Seine Wahl haben wir gerade einmal 18% der amerikanischen Bevölkerung zu verundanken (weitere 18% haben Clinton gewählt, der Rest ist nicht wählen gegangen). Dabei scheint es so, daß ein nennenswerter Anteil dieser 18 % nicht Trump gewählt hat, um ihn als Präsidenten zu sehen oder weil sie seine Ziele unterstützen, sondern bloß, damit es Clinton nicht wird. Viele sind zudem „single-issue-voter“, also Wähler, die nur aus einem einzigen, bestimmten Interesse (z.B. daß sie auch ja ihre 100 Knarren behalten dürfen) Trump gewählt und dabei alle etwaigen Bedenken ignoriert haben, andere wiederum sind Protestwähler („to shake things up“, siehe auch Jesse Ventura) und natürlich haben ihn alle Rassisten und „white supremacy“-Vertreter (wie der KKK) des ganzen Landes gewählt. Dennoch war das Wahlergebnis denkbar knapp (Clinton hatte sogar mehr Stimmen, aber eben weniger Wahlmänner als Trump) und ich stelle mir ernstlich die Frage, ob das Wirken der regressiven Linken hier das Zünglein an der Waage, der letzte Tropfen ins Faß war.
Abschließend sicherheitshalber noch folgende Klarstellung: ich will den Widerstand gegen (übertriebene) politische Korrektheit nicht als Deckmantel für die Peiorisierung und Verhöhnung legitimer Ansinnen wie der Gleichstellung von Frauen und dem Kampf gegen Rassismus verstanden wissen! Wenn politische Korrektheit aber zu Schwarz-Weiß-Denken und der Stigmatisierung abweichender Meinungen führt, geht sie fehl. Richtig ist sie in meinen Augen, wenn sie uns unserer Fähigkeit bewußt werden läßt, „bessere“ Worte zu finden und dabei trotzdem die Wahrheit zu sagen: wenn man das, was man sagen will, mit besseren Worten sagen kann, dann sollte man das auch tun.
______
Anhang:
- Gespräch zwischen Dave Rubin und Stephen Fry über politische Korrektheit und klares Denken
- Gespräch zwischen Dave Rubin und Majeed Nawaz über die regressive Linke und politische Korrektheit
- Extrem interessanter Artikel von Haidt über die Infantilisierung amerikanischer Studenten und das Phänomen der „rachsüchtigen Inschutznahme“
- Die “Heterodox Academy” von J. Haidt und Kollegen: eine Plädoyer für die Vielfalt der Standpunkte und gegen Meinungsorthodoxie
- Artikel zum Ende des Identitäts-Liberalismus von M. Lilla (NY Times)
- (M)eine Definition von Rassismus, die all meinen Aussagen und Meinungen zu Rassismus zugrunde liegt: “Rassismus ist der Glaube, daß eine bestimmte Rasse (oder bestimmte Rassen) anderen Rassen von Natur aus überlegen ist und daß Rasse die wichtigste Determinante menschlicher Eigenschaften ist.“ Rassistisch ist ein Verhalten dann, wenn Menschen aufgrund ihrer Rasse unterschiedlich behandelt werden.
Kommentare (391)