Da einer unserer Forschungsschwerpunkte auf forensischer RNA-Analytik liegt, haben wir schon sehr viele verschiedene Kits für RNA-Arbeiten (Extraktion, Quantifizierung, Entfernung genomischer DNA, Reverse Transkription etc.) ausprobiert. Besonders wichtig für nachfolgende RT-PCR-Anwendungen ist, die Konzentration und Qualität der extrahierten RNA zu kennen und es gibt ein tolles Gerät, daß diese beiden Werte messen kann, den Bioanalyzer, den wir “Sherlock” getauft haben. Das isser:

 

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Sherlock (links im Bild), mit seinem alten PC-Kumpel “Watson”, der sich alles notiert, was Sherlock herausfindet

 

Sherlock ist an einen PC angeschlossen, so daß wir mit einer Software seine Meßdaten auswerten können. Die RNA-Qualität gibt er als RIN (“RNA integrity number”) aus, einer Zahl von 1-10: je höher, desto besser die RNA-Qualität. Sherlock kann aber auch DNA-Mengen messen und ersetzt bei uns zudem die Agarose-Gelelektrophorese zur Analyse von DNA-Fragmenten, da er deutlich schneller ist, viel schönere Bilder macht und wir so kein Gematsche und kein ultragiftiges Ethidiumbromid im Labor haben müssen.

Zum Schluß noch ein Blick in den Raum mit den großen teuren Geräten (der eine eigene Klimaanlage hat, im Gegensatz zu meinem Büro:-/). Dort stehen die Kapillarelektrophoresegeräte (CE), mit denen man nicht nur aus den Produkten von Multiplex-STR-PCRs DNA-Profile herstellen, sondern z.B. auch DNA sequenzieren und SNPs analysieren kann.

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groß, aber oho. Unsere CE

 

Und dann gibt es dort noch meinen persönlichen Liebling, den “Siebenfünfer”, unser qPCR-Gerät, mit dem wir nicht nur die DNA-Quantifizierung für die forensische Routine durchführen, sondern auf dem auch der Großteil unserer Forschung beruht.

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der Siebenfünfer und sein PC-Kumpel

 

Mittels qPCR kann man nämlich auch die Genexpression untersuchen, indem man sehr genau die Mengen von mRNAs aber auch micro-RNAs in einer Probe mißt und diese Untersuchungen liegen vielen unserer Arbeiten zur forensischen miRNA-Analytik, dem Plötzlichen Kindstod und zur molekularen Ballistik zugrunde. Bevor wir die ForGe verlassen, muß ich noch schnell “Ina” vorstellen:

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Ina macht uns Kaffee

Sie macht uns Kaffee* und ist auch ein wichtiges Mitglied der Laborfamilie ;-).

(*Ich habe sie der Abteilung spendiert, weil ich fürchtete, daß der nicht selten an vergleichbaren Arbeitsstätten anzutreffende, sogenannte „Laborkaffee“ gegen die Menschenrechte verstößt. Laborkaffee ist Kaffee aus einer klassischen, altmodischen „Aufbrühmaschine“, aus der verkalktes, heiß gemachtes Wasser von oben in einige Löffel hoch in einen umweltbraunen Filter geschaufeltes Kaffeepulver tröpfelt und dann irgendwann in eine fleckige, speckige, nie gespülte Glaskanne trielt. Praktischerweise macht man morgens gleich Kaffee für 10 Tassen, für den ganzen Tag, mit soviel Kaffeepulver, daß davon auch ein Pottwal Herzrasen bekäme. Diese Kanne steht dann auf der ständig eingeschalteten Heizplatte, bis das vor sich hin brodelnde und zusehends toxisch werdende Gebräu in der Kanne sich gegen Abend in eine Art bittere teerartige Schlacke verwandelt hat. Die ganz Harten schütten dann frisches Wasser in die Kanne, rühren um und verdünnen bzw. resuspendieren so den Teer zu etwas, das sich in etwa zu frischem Kaffee verhält, wie ein modriger, wankender Zombie zu den in Zeitlupe durch brillantweiße Zahnpflegeproduktewerbespots hopserlaufenden Castingariern)

flattr this!

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Kommentare (12)

  1. #1 Fliegenschubser
    04/09/2014

    Vielen Dank für diesen Rundgang. Es ist immer interessant zu sehen, wie so in anderen Laboren aussieht. Zwei Fragen habe ich: Kann man sich das Quantus-Fluorometer wie ein NanoDrop(TM) vorstellen? Um was für ein Gerät handelt es sich bei Sherlock? Gelelektrophorese ohne Gele und EtBr klingt verlockend^^

  2. #2 Cornelius Courts
    04/09/2014

    @Fliegenschubser: “Quantus”

    ich glaube, nicht ganz so gut (und teuer), wie ein Nanodrop. Mißt Fluoreszenz (nicht Absorption) aus kleinen Mengen (1µl) und kann DNA, RNA und Protein. Wir haben auch ein Qubit, sind aber jetzt auf den Quantus umgestiegen 🙂

    “Sherlock”

    Sherlock ist ein Agilent 2100 Bioanalyzer: https://www.genomics.agilent.com/en/product.jsp?cid=AG-PT-106&_requestid=198985
    Seeehr cooles Teil 🙂

  3. #3 rolak
    04/09/2014

    ForGe

    Wie in ‘forgery’? Oder mehr Richtung Hephaistos? Wer denkt sich denn sowas aus…

    Apropos Ausdenken: Quanto.

  4. #4 Fliegenschubser
    04/09/2014

    @CC Vielen Dank. Der Bioanalyzer gefällt mir. Aber vermutlich werden wir den nicht kaufen, nur weil der toll is….So häufig bräuchten wir den auch nicht, denke ich…

    @rolak: Ziemlich harter Tobak, den du da auftischst…o.O

  5. #5 Fliegenschubser
    04/09/2014

    @rolak: Na toll, nu hab ich n Ohrwurm -.-

  6. #6 Cornelius Courts
    04/09/2014

    @rolak: ” Wer denkt sich denn sowas aus…”

    Moi! Und isch spräschö es fronsösisch aus. Dann klingt es wie “Forsch”! Ist sowohl ein Imperativ als auch ein Adjektiv.
    Geilon, oder?

  7. #7 rolak
    04/09/2014

    Forsch

    hehe, Lautmalerei, Fremdsprachen-mißbrauchende, das schubst meine Assoziationen lässig ins Off. Prost den forschen Forschenden, um mal ins ~palindromische abzuschweifen…

  8. #8 CM
    05/09/2014

    Ha! Das Überraschende (für mich als ehemalige Laborratte) ist wie sauber und aufgeräumt das Labor ist. (Ja, ja, so sollte es überall sein, wo mit R/DNA gearbeitet wird, ist es aber nicht.)

    Einzig bzgl. der Aussage E-Pipette (ähnlich cool, wie eine E-Gitarre) fühle ich mich irgendwie zu barock – ansonsten spricht mich der Text sehr an 😉

  9. #9 Marcus Anhäuser
    05/09/2014

    Wer sich für das Innenleben in einem Labor interessiert, den verweise ich mal auf meine altes Blogprojekt hier https://scienceblogs.de/labortagebuch/ . Da sah es nicht wesentlich anders aus: https://scienceblogs.de/labortagebuch/2009/10/12/und-was-ist-das-und-das-und-das/

  10. #10 superschaaaf
    09/09/2014

    Danke für den Einblick 🙂

    Meine Assoziationen zu Quantus-Fluorometer:
    Flori, Florian, Flo, Floh, Hüpfer, Springbock, Antilope, Giraffe, Afrika, Ebola…
    Ok, letzteres geht vlt zu weit…

  11. #11 Cornelius Courts
    09/09/2014

    @superschaaf: geht weiter: Ebola, Bola, Catwoman, Batman, “Geh’ ins Bett, Mann!”, morgen früh aufstehen, Arbeit, Labor, Quantus.

  12. #12 Bullet-der-Kommentator
    11/09/2014

    @CC:

    unser Quantus-Fluorometer. Hat noch keinen Namen. Vorschläge?

    Der erste Gedanke soll ja der beste sein: Game Boi.
    (mit “i”, um das Namensrecht nicht zu verletzen… hähähä)