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Das Jahr 2025 beginnt ganz gut: Unter Leitung der Präsidentin der DGRM, Prof. Stefanie Ritz (Institutsleitung der Rechtsmedizin Düsseldorf), ist es Frau Ritz, den Kollegen Schmeling, Auwärter und mir gelungen, eine Förderzusage für eine Nachwuchsakademie der DFG für Rechtsmediziner und Forensische Wissenschaftler (Genetiker und Toxikologen) zu erhalten.

Die Nachwuchsakademie ist ein strategisches Förderinstrument und wendet sich besonders an etablierte Wissenschaftler, die das Ziel haben, dem wahrgenommenen Mangel an Wissenschaftlern früher Karrierephasen in ihrem jeweiligen Fach mit der Durchführung einer themenbezogenen Nachwuchsakademie zu begegnen. – DFG

Genau das ist der Plan, denn es gibt einfach zu wenige DFG-Anträge aus dem Feld der Rechtsmedizin und der mit ihr assoziierten forensischen Toxikologie und Molekularbiologie in Deutschland. Wir hoffen, daß wir junge Kollegen aus diesen Bereichen dazu motivieren können, unter unserer Anleitung und mit unserer Begleitung und Unterstützung (Teil der Akademie ist ein einwöchiges Intensiv-“Bootcamp”) ihre Forschungsideen zu einem ersten eigenen DFG-Antrag auszuarbeiten. Das würde die Forschung in unserem gemeinsamen Feld befeuern und ihr neuen Wind bringen.

Wir wollen mit der Akademie in diesem Jahr hoffen auf rege Beteiligung und qualifizierte Bewerbungen. Wenn es mehr zu sagen gibt, z.B. zur Bewerbung, werde ich das hier verkünden.

_________

Nachtrag am 17.02.2025: Die Ausschreibung ist nun veröffentlicht, die Bewerbungsphase hat begonnen.

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Kommentare (15)

  1. #1 RPGNo1
    17/01/2025

    Herzlichen Glückwunsch!

  2. #2 Joseph Kuhn
    17/01/2025

    Interessant. Gibt es Erfahrungen aus anderen medizinischen Fachbereichen?

  3. #3 Staphylococcus rex
    17/01/2025

    Im Bereich der kliniknahen Laborfächer (Mikrobiologie, Labormedizin, Transfusionsmedizin, Pathologie/Rechtsmedizin) gibt es nicht nur ein Problem bei der Nachwuchsförderung für die Wissenschaft. Auch auf der fachärztlichen Seite gibt es ganz große Nachwuchsprobleme. Wenn in den nächsten Jahren die Boomer in Rente gehen, werden viele Stellen frei, die absehbar nicht nachbesetzt werden können und dies wird in der medizinischen Versorgung Lücken aufreißen.

    Für den Versorgungsauftrag ist nicht die DFG zuständig, es ist zumindest schonmal gut, dass hier ein Problem erkannt wurde. Damit ist die DFG weiter als die Krankenkassen oder der Gesundheitsminister. Wenn der politische Wille da ist, dann gibt es Förderprogramme (wie vor einigen Jahren für den flächendeckenden Einsatz von Krankenhaushygienikern). Das Problem ist hier der Zeitfaktor, eine Facharztausbildung dauert 4-5 Jahre, eine längere Durststrecke ist somit unvermeidbar.

  4. #4 Joseph Kuhn
    17/01/2025

    @ Staphylococcus rex:

    Ja, das Nachwuchsproblem stellt sich in vielen Bereichen, z.B. auch in der Psychiatrie oder im ÖGD. Besonders abstrus ist es im Moment bei den Nichtärztlichen Psychotherapeuten. Da ist die Finanzierung der Weiterbildung (für die Kassenzulassung nötig) nach der neugeregelten Ausbildung offen, der hier an sich vorhandene Nachwuchs steht sozusagen auf der Straße.

    Beim ÖGD gibt es ein sehr aktives Nachwuchsnetzwerk (https://noeg.org/). Vielleicht kann ja so was Ähnliches auch aus der Forensik-Nachwuchsakademie entstehen.

  5. #5 zimtspinne
    17/01/2025

    Ihr entführt gerade die Diskussion ins off und versaut mir die Freitagslaune obendrein. #Ärztemangel

    Aber es wird Licht am Ende des Tunnels oder ist das nur ein entgegenkommender Zug?

    https://dorfladen-netzwerk.de/tante-enso/

    und was, wenn es nicht mal Tante Enso aufm Dorf (+Kleinstadt) gibt?

  6. #6 zimtspinne
    17/01/2025

    Hab mir das Enso-Modell mal näher angeschaut.
    Gesundheitsboxen mit Telemedizin, aha aha.
    Ich dachte schon, eine Selbstbedienungsstation mit Blutdruckmessen, Zuckertest, Schwangerschaftstest, Coronatest und was es noch geben könnte.

    https://www.weser-kurier.de/bremen/wirtschaft/das-bremer-unternehmen-enso-tante-emma-laden-wird-zum-landarzt-doc7yfn0c0zijn80z6w5ty

  7. #7 zimtspinne
    17/01/2025

    Oh, das Blutdruckmessen und Herzfrequenz (wollte ich auch schon schreiben, sind ja die gängigen Messgeräte, die eh fast jeder hat inzwischen) stimmen sogar.

    Wenn dort aber jemand hinter der Scheibe sitzt, ein Arzt vermute ich, warum wird das Telemedizin genannt? Stationäre Medizinbox wäre zutreffender.

  8. #8 zimtspinne
    17/01/2025

    Zurück zum Thema

    @ Cornelius

    Wäre der schweizer Weg, dem Fachkräftemangel in der RM zu begegnen nichts für Deutschland?

    Forensic Nursing

    https://www.irm.uzh.ch/dam/jcr:809ac70c-4ba9-467d-b452-6a4e612cbb83/Fach%C3%A4rztInnenmangel%20und%20Forensic%20Nursing%20by%20Michael%20Thali%20final.pdf

    Im Rahmen der zunehmenden interpersonellen Gewalt hat sich die Rechtsmedizin in den letzten
    beiden Jahrzehnten zunehmend der forensischen Lebenduntersuchung hingewendet.
    So zeigen zum Beispiel die Untersuchungszahlen des Institutes für Rechtsmedizin der
    Universität Zürich, dass bei den jährlichen konstanten Legalinspektions-Untersuchungen von
    zirka 1000 Verstorbenen pro Jahr sich in den letzten 10 Jahren die Untersuchungen von
    Lebenden von circa 100 im Jahre 2010 auf knapp 1000 im Jahre 2022 um den Faktor zehn
    erhöht haben3
    . Die Forensische Medizinische Abteilung wurde infolgedessen in die beiden
    Bereichsleitungen „Postmortale Rechtsmedizin“ und „Klinischer Rechtsmedizin“
    aufgegliedert.
    Diese Einteilung hat sich insofern bewährt, konnte bei ebenbürtiger Grundausbildung in
    Forensik sich die Rechtsmediziner.innen in den beiden Subdisziplinen einerseits spezialisieren,
    anderseits wurden für aussenstehende Organisationen der Rechtspflege, Spitäler und auch
    Opferhilfeorganisationen etc. die entsprechenden kompetenten Ansprechpersonen definiert und
    sichtbar.
    [….]

    Ob die “interpersonelle Gewalt” wirklich zugenommen hat oder sich nur ein stärkeres Bewusstsein dafür entwickelt hat, da bin ich mir nicht sicher.
    Gibt es diese Aufgliederung in postmortale und klinische Rechtsmedizin in dieser Form auch in D?

  9. #9 Joseph Kuhn
    17/01/2025

    @ zimspinne

    “Ihr entführt gerade die Diskussion ins off und versaut mir die Freitagslaune obendrein.”

    Das hat RPGNo1 mit seinem netten Kommentar nicht verdient!

    Freitagslaune wird im Übrigen überschätzt. Der Trend geht zur Mittwochslaune.

  10. #10 zimtspinne
    17/01/2025

    Immerhin ist heute nicht Freitag, der 13.!
    Es könnte immer noch schlimmer sein, muss man sich immer selbst ermutigen. 🙂

  11. #11 Joseph Kuhn
    17/01/2025

    @ Zimtspinne:

    “Immerhin ist heute nicht Freitag, der 13.!”

    Ich glaube, wirklich Sorgen muss man sich erst am Freitag dem 42. machen.

  12. #12 Cornelius Courts
    18/01/2025

    @RPGNo1: DANKE 🙂
    ____

    @Joseph: “Gibt es Erfahrungen aus anderen medizinischen Fachbereichen?”

    soweit ich gehört habe, sind diese Akademien recht erfolgreich und wirksam 🙂

    ____

    @zimtspinne: “Wäre der schweizer Weg, dem Fachkräftemangel in der RM zu begegnen nichts für Deutschland?”

    puh, das kann ich nicht sagen; zumal auch wir in Deutschland z.B. in Köln schon viele Lebenduntersuchungen machen, parallel zu ca. 1000 Obduktionen pro Jahr. Wenn man das Fach nicht besser fördert und stärkt, um Nachwuchs anzuziehen und auch für Wissenschaft ausbildet, wird es einfach noch mehr ungeklärte und unentdeckte Todesfälle geben… das weiß jeder, das ist aber der Politik bekanntlich egal (bis es vielleicht mal einen von den denen trifft, analog zu C. Özdemir, dessen Tochter ihn auf die Folgen der betriebenen Asylpolitik aufmerksam machen musste) – wir wissen ja: Tote haben keine Lobby 🙁

    Bei uns im Fach (forens. Genetik) gibt es weniger das Problem mit Nachwuchsmangel, eher das Problem mit Stellen (jedenfalls an der Uni und nur da kann man forschen). Bin aber mal gespannt, wenn die Generation Z als Bewerber kommen; da graust es mir jetzt schon.

  13. #13 Joseph Kuhn
    18/01/2025

    @ CC:

    “erfolgreich und wirksam”

    Bin auf deine ersten Erfahrungen, was gut läuft und was weniger gut, gespannt.

    “unentdeckte Todesfälle”

    Lebende Leichen? 😉

  14. #14 zimtspinne
    18/01/2025

    Also wäre jetzt die richtige Zeit für den perfekten Mord?
    Ich meine damit aber nicht, dass es gar keinen Anfangsverdacht gibt und das Tötungsdelikt einfach unentdeckt bleibt, sondern schon ein richtiges Katz- und Mausspiel.

    Oh, die Gen Z. Dann musst du umstellen von CSI-Effekt auf Tiktok-Effekt. Obwohl es wirklich ein paar empfehlenswerte Kanäle für True Crime gibt (nicht bei Tiktok).

  15. #15 Cornelius Courts
    17/02/2025