Die Abtragung der oberflächlichen Hautschichten durch Ameisen führt zu einer Ausdünnung der Epidermis, die einen erhöhten Flüssigkeitsaustritt bedingt, wodurch sich die typischen gelblich-bräunlichen, „pergamentartigen“ Vertrocknungsbereiche ergeben. Wenn diese Läsionen im Bereich von Totenflecken liegen, können sie auch rötlich erscheinen. Meist stellen die unregelmäßig begrenzten ameisenverursachten Läsionen ein Ärgernis dar, die keine nützlichen Informationen liefern und die Beurteilung von äußeren Verletzungen eher stören. Schlimmstenfalls, wenn sie mit Hauterosionen und/oder Blutungen einhergehen, können sie sogar als vor dem Tod beigebrachte Verletzungen mißinterpretiert werden.
Die hier vorgestellten Fälle zeigen, daß Ameisenläsionen ab und zu auch von gewissem Nutzen für die Interpretation von vor dem/beim Tod getragener Kleidung und die „Lagegeschichte“ eines Leichnams sein können: In allen geschilderten Fällen konnten die leichenbesiedelnden Ameisen die durch eng anliegende Kleidung bedeckten bzw. durch Auflage auf festen Gegenständen/Böden blockierten Körperstellen nicht erreichen, wodurch sich die oben dargestellten gut erkennbaren scharfen Abgrenzungen ergaben.
Bei Ermittlungen können solche Informationen von Nutzen sein, wenn die Bekleidung und/oder die Lageposition eines Leichnams von kriminalistischer Bedeutung sind. Bei leicht verschieblicher Kleidung lassen an deren Säumen endende Läsionen zudem auch die Abgrenzung von Verletzungen zu, die durch das Schleifen oder Ziehen eines Leichnams entstehen können und eben nicht durch einen Kleidungssaum unterbrochen wären.
Insektenbefall von Leichen ist also nicht immer von Nachteil…
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Referenzen:
[1] Byard, R. W., & Heath, K. J. (2014). Patterned postmortem ant abrasions outlining clothing and body position after death. Journal of forensic and legal medicine, 26, 10-13.
[2] Byard, R. W. (2011). Animals, autopsies and artefacts. Forensic science, medicine, and pathology, 7(4), 309-310.
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