Paganini |
Normbereich nach [5] |
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von |
bis |
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Fingerlängenindex: fl / (pb + pl)
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0,55 |
0,40 |
0,48 |
Fingerlänge zu Handtellerlänge: fl / pl
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0,98 |
0,67 |
0,87 |
Fingerlänge zu Handbreite: fl / pb
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1,25 |
0,85 |
1,15 |
Alle seine Verhältnismaße rangieren also deutlich oberhalb des Normbereichs. Damit erscheinen Paganinis eigentlich schlanke und kürzere Finger dennoch sehr lang im Verhältnis zu seiner extrem kleinen Handfläche: Paganini hatte „abnorme“ Hände.
Einschränkungen der Bewertung
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den Messungen wohnt insofern eine gewissen Ungenauigkeit inne, als sie von einer zweidimensionalen Photographie und nicht dem dreidimensionalen Bronzeabguss selbst abgenommen wurden
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der Abguß wurde von Paganinis rechter Hand gefertigt und obgleich davon auszugehen ist, daß seine linke Hand, die also die eigentliche „Spielhand“ war, der rechten in ihren Maßen und Aufbau sehr ähnlich ist, können zwischen beiden Händen dennoch kleinere Unterschiede bestehen
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der Abdruck für den Abguß wurde vermutlich kurz nach Paganinis Tod gefertigt, wodurch möglicherweise die ungewöhnliche Fingerhaltung und Handgelenkbeugung zu erklären ist
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Paganinis Handmaße wurden mit Werten heutiger Menschen verglichen, die im Schnitt 10 cm größer sind, als zu Paganinis Zeit; damit relativiert sich die Gegenüberstellung insofern, als Paganinis Größe und Handmaße nur im Vergleich zu heutigen Menschen klein, zu seiner Zeit aber normal waren
Bei einem als gleichmäßig gedachten Größenzuwachs über alle Knochenelemente bis zur heutigen Zeit, können die Verhältnismaße der Hände früherer und heute lebender Menschen ungehindert verglichen werden. Daraus folgt, daß Paganini seine demnach abnormen Handmaße für sein Geigenspiel überaus förderlich gewesen sein dürften, da er sein Handgelenk viel leichter abwinkeln konnte.
Gut gefallen hat mir der abschließende Vorschlag des Autors, vom Bronzeabguss z.B. durch CT dreidimensionale Meßdaten abzunehmen und daraus ein virtuelles, dreidimensionales Handmodell zu erstellen, dieses zu animieren und auf einer ebenfalls virtualisierten Computerrepräsentation von Paganinis Geige (eine Guarnieri, die in Genua ausgestellt ist) spielen zu lassen.
1,65 m groß, von langem, geschmeidigem Wuchs, ein langes, blasses Gesicht mit charaktervollen Zügen, eine vorragende Nase, die Augen eines Adlers und lockiges Haar, das ihm über die Schultern fließt und einen überaus dünnen Hals verbirgt; zwei Furchen sind ihm, so könnte man sagen, durch seine Profession in die Wange gegraben… Leuchtend vom Feuer seines Genies rollen seine Augen in ihren Höhlen und sein Blick fixiert jene seiner Begleiter, derer er sich nicht ganz sicher ist. Seine Handgelenk ist so biegsam und geschmeidig, daß ich das Spiel seiner Hände vergleichen würde mit einem Taschentuch, das, ans Ende eines Steckens gebunden, in einer Brise flattert.“
Castil-Blaze, 1831, aus [4]
Und mit solchen Händen konnte dieser Teufelsgeiger dann so etwas spielen
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Referenzen:
[1] Otte, A. Nicolò Paganini: Teufelsgeiger durch abnorme Hände? Arch Kriminol 233:181-191 (2014)
[2] Gold, J.: The death of Paganini or the hand that held the bow. Berkeley (2004)
[3] Jürgens, H.W.: Erhebung anthropometrischer Maße zur Aktualisierung der DIN33402 – Teil 2. Schriftenreihe der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Forschung, Fb1023, Dortmund, Berlin, Dresden (2004)
[4] Prod’homme, J.G.; translated from the original French edition by Mattullath, A.: Nicolò Paganini, a biography. Fischer, New York (1911)
[5] van Mensvort, M.: https://www.handresearch.com/diagnostics/how-to-assess-your-finger-length.htm, 2002-2013
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