Da wendet man seine Aufmerksamkeit mal kurz von der leidigen Impfdebatte ab und schon verpasst man fast zwei wichtige Entwicklungen, von denen die eine als ärgerlicher Rückschlag, die andere aber als Erfolg gewertet werden kann.
Ein Rückschlag war sicher, daß David Bardens den Prozess gegen den Impfleugner S. Lanka (zum Hintergrund siehe hier) in zweiter Instanz verloren hat. Ich schließe mich zwar der Einschätzung von Ulrich nebenan zur rein formalen Korrektheit des Urteils an, finde diese Entwicklung aber dennoch überaus ärgerlich. Denn natürlich wird in Impfleugnerkreisen der Ausgang des Verfahrens so dargestellt, als habe Lanka in der Sache recht, anstatt einzuräumen, daß das Gericht im Prinzip lediglich bestätigt hat, daß Lanka Bardens in eine Falle gelockt hat und allein deshalb nicht zahlen muß, weil er nicht zahlen will (d.h., weil er die vorgelegten Belege nicht anerkennen will und muß) und nicht etwa, weil es mißlungen wäre, die Existenz des Masernvirus nachzuweisen. Man muß also immer wieder und deutlich klarstellen, daß hier kein Gericht entschieden hat, daß es keine Masernviren gibt oder daß es falsch wäre, eine derart idiotische Behauptung anzuzweifeln. Der Prozess hat lediglich gezeigt, daß ein Impfleugner niemals aufgrund rationaler Argumente anerkennen wird, daß er im Irrtum ist, da seine Überzeugung von vorneherein nicht auf rationalen Argumenten beruht. Ferner hat er sehr schön vorgeführt, daß Impfleugner lieber zu Tricks und semantischem Blendwerk („Auslobung“ statt „Ausschreibung“) greifen, um mit auf diese Weise erschlichenen Prozesserfolgen hernach unter falscher Flagge für ihre zutiefst dumme und gefährliche Sache (s. auch [1]) hausieren zu gehen.
Aktualisierung um 19.11 Uhr:
Falls David Bardens das liest: gerne veröffentliche ich an dieser Stelle Informationen oder Links dazu, wie man Dich – auch finanziell – unterstützen kann. Ich fände es schlimm, wenn Du nach Deinem Einsatz auch noch auf Kosten sitzen bleiben würdest. Schreib mir, was wir tun können!
Wie ich aus den Kommentaren erfahren habe, hat David Bardens bereits diese Frage beantwortet:
Ich bekomme derzeit viele Anfragen ob ich Spenden entgegennehme oder ob man eine Crowdfunding-Aktion bzgl. der mir entstandenen Kosten im Zusammenhang mit dem Masernprozess starten soll. Ich habe jedoch von Anfang an mit dem Risiko kalkuliert, den Prozess auch verlieren zu können. Ich möchte Euch daher inständig bitten, an Ärzte ohne Grenzen zu spenden. Die Kollegen arbeiten sehr seriös und man kann sich bei denen sicher sein, dass das gespendete Geld auch da ankommt, wo es gebraucht wird.
https://www.aerzte-ohne-grenzen.de/spende
Ärzte ohne Grenzen behandelte im Jahr 2014 nach eigenen Angaben insgesamt 33.700 Masern-Patienten und impfte 1.513.700 Menschen gegen die Infektion.
Ich bedanke mich im Namen von allen, denen Ihr mit Eurer Spende helft!
Euer David
Update am 15.04.2016: Die Sache ist vielleicht doch noch nicht verloren: Bardens legt Nichtzulassungsbeschwerde gegen die vom Gericht nicht zugelassene Revision beim BGH ein. Ich wünsche ihm viel Erfolg!
Als Erfolg ist hingegen zu werten, daß der Impfleugner-Propagandafilm „Vaxxed“ nun doch nicht auf dem Tribeca-Filmfestival gezeigt werden soll. „Vaxxed“ ist ein Dokumentarfilm über irgendwelche albernen Verschwörungstheorien zur Rolle des CDC in der Masern-Impf-Kontroverse , bei dem ausgerechnet der überführte Betrüger Andrew Wakefield Regie geführt hat, der mit seiner gefälschten Studie in “The Lancet” die hartnäckige Lüge, daß Impfen Autismus auslöse, in die Welt gesetzt hat [2]. Das führte nicht nur zu einem gefährlichen Rückgang der Impfquote und konsequent zu einem Anstieg der Masern-Neuinfketionen bei Teilen der Bevölkerung, sondern auch zum Einsatz “alternativer Heilverfahren”, die zwar nicht gegen Autismus halfen, dafür aber mindestens ein Kind umbrachten [3]. Das ist, als ließe man Reiner Calmund und Recep Erdogan Filme über die Schäden des Abnehmens und die Gefahr von Meinungs- und Pressefreiheit für die Demokratie machen.
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