Was sich auf der Terrasse abgespielt hat und wie es zum Sturz kam, mußte anderweitig ermittelt werden. Dafür wurden die Terrasse aber auch der Laufsteg und die zur Terrasse führende Diensttreppe ganz genau untersucht. Dabei fanden sich auf der gemauerten Brüstung der Terrasse Spuren von ausgerissenen Moospflanzen, die mit Moosresten, die unter den Schuhsolen der Verstorbenen gefunden worden waren, korrespondierten.
Die botanische Analyse konnte zwei verschiedene Moosarten, Tortula muralis und Bryum capillare, in den gesicherten Spuren nachweisen. Dabei reichte eine morphologische Untersuchung der Pflanzen durch Experten, die teure und zeitaufwendige, molekulargenetische Identifikation war nicht erforderlich.

o.l.: Tortula muralis, 10-fache Vergrößerung mit 0,5-facher fokaler Vergrößerung; o.r.: Bryum capillare, 10-fache Vergrößerung mit 0,5-facher fokaler Vergrößerung ; u.l.: Tortula muralis, 6,3-fache Vergrößerung; u.r.: Bryum capillare, 6,3-fache Vergrößerung
aus [1]
Forensisch-botanische Evidenz kann zwar keine Mörder überführen oder Personen zuidentifizieren, sie kann aber sehr hilfreich und sogar das letzte fehlende Beweisstück sein, um Personen mit (Tat)orten in Verbindung bringen, die geographische Herkunft einer Probe zu bestimmen, unerlaubten Handel oder Verkehr mit geschützten Pflanzen nachzuweisen oder, wie in diesem Fall, die Abgrenzung zwischen Suizid und Tötungsdelikt zu ermöglichen. Dabei kommt sie oft ohne aufwendige, teure Labormethoden aus und kann, zusammen mit anderen Indizien, einen wichtigen Beitrag zur Lösung ungeklärter Fälle liefern.
____
Referenzen:
[1] Margiotta, G., Bacaro, G., Carnevali, E., Severini, S., Bacci, M., & Gabbrielli, M. (2015). Forensic botany as a useful tool in the crime scene: report of a case. Journal of Forensic and Legal Medicine.
[2] Virtanen, V., Korpelainen, H., & Kostamo, K. (2007). Forensic botany: usability of bryophyte material in forensic studies. Forensic science international, 172(2), 161-163.
[3] Cardoso, H. F. V., Santos, A., Dias, R., Garcia, C., Pinto, M., Sérgio, C., & Magalhães, T. (2010). Establishing a minimum postmortem interval of human remains in an advanced state of skeletonization using the growth rate of bryophytes and plant roots. International journal of legal medicine, 124(5), 451-456.



Kommentare (16)