Zusammen mit der Konzentration im Mageninhalt und der bei der Obduktion bestimmten Menge des Mageninhalts konnte die Menge an Koffein im Mageninhalt auf etwa 2 g geschätzt werden. In Anbetracht der sehr hohen Koffeinkonzentration im Blut, die auch anderen Berichten aus der Literatur über tödlich verlaufene Koffeinvergiftungen zufolge als toxisch einzuschätzen ist, und mangels pathologischer, todeswürdiger Befunde im Rahmen von Obduktion und Histologie wurde als Todesursache akute Koffeinvergiftung festgestellt.
Im Nachgang konnte durch polizeiliche Ermittlungen, Hinzuziehung medizinischer Aufzeichnungen und Befragungen im Umfeld des Verstorbenen noch in Erfahrung gebracht werden, daß er Alkoholiker war und ein Jahr vor seinem Tod einen Suizidversuch durch Einnahme des Schmerzmittels Ibuprofen unternommen hatte. Einige Wochen nach seinem Tod wurde noch aufgeklärt, woher das tödliche Koffein stammte: seine Ex-Freundin fand in einer alten Sporttasche, die er bei ihr deponiert hatte, ein leeres Tablettenröhrchen, das 100 konzentrierte Koffeintabletten enthalten hatte. Sie hatte diese Tabletten völlig vergessen, die sie sich etwa 1 Jahr zuvor als Abnehmhilfe besorgt, aber nicht vertragen und daher nicht mehr eingenommen hatte. Sie war sehr überrascht, diese Tabletten in der Tasche ihres Ex-Freundes zu finden, da sie nicht für möglich gehalten habe, daß das Mittel eine Rolle bei seinem Suizid gespielt haben könne.
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Daß Koffein eine Modedroge [2] und nicht ganz ohne ist [3], hatte ich hier ja neulich schon beschrieben, doch die schädliche Wirkung von Koffein ist schon seit langem sogar dem Volks(lied)mund (damals noch auf Kaffee bezogen) bekannt: es „schwächt die Nerven, macht Dich blass und krank“.
Koffein wird als Inhaltsstoff sehr vielen Lebensmitteln und Convenience-Produkten wie Appetitzüglern zugesetzt und inzwischen sogar in Reinform als Koffeinanhydrat zum Selbermischen verkauft. Dennoch sind Todesfälle im Zusammenhang mit Koffein nicht sehr häufig, kommen aber durchaus in der forensischen Literatur vor [4-7]. In den letzten Jahren ist zudem wegen seiner leichten Verfügbarkeit die Häufigkeit absichtlicher und akzidenteller Aufnahme toxischer Mengen Koffeins gestiegen.
Der Tod nach Koffeinvergiftung tritt meistens als Folge ventrikulärer Rhythmusstörungen ein, obwohl Koffein noch weitere Auswirkungen auf das Herzkreislaufsystem hat. Oral aufgenommen wird es schnell und vollständig resorbiert und seine Wirkung tritt innerhalb von 15 min ein. Die chronische Einnahme von Alkohol und bestimmten Medikamenten verlängert die Halbwertszeit von Koffein im Körper um bis zu 72% und kann so zu seiner toxischen Wirkung beitragen. Blutkonzentrationen von 80-100 mg/l gelten allgemein als tödlich. Dies kann theoretisch durch die Einnahme von 50-100 Tabletten mit 100 mg Koffein pro Stück erreicht werden.
Der Suizident im vorgestellten Fall hat die tödliche Dosis sehr wahrscheinlich durch Einnahme zahlreicher Koffeintabletten erreicht, wobei die exakte Menge des eingenommenen Koffeins nicht zu klären war. Wenn die Angaben seiner Ex-Freundin aber stimmen, sich in dem Röhrchen bis zu 90 Tabletten befunden hatten und er diese alle auf einmal eingenommen hat, so hätte er sich insgesamt 9 g Koffein zugeführt, was mehr als genug für und konsistent mit der gemessenen tödlichen Konzentration war.
Der Fallbericht zeigt damit nicht nur die Gefahren leichter Zugänglichkeit großer Mengen hochkonzentrierten Koffeins auf, sondern belegt auch die Wichtigkeit umfangreicher und nicht nur standardmäßiger toxikologischer Analysen für die hypothesengestützte Todesursachenbestimmung bei inkonklusivem Obduktionsergebnis.
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Referenzen:
[1] Bonsignore A, Sblano S, Pozzi F, Ventura F, Dell’Erba A, & Palmiere C (2014). A case of suicide by ingestion of caffeine. Forensic science, medicine, and pathology, 10 (3), 448-51 PMID: 24771479
[2] Hoyte, Christopher O., Donald Albert, and Kennon J. Heard. “The use of energy drinks, dietary supplements, and prescription medications by United States college students to enhance athletic performance.” Journal of community health 38.3 (2013): 575-580.
[3] Sepkowitz, Kent A. “Energy drinks and caffeine-related adverse effects.” Jama 309.3 (2013): 243-244.
[4] Winek, C. L., et al. “Caffeine fatality: a case report.” Forensic science international 29.3 (1985): 207-211.
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