Die folgende Abbildung zeigt in einer Art Stammbaumdarstellung der Entwicklung und Abhängigkeiten von 65 GEs, einem Modellentwurf des DI und einem zwar obskuren aber sehr wichtigen Papier aus der Gemeinde „Ouachita“ in Lousiana, daß es starke Belege für das Kopieren von Passagen von GE zu GE und „Abstammung mit Modifikation“ gibt. Zusätzlich zu dieser linearen („Eltern zu Sprößling“) Transmission kann man darin erkennen, daß der GE aus 2008 in Louisiana (ursprünglich ein AFA, dann aber umbenannt in „Wissenschaftliche Bildungs-Gesetz“ (‚science eduction act’, SEA)) und spätere Antievolutions-GEs eine Art Kompositgeschichte aufweisen und Textpassagen aus der AFA-Tradition und dem Ouachita-Papier vereinen.
Der phylomemtische Stammbaum ist sehr asymmetrisch, es gibt also offenbar eine Neigung zu bestimmten GEs, die für neue Antievolutions-Bestrebungen ausgewählt wurden. Das hieße, daß ET-Gegner dazu tendieren, ganz bestimmte GEs und/oder Strategien auszuwählen und zu unterstützen. So eine massive Unterstützung und Förderung in einem Bundesstaat kann sich dann in andere Staaten verbreiten.
Man kann also feststellen, daß sich die Antievolutions-Bewegung seit dem Ende des Kitzmiller/Dover-Prozesses zweimal neu erfunden hat: erst larviert durch die AFA-GEs, die dann, nach dem großen Erfolg des Louisiana-SEAs, fast vollständig durch SEAs ersetzt wurden.
Sehr bedenklich ist dabei, daß die Einbeziehung von Konzepten wie der Globalen Erwärmung in die SEAs bedeutet, daß die Kontroverse um die ET sich womöglich auf andere gesellschaftliche Debatten ausweitet, in denen eine gute allgemeine wissenschaftliche (Schul)bildung von bestimmten Parteien durchaus unerwünscht sein dürfte. Die Verbreitung von SEAs in Louisiana und Tennessee hat so jedenfalls dazu geführt, daß Textpassagen aus einem obskuren Papier aus Ouachita mit 150.000 Einwohnern nun die wissenschaftliche Ausbildung an Schulen in zwei Staaten mit ca. 11,2 Mio. Einwohnern beeinträchtigen.
Fest steht nach Matzkes Untersuchung, daß sich der kreationistische Ursprung aktueller Antievolutionsstrategien ganz klar nachweisen läßt und daß mindestens 63 von 65 Antievolutions-GEs direkt mit dem Kreationismus in Verbindung gebracht werden können. Also in der Tat: es gibt eine Evolution der Antievolutionsstrategien. Wenn die Verbreitung dieser Strategien und GEs und deren Auswirkungen nicht so bedenklich und traurig wären, müßte man darob doch erheblich schmunzeln.
Kommentare (124)