Die Philosophie des Atheismus hat ihre Wurzeln in unserer Erde, in diesem Leben. Ihr Ziel ist die Emanzipation der Menschheit von allen Gottheiten, seien sie jüdisch, christlich, mohammedanisch, buddhistisch, brahmanisch oder was auch immer. Die Menschheit ist lange und schwer genug gestraft worden dafür, daß sie sich ihre Götter geschaffen hat. Nichts als Leid und Verfolgung waren ihr Los, seit die Götter zum ersten Mal auftraten und es gibt nur einen einzigen Ausweg aus diesem Schlamassel: der Mensch muß die Ketten zerbrechen, die ihn an die Tore von Himmel und Hölle fesseln, so daß er in seinem wiedererwachten und erleuchteten Bewußtsein eine neue Welt auf dieser Erde gestalten kann.
Nur durch den Triumph der atheistischen Philosophie im Geiste und im Herzen der Menschen können Freiheit und Schönheit erblühen. Schönheit als Gabe des Himmels hat keinen Wert. Sie wird aber Essenz und Antrieb des Lebens sein, wenn der Mensch lernt, die Erde als den einzigen, echten Menschenhimmel zu begreifen. Der Atheismus hilft bereits, den Menschen aus seiner Abhängigkeit von Belohnung und Strafe, diesem Ramschhandel des Himmels mit den Armen im Geiste zu befreien.
Bestehen nicht alle Theisten darauf, daß es ohne den Glauben an eine göttliche Macht keine Moral, keine Gerechtigkeit, keine Wahrhaftigkeit und Treue geben könne? Eine solche Moral, die sich nur auf Furcht und Hoffnung gründet, war immer schon ein Übel, durchtränkt mit Selbstgerechtigkeit und Heuchelei. Und zu Gerechtigkeit, Wahrhaftigkeit und Treue: wer waren denn deren tapferste Vorkämpfer und kühnste Verkünder? Doch beinahe immer die Gottlosen: Atheisten, die für diese Werte lebten, kämpften und starben. Sie wußten, daß Gerechtigkeit, Wahrheit und Treue ihren Ursprung nicht in den Himmeln haben, sondern daß sie verbunden sind, verwoben mit den gewaltigen Veränderungen, die sich im sozialen und materiellen Leben der menschlichen Art vollzogen, daß sie nicht starr und unveränderlich, sondern so wechselhaft sind, wie das Leben selbst. Niemand kann prophezeihen, zu welchen Höhen sich die Philosophie des Atheismus aufschwingen wird, doch so viel kann man doch vorhersagen: nur durch ihr erneuerndes Feuer werden die menschlichen Verhältnisse von den Schrecken der Vergangen geläutert werden.
Die Nachdenklichen beginnen zu erkennen, daß die moralischen Vorstellungen, die der Menschheit durch religiösen Terror aufgezwungen worden sind, zu Stereotypen verkommen und aller Vitalität verlustig gegangen sind. Ein Blick auf das heutige Leben, auf seinen zersetzenden Charakter, die konfligierenden Interessen mit all ihrem Hass, ihren Verbrechen und ihrer Gier genügen, um die Unfruchtbarkeit der theistischen Moral zu beweisen. Der Mensch muß erst zu sich selbst zurückfinden, bevor er sein Verhältnis zu seinesgleichen verstehen kann. Prometheus, geschmiedet an den Fels der Zeitalter, ist dazu verdammt, für ewig von den Geiern der Dunkelheit heimgesucht zu werden. Befreit Prometheus und ihr vertreibt die Nacht und ihre Schrecken.
Der Atheismus ist die Negation aller Götter und zugleich die stärkste Bejahung des Menschen und durch den Menschen das immerwährende Ja! zu Leben, Sinn und Schönheit.
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Der zweite Text ist ein Gastbeitrag von Claudia Graneis, in dem sie beschreibt, wie es ihr heute, im Jahr 2013 vorkommt, eine Frau zu sein.
Von der Bürde des Frauseins
Ich bin eine Frau. Und das bin ich gerne.
Ich bin eine Frau, die Glück gehabt hat: in einem der reichsten Länder der Welt geboren, zu einer Zeit, die deutlich aufgeklärter ist als diejenige, in welche Milliarden von Frauen vor mir geboren wurden. Ich bin von liebenden, aufgeklärten Eltern in dem Glauben erzogen worden, daß ich ein dem Manne ebenbürtiges Wesen bin – mit allen Freiheiten und Rechten.
Keine Religion zwang mich je in die Knie und unter die Fittiche eines autoritären Mannes.
Ich bin nicht im strengen Katholizismus aufgewachsen, doch wenn ich Kontrolle über meinen Körper und mein Gebärverhalten erlangen will, begehe ich dabei noch immer eine Straftat. Wenn ich nach einer Vergewaltigung in einem katholischen Krankenhaus Hilfe suche, werde ich abgewiesen und mir wird, Sünderin, die ich dann bin, die Pille danach verweigert.
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