Übermorgen stirbt das Jahr 2022 aber heute vor 96 Jahren starb Rainer Maria Rilke.
Für mich der größte Lyriker deutscher Sprache (dessen Nachlass kürzlich vom Marbacher Literaturarchiv erworben wurde und bald der Öffentlichkeit zugänglich sein wird :)) )
XII. Sonett
Wolle die Wandlung. O sei für die Flamme begeistert,
drin sich ein Ding dir entzieht, das mit Verwandlungen prunkt;
jener entwerfende Geist, welcher das Irdische meistert,
liebt in dem Schwung der Figur nichts wie den wendenden Punkt.
Was sich ins Bleiben verschließt, schon ists das Erstarrte;
wähnt es sich sicher im Schutz des unscheinbaren Grau’s?
Warte, ein Härtestes warnt aus der Ferne das Harte.
Wehe -: abwesender Hammer holt aus!
Wer sich als Quelle ergießt, den erkennt die Erkennung;
und sie fuhrt ihn entzückt durch das heiter Geschaffne,
das mit Anfang oft schließt und mit Ende beginnt.
Jeder glückliche Raum ist Kind oder Enkel von Trennung,
den sie staunend durchgehn. Und die verwandelte Daphne
will, seit sie lorbeern fühlt, daß du dich wandelst in Wind.
–R.M. Rilke
__
und damit wünsche ich allen LeserInnen einen sanften und freudvollen Übergang ins neue Jahr, welches glücklicher sein möge, als das vergangene.
Ob und wie es hier weitergehen wird, weiß ich noch nicht. So oder so: wir sehen uns wieder… auf der anderen Seite!
Kommentare (4)