Wichtig bis zu dieser Stelle und eine gute Grundlage für den nächsten Teil ist, verstanden zu haben, daß, während der DNA als mehr oder weniger “starrem” und in der Zeit beständigem Molekül die Speicherung und Lagerung der Erbinformation zukommt, die komplexe Gesamtheit der RNA in einer Zelle, die aus zigtausenden Molekülen besteht, gewissermaßen ihren Zustand, ihren “Proteinbedarf”, man könnte sagen: ihr Genexpressionsmilieu hochdynamisch und hochflexibel abbildet. Wenn die DNA für die Gesamtinformation steht, dann steht die RNA für die Auswahl, Editierung, Bedarfsanpassung und Umsetzung dieser Information. Das kann der direkte Transport der genetischen Information aus dem Kern ins Zytoplasma sein, den die mRNA übernimmt, aber auch die Feinregulation der Proteinbiosynthese durch die miRNA, der Schutz vor der Expression schädlicher Information (Transposone) durch piRNAs, die Regulation des Spleißvorgangs durch scaRNAs, die Regulation der Transkription durch lncRNAs usw. usf. (wer Analogien mag, mag zum besseren Verständnis vielleicht meine “Restaurant-Analogie” in diesem Artikel heranziehen).
Nachhausemitnehmbotschaft: die Summe, die Gesamtheit aller in einer Zelle zu einem bestimmten Zeitpunkt vorhandenen RNAs bezeichnet man als das Transkriptom und seine Zusammensetzung, die ja die unzähligen, vielseitigen und komplexen RNA-vermittelten Vorgänge in und damit den Zustand der Zelle extrem detailliert abbildet, ist eine ungemein reiche Informationsquelle, die sich auch für forensische Zwecke sehr gut und gewinnbringend nutzen läßt. Mehr dazu in Teil 2.
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Referenzen:
[1] Darnell, J. E. (2011). RNA: life’s indispensable molecule. Cold Spring Harbor Laboratory Press.
[2] Dey, B. K., Mueller, A. C., & Dutta, A. (2012). Non-micro-short RNAs: the new kids on the block. Molecular biology of the cell, 23(24), 4664-4667.
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