

  18. #18 ajki
    07/11/2012

    @Bloody Mary:

    Ich bin nicht sicher, ob sie meine Sichtweise richtig einordnen. Hinsichtlich der auch meiner Ansicht nach völlig verfehlten Implementierung von Ausbildungsanteilen und ihrer Vermittlung wie sie hier dankenswerterweise offen und klar dargestellt werden, sollte es sehr wohl und unbedingt möglich sein, auf allen Verantwortungsebenen (selbstverständlich auch den politischen!) eine Revision und deutliche Veränderung zu erreichen. Es ist und bleibt für mich verwunderlich (!), wie es überhaupt zu solchen Zuständen, wie sie hier beschrieben wurden, kommen konnte angesichts der vielen kontrollierenden Instanzen, die einem an sich durchaus klaren Auftrag nachzukommen haben. Ob man hier einen strafrechtlich relevanten Vorwurf erheben kann (wie Sie es tun), weiß ich nicht – das käme darauf an, ob dafür Belege gefunden werden können, die über Hörensagen hinausgehen. Aber das wäre nach meinem Dafürhalten immer noch ein geringerer “Skandal” als die beschriebene Tatsache, dass in naturwissenschaftlichen Studiengängen (oder überhaupt in Wissenschaftsbereichen) überhaupt Lehrinhalte wie beschrieben eindringen konnten – hierzu müssen auch über viele Jahre außerordentlich viele Beteiligte ihre Pflichten vernachlässigt haben.

    Ein völlig anderes Feld ist jedoch meiner Ansicht nach “der Markt”, auf dem sich der Hokuspokus Raum und Umsatz schafft. Wollte man (egal wer) hier gesundheitspolitische Änderungen gegenüber dem jetzigen Zustand herbeiführen, gelänge das wohl nur dann – und das ist zunächst nichts weiter als meine persönliche Vermutung -, wenn man signifikant über grosse Gruppen “Schäden/Mängel aufgrund von Hokuspokus” belegen könnte – erst dann würde sich meiner Ansicht nach ein genügend wirksamer politisch wirksamer Druck öffentlich aufbauen lassen. Und ich bezweifele, dass dies in einer medizinisch gut versorgten Gesellschaft möglich ist – auch für den allergrößten Spinner und Realitätsverweigerer steht ja im Fall der Fälle immer noch der gesamte Apparat zur Verfügung. Und nach der Versorgung lassen (wie schon nachweislich geschehen) die Spinner die Episode aus und spammen ihren Hokuspokusschmarrn weiter als wäre nichts geschehen.

    Da ist es einfach schwierig, neben Bemühungen auf dem Feld der Öffentlichkeitsarbeit durch jeden (siehe diesen Blog und viele andere) mehr zu erreichen. Ein konsumistisch und “Wellness”-orientierter Kunde dürfte ganz allgemein von rationalen Überlegungen wenig oder gar nicht berührt sein.

  19. #19 Claudia
    https://now0here.blogspot.com
    07/11/2012

    Vielen Dank für das tolle Feedback und die überaus schmeichelnde Fast-Nominierung. 😉 Ich freue mich, daß sich die Leser von Cornelius’ Blog hier auch um Anregungen bemühen. Und es freut mich, Augen geöffnet zu haben. Ich habe mich ähnlich gefühlt, als ich das alles “entdeckt” habe…

  20. #20 Bloody Mary
    07/11/2012

    @ajki
    Nun, ich bin auch nicht sicher, ob ich Ihre Sichtweise richtig zuordne, deswegen hatte ich nachgefragt.

    Claudia hat ja sehr plastisch geschildert, wie Lobbyismus funktioniert; wie nicht gewählte Interessenverteter aus Wirtschaft und Industrie órganisiert die Prinzipen der parlamentarischen Demokratie unterlaufen (und nebenbei die Wissenschaft korrumpieren).

    Allein das Gesundheitsministerium ist von ca. 400-500 Lobbyverbänden umzingelt, und die schreiben nachweislich Gesetzesvorlagen bzw. an diesen mit. Bananenrepublik Deutschland.

    Vielleicht beantwortet das die Frage, “wie es zu solchen Zuständen kommen konnte”.Über das Ansinnen des Stimmviehs, ganz offen ausgelebter Korruption strafrechtlich zu begegnen, dürften die Lobbyisten herzlich lachen, vermutlich mit “ihrem” Politiker bei (mindestens) einer guten, aber selbstverständlich für den Politiker kostenfreien Flasche Wein.

    So wird poliitischer Druck aufgebaut und werden Realitäten geschaffen, vermutlich weniger über eine (nicht mögliche)Nachweisführung etwaiger schädlicher Wirkungen des homöopathischen Nichts.

    Darüber hinaus scheint Sie und mich eine ähnliche Sichtweise auszuzeichnen – auch ich denke, dass sehr viele, für meinen Geschmack zu viele, Menschen an Aufklärung gar nicht interessiert und Argumenten weniger oder gar nicht zugänglich.sind.

  21. #21 pazifist
    16547 Birkenwerder
    07/11/2012

    Die Idee mit der höchstrichterlichen Prüfung unter Verwendung entsprechender Gutachten ist sehr gut. Der damit verbundene zeitliche und finanzielle Aufwand schreckt aber Einzelkämpfer mit Sicherheit ab.
    Es gibt da einen ärztlichen Verein “MEZIS” (Mein Essen zahle ich selbst), dessen Mitglieder sich nicht korrumpieren lassen wollen von der Pharmalobby und das auch stolz vertreten. In gleicher Weise müssten sich Pharmazeuten und Ärzte zusammentun, um offensiv gegen den Unsinn der esoterischen Methoden (inkl. HP) aufzutreten. Vielleicht kann man MEZIS dafür gewinnen?

    @schlappohr:
    Das wissenschaftliche Fundament in unserer Gesellschaft bröckelt in Korrelation mit der Zunahme der Religiosität und des Wunderglaubens.

  22. #22 Lichtecho
    07/11/2012

    Natürlich vergoldetes Titan-Rückgrat mit g wie großartig! Das kommt vom gedankenlosen Copy-Paste :-/
    Kann man Titan überhaupt vergolden? Falls nicht, ich denke über den Preis “Goldenes Rückgrat” ohne Titan würde sich Claudia auch freuen, zumal das “Goldene Brett” ja auch nicht aus Titan ist, oder? 🙂

  23. #23 Bloody Mary
    07/11/2012

    “Kann man Titan überhaupt vergolden?”
    Du stellst ja vielleicht Fragen, Lichtecho 🙂 Ich habs gerade mal nachgesehen, ja, das geht.

    Aber Deinen Vorschlag “Goldenes Rückgrat” finde ich besser als meinen, da praktikabler. Andererseits ist Gold ein recht weiches Metall, daher die Titan-Idee.

    “zumal das “Goldene Brett” ja auch nicht aus Titan ist,”
    Ist natürlich goldrichtig. Und trotzdem fühlt sich das, was die Preisträger vor dem Kopf haben, manchmal ganz danach an, oder? Was meinst Du?

  24. #24 Andreas
    08/11/2012

    Danke für den guten Artikel.
    Bei der Betrachtung des ganzen fehlt mir allerdings ein wichtiger Aspekt: Heilpraktiker.
    Es genügt also nicht bei der Ausbildung von Apothekern und Ärzten anzusetzen. Gerade Heilpraktiker erfreuen sich (zumindest in meiner Wahrnehmung) eher immer größerer Beliebtheit und sind an der hohen Beliebtheit von Homoopathie in Deutschland im internationalen Vergleich vermutlich nicht gerade unbeteiligt…

  25. #25 pazifist
    08/11/2012

    So unsinnig die Homöopathie auch ist, die von ihr ausgehende Gefahr besteht doch eigentlich nur darin, dass ernste Erkrankungen nicht rechtzeitig fachgerecht behandelt werden. Medikamente, in denen “nichts drin” ist, haben natürlich auch keine Nebenwirkungen (wenn man mal vom Fehlen eines im Ernstfall notwendigen wirksamen Medikaments absieht – und an dieser Stelle kommt die Gefahrenstelle Heilpraktiker).
    Deshalb kann wohl auch generell auf Wirksamkeitsstudien für homöopathische Arzneimittel guten Gewissens verzichtet werden. Sie sind ja schlicht und einfach ohne Wirkung.
    Alle psychosomatischen Krankheiten lassen sich aber vom größten Humbug positiv beeinflussen, wenn der Patient nur daran glaubt, gerade auch dann, wenn er “ordentlich” dafür bezahlen muss, und wenn er die Zuwendung durch Arzt oder Heilpraktiker spürt.
    Die Lehrinhalte bei der Ausbildung von Ärzten und Pharmazeuten, die sich mit Homöopathie befassen, sollten als Information aufgefasst werden, welcher Unsinn in der Gesellschaft herumgeistert und womit man in seinem Berufsleben konfrontiert wird.
    So wenig erfolgreich sich die Aufklärung leider bisher auf die Verbreitung von Religionen ausgewirkt hat, so wenig wird auch die Homöopathie zu verdrängen sein. In beiden Fällen wird der Glaube dem Wissen bevorzugt. Leider!

  26. #26 sumo
    09/11/2012

    Nun, das die Gefahr NUR in eine nicht fachgerechten Behandlung besteht, ist formell richtig. Allerdings sollte man sich diese Gefahr mal etwas genauer ausmalen, wenn z.B. esoterisch angehauchte Mütter ihre sehr kleinen Kinder bei einer Mittelohrvereiterung mit Glaubuli “therapieren”, Links dazu gab es vor längerer Zeit auch hier, als das Thema schon einmal behandelt wurde.
    Oder wenn man sich mit dem unsäglichen Werk
    https://www.amazon.de/hom%C3%B6opathische-Behandlung-Heilung-metastasierter-Karzinome/dp/3933666198/ref=sr_1_13?ie=UTF8&qid=1352442288&sr=8-13

    befaßt, da wird einem schlecht! Was sich aus einer verzögerten Behandlung derartiger Diagnosen ergibt, bleibt jedem selbst überlassen.

  27. #27 rolak
    09/11/2012

    Neben einer Nichtbehandlung sehe ich noch zwei andere Negativ-Aspekte: Die Konditionierung zu ‘Für jedweges Störende gibt es eine passende Pille’ und die spätestens beim Versuch des Überbrückens der Inkonsistenz (Daten | Wahrnehmung) einsetzende, schleichende Überführung in ein magisches Weltbild.
    Ganz abgesehen von der ‘Vererbung’ dieser Schäden durch konsequenten Drill der Nachkommen.

    Gut geschrieben, Claudia!

  28. #28 klauszwingenberger
    09/11/2012

    @ rolak:

    Die Erzeugung einer Einwerf-Mentalität ist mir auch spontan eingefallen, aber es kommt noch ein weiteres hinzu: die nachhaltige Förderung einer Nocebo-Haltung gegenüber pharmazeutisch an sich hilfreichen Medikamenten.

  29. #29 rolak
    09/11/2012

    Oh ja, klauszwingenberger, den Punkt vergesse ich immer wieder, mußhab mir mal schnell eine (bei Bedarf auszubauende) Liste erstellt.

  30. #30 Bloody Mary
    09/11/2012

    Nur eine Anekdote, aber trotzdem unglaublich: ein Freund erzählte mir heute, eine HNO-Ärztin habe ihm diese Woche wg Stirnhöhlenvereiterung gegen seinen Wunsch HP-Mittelchen verschrieben.

    Er habe sie daraufhin ausdrücklich um die Verordnung des wissenschaftsbasierten Medikaments gebeten, welches ihm bereits in der Vergangenheit mehrfach gute Dienste geleistet habe.

    Die Ärztin meinte darauf hin, das wirke aber nicht so gut wie ein homöopatisches Mittel. Meinte sie da eventuell den Wirkungsgrad auf ihren Kontostand? Wie dem auch sei, das Mittelchen war erheblich teurer als das vom Patient gewünschte “konventionelle”.

    Wenn das nicht mal ein Fall für “MEZIS” ist, auf deren Existenz uns dankenswerterweise pazifist hingewiesen hat.

  31. #31 rolak
    09/11/2012

    hmmmm, Bloody Mary, der Fall, so erschreckend er auch ist, muß nichts mit Bestechung in welcher Form auch immer zu tan haben, genausowenig wie die meisten Profi-Quacks+Esos Betrüger sind. Weil sie den Quark halt selber glauben; insofern gilt wohl auch bei dieser Ärztin Hanlon’s Razor.

  32. #32 pazifist
    09/11/2012

    @ sumo:
    Das NUR meinte ich auch groß geschrieben. Solche Fälle, wie sie somo und Bloody Mary anführten, bewerte ich mit kriminell bzw. unterlassene Hilfeleistung.

    Gegen die Selbstbehandlung mit HP-Mittelchen aus Dummheit lässt sich nur mit Bildung etwas ausrichten. Und da sind wir schon bei unserem m.E. miserablen Bildungssystem, möglichst noch mit Kreuz oder Halbmond an der Wand…

    Keine Anekdote, sondern Tatsache:
    Die erwachsene Tochter einer Bekannten (Lehrerin!) rief in ihrer Not, weil es der Mutter sehr schlecht ging, nicht etwa den ärztlichen Notdienst, sondern eine von ihr sehr geschätzte Heilpraktikerin an. Diese empfahl ihr, das Fenster weit zu öffnen um die Energiewellen, die sie ihr unverzüglich schicken werde, in das Zimmer zu lassen. Das war’s. Tochter und Mutter fanden die “Therapie” völlig in Ordnung (obwohl es nicht half und schließlich doch der Arzt gerufen wurde – mit Klinikeinweisung).

    Mehr Infos zu MEZIS unter
    https://www.mezis.de/

  33. #33 Bloody Mary
    10/11/2012

    “und schließlich doch der Arzt gerufen wurde – mit Klinikeinweisung).”
    … der Heilpraktikerin, hoffe ich? 🙂

    “Keine Anekdote, sondern Tatsache”
    lach, danke für den dezenten Hinweis. Und obwohl ich über die von Dir geschilderte Szene auch sehr lachen musste, überwiegt für mich bei weitem die Tragik.

    Wenn Totkranke sich in ihrer Panik und Not an vertraute Personen klammern und zudem gesteigerte Neigung zeigen, ihre Ratio über Bord zu werden, dann kann ich das gut akzeptieren, aber es stimmt mich traurig, auch, weil es beinahe das Leben der Mutter verkürzt hätte.

    Was das Handeln der Tochter betrifft, so kann man nur hoffen, dass es nicht auf die während des Pädagogik-Studiums inhalierte Anthroposophie zurückzuführen ist – was uns zum Ausgangsthema “mangelnde Wissenschaftlichkeit” in der universitären Ausbildung zurückführt.

    Hab vielen Dank für den Link.

  34. #34 rolak
    10/11/2012

    der Heilpraktikerin, hoffe ich?

    Dazu würde dann auch jene Empfehlung passen (scan ist vergrößerbar).

  35. #35 pazifist
    10/11/2012

    In der Rubrik “Medizin” von scienceblogs kann man übrigens einen aktuellen Beitrag zum “Lobbyismus des Humbugs” lesen und erstaunt feststellen, an wievielen deutschen Hochschulen esoterischer Unsinn gelehrt wird.

    Die Diskussion dazu ist zwar irgendwie aus dem Ruder gelaufen und hat sich von dem traurigen Thema entfernt, der Beitrag selbst zeigt aber, was unser kleinstaatliches Bildungssystem VOR der Hochschulreife schon angerichtet hat.

    Es wundert mich jedenfalls nicht mehr, dass die Gesellschaft für diesen esoterischen Humbug immer empfänglicher wird.

  36. […] setzt sich in Gastbeiträgen auf Scienceblogs mit der Homöopathie in ihrem Fach auseinander. Im zweiten Teil skizziert sie, welche Rolle die Lobbyarbeit der homöopathischen Industrie spielt. Außerdem: […]

  37. #37 Butterblümchen
    12/11/2012

    Hallo,

    ich hätte nur eine Nachfrage zur erwähnten Anekdote mit dem Entstören des Verkehrsflusses mittels Homöopathie aus dem Buch “Die Homöopathie-Lüge”. Auf welcher Seite des Buches finde ich die?

    • #38 Cornelius Courts
      12/11/2012

      Was mich wundert, ist, daß hier noch gar kein Homöoten-Paladin aufgeschlagen ist.
      Vielleicht denkt man, daß man mehr erreicht, wenn man die Anwesenheit bis zur Unauffindbarkeit “potenziert”
      🙂

  38. #39 Claudia
    12/11/2012

    @Butterblume: Seite 237
    Aber unbedingt vorher testen, ob der Magen das mitmacht.

    Cornelius, Deine Mutmaßung finde ich sehr treffend. 😀
    Aber wie man so hört und liest, sind die Homöos durch das Buch so abgelenkt, daß das gerade ihr einziges Schlachtfeld zu sein scheint…

  39. #40 rolak
    12/11/2012

    Falls jetzt irgendjemand auf die absurde Idee kommen sollte, hier würde mit dem geheimnisvollen Querverweis ins Buch nur schnödes Marketing betrieben — nope, da die Initiatoren auf ihre unsägliche Leistung stolz sind, stellen sie ihre Texte ins Netz, daher geht es auch anders (p10):

    Die Stadt Köthen untersucht zudem, ob sich homöopathische Leit- und Lehrsätze auch auf die Stadtplanung und Stadtentwicklung übertragen lassen. Zu dieser Frage arbeitet sie theoretisch und empirisch mit einem interdisziplinären Team von homöopathischen Ärzten und Stadtplanern.

  40. #41 Bullet
    12/11/2012

    @Cornelius:

    Abschließend noch meinen Respekt für die selbstreflektierte Sicht von Herrn Graneis auf den eigenen Berufsstand.

    *hüstel* … scheint noch keiner gesehen zu haben. Machs wech und lösch dann meinen Kommentar.

    • #42 Cornelius Courts
      12/11/2012

      Äh? Wie meinen?

  41. #43 rolak
    12/11/2012

    moin Cornelius – wenn ich raten darf: Bullet hat ein Vater-Tochter-Problem 😉

  42. #44 Bullet
    12/11/2012

    Ach je … SO war das gemeint. Alles klar, Cornelius. vergiß es. Den Vater hatte ich übersehen. Und rolak hats gefunden.
    Oder … hmmm …
    nee, ich habs:
    VON EUCH DOGMATISCHEN SCHEUKLAPPENDENKERN LASS ICH MIR GAR NIX SAGEN!!!
    😉

  43. #45 Adent
    12/11/2012

    Es war aber auch ein bischen mißverständlich, auch die Autorin des Artikels ist ja selbstkritisch gegenüber der Pharmazeutenbranche ;-).
    Und:
    @Bullet
    Du hast das mit dem Fuß aufstampfen vergessen, das gibt Abzüge in der Eso-B-Note.

  44. #46 Adent
    12/11/2012

    @Rolak
    Homööopathische Stadtplaner, das sind also quasi die übrig gebliebenen Stadtplaner nach dem großen Kahlschlag wegen kommunalen Finanzmiseren oder wie soll man das verstehen? Oder planen die nur ein winzigkleines Dorf?
    Köthen, ha, Schilda muß es heißen.

  45. #47 rolak
    12/11/2012

    Aaaah, vielen Dank, Adent, da denkt einer ähnlich, dann raffe ich doch mal alles an Mut zusammen, um die Ahnung einer Widerlegung der Homöopathie zu publizieren, die mir beim Lesen der Fundtücke auf dem Weg zum Finden des Zitates gekommen ist:

    Homöopathische Mittel sind ja solche, deren Wirkung ansteigt, wenn sie weiter verdünnt werden (+Schütteln), also nimmt ihre Wirkung folgerichtig ab, wenn sie konzentriert werden (mit Schütteln?).
    Nun, dann muß gemäß des wahrlich uralten magisch-kabbalistisch-alchimistisch-hermetischen Grundsatzes ‘wie unten so oben’, also ‘wie im Kleinen, so im Großen’ es bei homöopathischen Ärzten so sein, daß deren Gesamtwirkung in toto abnimmt, wenn es mehr/Gesamtbevölkerung werden (fürs (Kopf)Schütteln sorgen die Skeptiker) bzw die Wirkung maximal sein, wenn gar keiner mehr da ist.
    Tadaaaa!

  46. #48 Adent
    12/11/2012

    @rolak
    Das klingt vernünftig, einigen wir uns auf EINEN Homöopathischen Arzt? Ansonsten geht es ja gegen unendlich und wird unscharf 😉 Also ein HP langt für die ganze Welt, einverstanden? Er muß auch nur einmal im Leben ein Mittelchen verschreiben, das langt dann für die ganze Menschheit und alles ist gut.
    Im Ernst, wer glaubt denn bitte, das die Verkäufer der HP-Sachen diese noch schütteln? Ok, ich denke diejenigen die sie kaufen, aber sonst noch jemand? Also das schütteln und rühren können wir getrost vergessen oder sind die Apotheker noch be…., äh denke sich jeder seinen Teil als ich dachte?

  47. #49 Miki
    Massen
    13/11/2012

    Guten Abend, bei uns im Ort ist eine Ärztin niedergelassen, welche 1. eigentlich Nur (in starken Ausrufezeichen) grüne Rezepte druckt. Unter anderem hat Sie einer mir bekannten ausgebildeten Krankenschwester und Altenpflegerin bei einer starken Erkältung mit Arbeitsunfähigkeit und starken Asthmaschüben eine Rezept über eine B U C H geschrieben.
    Man muss nicht mal mehr die “Dinger” nehmen sondern nur noch die Information Über die Globuli aufnehmen und schon soll es helfen können haben müssen, wenn nicht wurde eben nicht richtig gelesen. Na wer geraspelte Kohlrüben (oder so etwas ähnliches) verschreibt, das man diese auf frische Op. Narben legt um die Härte herauszuziehen ????
    Oder eine FRAU Doktor die an der Rezeption Ihres Mannes, eines Facharztes, die Tage verbringt, frisch operierte Menschen
    nach einer schweren Krebsnierengeschichte nach Hause schickt und sagt, das die sich doch in der Apo. etwas Hp. holen sollen bis ein Termin frei ist ??
    Ist das bei mortalem Ausgehen, dann Totschlag oder nur die Verschleuderung von Kosten, weil der Patient dann auch nicht
    unter “das Messer” bräuchte.
    Da ich totaler Laie bin kann ich nur Geschichten aus dem ersten Mund nacherzählen, aber immer öfter wird mir so etwas berichtet? Ist das Systemimmanenz? Verrückt

  48. #50 Sondermann
    14/11/2012

    Ein Gefühl des Ekels beschleicht mich bei so viel ungehemmter Heuchelei und bei soviel hirnlos hingeklatschtem Beifall dazu.

    • #51 Cornelius Courts
      14/11/2012

      Ha, da ist einer! Es werde hier geheuchelt, sagter!

  49. #52 Bloody Mary
    14/11/2012

    @Sondermann
    Ihnen hat doch gar niemand Beifall gespendet.

    Es beschleicht uns Ekel Sondermann, doch wir drehen uns nicht um.

  50. #53 Claudia
    https://now0here.blogspot.com
    14/11/2012

    Jaaaaa! Mein erster Troll! Awwww…

  51. #54 Adent
    14/11/2012

    @Claudia
    Der ist aber noch arg klein und ungepflegt, den muß du hegen und pflegen, dann wird aus dem Tröllchen vielleicht noch ein ernstzunehmender Troll.

  52. #55 Sondermann
    15/11/2012

    Ich fürchte, dass Menschen, die mit Drogen handeln in Sachen Ethik und Moral nicht weit von denen entfernt sind, die mit Nahrungsmitteln spekulieren.

    • #56 Cornelius Courts
      15/11/2012

      ohje. Was sagst Du dann erst zu solchen, die (auch schwer) kranken Menschen nicht einmal Drogen (oder, wie wir in Nichtverschwöristan sagen: Medikamente) sondern nur ein paar warme Worte und was zum Kafee-Süßen geben (Globuli) und damit auch noch Geld machen?

  53. #57 rolak
    15/11/2012

    ..und somit nicht nur mit Lebensmitteln spekulieren, sondern mit dem Einsatz(Leben der Patienten) zocken.

  54. […] wieder einmal aktuellen Debatte über Homöopathie wurden auch die beiden Gastbeiträge von Claudia Graneis vielerorts diskutiert und […]

  55. […] einem Gastbeitrag für den Science-Blog BlooDNAcid schreibt sie: Apotheken verdienen an gewöhnlichen Arzneimitteln nicht viel; ca. acht Euro pro […]

  56. […] sind solche, ähm, Apotheken-Auswüchse angesichts der offiziellen Unterstützung für diese, ähm, “besonderen Therapieformen” leider auch nicht allzu […]

  57. #61 Felix
    11/12/2012

    Außer Homöopathika und dem im Text als Beispiel angeführte Sinupret gibt es doch bestimmt noch eine ganze Menge anderer apothekenpflichtiger Präparate, deren therapeutischer Nutzen zweifelhaft ist.

    Welche Möglichkeit hat denn der interessierte Laie oder ein betroffener Patient, herauszufinden, ob ein Mittel wirksam ist oder nicht?

    • #62 Cornelius Courts
      11/12/2012

      Welche Möglichkeit hat denn der interessierte Laie oder ein betroffener Patient, herauszufinden, ob ein Mittel wirksam ist oder nicht?

      ich fürchte, das ist leider mit etwas Eigeninitiative verbunden, da man offenbar nicht erwarten darf, daß viele Apotheker die einschlägigen Journals und systematischen Reviews lesen und einem auf die Frage: “ist der Nutzen des Medikamentes XY in unabhängigen, doppelt-verblindeten, randomisierten klinischen Studien nachgewiesen?” eine befriedigende Antwort geben können. Eine Möglichkeit, sich selbst schlau zu machen, findet man hier. Die zugehörige Zeitschrift ist recht gut, für Laien gemacht und verständlich und kann eine große Hilfe bei der Orientierung sein.

  58. […] wird am 11. Mai bei der GWUP-Konferenz in Köln zum Thema “Homöopathie” […]

  59. […] beiden Artikel “Homöopathie in der Pharmazie – eine Bestandsaufnahme” Teil 1 & Teil 2 wurde ich zu einem Interview zur Homöopathie gebeten, das ich hier poste. Einige Anmerkungen […]

  60. […] in der Pharmazie” von Claudia Graneis (Teil 2), BlooDNAcid am 5. November […]

  61. […] in der Pharmazie” von Claudia Graneis (Teil 2), BlooDNAcid am 5. November […]

  62. […] in der Pharmazie” von Claudia Graneis (Teil 2), BlooDNAcid am 5. November […]

  63. […] in der Pharmazie” von Claudia Graneis (Teil 2), BlooDNAcid am 5. November […]

  64. […] in der Pharmazie” von Claudia Graneis (Teil 2), BlooDNAcid am 5. November […]

  65. […] in der Pharmazie” von Claudia Graneis (Teil 2), BlooDNAcid am 5. November […]