Einer meiner wissenschaftlichen (nicht unbedingt menschlichen) Helden, James D. Watson, der zusammen mit F. Crick, R. Franklin und M. Wilkins die Struktur der DNA entdeckte, damit den Grundstein für die Molekulargenetik legte und dafür 1962 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde, verkündete unlängst in den Medien seine Absicht, seine Nobel-Medaille zu versteigern, da „niemand zugibt, daß ich noch existiere“.

Als Grund nannte er die Reduzierung seines Einkommens und damit verbundenen Geldmangel, nachdem er aus den Aufsichtsräten und Beratergremien mehrer Firmen und Gesellschaften als „Unperson“ entfernt worden sei. Dies sei die Folge seiner gesellschaftlichen Ächtung gewesen, die u.a. mit seinen Äußerungen aus dem Jahr 2007 zu tun habe, als er erklärte, daß Menschen afrikanischer Herkunft im Mittel einen geringeren IQ hätten, als Weiße und daß jeder Arbeitgeber, der einen Schwarzen einstelle, das leicht feststellen könne. So mache er sich Sorgen über die Zukunft Afrikas, das man nicht mit den gleichen Maßstäben messen dürfe, so Watson damals. Auch hätten Schwarze eine ausgeprägtere Libido.

Daß Watson sich später von seinen kontroversen Äußerungen distanziert und eingeräumt hat, daß man “so etwas nicht sagen darf“, hat ihm nichts mehr genützt aber so oder so ist er beileibe nicht der einzige Nobelpreisträger, der im Post-Nobel-Abschnitt seines Lebens wunderlich bis nachgerade plemplem wurde: K. Mullis, Erfinder der PCR, behauptet z.B. heute, AIDS werde nicht von HIV verursacht. So weit ging L. Montagnier, der seinen Nobel immerhin für die Entdeckung des HI-Virus erhielt, zwar nicht, behauptete dafür aber auf einer Konferenz 2010, 

Lösungen, die die DNA krankheitsauslösender Bakterien und Viren wie HIV enthielten, seien in der Lage, niederfrequente Radiowellen auszusenden, die die umgebenden Wassermoleküle veranlassten, sich in Nanostrukturen zu ordnen. […] Ärzte könnten die Radiowellen verwenden, um Krankheiten zu erkennen.

 was ihn also zu einem Fürsprecher bizarrer pseudowissenschaftlicher Konzepte macht, welche leider sogar unkritische Anwendung in bestimmten Ländern erfahren.

 

Aber einmal abgesehen vom Inhalt seiner konkreten Behauptungen: vielleicht ist doch etwas dran, an Watsons implizitem Vorwurf, daß man bestimmte Dinge nicht sagen dürfe, selbst wenn es wissenschaftliche Fakten sind. Gibt es nicht tatsächlich Forschungsansätze, die so heikel und aufgrund gesellschaftlicher bzw. politischer Konstellationen so vorbelastet sind, daß man ihre Ergebnisse, egal wie gut sie belegt wären, kaum veröffentlichen, geschweige denn Anerkennung dafür erhalten könnte, getreu dem Prinzip, daß nicht sein kann, was nicht sein darf?

Der Begriff der „Rasse“ ist da natürlich ganz besonders hervorzuheben. Bezogen auf homo sapiens verstehen die meisten im alltäglichen Sprachgebrauch darunter so etwas, wie eine Gruppe von Menschen, die durch gemeinsame äußerliche Kennzeichen kategorisierbar sind (z.B. Schwarze). Biologisch bzw. genetisch gesehen ist der Begriff relativ wertlos, da zwischen den Angehörigen derselben „Rasse“ (z.B. Kaukasier) größere Unterschiede bestehen können, als zwischen Angehörigen verschiedener „Rassen“. Die tatsächlich meßbaren Unterschiede lassen sich auf unterschiedliche geographische Herkunft, Reproduktions- und Migrationsgeschichte zurückführen. Dennoch gibt es weltweit natürlich ein erhebliches Problem mit Rassismus und wissenschaftliche Befunde, etwa genetische Assoziationen, die auf essentielle Unterschiede zwischen „Rassen“ hindeuten und im schlimmsten Fall einen Anreiz zu noch mehr Diskriminierung darstellen könnten, etwa wie in Watsons Behauptung, daß Schwarze im Mittel einen niedrigeren IQ hätten, sind ganz besonders problematisch. So problematisch in der Tat, daß es durchaus Stimmen gibt, die sich dafür aussprechen, entsprechende Forschungsansätze, deren Ergebnisse politischen Zündstoff bergen, ja als Beleg für die Minderwertigkeit bestimmter Gruppen interpretiert werden könnten, gar nicht erst zu betreiben. Andere entgegnen, daß solche Tabus dazu führen können, daß legitime Forschung verhindert werde.

Ein Beispiel: der Genetiker Bruce Lahn sah sich erheblichen Anfeindungen ausgesetzt, als er 2005 zwei Studien publizierte [1,2], deren Ergebnisse suggerierten, daß zwei genetische Varianten von Genen, die an der Hirnentwicklung beteiligt und möglicherweise mit der Intelligenz assoziiert sind, in weißen Europäern und schwarzen Afrikanern unterschiedlich evolviert sind. Das brachte Lahn einen regelrechten “Shitstorm” ein und daß er und seine Gruppe diese mögliche Implikation ihrer Forschung später sogar selbst widerlegten [3], erlangte kaum Aufmerksamkeit.

Aber auch losgelöst von „Rassen“ oder Ethnien ist die genetische Fixierung der Intelligenz und die Suche nach „IQ-Genen“ allein bereits sehr kontrovers. Schätzungsweise sind etwa 50% der Intelligenz vererblich und obgleich bis heute keine Belege für den starken Einfluss eines einzelnen Gens auf den IQ gefunden wurden, entdeckte letztes Jahr die Gruppe um C. Rietveld drei genetische Varianten, die einen kleinen Einfluss auf die Dauer der Schulzeit eines Individuums zu haben scheinen. Die Autoren vermuteten daraufhin, daß sich dieser Effekt auf einen möglichen Einfluss der Varianten auf die Intelligenz zurückführen lasse.  Auch hier gab es einen Sturm der Empörung, es wurde geäußert, solche Forschung sei auf gefährliche Weise unmoralisch und es wurden gar Bedenken über möglichen Mißbrauch und Eugenik laut.

Im selben Jahr hatte S. Hsu eine Studie an Hochintelligenten (IQ > 150) begonnen, um die genetischen Grundlagen der Intelligenz zu erforschen und auch er hatte harsche Kritik schon allein für das Vorhaben erfahren. Wenn wirklich „Intelligenzgene“ gefunden würden, dann würden, so ein Kritiker, wohl bald die Chinesen anfangen, Embryonen auf möglichst gute Gene hin zu selektieren. Ein anderer Kritiker bezeichnete die Arbeit als staatlich geförderte Selektion für geniale Kinder. Auch hier waren die wissenschaftlich begründeten Argumente (z.B., daß der erbliche Einfluss auf die Intelligenz extrem komplex ist und sich höchstwahrscheinlich unter Beteiligung hunderter bis tausender Varianten vollzieht) nur ein unwesentlicher Teil der Kritik.

Weitere mit Tabus behaftete Forschungsansätze befassen sich mit den genetische Einflüssen auf die Neigung zu Gewalt bzw. gewalttätigem Verhalten sowie die Sexualität, speziell in Hinsicht auf die sexuelle Orientierung.  Beim Versuch beispielsweise, vorherzusagen, ob ein Mensch gewalttätig bzw. ein verurteilter Gewalttäter rückfällig wird, sind Einflüsse der Umwelt und der Gene kaum voneinander zu trennen (die alte nature-nurture-Debatte). Was, wenn ein Angeklagter sich auf eine Genvariante, vielleicht gar einen Defekt beruft, der sein Verhalten beeinflusst hat und demnach seine Schuld mindern müsste? In den USA und Italien haben sich Richter bereits dazu bewegen lassen, aufgrund möglicher genetischer Einflüsse auf die Schuldfähigkeit der Angeklagten die Strafe zu mildern. Andere Richter wiesen solche Eingaben jedoch zurück. Es gibt also keinen Konsens und die Diskussion, einen wie großen und welche Art von Einfluss überhaupt genetische Variation auf das Verhalten nehmen kann, wird bis zu den Grundfesten der philosophischen Idee des freien Willens und ihrer juristischen Haltbarkeit führen und erhebliche Kontroversen entzünden.

Ob es, endlich, ein „schwules Gen“ gibt (oder geben kann), ob es also einen rein biologischen Grund für die sexuelle Orientierung eines Menschen gibt, ist für die moralische Bewertung derselben (ob ein Mensch also „dafür kann“ oder nicht, wie er/sie empfindet) entscheidend und bezeichnenderweise bevorzugen die „verfeindeten“ Lager, Homo-Aktivisten auf der einen und Fundamentalreligiöse auf der anderen Seite, unterschiedliche Theorien. Befunde, wie die von D. Hamer, der 1993 eine Region auf dem X-Chromosom mit Homosexualität in Verbindung und damit Indizien für eine mögliche biologische Ursache vorbrachte, wurden von Rechtskonservativen heftig angegriffen und die kalifornische Kampagne, mit der 2008 erfolgreich ein Verbot der Homoehe verhindert wurde, führte u.a. Indizien für genetische Grundlagen der Homosexualität als Argumente ins Feld. Forschungsansätze, hingegen, die z.B. umweltbedingte, epigenetische Einflüsse auf die sexuelle Orientierung belegen, könnten wiederum auf Kritik von Homo-Aktivisten stoßen, deren Argumentation auf der genetischen Fixierung beruht.

 

Oft werden Zweifel angemeldet, daß man Mißbrauch von Forschungsergebnissen überhaupt verhindern kann, wenn diese Ergebnisse erst einmal in der Welt sind. Dem liegt die Annahme zugrunde, daß Wissenschaft und ihre Befunde stärker als in Wirklichkeit der Fall determinierend und insbesondere das die Gene unser (unentrinnbares) Schicksal sind. Eine Gefahr besteht darin, daß aufgrund dieser Annahme Entscheidungen getroffen werden, die auf lange Sicht der Wissenschaft und der Gesellschaft schaden. Was meinen die LeserInnen? Sollten bestimmte Forschungsansätze tabu und z.B. von öffentlicher Förderung ausgeschlossen sein oder muß alles erforscht werden dürfen und mögliche Zumutungen durch die Ergebnisse ausgehalten werden?

___________

 Referenzen: 

[1] Evans, P. D., Gilbert, S. L., Mekel-Bobrov, N., Vallender, E. J., Anderson, J. R., Vaez-Azizi, L. M., … & Lahn, B. T. (2005). Microcephalin, a gene regulating brain size, continues to evolve adaptively in humans. science, 309(5741), 1717-1720.

[2] Mekel-Bobrov, N., Gilbert, S. L., Evans, P. D., Vallender, E. J., Anderson, J. R., Hudson, R. R., … & Lahn, B. T. (2005). Ongoing adaptive evolution of ASPM, a brain size determinant in Homo sapiens. Science, 309(5741), 1720-1722.

[3] Mekel-Bobrov, N., Posthuma, D., Gilbert, S. L., Lind, P., Gosso, M. F., Luciano, M., … & Lahn, B. T. (2007). The ongoing adaptive evolution of ASPM and Microcephalin is not explained by increased intelligence. Human Molecular Genetics, 16(6), 600-608.

[4] Rietveld, C. A., Medland, S. E., Derringer, J., Yang, J., Esko, T., Martin, N. W., … & McMahon, G. (2013). GWAS of 126,559 individuals identifies genetic variants associated with educational attainment. Science, 340(6139), 1467-1471.

 

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Kommentare (43)

  1. #1 Phil
    05/12/2014

    Ein klares NEIN. Kontroverse Forschungsergebnisse zu verheimlichen um die Realität nicht wahrnehmen zu müssen hat das geistige Niveau eines Kleinkindes, welches sich die Augen bedeckt, um sich zu verstecken.
    Nur weil ein Forschungsgruppe das Ergebnis nicht veröffentlicht, heißt dies nicht, dass nicht eine andere Forschungsgruppe zu dem gleichen Ergebnis kommt und dies trotzdem veröffentlicht. Was hatte man gewonnen, abseits von ein bisschen mehr Zeit für ein solide Realitätsverweigerung? Erkenntnis verändert die Welt nicht, sondern nur unsere Sicht auf diese.

    Natürlich hast Homosexualität natürliche Ursachen. Die ungeklärte Frage ist, welche dies genau sind. Offensichtlich gibt es keine alleinige Ursache, sondern eine Kombination von Faktoren. Wobei es auch schon falsch ist, Homosexualität als binäre Konstrukt dazustellen. Homosexualität gleicht eher einer großen Schalttafel, wo einige Schalter in eine “unübliche” Richtung zeigen. Sobald genügend Schalter “falsch” stehen, spricht man von Homosexualität. Es ist also äußerst fragwürdig, ob es überhaupt eine klar abgrenzbare Anzahl von Key-Faktoren gibt.

    Bezüglich Gene und Strafrecht: Es sollte in einem modernen Rechtssystem egal sein, welche Gene oder Herkunft ein Mensch hat. Es sollte auch egal sein, wo ein Mensch aufgewachsen ist. Relevant ist nur was er getan hat und wie wahrscheinlich es ist, dass er es wieder tut. Ein Strafe sollte nur erfolgen, wenn er entweder zu gefährlich für die Gesellschaft ist (Freiheitsstrafe) oder um einen Lerneffekt zu provozieren (“Konditionierung”). Bei beiden spielt die Herkunft und Genetik keine Rolle und ist insbesondere sicher nicht für eine Strafmilderung zu gebrauchen.
    Solche Tendenzen ergeben nur in einem Rache-“Rechts”-System, wie dem eher biblischen “Auge-um-Auge-Zahn-um-Zahn” “Rechts”-System der Amerikaner. Nur darin ergibt eine Quantifizierbare Schuld einen Sinn.

  2. #2 Joseph Kuhn
    05/12/2014

    Auf jeden Fall ist die Debatte über Weiße, Afrikaner und Intelligenz eine alte Debatte voller Ideologie, bei der es nicht einfach nur um “tabuisierte Forschung” geht. Schon der Intelligenzbegriff ist alles andere als unstrittig, nicht umsonst erfreut sich der Spruch “Intelligenz ist, was der Intelligenztest misst” bis heute großer Beliebtheit in der Psychologie. Mit Sätzen wie “Schätzungsweise sind etwa 50% der Intelligenz vererblich” wäre ich schon deswegen vorsichtig, ganz abgesehen davon, dass solche Anteilsaussagen bei stark umwelt- bzw. sozialisationsbeeinflussten Merkmalen grundsätzlich problematisch sind. Lesenswert zu ideologischen Fallstricken in der Intelligenzdiskussion ist übrigens nach wie vor das schon reichlich betagte Buch von Stephen Jay Gould “Der falsch vermessene Mensch”.

  3. #3 yohak
    05/12/2014

    Zu: “Ob es, endlich, ein „schwules Gen“ gibt (oder geben kann), ob es also einen rein biologischen Grund für die sexuelle Orientierung eines Menschen gibt, ist für die moralische Bewertung derselben entscheidend ”
    Dem möchte ich entschieden widersprechen. Einem aufgeklärten, modernen Menschenbild zu folge kann es nicht die moralische Pflicht eines Menschen sein, sich zu einem Instrument der Fortpflanzung zu machen. Auch wenn man unterstellt (gegen den aktuellen Forschungsstand) daß der Mensch die freie Wahl zwischen Homo- und Heterosexualität habe, ist für mich nicht nachvollziehbar, warum es dann eine moralische Pflicht geben sollte, sich für Heterosexualität zu entscheiden.

  4. #4 Volker Birk
    https://blog.fdik.org
    05/12/2014

    Forschung darf nicht tabu sein. Aber sie muss immer ethisch zu vertreten sein, in der Methodik wie auch der Kommunikation der Ergebnisse in die Gesellschaft, die sie trägt.

    Es gibt da keinen einfachen “Königsweg”, der immer beschritten werden könnte. Es bleibt die Anforderung an die Forscher, bei ihrer Tätigkeit ethisch verantwortlich vorzugehen, und bei gesellschaftlich kritischen Fragen überlegt zu kommunizieren.

    Schliesslich bilden Missverständnisse, die sich aus dieser Kommunikation ergeben, oft das grösste der Probleme.

  5. #5 Cornelius Courts
    05/12/2014

    @Joseph: “nicht einfach nur um “tabuisierte Forschung”

    habe ich auch nicht gesagt und zudem eingeräumt, daß es durchaus auch wissenschaftlich und nicht nur ideologisch begründete Kritik gibt. Es geht aber hier um die Tabuisierung.

    “Mit Sätzen wie “Schätzungsweise sind etwa 50% der Intelligenz vererblich” wäre ich schon deswegen vorsichtig, ”

    naja, vorsichtiger als “Schätzungsweise…etwa…” kann man wohl kaum sein und die 50% sind weder auf meinem Mist gewachsen noch unplausibel

    @yohak: “Einem aufgeklärten, modernen Menschenbild zu folge kann es nicht die moralische Pflicht eines Menschen sein, sich zu einem Instrument der Fortpflanzung zu machen. […] warum es dann eine moralische Pflicht geben sollte, sich für Heterosexualität zu entscheiden.”

    Äh??? Keine Ahnung, wie Du das in meinem Text gelesen hast. Ich persönlich finde ohnehin nicht, daß die sexuelle Orientierung einer moralischen Bewertung bedarf noch sich sonderlich gut dafür eignet. Daß aber bestimmte Gruppen (welche, habe ich geschrieben) genau eine solche Bewertung anstreben, ist unstrittig und unstrittig ist ferner, daß die “Freiwilligkeit” der Orientierung entscheidend für die Bewertung ist.
    Es gibt also keine Pflicht zu irgendwas und mir persönlich ist es unglaublich egal, was Erwachsene mit sich und untereinander einvernehmlich anstellen. Mir ist überdies völlig wurscht, ob Homosexualität eine Laune der Natur, Absicht, Jux & Dollerei oder irgendwas anderes ist. Mir. Anderen nicht.

  6. #6 Joseph Kuhn
    05/12/2014

    @ CC:

    “Es geht aber hier um die Tabuisierung.”

    Schon klar. Mir geht nur darum, dass diese Debatten nicht allein auf dieser Linie zu führen sind. “Aber das wird man doch noch sagen dürfen” wäre schließlich kein gutes Debattenziel.

    @ Volker Birg:

    “Forschung darf nicht tabu sein. Aber sie muss immer ethisch zu vertreten sein, in der Methodik wie auch der Kommunikation der Ergebnisse in die Gesellschaft, die sie trägt.”

    In der Methodik, also beim Gewinnen von Erkenntnissen, gibt es häufig ethische Leitlinien, z.B. bei Experimenten mit Menschen. In der Kommunikation weniger – eine Asymmetrie, warum auch immer.

  7. #7 cleric
    Tübingen
    06/12/2014

    Naja, die Frage ob es Tabus in der Wissenschaft geben soll kann man auch so stellen, ob die Wissenschaft eine Verantwortung für ihre Entdeckungen trägt.

    Würde Watson dafür die Verantwortung tragen wenn er Beweise für seine dumme-Schwarze-These gefunden hätte und dadurch kein Schwarzer mehr eine Führungsposition bekommt?
    Trägt Robert Oppenheimer die Verantwortung für Hiroshima und Nagasaki?
    Mehrere Physiker haben die Verantwortung dafür übernommen (Oppenheimer, Otto Hahn, Heisenberg, u.a.) und sich gegen die Erforschung der Wasserstoffbombe eingesetzt.
    Wenn ich einem Kleinkind ein Bündel Filzstifte in die Hand gebe und es damit die ganze Wand verunstaltet, dann bin ICH der Schuldige, nicht das Kind.

    In der Schule haben wir das Theaterstück “Die Physiker” von Friedrich Dürrenmatt durchgenommen, das sich genau diesem Thema widmet.
    Ich weiss nicht mehr welche Meinung die Mehrheit hatte, aber ich selbst fand es gilt allgemein “don’t shoot the messenger”.
    Ich verklage ja auch nicht Heckler & Koch auf Mord für jedes Schusswaffenopfer mit von ihnen hergestellten Pistolen.

  8. #8 cleric
    Tübingen
    06/12/2014

    Achja, hier noch der Link zum Wikipedia-Artikel des erwähnten Theaterstücks:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Physiker

  9. #9 DH
    06/12/2014

    Auf jeden Fall Freiheit der Forschung , dann aber konsequent.

    Schwarze mit niedrigerem IQ?
    Könnte sein , solche Vergleiche gibts auch innereuropäisch , hat keiner ein Problem damit , wir sollen übrigens den höchsten haben.

    Wer sowas sagt , muß aber zwingend auch bei den “Rahmenbedingungen” seriös und evtl.wissenschaftlich bleiben.
    Warum ist das womöglich so mit dem IQ? Zuwenig Förderung ? Zuwenig Kontakt mit geistig Interessierten ? Physische Gründe? Förderung anderer Eigenschaften im Milieu des Aufwachsens?Welche anderen Eigenschaften sind stattdessen besser ausgebildet als bei uns und genausoviel wert?
    Läßt man da zuviel weg oder unterwirft es gar einem rassistischen Zeitgeist , wirds in der Tat haarig , heute zu beobachten in Teilen der Hirnforschung , die ganz offensichtlich darauf rauswollen , den freien Willen zu demontieren.

  10. #10 sumo
    06/12/2014

    Forschung sollte immer möglich und auch offen sein.
    Wenn nun jemand die These aufstellt, Schwarze hätten durchschnittlich einen geringeren IQ als Weiße, so kann man das unwidersprochen hinnehmen, das wäre die schlechteste Variante.
    Sollte sich allerdings herausstellen, daß es tatsächlich einen solchen Unterschied gibt, dann kann/muß man durch angepaßtes Lernen dafür sorgen, daß sich geringer durch die Natur ausgestattete Menschen ebenso entwickeln können wie diejenigen, die intelligenter sind.
    Es muß angepaßt entgegengewirkt werden, daß Afrika dann total abgehängt wird.

  11. #11 Stefan Wagner
    https://demystifikation.wordpress.com/2014/10/16/nanu-nano/
    06/12/2014

    Wenn entschieden wird, was gefördert werden soll, dann kann man Forschungen, die den Zusammenhang von Hautfarbe und IQ untersuchen wollen ablehnen, weil man v.a. rassistische Motive wittert.

    Aber wenn im Zuge einer Forschung die vielleicht etwas ganz anderes feststellen wollte, eine interessante Korrelation gefunden wird, dann muss man es veröffentlichen dürfen. Es könnte natürlich auch gefunden werden, dass dunkle Hautfarbe mit höherer Intelligenz einhergeht, oder dass es keinen Zusammenhang gibt.

    Mit den Fakten verantwortungsvoll umgehen kann man nur wenn man sie kennt. Wenn man sie heute nicht veröffentlicht dann findet es vielleicht jmd. anderes heraus oder die Gesellschaft kommt später dahinter.

    Einschränkungen der Freiheit haben die Tendenz sich auszudehnen. Würde man ernsthaft manche Forschung verbieten dann würde man indirekt das Reden über die Forschung schon einschränken müssen.

    Das Weltbild, die Moral muss auf den Fakten der Welt fußen. Es muss nicht die unkritische Reproduktion der Fakten sein im Sinne eines Naturrechts oder Sozialdarwinismus, aber auf Fakten beruhen.

  12. #12 Christian Mai
    Bonn
    06/12/2014

    “Sollten bestimmte Forschungsansätze tabu und z.B. von öffentlicher Förderung ausgeschlossen sein oder muß alles erforscht werden dürfen und mögliche Zumutungen durch die Ergebnisse ausgehalten werden?”

    a) Solange es Rezipienten gibt, die Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung für absolute Wahrheiten halten, wird sich das Problem immer wieder ergeben.

    b) Von Ökonomie abhängige Wissenschaft bietet das Risiko ethisch fragwürdiger Forschung.

    c) Egoistische Forscher/innen ebenso.

    Meine Vermutung ist, dass a) eine Mehrheit ist, b) und c) Minderheiten sind und dass dadurch b) und c) eine besonders hohe öffentliche Aufmerksamkeit erfahren.

    Wenn das richtig ist, dann liegt das Problem nicht bei der Forschung und dann sollte auch alles erforscht werden dürfen, wenn die heutigen Standards betreffend Methodik und Ethik eingehalten werden.

  13. #13 Joseph Kuhn
    06/12/2014

    Der Einstieg ins Thema im Blogartikel ist etwas von der Seite her angelegt, weil er mit pseudowissenschaftlichen Einlassungen berühmter Wissenschaftler und der Kritik daran beginnt – obwohl das nicht CCs Thema ist, wenn ich ihn richtig vestehe. Im zweiten Teil des Blogartikels geht es dann um echte Forschung und die Frage, was sie a) machen darf und wie man b) darüber sprechen darf, siehe auch den Kommentar #4 von Volker Birg. Diese Fragen sind nicht damit erledigt, dass man sagt, es dürfe alles gemacht werden, “wenn die heutigen Standards betreffend Methodik und Ethik eingehalten werden” (Kommentar #12 von Christian Mai), denn um die methodischen und ethischen Standards geht es ja gerade, oder?

    Ein paar konkrete Beispiele:
    1. Vor einiger Zeit wurde in der Wissenschaft darüber diskutiert, ob die Forschung von Ron Fouchier an Grippeviren öffentlich zugänglich sein soll bzw. ob solche Forschung überhaupt betrieben werden soll.
    2. Damit verwandt, aber doch anders gelagert: Ist (offensive) Biowaffenforschung mit den archivierten Pockenviren sinnvoll, vertretbar, zulässig?
    3. Ein anderes Feld: Sind Ergebnisse aus ethisch unvertretbaren Menschenexperimenten publikationsfähig? Anerkennenswürdig? Wie damit umgehen?
    4. Und auch ein Beispiel zur methodischen Ebene: Was ist die richtige Reaktion auf empirische Befunde zu Forschung, die mit problematischen Kategorien (“Rasse”, “Intelligenz” etc.) arbeitet? Diese Kategorien sind in Studien z.B. zum Zusammenhang von Rasse und Intelligenz selbst ja nicht Gegenstand der empirischen Forschung, sondern liegen dieser Forschung zugrunde, d.h. stellen a priori-Elemente solcher Studien dar.

  14. #14 MartinB
    06/12/2014

    Zum Rassenbegriff bleibt festzuhalten (ich wiederhole das immer wieder gern…), dass die genetische Diversität der Afrikaner südlich der Sahara größer ist als die des Restes der Menschheit zusammengenommen. Das allein sollte ausreichen, um zumindest die Idee, man könne so etwas wie “Rassen” an Hand von Hautfarben einteilen, ad absurdum zu führen.

  15. #15 Dr. Webbaer
    06/12/2014

    Forschung sollte natürlich in der “westlichen” Welt tabulos bleiben, ist sie aber in praxi schon deshalb nicht, weil sich für bestimmte Gebiete schlecht Geldgeber finden lassen.
    Der Umgang mit den doch gelegentlich entstehenden, typischerweise politisch unrichtigen oder politisch nicht gewollten Ergebnissen sollte von individuellem Anstand geprägt sein.

    MFG
    Dr. W (der politisch unrichtige Resultate demzufolge nur dann auspackt, wenn bestimmte Vorhalte hochkommen, oft ist es der Diskriminierungsvorhalt, der sozial sehr schädlich sein kann)

  16. #16 Dr. Webbaer
    06/12/2014

    @ sumo :

    Sollte sich allerdings herausstellen, daß es tatsächlich einen solchen Unterschied gibt, dann kann/muß man durch angepaßtes Lernen dafür sorgen, daß sich geringer durch die Natur ausgestattete Menschen ebenso entwickeln können wie diejenigen, die intelligenter sind.

    Ginge Richtung “Gleichheitsideologie” (Sarrazin). die ist gefährlich, weil sie die grundsätzliche Gleichheit des Personals vor dem Recht in Frage stellt und besonders förderungswürdige und schützenswerte Gruppen an Hand von Merkmalen erkennt, die gerade nicht, wie die Geschichte gezeigt hat, hervorgehoben werden sollen.

    HTH
    Dr. W

  17. #17 Dr. Webbaer
    06/12/2014

    @ Herr Mai :
    > a) Solange es Rezipienten gibt, die Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung für absolute Wahrheiten halten, wird sich das Problem immer wieder ergeben.

    Hier scheint die Lage der Wissenschaft(ler) dilemmatisch:
    Sollen sie richtigerweise von Erkenntnis reden und schreiben, die per se provisorisch ist, oder von (absolutem) Wissen?
    Im d-sprachigen Raum hat man’s ja mit dem Wissen und der Wissenschaft?

    > b) Von Ökonomie abhängige Wissenschaft bietet das Risiko ethisch fragwürdiger Forschung.

    Negativ. Gerade auch rein staatlich gesteuerte Forschung könnte ‘ethisch fragwürdig’ sein und ist es auch, wenn bspw. auf die Arbeit unserer Freunde, der Sozialwissenschaftler, geschaut wird.

    > c) Egoistische Forscher/innen ebenso.

    Forscher sollten knallhart egoistisch oder egozentrisch sein, sie müssen sich nur dem wissenschaftlichen Wettbewerb aussetzen.
    Es ist nicht gut hier eine soziale Komponente ins Spiel zu bringen, denn diese muss wissenschaftliche Befangenheit bedeuten.

    MFG
    Dr. W

  18. #18 Joseph Kuhn
    06/12/2014

    @ MartinB, Kommentar #14:

    Unter anderem aus den von Dir genannten Gründen ist der Rassebegriff aus der Sicht vieler Biologen überholt, siehe z.B. den Übersichtsartikel von Barbujani/Colonna.

    Witzigerweise lässt sich Dein Satz aber nur formulieren, wenn man die genetisch argumentierende Kritik der modernen Biologie am Rassebegriff unter Rückgriff auf einen typologischen Rassebegriff (“Schwarze”, “Weiße” etc.) formuliert. Was das bedeutet, ist mir nicht wirklich klar. Barbujani/Colonna schreiben, dass Rassen in einem gewissen Sinn existieren, nämlich als folgenreiche Selbstetikettierungen, auch wenn diese Etikettierungen die empirischen Tatsachen nicht gut wiedergäben.

  19. #19 Dr. Webbaer
    06/12/2014

    @ Herr Dr. Kuhn :
    Hier hat mal einer erläutert, der es wissen könnte, im wissenschaftlichen Sinne:
    -> https://www.scilogs.de/landschaft-oekologie/menschenrassen-gibt-es-doch/

    Kategorisierungen dieser Art müssen natürlich Stückwerk (oder wissenschaftliches Bemühen) bleiben, es ginge auch anders, der Schreiber dieser Zeilen schreibt denn auch von “Rassen” in Anführungszeichen, aber wie auch immer herumgeknödelt wird, es gibt bestimmte Unterschiede unter den Primaten, die kategorisiert werden dürfen.

    MFG
    Dr. W

  20. #20 MartinB
    06/12/2014

    @Joseph
    Als soziologisches Konstrukt gibt es Rassen natürlich – aber im 19. Jh. zählten in den USA entsprechend Iren nicht zu den “Weißen”, sondern wurden als eigene Kategorie gedacht und behandelt (“Irish need not apply”).

  21. #21 Joseph Kuhn
    06/12/2014

    @ MartinB: Ja, ein schönes Beispiel. Irgendwo habe ich einmal gelesen, dass es so viele Einteilungsformen in “Rassen” gäbe wie Leute, die das tun.

  22. #22 DH
    06/12/2014

    Kann man das mit den Rassen widerlegen , werden sich Rassisten andere Kriterien suchen , es reicht ja aus , von “minderwertigen” Afrikanern zu sprechen.
    Es ist in der Tat schwierig , scheinbar erkennbare Unterschiede als Tatsache in den Raum zu stellen , wenn schon die Kategorien an sich fragwürdig sind , und wenn außerdem eine Million Rahmenbedingungen mit reinspielen .
    Um die “Intelligenz” der Afrikaner zu ermitteln , müßte erstmal eine Art afrikanisches IQ-Verfahren entwickelt werden , schließlich sind solche Verfahren durch und durch von den Anforderungen geprägt , die im Leben im Westen benötigt werden.

  23. #23 wahrheitsliebender
    07/12/2014

    @ Phil

    Kurze Klarstellung zu:

    “Solche Tendenzen ergeben nur in einem Rache-”Rechts”-System, wie dem eher biblischen “Auge-um-Auge-Zahn-um-Zahn” “Rechts”-System der Amerikaner.”

    Die Bibel kennt kein “Rache-Rechtssystem” sondern nur ein Racheverbot und das bereits im 5 Buch Mose!

    Bei der “Auge-um-Auge-Zahn-um-Zahn – Redewendung/Regelung” geht es gerade um das absolute Gegenteil von blindwütige Rache!

    Die Regelung besagt/bedeutet vielmehr, daß für Verfehlungen angemessener Schadenersatz im Fall von Körperverletzungen geleistet werden muß und die Verhältnismäßigkeit zwischen Vergehen und Strafe gewahrt werden soll/muß, um damit die im Orient damals weitverbreitete Blutrache auszuschalten!

    Die Bücher Mose sind insofern nicht nur die Bücher der Gesetzlichkeit sondern auch der niedergeschriebenen Rechte für jederman (ohne Ansehen der Person, gültig vom Obersten bis zum Fremdling/Sklaven!).

    Im Alten wie im NT ist der heilige und gerechte Gott “der Rächer der Enterbten”. Seinem heiligen und gerechten Zorn über die Ungerechtigkeit, Bosheit und Hartherzigkeit der Menschen ist die finale, gerechte Rache vorbehalten, weil er in die Herzen der Menschen schaut und die wahren Beweggründe kennt und das ist kein Droh- sondern eine Frohbotschaft, weil sie garantiert, daß kein Hitler, Stalin, Pol Pot und Mao ungestraft davonkommen werden!

    Gruß!

  24. #24 rolak
    07/12/2014

    so viele Einteilungsformen .. wie Leute

    Völlig falsch, Joseph, eindeutig mehr…
    Zusätzlich selbstvermehrend, verführt doch jede bereits etablierte Einsortierung zur weiteren Diversifizierung, als Beispiel die (erstaunlicher- & üblicherweise als Kampf gegen die Apartheid ausgelegten) goldenen Gandhi-Worte

    A general belief seems to prevail in the Colony that the Indians are little better, if at all, than savages or the Natives of Africa. Even the children are taught to believe in that manner, with the result that the Indian is being dragged down to the position of a raw Kaffir.
    (CWMG#1p193)

    Und die die Realität an den Glauben anpassen wollenden Prediger sind auch schon wieder eingetrudelt – nur um eine grenzdebile Eigeninterpretation als Liebe zur Wahrheit zu camouflieren…

  25. #25 Dr. Webbaer
    07/12/2014

    @ Ex-Bibeltoni :

    Bei der “Auge-um-Auge-Zahn-um-Zahn – Redewendung/Regelung” geht es gerade um das absolute Gegenteil von blindwütige Rache!

    Auch nicht ganz richtig, es geht beim alttestamentalischen “Auge um Auge” um das Verhältnismäßigkeitsprinzip, das keine Rache ist, das Faustrecht ablehnt, aber von einem ‘Gegenteil’ würde Ihr Kommentatorenfreund hier auch nicht schreiben oder sprechen wollen.
    Das Gegenteil wäre vielleicht das Deeskalationsprinzip, das sich neutestamentalisch finden lässt.

    MFG
    Dr. W

  26. #26 Spritkopf
    07/12/2014

    Die Bücher Mose sind insofern nicht nur die Bücher der Gesetzlichkeit sondern auch der niedergeschriebenen Rechte für jederman (ohne Ansehen der Person, gültig vom Obersten bis zum Fremdling/Sklaven!).

    Es ist so öde und vorhersehbar. Du faselst irgendeinen Schmarrn daher, warum die Bibel angeblich so toll ist und man kann dich sofort der Lüge überführen.

    Beispiele gefällig? 3. Mose 25:44-46 – Israeliten dürfen nicht als Sklaven gehalten werden, die Angehörigen anderer Völker aber schon. Oder 2. Mose 21:12 und 21:20-21: Wer einen Menschen totschlägt, der soll selber sterben. Handelt es sich aber um seinen Sklaven, so wird er nur “bestraft” (mit welcher Strafe, wird offen gelassen) und auch nur dann, wenn der Sklave am gleichen Tag stirbt. Stirbt der Sklave am Tag darauf, passiert dem Totschläger nichts.

    Ohne Ansehen der Person? Am Arsch hängt der Hammer!

  27. #27 rolak
    07/12/2014

    Am Arsch hängt der Hammer!

    ^^Da mußte ich erst mal -äh- nachschlagen; wieder was gelernt.

  28. #28 Dr. Webbaer
    07/12/2014

    @ Spritkopf :

    Ohne Ansehen der Person?

    Fairerweise könnte hier ergänzt werden, dass vor-aufklärerische, aber im Grundsatz sinnhafte Sicht, weder von der Stoa, noch im zivilisatorisch beachtenswerten Altlateinischen, noch alt-testamentalisch (hier einmal “jüdisch” genannt) und noch nicht im Christlichen vertreten werden konnte, derart, dass es heute passt.

    Ihr Kommentatorenfreund würde anregen hier ein wenig lockerer zu werden, Altvordere nicht nur deshalb zu verdammen, weil einstmals bestehende soziale Verhältnisse nicht dem entsprechen, was im Rahmen der Aufklärung (später), bspw. in Form sogenannter Menschenrechte, herausgearbeitet werden konnte.

    Oder anders formuliert: ‘Ex-Bibeltoni’ liegt halbwegs richtig, idealisiert gelegentlich alte Verhältnisse & könnte (noch) besser werden,
    MFG
    Dr. W

  29. #29 chris
    10/12/2014

    Dann hat ein gewisser Herr Andres Popp treffend recht, wenn er sagt, dass wir nur lernen (gelehrt bekommen), was wir wissen sollen.

    Die Physiker von Dürrenmat – schönes beispiel. Aber was einmal in der Welt ist, geht nicht mehr weg )ohne andauernde Gewalt anzuwenden). Sich Aus der Verantwortung zu stehlen, ist nur eine der möglichen Reaktionen. In der Regel (und das ist dann auch in der Geschichte integriert) rennt einem alles hinterher – wo immer man auch hingeht.

    Denkt man die Forschungsethik weiter, wird man irgendwann feststellen, dass auch zufällige Forschungsergebnisse auftreten – die lassen sich nicht vermeiden. Und sie sind dann in der Welt.

    Man sollte deswegen vorbereitet sein (oder es wenigstens versuchen, was eine uneingeschränkte Forschung erzwingt), damit das “Gegenmittel” ermöglicht werden kann. Die Debatte (oder auch nur der Wink mit dem Zaunpfahl) gabs vor ein paar Jahren schon mal – wo es um gefährliche Viren ging (und ob die Forschungen dazu veröffentlicht werden sollten).

    Da man bei 7 Milliarden Menschen auf der Welt sich auf nichts verlassen kann, müsste man aber alles derartige geheim halten. Dieses Szenario widerspricht aber dem guten Willen und der so optimistisch populierten globalen Gesellschaft – und seinem Gleichheitsvorsatz.

    Die Frage überfordert jeden. Einzig richtige Schlußfolgerung dürfte in solchem Falle nur sein: Geheimhaltung, bis die Frage hinreichend stabil beantwortet werden kann. Was wahrscheinlich schlicht nicht geschehen wird.

    Aber da ich seit ein paar Jahren mit einer gewissen Problematik allein gelassen werde, könnte mir diese Welt so richtig am Dings vorbei gehen, weshalb ich auch dafür plädieren könnte, der Öffentlichkeit nichts zu verheimlichen. Auf dass sie sich der Problematik stelle und bewältige oder unterginge. Wie mir scheint, geht mich das nichts mehr an – mein Leben ist offenbar schon abgeurteilt. Man hat es vorgezogen, mir “vom Pferd” zu erzählen und allein zu lassen, anstatt mich entsprechend in die Verantwortung einzubeziehen – in Kenntnis zu setzen.
    Wenn ich den “Physiker” bedenke, tendiere ich zum Verheimlichen; wenn ich das Problem erlebe, zwingt mich das zur erfüllenden Kenntnis, damit ich damit umgehen kann. Lüge und Verarsche ist kein erträglicher Umgang, sondern vorsätzliches Herbeiführen von Schaden. Das ist dann wohl das “Stellen der Weiche” (beim Beispiel der Wahl der Opferzahl: 1 Menschleben oder 5 (oder mehr) Menschenleben.
    Mir hat man immer was vom “Lauf des Lebens” erklärt, wenn mal wieder was schieflief. “Mein” Leben scheint also keine Relevanz zu besitzen – im Vergelich mit dem “großen Ganzen”. Mit dem Lauf des Lebens kann man so gut wie alles erklären – gerade so, wie es einem passt. Aber: Wenn es denn nicht anders geht, dann ist es eben dieser. Es wäre besser, man würde ursächlich die Probleme angehen, nicht erst symptomatisch. Seit dem es die Atombombe (und die ganze Kerntechnologie) gibt, gibt es auch die Gegenbewegungen. Das ist keine so blöde Haltung. Nur geht es hier sicher nicht um die Atombombe, oder? Sondern um etwas noch viel primäres?

  30. #30 Dr. Webbaer
    10/12/2014

    Dann hat ein gewisser Herr Andres Popp treffend recht, wenn er sagt, dass wir nur lernen (gelehrt bekommen), was wir wissen sollen.

    Herr Popp ist Teil einer libertären und ein wenig durchgeknallt scheinenden “Szene” in der BRD.
    Soll nicht heißen, dass seine Analysen grundsätzlich ins Leere gehen, auch die zunehmende Steuerung der “Standardmedien” betreffend, die immer weniger abhängig werden vom direkten Verkauf, aber insgesamt überzeugen die Nachrichten und Thesen aus jenem Haus nicht jeden.
    Zudem besteht der “Trick” im Web darin selektiv Nachricht aufzunehmen, was zunehmend gut möglich geworden ist.

    MFG
    Dr. W (der die zunehmende Mischung von Nachricht und Meinungsbeitrag in den sog. Standardmedien nicht goutieren kann)

  31. #31 chris
    13/12/2014

    @ #30
    Dr. Webbaer

    10/12/2014

    “Herr Popp ist Teil einer libertären und ein wenig durchgeknallt scheinenden “Szene”…”

    -> Mir schon aufgefallen. Wer täglich Alltagsmedien (Tageszeitungen u.ä.) scannt, bekommt von ihm nichts mit – kennt ihn nicht einmal.

    Ob der nun “durchgeknallt” ist, …?

    Muß man das Eigenschaftswort erstmal genau definieren.

    Hätte Newton Einstein von seiner Sache reden hören, täte er wohl auch sagen: “total durchgeknallt”, der Junge …

    Selektive Informationsaufnahme?

    Ist bekannt. Ich vermenge Namen nur deswegen mit Informationen, weil das so usus ist – wegen der Quellen und so. Sonst ists mir egal, woher die Info stammt. Passt sie ins (eigene) Weltbild, ist sie schon mal nicht völlig falsch.
    Zudem ist gerade der Satz: ” .. nur lernen, was wir sollen…” in gewisser Perspektive (hinsichtlich Grundbildung) klar die banalste Aussage, die geht. Wer zur Schule geht, lernt das, was im Lehrplan steht – also im Ziel mindestens (und weil nicht mehr Zeit ist, wirds auch nicht viel mehr). Allerdings ist der Lehrplan der Pflichtschuljahre bei Popps Aussage wohl nicht gemeint – nur die simpelste Auslegung und Szenario.

    Die Aussage ist logisch, weil Zeitmangel. Aber da kann dann keiner mehr kommen und von Kants “selbstverschuldeten Unmündigkeit” reden, weil einer etwas nicht weiß. Und … auch keiner dafür bestraft werden, wenn er autodidaktisch plötzlich zu Kenntnissen kommt, die nicht vorgesehen waren (für denjenigen).
    (Aber das mit der s. Unmündigkeit war wohl auch anders gemeint?)

  32. #32 Dr. Webbaer
    19/12/2014

    @ chris :
    Ob Andreas Popp nun ein wenig ‘durchgenallt’ ist oder nicht, ist eine Frage, die auf dem Teller liegt, die aber nicht so-o wichtig scheint, wenn zumindest gelegentlich brauchbare Texte kommen.

    Sie sind ja auch dem Anschein nach ein wenig ‘durchgeknallt’; nichts Schlechtes daran, Nachricht und Nachrichtengeber sind ohnehin streng zu trennen.

    MFG
    Dr. W

  33. #33 chris
    20/12/2014

    Wenn “durchgeknallt” das bedeutet, was es gerade mit meiner Problematik aufsich hat, dann wundert mich nicht, dass es allen (anderen) da draußen egal ist – wie dir (nicht so-o-o-o wichtig).

    Ich muß aber berichten, dass daran allerhand schlechtes sei. Wieviel Preis das Subjekt für das Wohl der Welt (in welcher Form auch immer) bezahlen muß, möge doch bitte nicht eine ebenso (anders) “durchgeknallte” Gesellschaft entscheiden.

    Und da hat die Wissenschaft noch reichlich zu forschen, denn nach der einschlägigen öffentlichen Kenntnis ist da ja nichts bekannt, was aufklären würde. Und das obwohl eine Reihe oberschlauer “Superhirne” ständig mit Zaunpfählen winkt – wo immer es angebracht scheint.

    Das Thema “Nachricht und Überbringer” ist allgemein bekannt, aber niemand interessierts. Wer also spricht durch des Durchgeknallten Mundes? Und kann sich nur deswegen verbergen, weil die Leute alles ausplappern, was ihnen einoktroyiert wird – im Assimilierungsablauf?

    Verstehen sie überhaupt, von was ich rede?

  34. #34 Spritkopf
    20/12/2014

    https://www.psiram.com/ge/index.php/Andreas_Popp

    Und bevor jetzt wieder das Geheule VT-affiner Menschen über Psiram losgeht: Dass Popp selber verschiedene Verschwörungstheorien propagiert wie z. B. Chemtrails, kann angesichts der auf der Psiram-Seite aufgeführten Links auf O-Töne Popps nicht ernsthaft bestritten werden.

  35. #35 Dr. Webbaer
    21/12/2014

    Verstehen sie überhaupt, von was ich rede?

    Im positiven oder zumindest nicht dezidiert im negativen Sinne “Bekloppte” sollen ruhig ihr Ding machen solange sie nicht allzu sehr stören? [1]

    MFG + schöne Weihnachtstage schon einmal!
    Dr. W

    [1] dabei am Allerbesten keine wissenschaftlichen Ansprüche hegen, lol

  36. #36 chris
    21/12/2014

    @ #35 Dr. Webbaer
    21/12/2014

    Achso, “dürfen ihr Ding machen – aber nicht “allzusehrstören”.

    Sonst werden sie zum “Beklopptsein” auch noch zum “Kleingeist”, weil sie vergiftet werden und ihr Gehirn daran degeneriert.

    Ab der zweiten Retour driften sie unweigerlich ab – in nahezu jedem Fall. Das “Bekloptsein”-Attibut wird bei ihnen auch locker nach Laune verteilt? Mit Zaunpfählen!

  37. #37 Dr. Webbaer
    22/12/2014

    Jedem das Seine, jeder nach seiner Fa­çon und jeder so gut er kann.

  38. #38 Spritkopf
    22/12/2014

    Tja, Webbaer, da sehen Sie mal live und in Farbe, was schwere Paranoia bewirkt.

    Mit einer “libertären Szene” hat das nu’ gar nichts zu tun, auch nicht bei Popp. Der verkündet ja nicht viel anderes als der Poster chris – wir werden vergiftet, schon ab der Grundschule manipuliert und später von der Wissenschaft belogen. Und die einzig cleveren Durchblicker, also solche wie chris und Andreas Popp, werden nicht deswegen als bekloppt abgestempelt, weil sie es sind, sondern weil sie von dunklen Kreisen zum Schweigen gebracht werden sollen.

  39. #39 Dr. Webbaer
    22/12/2014

    Sind womöglich mehr oder weniger “bekloppt” und könnten vielleicht ausgehalten werden.


    Der Webbaer war selbst überrascht, wie sich die bundesdeutsche libertäre Szene so gibt, nach entsprechender Recherche.

    Ganz extreme “Freiheitliche” sind sogar in der Lage Bomben zu werfen.

    MFG
    Dr. W

  40. #40 Dr. Webbaer
    22/12/2014

    PS:
    als “Anarchisten”

  41. #41 Spritkopf
    22/12/2014

    und könnten vielleicht ausgehalten werden.

    Was heißt “ausgehalten werden”? Selbstverständlich haben diese Leute ein Recht auf ihre Meinung, von daher haben wir sie auch auszuhalten. Sie haben allerdings nicht das Recht, dass der von ihnen abgesonderte Schwachsinn unwidersprochen bleibt.

  42. #42 Cornelius Courts
    05/07/2023

    den Artikel schrieb ich 2014, lange bevor die “woke” und critical social justice-Debatte in Deutschland angekommen war (mein erster Artikel dazu erschien erst 2 Jahre später); ein Fazit lautete:

    “Eine Gefahr besteht darin, daß aufgrund dieser Annahme Entscheidungen getroffen werden, die auf lange Sicht der Wissenschaft und der Gesellschaft schaden.”

    Mit dem Erstarken von woke und CSJ ist nun genau das eingetreten; kürzlich schrieben J. Coyne und L. Maroja einen sehr guten Artikel genau dazu mit dem Titel: “The Ideological Subversion of Biology” für den Skeptical Inquirer.

    Unbedingte Leseempfehlung:
    https://skepticalinquirer.org/2023/06/the-ideological-subversion-of-biology/

  43. #43 rolak
    05/07/2023

    Lese!

    Schönen Dank fürs Durchreichen!

    (jaja, falscher Imperativ durch subversive !-Addition 😉)