Aber Alaun kann offenbar noch mehr: es tötet Immunzellen ab – man weiß noch nicht, wie es das macht und welche Immunzellen genau es trifft (vermutlich Neutrophile) -, die sich an der Injektionsstelle des Impfstoffes befinden. Neutrophile können ihre DNA ausspeien, um Pathogene darin zu verstricken und Desmet at al. berichteten 2011 in Nature Medicine in einer Studie an Mäusen, daß die losgelassene DNA wie ein Alarmsignal für das Immunsystem wirkt, welches die Antikörperproduktion anregt. Anscheinend stachelt die DNA aus den sterbenden Zellen die DC stark an, die sich daraufhin ungewöhnlich fest an die T-Helferzellen binden und diese feste Bindung führt letztlich zu einer erhöhten Bildung von Antikörpern und damit wirksameren Immunreaktion.
Die verschiedenen Hypothesen zur Wirkung von Alaun passen scheinbar nicht besonders gut zusammen, aber sehr wahrscheinlich wirkt Alaun auch nicht nur auf eine Weise, sondern ruft mehrere unterschiedliche Reaktionen hervor, was auch eine Erklärung dafür ist, warum Alaun ein so gutes Adjuvans ist.
Gut, aber weit entfernt von perfekt, denn Alaun ist sehr schlecht darin, die T-Killerzellen zu aktivieren, die aber gerade zur Bekämpfung von Krankheiten wie Malaria und Tuberkulose entscheidend sind, so daß schon länger nach einem Ersatz für Alaun gesucht wird. Eine Alternative könnte darin bestehen, Alaun mit einer weiteren Komponente zu kombinieren und es gibt bereits einen Impfstoff gegen das HPV, der Alaun und MPL enthält. MPL ist ein modifiziertes Bakterienmolekül, das in seiner Wirkung genau komplementär zu Alaun ist und es daher ideal ergänzen kann. Alaun ist und bleibt also interessant und dürfte uns, auch angesichts seiner Unbedenklichkeit, die in zahllosen Studien nachgewiesen wurde, noch eine ganze Weile erhalten bleiben.
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[a] (c) Henry Li; https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/d/db/AlumCrystal.jpg
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