Ich hatte das, was ich hier zur erneuten Wahl Trumps zum US-Präsidenten sagen wollte, zunächst nur als Nachtrag zu meiner Reaktion auf seine erste Wahl vor acht Jahren aufgeschrieben.
Da nun aber noch einige andere Stimmen, darunter die von mir sehr geschätzten Sam Harris und Jerry Coyne, aber auch andere öffentlich meine Einschätzung teilen, daß der Widerstand, die Reaktanz gegen, das Abgestoßensein und „Schnauze voll haben“ von der woken Linken bzw. den Extremen des „critical social justice“-Aktivismus einen ganz erheblichen Faktor und zwar noch deutlich ausgeprägter als in 2016 für den Wahlsieg Trumps dargestellt haben, widme ich dem nun doch einen eigenen Beitrag.
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Ich hätte es 2016, als „es“ zum ersten Mal passiert ist, absolut nicht für möglich gehalten, daß die Welt acht Jahre später sich ungläubig die Augen reibend noch einmal vor derselben Situation stehen würde. Doch „es“ ist passiert: die US-Amerikaner haben diesen
„erschütternd ignoranten, narzisstischen Bajazzo, diesen rassistischen, homophoben, frauenverachtenden Chauvi [und] pathologischen Lügner, [der] spektakulär, ja obszön ungeeignet für dieses Amt“
ist, tatsächlich noch einmal zu ihrem Präsidenten gewählt, einen verurteilten Straftäter, gegen den als ersten Präsidenten der Geschichte zwei Amtsenthebungsverfahren angestrengt wurden und der sich – ebenfalls als erster in der Geschichte – nicht zu einer friedlichen Machtübergabe bekannte. Das kommt vielen, jetzt, da man vier Jahre seiner Amtsführung erlebt hatte und er in den letzten 8 Jahren noch immer bizarrer, unanständiger, abständiger und erratischer geworden ist, völlig unbegreiflich vor. „Wie können Sie nur?!“
Ich hingegen erachte das, was ich vor acht Jahren schon in jenem Artikel als Mitgrund ausgemacht hatte, auch dieses Mal wieder und sogar in stärkerem Ausmaß als Erklärung für den Wahlausgang: der Widerwille, die Reaktanz gegen die woke-linke, identitätspolitische Ideologie und ihren Aktivismus. Ich habe das auch in einem anderen Artikel diskutiert und bin überzeugt, daß
daß diese für ein politisches Amt – und erst recht das mächtigste der Welt – maximal ungeeignete menschliche Groteske gewählt wurde, auch (und in vermutlich nennenswertem Maße) an einer Gegenreaktion gegen die […] in den USA […] grassierende und als übergriffig, bevormundend und in ihren Verfemungsreflexen als extrem anmaßend empfundene woke Ideologie [lag], die von der Wählerschaft vor allem mit den Demokraten in Verbindung gebracht wurde, während sie gleichzeitig wahrnahm, wie deutlich sich Trump ostentativ und konträr dazu davon abgrenzte.
Neu hinzugekommen zu den Abstoßung erzeugenden Woke-Auswüchsen sind dieses Mal noch 1.) der z.T. komplett ausgeartete Trans-Aktivismus (mit Hormongaben und verstümmelnden OPs bereits für Kinder und Minderjährige, aber auch mit biologischen Männern im Frauensport), der nach Sam Harris‘ Einschätzung ganz besonders großen Widerwillen erzeugt hat, oder, wie er es ausdrückt:
„Ein schockierender Prozentsatz der Demokraten denkt, dass die ganze Kontroverse über Trans-Rechte und Geschlechtsidentität bei Kindern nur rechte Bigotterie ist und politisch kein Thema, während es offensichtlich ist, dass es für Millionen von Amerikanern genauso gut das einzige Thema bei dieser Wahl gewesen sein könnte – nicht, weil sie transphobe Arschlöcher sind, sondern weil sie einfach die neue Metaphysik und sogar die neue Biologie nicht akzeptieren, die von Trans-Aktivisten und den Institutionen, die sie erfolgreich drangsaliert und gekapert haben, vorgegeben werden. . . . Glückwunsch, Demokraten: Ihr habt das absolut nervigste, irritierendste Ding in der ganzen verdammten Galaxie gefunden und es euch um den Hals gehängt.“
Außerdem 2.) der ungezügelte und völlig unverhohlene Antisemitismus in dieser Bewegung, der sich nach dem Massaker der Hamas an Israelis nach dem 7.10.23 unter anderem in den propalästinensischen College-Protesten in den USA offenbarte. Wenn dann ein Trump diesbezüglich folgendes ankündigt:
„In meiner ersten Woche zurück im Oval Office wird meine Regierung jeden College-Präsidenten darüber informieren, dass sie ihre Akkreditierung und die Unterstützung mit Steuergeldern verlieren werden, wenn sie die antisemitische Propaganda nicht beenden… Als nächstes werde ich jede Bildungseinrichtung in unserem Land darüber informieren, dass, wenn sie Gewalt, Belästigungen oder Drohungen gegen jüdische Studenten zulassen, die Schulen für Verstöße gegen das Bürgerrechtsgesetz zur Rechenschaft gezogen werden“
, dann stimme nicht nur ich ihm darin zu, dann werden auch sehr viele Amerikaner, die ein Problem mit wokem Antisemitismus haben, das gutheißen. Für viele amerikanische Juden, die traditionell eher Demokraten wählen, mag das sogar ein Grund gewesen sein, diesmal anders zu wählen.
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