Die Teilprofile wurden mit einer Probe von Hakamada verglichen, die ihm im März 2012 in einem Gefängnis in Tokio abgenommen worden war. Am 12. April 2012 stellte Dr. H. dann fest, daß das Profil der Blutspur auf der Kleidung, auf deren Grundlage Hakamada verurteilt worden war, in mindestens 6 STR-Systemen nicht zu Hakamadas Vergleichsprofil passte. Das Blut konnte nicht von ihm stammen.
Auch die Analyse der mtDNA aus Spur und Vergleichsprobe durch Dr. Y. erbrachte nicht übereinstimmende Haplotypen. Am 27. März 2014 entschied das Bezirksgericht in Shizuoka schließlich und im Licht der neuen DNA-Befunde, daß die fünf Kleidungsstücke offenbar gefälscht worden waren und daß Iwao Hakamada sofort freizusprechen sei.
Einen Tag nach seiner Freilassung wurde die älteste Tochter des ermordeten Fabrikchefs, die als letzte Kontakt zu den Toten gehabt hatte, tot aufgefunden, so daß sie nicht mehr verhört werden konnte. Zur Todesursache gibt es bis heute keine offiziellen Aussagen…
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Natürlich ist es bemerkenswert und erfreulich, daß nach so langer Zeit mit Hilfe von DNA-Beweisen ein Freispruch für Hakamada erwirkt werden konnte. Dennoch besteht auch viel Anlass zu Bitterkeit und Entsetzen: aufgrund grotesk schlecht gefälschter Beweise (was man auch damals hätte erkennen müssen) hat dieser Mann den größten Teil seines dadurch zerstörten Lebens unschuldig in einer Todeszelle verbracht, in der er jeden einzelnen Tag mit seiner Hinrichtung rechnen mußte (in Japan wird das Datum der Hinrichtung erst am Tag ihrer Ausführung bekannt gegeben) und die er erst als 78 Jahre alter Mann verlassen konnte. Wer angesichts solcher Grausamkeit noch für die Todesstrafe eintritt, möge sich gefälligst vorstellen, er selbst oder ein geliebter Mensch gerate in eine solche Lage!
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P.S.: Wer einmal einen Einblick in das Leben, Denken und Fühlen eines US-Häftlings, der seit über 20 Jahren in einer Todeszelle sitzt, nehmen will, dem/der empfehle ich sehr, die hier verlinkten WDR5-Beiträge, die im Rahmen der LifeSpark-Initiative entstanden, anzuhören.
Referenz:
[1] K. Honda, DNA analysis overturns the death sentence of a condemned criminal held in custody for 48 years, Forensic Sci. Int. Genet. (2014), https://dx.doi.org/10.1016/j.fsigen.2014.11.003
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