Lust auf ein kleines philosophisches Experiment? Dann machen Sie mit! Bevor es losgeht, bitte ich Sie freundlich, folgende Anleitung zu lesen und genau zu beachten. Vielen Dank.
Ganz wichtig: wer am Experiment teilnehmen möchte, sollte nicht vorauslesen, sondern erst dann den Beitrag zuende lesen, wenn er/sie die Teilnahmebedingungen erfüllt hat. Bei diesem Experiment gibt es keine guten und schlechten, richtigen oder falschen Antworten, keine Punkte und keine Preise, jede/r darf und soll genau so antworten, wie er/sie empfindet.
1. Zuerst muß per Zufall bestimmt werden, in welcher Gruppe Sie sind, Gruppe 1 oder 2. Dazu nehmen Sie bitte eine Münze oder einen 6-seitigen Würfel oder ein gut gemischtes Kartenspiel, was immer Sie dahaben, zur Hand. Werfen Sie die Münze bzw. den Würfel. Bei „Kopf“ bzw. 1-3 sind Sie in Gruppe 1, bei „Zahl“ bzw. 4-6 sind Sie in Gruppe 2. Nutzen Sie Karten, ziehen Sie blind eine Karte. Ist die Karte rot, sind Sie in Gruppe 1, ist sie schwarz in Gruppe 2. Haben Sie nichts davon zur Verfügung (und bitte nur dann), denken Sie sich spontan erst eine und dann noch eine Zahl zwischen 1 und 10. Wenn die zweite Zahl, die Sie sich gedacht haben, gerade war, sind Sie in Gruppe 1, war sie ungerade in Gruppe 2.
2. Lesen Sie sich in Ruhe die Frage für Ihre Gruppe durch. Um Sie lesen zu können, müssen Sie den ROT13-verschlüsselten Text kopieren und auf dieser Seite decodieren lassen, indem Sie ihn in das große weiße Feld kopieren und die Schaltfläche „ROT13 Ver-/Entschlüsselung“ darunter betätigen. Sollten Sie Probleme mit dem Decodieren haben, können Sie eine E-mail an mich schreiben mit der Betreffzeile „Gruppe 1“ bzw. „Gruppe 2“ und ich sende Ihnen den Klartext der Frage zu.
3. Sobald Sie die Frage für Ihre Gruppe gelesen haben, geben Sie bitte spontan eine Antwort darauf. Sie können nur mit „Ja“ oder „Nein“ antworten.
4. Bitte geben Sie ihre Antwort in den Kommentaren ab. Sie können (müssen aber nicht) anonym teilnehmen, indem Sie als Name „Teilnehmer“ verwenden. Schreiben Sie in das Kommentarfeld nur Ihre Gruppe und Ihre Antwort. Z.B. so: „1 Ja“ oder „2 Nein“. Zur Not können Sie auch per E-Mail teilnehmen, ich wäre aber dankbar, wenn Sie es über die Kommentarfunktion täten.
Andere Kommentare sollten bei Bedarf bitte getrennt von den Teilnahmekommentaren und dann auf die übliche Weise abgegeben werden.
Die Fragen
Frage für Gruppe 1 (bitte nur lesen, wenn Sie in Gruppe 1 sind):
Hanouäatvt iba Vuere Jrygnafpunhhat haq Vuera rvtrara Ibefgryyhatra fgryyra Fvr fvpu ovggr rvar Jryg ibe, va qre nyyrf, jnf cnffvreg ibyyfgäaqvt qnqhepu irehefnpug jveq, jnf qnibe cnffvreg vfg, haq mjne iba Ortvaa qrf Havirefhzf na. Jnf nyfb orv qre Ragfgruhat qrf Havirefhzf trfpunu, irehefnpugr, jnf qnanpu cnffvregr haq fb vzzre jrvgre ovf mhz urhgvtra Gnt, mhz wrgmvtra Zbzrag. Qnf urvßg nhpu, wrqr Ragfpurvqhat jveq ibyyfgäaqvt qnqhepu irehefnpug, jnf ibe qre Ragfpurvqhat cnffvreg vfg haq qn qvr Iretnatraurvg rvaqrhgvt srfgfgrug, zhß wrqr Ragfpurvqhat tranhfb trgebssra jreqra, jvr fvr trgebssra jveq.
Jnf qraxra Fvr: xnaa rva Zrafpu va rvare fbypura Jryg süe qnf, jnf re ghg, zbenyvfpu irenagjbegyvpu frva?
Frage für Gruppe 2 (bitte nur lesen, wenn Sie in Gruppe 2 sind):
Hanouäatvt iba Vuere Jrygnafpunhhat haq Vuera rvtrara Ibefgryyhatra fgryyra Fvr fvpu ovggr rvar Jryg ibe, va qre nyyrf, jnf cnffvreg ibyyfgäaqvt qnqhepu irehefnpug jveq, jnf qnibe cnffvreg vfg, haq mjne iba Ortvaa qrf Havirefhzf na. Jnf nyfb orv qre Ragfgruhat qrf Havirefhzf trfpunu, irehefnpugr, jnf qnanpu cnffvregr haq fb vzzre jrvgre ovf mhz urhgvtra Gnt, mhz wrgmvtra Zbzrag. Qnf urvßg nhpu, wrqr Ragfpurvqhat jveq ibyyfgäaqvt qnqhepu irehefnpug, jnf ibe qre Ragfpurvqhat cnffvreg vfg haq qn qvr Iretnatraurvg rvaqrhgvt srfgfgrug, zhß wrqr Ragfpurvqhat tranhfb trgebssra jreqra, jvr fvr trgebssra jveq.
Jnf qraxra Fvr: fbyygr va rvare fbypura Jryg rva Gägre, qre oehgny frvar Senh haq mjrv xyrvara Xvaqre rezbeqrg, süe frvar Gng irenagjbegyvpu trznpug jreqra?
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Fertig?
Sicher?
Na dann….
Danke für Ihre Teilnahme an diesem philosophischen Experiment, das die Intuitionen zur Möglichkeit eines freien Willens und damit einer Verantwortlichkeit in einer deterministischen Welt untersuchen sollte. Wenn Sie möchten, können Sie jetzt gerne auch die Frage der anderen Gruppe lesen und an sich entdecken, wie Sie beantwortet hätten und sich vielleicht auch fragen, warum und wie Sie sich einen möglichen Unterschied bei Ihrer Bewertung erklären.
Zur Auflösung: sollte die Zahl der Teilnehmerkommentare 100 überschreiten, werde ich die Ergebnisse auswerten und in einem, hier dann auch verlinkten, Folgebeitrag vorstellen, diskutieren und zum Kommentieren freigeben. Jede/r Teilnehmer/in kann dem Erreichen dieses Ziels natürlich gerne beihelfen, indem er/sie auf seinen/ihren üblichen Kommunikationskanälen zur Verbreitung und Teilnahme einlädt 🙂
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Die experimentelle Philosophie, deren Arbeitsweise ich mit diesem kleinen Versuch vorstellen wollte, untersucht mit empirischen Techniken der Sozialwissenschaften die psychologischen Grundlagen der Bewertung von und Intuitionen zu philosophischen (Alltags-)Problemen. Sie steht damit der „Ohrensessel-Philosophie“ und ihren rein reflektiven und ab und zu diskursiven Methoden (also gründliches Nachdenken und bisweilen Diskussion mit einem Kollegen) diametral gegenüber und ist daher auch keineswegs unumstritten.
Dennoch ist festzustellen, daß viele zentrale philosophische Probleme dem alltäglichen Denken entstammen, also nicht nur die Frage nach dem freien Willen, sondern auch nach dem Ursprung der Moral und der Beschaffenheit (bzw. Realität) des Bewußtseins. Um z.B. die Existenz des Bewußtseins als philosophisches Problem aufzufassen, muß man darüber nachgedacht haben, wie ein materielles Objekt (das jeder Mensch ja ist) sich seiner bewußt sein kann, oder einfach wie ein aus Materie bestehendes Gehirn die bewußte Erfahrung erzeugen kann, die man erlebt, wenn man ein Erdbeereis schmeckt. Um auf dieses Problem aufmerksam zu werden, bedarf es allerdings keiner philosophischen Ausbildung, sondern lediglich des alltäglichen „gesunden Menschenverstands“ („common sense“). Probleme dieser Art sind hartnäckig und uralt und wurden schon von den frühesten Philosophen mit immer den gleichen Techniken der Ohrensessel-Philosophie untersucht, ohne daß eine endgültige Lösung in Sicht wäre. Die experimentelle Philosophie existiert hingegen noch nicht so lange und wählt einen anderen Ansatz, indem sie nicht fragt, wie etwas ist, sondern warum wir über etwas auf eine Weise denken und empfinden und dabei vielleicht Schwierigkeiten haben. Experimentelle Philosophen hoffen, durch das Verständnis der psychologischen Ursachen solcher Schwierigkeiten in eine bessere Position zu gelangen, um die eigentlichen Probleme lösen (oder als Nichtprobleme verwerfen) zu
können.
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Nachtrag 30.07.: Die erste Auswertung ist jetzt hier online.
Nachtrag 05.08.: Die zweite Auswertungsrunde ist nun ebenfalls online.
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