Aus der Tatsache,
dass im Schreiben relativ offen gesagt wird, dass es wohl durchaus zu
Unregelmäßigkeiten kommen könnte (zumindest lässt
es sich so interpretieren) mag jeder seine eigenen Schlüsse
ziehen. Fest steht, dass hier die Beobachtung eigentlich öffentlich
stattfindender Vorgänge unterbunden werden soll. Unabhängig
davon, wie man zu der Aktion des CCC stehen mag, wird der Wahlvorgang
offenbar auch von berufener Stelle als „gefährlicher“ als
eine Urnenwahl eingestuft, da man ja entweder Angst vor tatsächlichen
Manipulationen zu haben scheint, oder die Aufdeckung von
Unregelmäßigkeiten befürchtet. Alles Sorgen, die sich
bei einer Wahl mit Kugelschreiber und Papier gar nicht erst auftun.
Neben den bereits
angeführten Problemen ist es darüber hinaus auch zu weniger
schlimmen und eher zu erwartenden Technik-Ausfällen gekommen:
Viele ältere Mitbürger kamen mit der Bedienung des
Wahlcomputers nicht zurecht und mussten sich von den Wahlhelfern
assistieren lassen, die selbst manchmal nicht so richtig Bescheid
wussten. [Quelle]
Auch bei der Veröffentlichung der Ergebnisse hakte scheinbar die Technik: Die Ergebnisse für Lampertheim wurden gegen 19.20 auf der Seite
des Hessischen Wahlleiters bekanntgegeben [Quelle],
da im Vergleich zu 14.641 Wählern in 2003 aber nur 1.689 in die
aktuellen Ergebnisse eingingen, und die Wahlbeteiligung bei aller
Politikverdrossenheit nicht so stark gesunken ist, konnte dieses
vorläufige Ergebnis noch nicht so recht passen. Um 19.21 wurde
die Freigabe dann auch wieder zurückgezogen [Quelle],
und die etwas später erneut veröffentlichten vorläufigen
Ergebnisse sahen dann schon ganz anders aus [Quelle].
Keines dieser
Probleme deutet auf eine Manipulation oder eine aus anderen Gründen
ungültige Wahl hin. Sie verdeutlichen aber, dass die
Anfälligkeit einer Computerwahl sowohl für gezielte
Manipulationen als auch für technische Ausfälle wesentlich
höher ist, als dies bei einer „traditionellen“ Wahl der Fall
wäre. Als Informatiker bin ich alles andere als technikfeindlich
und sehe durchaus die Vorteile einer Computerwahl. Die Wahlen sind
aber nicht ohne Grund eines der kostbarsten Güter unserer
Demokratie – und wir sollten erst dann dazu bereit sein, auf Urnen
und Wahlzettel zu verzichten, wenn wir ganz sicher sein können,
dass wir es richtig hinbekommen. Wenn auch nur an der Hälfte der
Geschichten, die zur Zeit in Blogs und Foren diskutiert werden, und
die ich in diesem Post längst nicht alle berücksichtigen
konnte, tatsächlich etwas dran sein sollte, dann hat der
hessische Versuchsballon den Beweis dafür erbracht, dass wir es
momentan noch nicht können. Und das sollte uns allen vor der
nächsten Wahl eine Denkpause wert sein.
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