Irgendwann könnte es dann soweit kommen, daß keine oder kaum noch Antibiotika gegen bakterielle Infektionen helfen und man wieder an einer Mandelentzündung sterben muß. Daher ist es nicht nur extrem wichtig, neue Ansätze für Antibiotika zu finden (z.B. dies hier), sondern auch, sich zu sensibilisieren und das eigene Verhalten dieser Realität anzupassen!
Einzeller oder Protozoen schließlich, sind Eukaryoten, also „tierähnliche“ einzellige Organismen mit einem echten Zellkern, entsprechenden eukaryotischen Organellen und komplexem Stoffwechsel. Auch hier gibt es eine große Vielzahl verschiedener Formen und Arten, man unterscheidet die großen Gruppen Rhizopoda, Ciliophora, Foraminifera, Apicomplexa und Zoomastigophora, und auch hier sind die meisten für Menschen nicht gefährlich.
Aber einige eben doch und ganz besonders Plasmodium falciparum, ein Vertreter der Apicomplexa und Erreger der Malaria, einer der, gemessen an den Todesopfern, gefährlichsten Infektionskrankheiten der Welt.Aber auch andere Einzeller können menschliche Krankheiten auslösen, etwa Amöben, die Ursache von Amöbenruhr sein können, die unbehandelt tödlich verlaufen kann. Oder Trypanosomen, die die Schlafkrankheit auslösen, oder die besonders unheimlichen Toxoplasmen, die zwar nicht lebensgefährlich sind, dafür aber das menschliche Verhalten beeinflussen und die Persönlichkeit verändern können.
Auch gegen Einzellerinfektionen kann man Antibiotika einsetzen, auch hier besteht das Prinzip darin, Strukturen anzugreifen, die möglichst spezifisch für den Einzeller sind, so daß die Nebenwirkungen beim Patienten im Rahmen bleiben. Glücklicherweise sind solche Infektionen in unseren Breiten nicht besonders häufig. Im Fall von Malaria liegt das v.a. daran, daß es hier für den Hauptwirt des Parasiten, die Anopheles-Mücke, noch zu kalt ist. Aber in ein paar Jahrzehnten könnte auch Deutschland dank dem Klimawandel zum Endemiegebiet dieser Krankheit gehören. Ein Vorteil bei der Bekämpfung von Einzellerinfektionen ist auch, daß es nicht oder nur sehr schwer zu Übertragungen von Mensch zu Mensch kommt, so daß weltweite Pandemien wie bei der spanischen Grippe (Virus) oder der Pest (Bakterium) mit massenhaftem Versterben nicht zu befürchten sind.
Zum Schluß noch eine kleine Tabelle zur Erinnerung und Einordnung:
—
Disclaimer: Dieser Beitrag ist nicht und kann gar nicht sein eine zoologisch erschöpfende Beschreibung der riesigen Gruppen von Organismen, die er im Titel trägt. Sein Ziel ist die Schärfung des Bewußtseins („consciousness raising“) für die entscheidenden Unterschiede zwischen verschiedenen Formen von infektiösen Krankheitserregern (Pilze habe ich dabei sogar außen vor gelassen) und das inzwischen enorme Problem der Antibiotikaresistenz und wenn einige LeserInnen diesem Text die Anregung entnommen haben, in Zukunft erstens nur dann Antibiotika zu verlangen und einzunehmen, wenn sie wirklich eine schwere bakterielle oder durch Protozoen verursachte Infektion haben, zweitens diese Antibiotika dann genau so einzunehmen, wie es in der Packungsbeilage steht bzw. wie verordnet und sie nicht frühzeitig abzusetzen und drittens sich gegen alle bakteriellen Infektionen impfen zu lassen (gegen virale natürlich auch, aber das hilft nicht der Vermeidung von Antibiotika), soweit möglich, dann hat er seinen Zweck erfüllt.
Bildnachweise
[1] https://commons.wikimedia.org/wiki/File%3AParamecium_Eating_De.svg By Eta MichaelFrey (de:Bild:Pantoffeltierchen.jpg) [GFDL (https://www.gnu.org/copyleft/fdl.html) or CC-BY-SA-3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)], via Wikimedia Commons from Wikimedia Commons
[2] https://commons.wikimedia.org/wiki/File%3AEColiCRIS051-Fig2.jpg By USDA (Pina Fratamico Microbiologist/Lead Scientist) (USDA source) [Public domain or Public domain], via Wikimedia Commons from Wikimedia Commons
[3] https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Plasmodium_zyklus.png – Chb at German Wikipedia [Public domain],. , via Wikimedia Commons from Wikimedia Commons
Kommentare (34)