Ich habe schon länger nichts mehr zum Rauchen geschrieben, weil ich wirklich fand, daß sich die Zustände mit den neuen Nichtraucherschutzgesetzen in NRW, wo ich ja bis Ende 2015 gelebt habe, verbessert hatten. Außerdem ist ja auch Joseph von nebenan mit in diesen Ring gestiegen und er soll ja auch noch was zu tun haben 🙂
Es wird natürlich immer noch zuviel geraucht (immer noch jeder siebte Deutsche stirbt an Rauchfolgeschäden) und gerade in Lobbyland Deutschland zuviel dafür und zuwenig dagegen geworben und getan (auf ein Rauchverbot in Autos etwa, das selbst die Raucher wollen, werden wir wohl noch lange warten) und ich bin auch nach wie vor dafür, das Rauchen zu entnormalisieren, doch die Nichtraucherschutzgesetze zeigten vor Jahren bereits erste Wirkung in Gestalt verringerter Inzidenz von Herz-Kreislauferkrankungen und eine aktuelle Studie belegt nun, daß auch die Zahl der Passivraucher und damit der Passivrauchtoten, die an Lungenkrebs gestorben sind, deutlich gesunken ist.
Insofern peinigt mich die Ironie, die darin liegt, daß ich nun ausgerechnet in dem Bundesland lebe, wo sich das mit dem Nichtraucherschutz und die Tatsache, daß Rauchen nur eine eher mittelclevere Idee ist, offenbar noch nicht so richtig rumgesprochen hat (selbst Bayern (!) ist da fortschrittlicher). Denn in Schleswig-Holstein, wo es eigentlich seit dem 1.1.2008 ein zumindest so genanntes „Gesetz zum Schutz vor den Gefahren des Passivrauchens“ gibt, wird der angestrebte Schutz durch diverse absurde Ausnahmen ausgehöhlt: zum Beispiel in Gaststätten mit einer Gastfläche von weniger als 75 Quadratmetern, die keine zubereiteten Speisen anbieten. Außerdem dürfen abgeschlossene Nebenräume eingerichtet werden, in denen das Rauchen gestattet wird.
In der Praxis sieht es oft so aus, daß „zubereitete Speisen“ sehr großzügig ausgelegt werden und daß abgeschlossene Nebenräume einfach nur Nebenräume sind, ohne jede Barriere dazwischen (so, wie damals im Flugzeug, als man dort noch rauchen durfte und im Grenzbereich der Raucher direkt hinter dem Nichtraucher saß).
Ich fühle mich hier diesbezüglich bisweilen wie in eine dunkle Vergangenheit zurückversetzt, wo man wieder erst bei jeder Bar/Kneipe/Bistro/Pinte/Pub, die man zu betreten beabsichtigt, vorsichtig auf Verqualmung prüfen muß. Einen bestimmten Kieler Schankbetrieb beispielsweie, der mich eigentlich mit der Möglichkeit zur Entgegennahme akzeptabler musikalischer Darbietungen locken könnte, muß ich daher leider meiden. Hinzukommt die hiesige Unsitte, spätabends einfach auf die Einhaltung der Gesetze zu verzichten, wenn „keiner was dagegen hat“, was, gepaart mit der überaus laxen Durchsetzung gesetzlicher Auflagen sowie Ahndung von deren Mißachtung, wie sie hier in Kiel geübt wird, dazu führt, den Eindruck zu erwecken, als gäbe es hier gar keinen Nichtraucherschutz und als wäre das der Obrigkeit auch von Herzen wurscht.
Ich finde das ärgerlich, rückständig und borniert und mich würde sehr interessieren, ob es einen Zusammenhang zwischen dieser zivilisatorischen Leistungsverweigerung und der hiesigen Unfähigkeit, Rolltreppen korrekt zu benutzen, gibt.
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