Diverse Leute fragen mich in letzter Zeit immer wieder nach der “Keshe Foundation”. Ob das, was dort gemacht wird, ernst zu nehmen sei? Ob das echte Wissenchaft sei? Die kurze Antwort lautet “Nein”.
Die “Keshe Foundation” wurde von Mehran Tavakoli Keshe gegründet. Der iranische Erfinder erzählt dort von seinen Forschungen und revolutionären Erfindungen. Im Internet kursiert seit einiger Zeit ein deutschsprachiges Promotionsvideo, in dem die Arbeit von Keshe vorgestellt wird. Dort wird von all den Wundern erzählt, die dank der neuen und beeindruckenden Erkenntnisse von Keshe möglich sind.
Die Keshe-Technik bringt uns neue sichere und billige Energiequellen, mit ihr können wir Raumschiffe bauen und den Weltraum erforschen, bessere Autos, neue Werkstoffe und heilt nebenbei auch noch Krebs, multiple Sklerose und diverse andere schweren Krankheiten. Das klingt alles sehr revolutionär und die Zuseher werden aufgefordert, die frohe Botschaft zu verbreiten:
“Ziel des Videos ist es, jedem mitzuteilen, dass die Technologie existiert, bereits hier ist und uns allen gehört.”
Leider werden die neuen Erkenntnisse aber von bösen Regierungen und Konzernen unterdrückt und deswegen müssen alle ganz viel Werbung für die Keshe-Foundation machen, damit die Menschen endlich in der schönen neuen Welt leben können. Der letzte Satz im Video lautet:
“Die Technologie gehört dir. Stelle also sicher, dass du Zugang dazu erhälst und hilf uns, eine neue bessere Zukunft für uns alle zu gestalten.”
Ja, das ist schon cool. Da gibt es diese tolle neue Technologie und sie gehört mir! Das schau ich mir doch gleich mal genauer an. Ich will ja wissen, was mir da nun gehört. Auf der Homepage der Keshe Foundation werde ich aber enttäuscht. Zur Begrüßung wird mir dort folgendes erklärt:
Aha. Die Keshe-Technik gehört also doch nicht mir, sondern Herrn Keshe und ich darf erst dann auf die Homepage, wenn ich das bestätigt habe…
Es sollte eigentlich jedem schon jetzt klar sein, dass hier irgendwas nicht stimmt. Genaugenommen sollte das schon viel früher klar geworden sein. Die Keshe Foundation behauptet im wesentlichen, dass sie sämtliche Probleme der Welt lösen kann. Sie verspricht neue Energiequellen, eine saubere Umwelt und die Heilung der Krankheiten. Und noch viel mehr. Und sie verspricht das nicht für irgendwann, sondern für jetzt. Die Technologie existiert und funktioniert und wenn die bösen Konzerne und Regierungen nicht wären, würden wir schon alle im Paradies leben. Bei solch grandiosen Behauptungen muss man skeptisch werden…
Aber vielleicht ist ja Mehran Keshe wirklich die neue Kombination aus Einstein und Jesus und hat das wissenschaftliche Rezept zur Erlösung der Menschheit gefunden? Man weiß ja nie… Die Homepage seiner Foundation hilft aber leider nicht wirklich weiter, wenn man konkrete Informationen haben. Das fängt schon beim Lebenslauf von Keshe an, der mehr als nur vage ist:
“In September 2004 he was invited by a leading western country (…)
(…) his technology was under consideration by scientists at a university.
(…) a commercial development partner was found to study the practicality of developing this system.”
Ein “westliches Land” hat Keshe eingeladen und dort wurde seine Technologie “von Wissenschaftlern” an “einer Universität” untersucht. Und ein “Partner aus der Wirtschaft” hat eine Studie durchgeführt. Irgendwer hat also irgendwo irgendwas gemacht, aber Details gibt es keine. Schon seltsam irgendwie. Vorhin im Video ging es ja nach darum, dass die Technologie existiert, uns allen gehört und dringend verbreitet werden muss. Sollte man da nicht mit ein paar mehr Details rausrücken?
Wenn man den wissenschaftlichen Gehalt einer Theorie beurteilen will, dann liest man am besten erst einmal die dazu gehörenden wissenschaftlichen Fachpublikationen. Dort sollte man alle wesentlichen Informationen finden, denn dazu sind sie ja da. Und außerdem hat eine Veröffentlichung in einer Fachzeitschrift eine Qualitätskontrolle und eine Begutachtung durchlaufen. Man kann also mit einiger Sicherheit davon ausgehen, dass dort kein kompletter Unsinn zu finden ist. Ich habe daher mal nachgesehen, was Keshe im Abschnitt “Scientific Papers” der Homepage schreibt.
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