Was heißt das nun? Daß die gesamte Genderforschung in die Tonne gehört oder daß sich das peer-review-System als nutzlos erwiesen hat? Daß all ihre bisherigen Erkenntnisse falsch und absurd sind? Ja, daß das gesamte Konzept „Gender“ eine Schnapsidee ist? Nein, das heißt es nicht. Doch die Veröffentlichung dieser Arbeit und auch die Reaktionen derer, die sie für bare Münze nahmen, zeigen m.E. schon, daß die Genderforschung womöglich ein echtes Problem mit dem Konflikt zwischen Ideologie und Wissenschaft(lichkeit) hat: vielen geht es offenbar nicht mehr darum, eine Hypothese, und sei sie, daß Männlichkeit intrinsisch böse sei, objektiv anhand solider Evidenz zu prüfen, sondern stattdessen eine ohnehin bereits gebildete Überzeugung, notfalls auch vermittels selektiver Wahrnehmung und unter Inkaufnahme groben Unfugs zu bestätigen (#epistemische Abschottung).
Ich bin sehr gespannt auf die Reaktionen auf die Offenlegung des Hoaxes. Es würde mich jedenfalls nicht wundern, wenn aus der Ecke der regressiv-linken Gendertheoretiker (ja, es gibt da Schnittmengen) der Vorwurf käme, daß dieser Streich ein perfekter Beleg für den Penis, dessen Inhaberschaft die beiden Autoren ja zweifellos schuldig sind, als schädliches soziales Konstrukt ist.
[1] Lindsay & Boyle, Cogent Social Sciences(2017), 3: 1330439
https://doi.org/10.1080/23311886.2017.1330439
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