Nicht nur der Komet ISON sorgt in der Weltuntergangsszene derzeit für Aufregung. Auch der kürzlich entdeckte Asteroid 2013 TV135 muss wieder mal für Panikmache her halten. Er soll am 26. August 2032 mit der Erde kollidieren und den “Weltuntergang” verursachen. Und wie das halt so ist mit dem Internet wird eine Nachricht dieser Art schnell und weit verbreitet und das leider meistens ohne das man vorher darüber nachgedacht hat. Es ist also an der Zeit für ein paar Fakten.
- Der Asteroid 2013 TV135 existiert tatsächlich. Er wurde am 8. Oktober 2013 von Astronomen am Krim-Observatorium in der Ukraine entdeckt. Das ist an sich nicht weiter bemerkenswert. Es werden ständig neue Asteroiden gefunden. TV135 ist zum Beispiel der 3397te Asteroid der in der ersten Oktoberhälfte gefunden wurde (das kann man an seinem Namen ablesen)! Im Sonnensystem gibt es Milliarden von Asteroiden und je besser unsere Instrumente werden, desto mehr von ihnen finden wir auch.
- Der Asteroid 2013 TV135 gehört zur Gruppe der erdnahen Asteroiden. Wie der Name schon sagt sind das Asteroiden, die der Erde prinzipiell nahe kommen können. Daraus folgt aber nicht zwingend, dass sie auch gleich mit ihr zusammenstoßen.
- Am 16. September 2013 hat der Asteroid die Erde in einem Abstand von 6,7 Millionen Kilometer passiert. Näher ist er bei seinem aktuellen Umlauf nicht gekommen und näher wird er der Erde auch in absehbarer Zukunft nicht kommen.
- Erst im Jahr 2032 wird sich der Erde wieder nähern. Für den 26. August 2032 zeigen die aktuellen Berechnungen eine Kollisionswahrscheinlichkeit von 1 zu 19000. Wem das zu gefährlich klingt: Das entspricht einer Wahrscheinlichkeit von 99.9946 Prozent, dass der Asteroid die Erde NICHT trifft.
- Die Turiner-Skala ist eine System um die Gefahr durch Asteroiden einheitlich zu klassifizieren. 2013 TV135 hat einen Wert von “1” auf der Turiner-Skala. Das bedeutet:
“Eine routinemäßige Neuentdeckung, für die ein Vorbeiflug vorhergesagt wird, der keine ungewöhnliche Gefahr darstellt. Die aktuellen Berechnungen ergeben, dass eine Kollision extrem unwahrscheinlich ist. Weitere Beobachtungen werden höchstwahrscheinlich zu einer Rückstufung in die Klasse 0 führen.”
- Man darf sich die Entdeckung eines Asteroiden nicht so vorstellen, wie man es im Kino oft sieht. Da schauen die Astronomen ja nur kurz durchs Teleskop, sehen dann einen Felsbrocken durch die Gegend fliegen, tippen ein bisschen am Computer und haben sofort eine perfekte 3D-Animation der Flugbahn des Asteroiden. In der Realität sieht das ganz anders aus. Hier sind die Asteroiden nur schwach leuchtenden Lichtpunkte am Nachthimmel die sich nicht bewegen. Zumindest nicht, wenn man einfach nur durch das Teleskop schaut. Man muss schon mehrere Aufnahmen zu verschiedenen Zeiten machen um sehen zu können, dass sich der Lichtpunkt im Vergleich zu den Hintergrundsternen bewegt. Wie das im Fall von 2013 TV135 aussieht, zeigt dieses Video:
Die fetten schwarzen Punkte im Bild sind Sterne und der Asteroid ist nur schwach gräulich und kaum zu erkennen.
- Um die Bahn eines Asteroiden zu bestimmen, braucht man auf jeden Fall mehr als nur eine Beobachtung. Mindestens drei Aufnahmen zu verschiedenen Zeiten sind nötig um seinen Orbit zu berechnen. Aber diese Bahn ist dann natürlich nur so genau wie es die Aufnahmen gewesen sind. Jede Beobachtung hat Fehler und ist ein wenig ungenau. Daher ist auch die berechnete Bahn ungenau und zwar um so mehr, je weiter man sie in die Zukunft projiziert. Man braucht nur wenige Beobachtungsdaten um zu berechnen wo sich der Asteroid morgen befinden wird. Will man aber wissen wo der Asteroid in 20 Jahren ist, braucht man VIELE Daten die von möglichst vielen verschiedenen Sternwarten auf der Erde gewonnen worden sind.
- Diese Daten hat man bei 2013 TV135 noch nicht. Er wurde ja auch gerade erst entdeckt. Seine Bahn ist daher noch ungenau und man kann nicht exakt sagen, wo er sich in Zukunft befinden wird. Man kann nur eine recht große Region im Weltraum angeben, in der sich der Asteroid irgendwo aufhalten wird. Und in dieser Region befindet sich eben auch die Erde. Je mehr Daten gesammelt werden, desto kleiner wird die Region der potentiellen Aufenthaltsorte und desto wahrscheinlicher ist es, dass keine Kollision mehr stattfindet.
- Es passiert immer wieder mal, dass man Asteroiden entdeckt und ihre provisorischen und ungenauen Bahnen auf eine Kollision mit der Erde hindeuten. Aber eine genauere Beobachtung führt dann meistens schnell zu einer Entwarnung – wie es zum Beispiel auch beim “gefährlichen” Asteroid Apophis der Fall war.
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