1. Morgen, am 15.6., trete ich auf bei einem Science Slam in Bonn.
Ort: Pantheon Theater, Bundeskanzlerplatz 2-10, 53113 Bonn
Beginn: 20:00 Uhr.
Hier ein Link mit den Details.
Nachtrag am 16.06.: War ein schöner Slam-Abend gestern mit 6 interessanten Vorträgen, darunter neben den unvermeidlichen Naturwissenschaftlern auch ein Historiker und ein Philosoph (leider keine Frauen). Bedauerlicherweise bestätigten sich aber wieder einmal meine kürzlich geäußerten Bedenken: mindestens die Hälfte der Beiträge, darunter der ansonsten sehr gute Gewinner-Slam, boten statt der vom Veranstalter angepriesenen 100% genau 0% eigene Forschung. Das ist und bleibt schade und eine Gefahr für das Format!
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2. Übernächste Woche Donnerstag, am 25.06. trete ich auf bei einem Science Slam im caesar in Bonn.
Ort: Forschungszentrum caesar, Hörsaal, Ludwig-Erhard-Allee 2, 53175 Bonn
Beginn: 19 Uhr.
Hier ein Link mit den Details.
Nachtrag am 26.06.: Ein ungewöhnlicher Slam fand gestern Abend in einem Hörsaal im caesar statt. Zwei Slammer waren kurzfristig krankheitshalber ausgefallen, eine Slammerin rückte daraufhin netterweise sehr spontan nach (sonst wären gar keine Frauen aufgetreten). Leider auch hier: neben schlechter Zeitdisziplin zeichnete sich der (interessante, gut und unterhaltsam vorgetragene) Gewinnerslam über Spermienphysiologie auch durch reichlich Sexwitze und wieder einmal – so weit ich weiß – wenig bis keine eigene Forschung aus.
Nachtrag am 03.08.: Der komplette Slam ist online und hier zu sehen:
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3. Nächsten Monat, am 17.07. trete ich auf bei einem Science Slam in der Schänzlebrücke in Konstanz zum Thema “Gerechtigkeit”!
Ort: Schänzlebrücke Konstanz, Winterersteig, 78462 Konstanz
Beginn: 20 Uhr.
Hier ein Link mit den Details. Hier der Link zur Facebook-Seite.
Nachtrag am 18.07.2105: Der Konstanzer Science Slam anläßlich der 400-Jahrfeier des Konstanzer Konzils war mit Sicherheit der seltsamste und denkwürdigste, an dem ich bisher teilgenommen habe.
Angefangen mit der Quasi-Open-Air-Lokalität: wir trafen uns direkt unter der Konstanzer Schänzlebrücke und die Präsentationen wurden direkt auf eine Leinwand am Brückenpfeiler projiziert. Ein weiteres Highlight war, daß ich, da ich ziemlich pünktlich und es sehr warm war, nebenan im Rhein noch schnell ein überaus erfrischendes Bad nehmen konnte.
Das beste aber an diesem Slam war, daß von den mit acht ungewöhnlich vielen TeilnehmerInnen fünf, also die Mehrzahl, Slammerinnen waren! Das habe ich noch nie erlebt (im Gegensatz zu rein männlich besetzen Slams) und fand es großartig.
Der Slam begann pünktlich und auch die Beiträge selbst waren zum Teil völlig ungewöhnlich. Zwei Slammerinnen benutzen z.B. gar keine PowerPoint-Präsentationen sondern trugen (mehr oder weniger) frei vor. Eine Medienwissenschaftlerin bot viel mehr einen Poetry- denn Science Slam auf, indem sie einen tollen, anspruchsvollen Text zur dekonstruktivistischen Kritik an artifiziellen Geschlechterdefinitionen weniger vortrug als vielmehr rezitierte und dafür – undenkbar bei den meisten Slams, die ich besucht habe – vom Publikum auch noch abgefeiert wurde. Eine andere Slammerin stellte in einem todernsten, ohne jeden Gag und Lacher auskommenden Vortrag mit viel Pathos ihre Forschung zu russischen Foltergefängnissen und Verhörkellern in der russischen Besatzungszone nach dem Zweiten Weltkrieg vor und auch dies wurde vom Publikum begeistert honoriert. Mitten während des Slams gab es dann einen gewaltigen Platzregen, zu dem sich nach kurzer Zeit auch Donner, Blitz und Hagel gesellten und einen Streifen der Bühne und des Publikums … äh… erfrischten. Der Stimmung tat’s keinen merklichen Abbruch 🙂
Der Wermuts…druckeinlauf des Abends war leider der völlig indiskutable Hipster-Moderator, dessen Name ich vergessen habe und nachzuschauen ich mir die Mühe nicht machen werde und der ohne Zweifel der schlechteste Moderator eines Science Slams war, den ich je erlebt habe. Er ließ sich in jeder Sekunde genüßlich anmerken, daß er wohl vom Poetry Slam kommt, 0 Bock auf seinen aktuellen Job hatte und lieber woanders wäre, Science Slams ohnehin dégoutânt, sich selber aber dafür umso grandioser findet. Seine Moderation war schnodderig (mich persönlich regte besonders auf, daß er ständig den affigen Übersetzungsanglizismus „Lärm machen“ statt „Applaus“ bzw. „applaudieren“ verwendete und Leute aus dem Publikum mit „Dude“ anredet) und gegenüber dem Publikum ironisch-herablassend, in den Pausen zwischen den Slams las er etwa die ersten Sätze aus Büchern und sonstigen literarischen Werken vor und wer Werk und Autor brav aufsagte, bekam von ihm gönnerhaft ein Leckerli zugeworfen. Für die Slammer zeigte er hingegen keinerlei Interesse, lies sie als Menschen unsichtbar, sprach nicht mit ihnen, fragte sie nichts, beorderte sie nur durch Nennung von Name und Herkunft auf die Bühne.
Ich trat als letzter Slammer des Abends auf und hatte, da es inzwischen dunkel war, ein wenig mit den dichten Wolken von Insekten zu kämpfen, die mich im Lichtkegel auf der Bühne umschwirrten. Nachdem ich die Bühne betreten hatte, legte ich auch nicht gleich los, sondern verkündete, daß ich noch nie an einem so umfangreichen Slam teilgenommen hätte und besonders begeistert von der Mehrzahl an Slammerinnen gewesen sei, wofür ich den Organisatoren applaudierte, was vom Publikum sehr zustimmend aufgegriffen wurde. Dann begann ich meinen Slam, den ich inzwischen recht gut kenne und von dem ich genau weiß, wie lang er ist. Als ich bei der Auflösung und zugleich wichtigsten Folie ankam, trat das Moderationsbengelchen auf die Bühne und begann, mir Gummibärchen in den Mund zu stecken (!), um mir anzuzeigen, daß seiner Meinung nach meine Zeit um sei. Wenige Augenblicke später schnitt er mir mitten im Satz das Wort ab und gestattete mir dann auf die vielstimmigen „Weiter“-Rufe aus dem Publikum noch weitere 10 Sekunden (!), woraufhin ich meinen unfertigen Slam, dessen dramaturgisch wichtige Auflösung ich nicht mehr darbieten konnte, abbrach und kopfschüttelnd von der Bühne ging. Die Proteste des Publikums und seine anhaltenden „Weiter!“-Rufe beantwortete er mit „ist mir ganz egal, was Ihr sagt“. Nach der letzten Abstimmung und Abmoderation des Slams gab er mir dann noch „wenn Ihr unbedingt wollt“ die Gelegenheit, meinen Slam zuende zu bringen, was ich meiner Botschaft zuliebe und etwas lustlos auch tat, beginnend mit einigen deutlichen Worten in seine Richtung.
Nach der Siegerehrung (gewonnen hat – wie immer – der lustigste, klamaukigste Slam) kam er noch zu mir an und meinte, ich hätte überzogen. Ich sagte, das könne nicht sein und es stellte sich heraus, daß er allen Ernstes meine anfänglichen Bemerkungen und mein Lob der Veranstalter zu meiner Slamzeit gerechnet hatte und zudem seiner vorherigen Ankündigung, daß er, sollte bei Zeitüberziehung das Publikum „Weiter!“ fordern, noch „1-2 Minuten mehr“ gewähren wolle, keine Beachtung geschenkt hatte. Ich nehme an, er wollte einfach schnell ins Bett oder an einen anderen hipperen Ort, bloß weg von uns unfrischen Science-Losern. Die sehr nette Organisatorin, die mich eingeladen hatte, entschuldigte sich ausdrücklich für diesen Verlauf bei mir und verabschiedete mich doch etwas betreten.
Das war also der bemerkenswerte Science Slam zum Thema „Gerechtigkeit“ in Konstanz. Ich weiß, ich weiß… the irony….
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Bei den Slams geht es darum, wie man mit molekularer Ballistik Waffen zum Sprechen bringen kann. Würde mich freuen, Euch irgendwo dort zu treffen 🙂
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