Oder, wie man in Berlin sagen würde: arm aber sexy. Michael Tsokos, Leiter der Rechtsmedizin an der Charité in selbigem, hat – mal wieder – ein neues Buch geschrieben. Diesmal aber keine reine Sammlung von Räuberpistolen mit den Attributen „unglaublich“ oder „spektakulär“, sondern
„Die Klaviatur des Todes: Deutschlands bekanntester Rechtsmediziner klärt auf“
Hier gibt es ein Interview dazu mit dem Titel “Etliche Mordfälle bleiben aus Kostengründen ungeklärt”.
(Weniger reißerisch, dafür mit mehr Details zu den eigentlichen Methoden und ihren Grenzen in Forensik und Rechtsmedizin ist dieses Buch, das übrigens ein ganzes Kapitel über die Misere der Rechtsmedizin enthält.)
Ich erwähne das vor allem, weil Tsokos darin noch einmal eindrücklich beschreibt, wie das Sparen an der Rechtsmedizin die Aufklärung von Tötungsdelikten vereitelt und die Rechtssicherheit von allen Bürgern gefährdet. Ich habe das Problem ja selber schon ziemlich zu Beginn von blooD’N’Acid beschrieben und daran hat sich bis heute leider höchstens etwas zum Schlechten verändert: zum Beispiel ist im Moment das Institut in Halle bedroht, wo erst unlängst der 33. Spurenworkshop stattfand und wo SPD/Linke offenbar die Kräfte der Vernunft sind.
Häufig wird für die Beschneidung der Rechtsmedizin so argumentiert, daß die verursachten Kosten höher seien als die Erlöse. Eine gute Antwort darauf hat 2010 schon Renate Hendricks von der Bonner SPD gegeben:
„Diese Argumentation ist brandgefährlich: Es gibt Bereiche des staatlichen Handelns, für die sich kurzfristige Gegenrechnungen nach marktwirtschaftlichen Maßstäben verbieten. Die Aufklärung von ungeklärten Todesfällen ist ein solcher Bereich. Es steht in keinem Verhältnis, wenn Kapitalverbrechen unentdeckt und damit ungeahndet bleiben, bloß um das Budget des Uniklinikums kurzfristig zu entlasten“
Zum Nachlesen/-hören:
Hier, hier und hier finden sich Onlineartikel/Interviews und hier ein ausgezeichnetes Dossier vom Deutschlandradio zum traurigen Thema.
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