Zur Anzahl der Metalbands: Zuerst statteten sie ein baseline-Modell mit verschiedenen Variablen aus, die die Anzahl von Metalbands in einem Land beeinflussen konnten und die nicht direkt mit Parasitenstress in Verbinung stehen. Dann konstruierten sie ein erstes Modell (Modell 1) mit Population, HDI und Religiosität als Vorhersagevariablen. In diesem Modell wurden fünf Länder ohne Maßzahl für Religiosität ausgeschlossen. Population und HDI zeigten signifikante Korrelation, nicht aber Religiosität. Daher wurde Modell 2 entworfen, das nur noch die signifikanten Variablen und wieder alle Länder enthielt (also plus die fünf zuvor ausgeschlossenen). Die Anpassung (fit) beider Modelle unterschied sich nicht signifikant. Ein drittes Modell (Modell 3) enthielt dann auch die Variable Parasitenstress. In Modell 3 war HDI nicht mehr signifikant korreliert mit der Anzahl der Bands, der Parasitenstress allerdings schon und der Anteil der erklärten Varianz erhöhte sich von Modell 2 auf 3 um 9% auf 76%, was einen signifikanten Anstieg bedeutet (F(1, 40) = 15,02; p < .001) und andeutet, daß Modell 3 mit Parasitenstress als Variabler besser zu den Daten passt als Modell 2:
Zur Intensität der Musik der Metalbands: Auch hier wurden analoge Analysen durchgeführt, ich kürze die Ergebnisse hier jedoch ab, wenn ich sage, daß kein signifikanter Zusammenhang zwischen Intensität und Parasitenstress gefunden wurde.
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Diese Befunde deuten die Autoren als Beleg dafür, daß, wenn in europäischen Ländern höherer Parasitenstress vorliegt, die Anzahl der Metalbands in diesen Ländern sinkt, sofern die Variablen Population und HDI kontrolliert werden. Das könne bedeuten, daß an solchen Orten mehr Metalbands gegründet und gut aufgenommen werden, wo Individuen offener gegenüber neuen Erfahrungen und Neuem generell und eher geneigt sind, Fremdgruppen und Nonkonformität zu tolerieren. Im Gegensatz dazu ist in Gegenden mit hohem Parasitenstress, wo Individuen konservativer und kollektivistischer sind und wo Ethnozentrismus, Xenophobie, Wertekonformität und Traditionalismus vorherrschen, die Akzeptanz und Integration von Heavy Metal Kultur nicht adaptiv.
Und obwohl in der Studie Persönlichkeitsmerkmale (wie z.B. diese) nicht mitgetestet wurden, könne Offenheit für Erfahrungen als vermitteltender Faktor bei der Verbindung zwischen Parasitenstress und Präferenz für Metalmusik stehen. Hoher Parasitenstress kann geringe Offenheit für Erfahrungen vorhersagen und die Bevorzugung intensiveren Metals ist assoziiert mit dem Persönlichkeitsmerkmal “Offenheit für Erfahrung”. Insgesamt könne man die Studie so interpretieren, daß Parasitenstress eine Rolle bei der Ausformung menschlicher Musikvorlieben spiele und daß Individuen aus Regionen mit geringerem Parasitenstress offener für neue musikalische Horizonte und Erfahrungen sind.
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Obacht: Wie immer bei Studien, die eine Assoziation in Form einer Korrelation zeigen, ist natürlich kein Beweis eines kausalen Zusammenhangs erbracht und es besteht die Möglichkeit, daß etwa die Haltung zu Fremdgruppen und die Parasitenlast in einer Gesellschaft gemeinsame, z.B. soziale Ursachen haben.
Vielleicht ist es ja auch einfach so, daß Parasiten einfach keinen guten Musikgeschmack haben und lieber verweichlichte Chartsmusik hören 😉 In diesem Sinne, ich gehe jetzt Musik aus der Kategorie 4 (Mohs Skala Level 11) hören und mich an allgemeiner Parasitenfreiheit erfreuen 🙂
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Referenzen:
[1] Pazhoohi, F., & Luna, K. (2018). Ecology of Musical Preference: the Relationship Between Pathogen Prevalence and the Number and Intensity of Metal Bands. Evolutionary Psychological Science, 1-7.
[2] Thornhill, Randy; Fincher, Corey (2014). The Parasite-Stress Theory of Values and Sociality. New York: Springer. pp. 59–63
[3] Fincher, C. L., Thornhill, R., Murray, D. R., & Schaller, M. (2008). Pathogen prevalence predicts human cross-cultural variability in individualism/collectivism. Proceedings of the Royal Society of London B: Biological Sciences, 275(1640), 1279-1285.
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