notenschluessel Einen schönen Sonntag allen LeserInnen. Croissant

Es ist Hochsommer, Ventilatoren summen, wo es dafür selbst Fliegen zu heiß ist, ermattet konsumiert man Fruchtcocktails und allerorten riecht es entweder nach Grillgut oder Kokosaroma (oder beidem). Wer nun versteht, warum ich das für einen idealen Zeitpunkt zum Vorführen von Totenmessen halte, ist mir Schwester oder Bruder im Geiste (alle anderen mögen weiterziehen und sich jene akustischen Konglomerate zumuten, die unter “Sommerhit”  firmieren zu müssen, die verdiente Schmach zu erdulden haben).

Das von Mozart setze ich mal als bekannt voraus, schließlich hat jede(r) (!) “Amadeus” gesehen, eine Totenmusik von Morales hatten wir schon, hier gibt es noch eine weitere tolle:

Wer nun mangels Latinum sich beschwert, daß man in puncto Textverständnis am Ende seines/ihres Lateins angekommen sei (nicht, daß es da etwas gehaltvollen zu verpassen gäbe), der/dem sei keineswegs nur besserer Verständlichkeit halber sondern auch wegen des erheblichen Zuherzengehens dieser Musik Brahmsens “Deutsches Requiem” an jenes Pumporgan gelegt (sollte gerade draußen ein Gewitter stattfinden, wird es der Stimmung nicht abträglich sein) :

Noch mehr Bombast und mehr Oper? Geht. Müssen halt Verdi ranlassen:

So. Und wer jetzt nicht tot sondern im n-ten Himmel ist, könnte nicht sanfter als auf Faurés Klängen zum Runterkommen eingeladen werden:

Es gibt da noch ein Requiem, das ich grandios finde, aber aus Jugendschutzgründen  Bombastwiedergabemangelgründen hier nicht verlinken werde. Dennoch sollten sich die Mutigen, die Zeuge von nicht weniger als dem musikalischen Weltuntergang werden wollen, an die “Grande Messe des Morts” von H. Berlioz heranwagen, eine würdige Wiedergabeanlage, taube/tote/nicht vorhandene Nachbarn und Danach-Nix-Vorhaben vorausgesetzt. Das “Dies Irae”, bei dessen Uraufführung im Pariser Invalidendom wohl einige umgekippt sein müssen, ist das Gewaltigste, was ich je an klassischer Musik gehört habe und das einmal aufgeführt zu sehen ich manches gäbe : 18 Kontrabässe, 12 Hörner, 16 Pauken, 2 große Trommeln, 10 Paar Becken, 210 Stimmen – ’nuff said!

flattr this!

Kommentare (4)

  1. #1 rolak
    20/07/2014

    Wer nun versteht, warum

    Schon weil die kühlere¹ Seite des Möglichen hier die deutlich angenehmere ist, kann ich nicht nachvollziehen, wieso jemand dies nicht verstehen könne. Dies typisch getraaagene Tempo, die eher gedämpfte Stimmung entspricht doch exakt dem warmem Wetter bzw dem Agieren dabei.

    Oder dem Drumrumnavigieren. Denn ebenfalls wegen der wetterlichen Umstände blieb eine Nachlieferung³ seit FR in der Packstation liegen, bis es endlich geregnet hatte. Heute morgen. Weil dat Veedel hinreichend be-straßenbaumt, -vorgartet, -wiest, -fassadengrünt, -spielplatzt, -schmalparkt ist, tritt auch dort der bekannte Sommerregen-Effekt² auf. Und so früh ist typischerweise auch kaum Verkehr, doch wir hatten Kölner Lichter, da sind nicht nur die Verkehrsströme, sondern auch die Strömenden dichter.

    Neulich fiel mir eher überrascht auf, wieviele komplette Alben (nicht Elben) bei YT zu holen sind. So rieselt im Moment etwas Kontemporäres, inhaltlich und empfindend eine |damals> – |heute> – Superposition auf mich hernieder

    _____
    ¹ 16°C zum Denken/Arbeiten, 18°C dürfen es sonst auch mal werden.
    ² schickes Wort, ne? Paßt, falsch verstanden, sogar zu den Requiems 🙂
    ³ ulkigerweise hat die gebundene Ausgabe kein Coverbild, während Kindles Daten, an sich völlig geruchs- und gesichtslos, bebildert daherkommen.

  2. #2 LasurCyan
    20/07/2014

    auch wegen des erheblichen Zuherzengehens dieser Musik Brahmsens

    Nicht nur dies, Cornelius. ‘Denn alles Fleisch es ist wie Gras’ hat schon erhebliche SommerhitQualitäten. Manch eine(r) denkt dabei nicht nur ans Grillen.
    Ein ‘Stabat Mater’ von vielen, doch meiner Meinung nach eines der schönsten, ist von Haydn.

  3. #3 Ursula
    20/07/2014

    Der gute Berlioz hats mit den Pauken, ich erinnere mich an eine Aufführung seiner Symphonie fantastique im Wr. Musikverein, als ich das Glück hatte, nahe der Pauken zu sitzen. Furios!

  4. #4 LasurCyan
    20/07/2014

    die eher gedämpfte Stimmung entspricht doch exakt dem warmem Wetter bzw dem Agieren dabei.

    Kann ich nur zustimmen, rolak. Bei mir kommt dann noch die Verdunklung hinzu, um die Raumtemperatur bei erträglichen 34PlusX zu halten. Nicht für diese Temperaturen gemacht scheint mein AudioInterface zu sein, dem ich mit einem Topf kalten Wassers das fehlerfreie Funktionieren ermöglichen muss.
    Den Film hab ich nie gesehen, trotz Hopper, aber der Soundtrack ist gerade ungemein passend.