Insgesamt kam man unter Berücksichtung aller Ergebnisse der Vorgeschichte, Fundortuntersuchung und Obduktion zu folgenden Schlüssen: 1. Der Tote war am Fundort und in nahezu identischer Lage verstorben, 2. die aufgefundene Kompressorapparatur war geeignet, abhängig von der Lage der Kanüle im Gewebe, eine Luftembolie zu erzeugen, aber 3. nicht geeignet, eine elektrische Entladung bzw. einen Stromschlag über die Kanüle zu versetzen. 4. schloss man aus der Gesamtheit der Befunde, daß sich der Verstorbene selbst die Kanüle gelegt und den Kompressor betätigt hatte. Suizid und Fremdbeibringung wurden ausgeschlossen. Die autoerotische Absicht des Verstorbenen wurde nach Anwendung der Kriterien von Hazelwood et al. konstatiert, darunter das Vorhandensein eines ausgeklügelten Hilfsmechanismus’, Abgeschiedenheit und keine vorherigen Anzeichen für Suizid [2]. Aus der Art der autoerotischen Praktik, die hier zum Einsatz kam, läßt sich zudem auf eine masochistische Neigung des Verstorbenen schließen.
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Der vorliegende Bericht ist der erste über einen autoerotischen Tod durch Luftembolie und generell sind Manipulationen an der Harnröhre mit Sonden und dergl. selten im Zusammenhang mit autoerotischem Tod, wobei offenbar durchaus regelmäßig merkwürdige Gegenstände im Rahmen autoerotischer Betätigungen in die Harnröhre eingeführt und von dort entfernt werden müssen [3]. Ein ähnlicher Todesmechanismus wie in diesem Fall wurde auch schon beschrieben, allerdings als Folge eines falsch gehandhabten Foley-Katheters [4].
Wenn nach Erzeugung einer Luftembolie in einer Vene der Embolus bis zum Herzen gelangt, kommt es zur Luftfüllung des rechten Ventrikels (= rechte Herzkammer), wodurch dessen Pumpfunktion beeinträchtigt wird. In der Folge werden die Lungenarterien verlegt, wodurch in der Lunge der Blutdruck steigt und dann im restlichen Körper abfällt. Für eine gefährliche venöse Luftembolie muß allerdings eine erhebliche Luftmenge (ca. 100 ml am Stück) in ein Gefäß gelangen, da kleinere Mengen leicht vom Körper resorbiert werden können [5].
Bei einer Obduktion kann das Vorhandensein einer Luftembolie durch die sog. Embolieprobe nachgewiesen werden. Da Gas im Herzen aber auch durch Fäulnisprozesse entstehen kann, ist nach positiver Embolieprobe bei fäulnisveränderten Leichen eigentlich eine Analyse des aus dem Herzen gewonnenen Gases vorzunehmen, um Fäulnisprozesse von tatsächlicher Embolie abzugrenzen. Davon wurde im vorliegenden Bericht jedoch nichts erwähnt.
Referenzen
[1] Modelli ME, Rodrigues MS, Castro BZ, & Corrêa RS (2013). Self-induced fatal air embolism: accidental autoerotic death or suicide? Journal of forensic sciences, 58 Suppl 1, 1-3 PMID: 23305178
[2] Hazelwood RR, Dietz PE, Burgess AW. The investigation of autoerotic fatalities. J Police Sci Adm 1981;9:404–11.
[3] Moon SJ, Kim DH, Chung JH, Jo JK, Son YW, Choi HY, et al. Unusual foreign bodies in the urinary bladder and urethra due to autoerotism. Int Neurourol J 2010;14:186–9.
[4] Chávez AH, Reilly TP, Bird ET. Vena cava air embolism after traumatic Foley catheter placement. Urology 2009; 73:748–9.
[5] Gottlieb JD, Ericsson JA, Sweet RB. Venous air embolism: a review. Anesth Analg Curr Res 1965;44:773–9.
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Musikempfehlung: Schwierig. Manches ist einfach zu naheliegend und wäre ohnehin keineswegs zu empfehlen während „Groin me in Death“ von HIM vielleicht ein bißchen weit hergeholt wäre (und zudem nicht ganz zur Einstichstelle passt). Vielleicht dies hier? (Pun intended)
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