(Die Autoren merken noch an, daß sich das Spannungsfeld AAS-Einnahme und –Nachweis in ständigem Fluß befinde und daß, wie bei allen Sport-Dopingmitteln, sozusagen, ein Wettrüsten zwischen der Herstellung neuer Abkömmlinge der Substanz und dem Nachziehen der Nachweismöglichkeit für diese neuen Substanzen herrsche).
Bei 15 von 24 Verstorbenen konnte demnach die Einnahme von AAS direkt nachgewiesen werden, bei den restlichen fanden sich AAS-Metabolite, in einem Fall fand sich noch Tamoxifen, welches die Östrogenrezeptoren hemmt und deshalb von AAS-Einnehmern gerne verwendet wird, um die nach AAS-Überdosierung häufig auftretende Östrogenbildung zu kompensieren. In allen Fällen bis auf einen wurden auch psychoaktive Substanzen festgestellt und damit die Beobachtung des bei AAS-Einnehmern häufig beobachteten multiplen Substanzgebrauchs bestätigt. Fast die Hälfte der Verstorbenen hatte zusätzlich auch noch Benzodiazepine, also Beruhigungsmittel, eingenommen.
Obduktionsbefunde
87,5% der Verstorbenen hatten eine sehr muskulöse Statur und etwa bei der Hälfte der Fälle (s. folgende Tabelle) wurden die AAS-typischen Veränderungen (geschrumpfte, fibrotische Hoden etc.) festgestellt. 11 Fälle wiesen zudem pathologische Herzbefunde auf, welche auffällig und fast vollständig mit positiven Befunden für Psychostimulantien koinzidierten. Darüber hinaus wurden auch pathologische Veränderungen der Leber (ein Fall war positiv für Hepatitis-C) und Nieren beobachtet. In 16 Fällen wurde ein Lungenödem festgestellt, das bei 14 davon auf eine Medikamenten/Drogenüberdosis zurückzuführen war.
Insgesamt bildet das untersuchte Fallkollektiv die typischen AAS-Konsumenten (hinsichtlich Alter, Geschlecht und Beschäftigung) aber auch Folgen von AAS-Abusus recht gut ab. Sogar der in allen Fällen negative Befund für Cannabis deckt sich mit vorherigen Studien und bestätigt die Annahme, daß Wirkprofil und Aufnahmeroute auf die AAS-Klientel, die eher die Injektionsroute bevorzugt, keinen Reiz ausübt.
Keiner der Tode war allein auf natürliche Ursachen zurückzuführen und besonders bemerkenswert war die Häufigkeit von Erkrankungen an Herz und Herzgefäßen, die so auch schon in anderen Arbeiten beschrieben worden waren [2, 4, 9] und deren Ursache sowohl der AAS-Mißbrauch als auch die wie erwähnt fast deckungsgleiche Einnahme von Psychostimulantien sein kann. Es ist aber durchaus denkbar, daß die Kombination von AAS und Psychostimulantien das Risiko für Erkrankungen des Herzens und der Herzgefäße noch erhöht.
Schließlich ist noch zu erwähnen, daß bei über einem Viertel der Fälle der Tod gewaltsam (Suizide und Tötungsdelikte) war; auch das eine Bestätigung früherer Befunde [3,4]. Dazu passt die mit AAS-Mißbrauch assoziierte erhöhte Neigung zu Depressionen und Aggressivität und auch die konkomitante Einnahme illegaler Drogen, speziell Injektionsdrogen, kann hier eine Rolle spielen, da ein gewaltsamer Tod bei deren Anwendern signifikant gehäuft auftritt.
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Referenzen
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[2] Karch SB. Karch’s pathology of drug abuse, 4th edn. Boca Raton,FL: CRCPress,2009.
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