Dieses interessante Interview mit Richard Feynman, das 1983 im Rahmen der BBC-Serie “Fun to Imagine” entstand, wurde heute ausführlich bei Sciencealert diskutiert. Es liefert einen – wie ich finde – hervorragenden Denkanstoß für die Wissenschaftskommunikation, den ich mit diesem Repost in die ScienceBlogs weitertragen möchte. Feynman wird gebeten zu erklären, warum Magnete sich anziehen und abstoßen können und weigert sich – zunächst ein wenig schroff, dann aber durchaus freundlich – auf eine der üblichen Vereinfachungen (“Die sind quasi wie mit einem Gummiband verbunden” etc. pp.) auszuweichen. Wem der Wissens-Bezugsrahmen fehlt, so Feynman, der hierfür ein anschauliches Alltagsbeispiel bemüht, dem kann eine Frage nach dem “Warum” nicht einfach so beantwortet werden.

Feynmans Einstellung wäre bei vielen heutigen Wissenschaftskommunikatoren, die den Standpunkt vertreten, dass auch komplexe Sachverhalte für einen kompetenten Vermittler auf einfache Art und Weise erklärbar sein müssen, vermutlich äußerst unpopulär – aber ist sie deshalb auch falsch? Die meisten erinnern sich vermutlich noch daran, mit welchen stark vereinfachten – und teilweise bewusst fehlerhaften – Erklärungsmodellen einem in der Mittelstufe nähergebracht wurde, wie Atome aufgebaut sind. War das rückblickend betrachtet nun richtig, weil es jungen Menschen den Einstieg in eine komplexe Materie erleichtert hat – oder falsch, weil es dazu geführt hat, dass viele, die sich später nicht mehr mit der Materie befasst haben, bis heute falsche Vorstellungen mit sich herumtragen…?

Kommentare (39)

  1. #1 znEp
    10. August 2015

    Terry Pratchett hat das in seinen Science of Discworld Büchern lies for children genannt, die dann später durch lies for pupils, lies for stundents usw. erweitert werden.
    Um beim Atommodell zu bleiben, ich find es sinnvoll erstmal mit den simplen(fehlerhaften) Modellen zu arbeiten um dann später komplexere(weniger fehlerhafte :)) Erklärungen darauf aufbauen zu lassen.
    Wenn ich nem Kind beibringe wie ein Regenbogen funktioniert erklär ich ihm ja auch erstmal nur dass das wie nen Prisma funktioniert. Warum der Regenbogen gekrümmt ist kommt dann erst später dran.Es sollte halt in der Schule/im Elternhaus/sonstiges darauf geachtet werden das man nicht absolute Wahrheiten verbreitet, sondern das Kind/die Jugendliche weiter zum Fragen stellen und skeptisch bleiben motiviert wird.
    MfG znEp

  2. #2 Krypto
    10. August 2015

    Feynman verdeutlicht im Grunde, dass das Vermitteln von Wissenschaft eine Wissenschaft für sich ist 🙂

    Ich finde, Vereinfachungen sind gut und erfüllen oftmals ihren Zweck.
    Analog zu Theorien und Modellen muss man aber ganz penibel die Schwächen und Grenzen erklären.

  3. #3 hubert taber
    10. August 2015

    die theoretiker können deshalb kein wissen vermitteln, da nur aus dem ärmel geschüttelte und unbewiesene idiotismen kein wissen sind.

    siehe z.b.unter :
    https://derstandard.at/userprofil/postings/84963

    mfg. h.t.

  4. #4 Stefan Wagner
    https://demystifikation.wordpress.com/2015/06/22/aus-wissenschaft-u-technik/
    11. August 2015

    Was ist denn das falsche Atommodell der Schule? Atome die wie kleine Sonnensysteme aussehen?

  5. #5 Jürgen Schönstein
    11. August 2015

    Hmm, stimmt die Überschrift hier, oder führt sie uns in die Irre? Feynman kann erklären, warum Magnete sich abstoßen, und er tut es auch. Aber er will dies nicht in allzu vereinfachender Form tun, und dies schien ja die Erwartung des Interviewers gewesen zu sein.

  6. #6 Karl Mistelberger
    11. August 2015

    > #5 Jürgen Schönstein, 11. August 2015
    > Hmm, stimmt die Überschrift hier, oder führt sie uns in die Irre? Feynman kann erklären, warum Magnete sich abstoßen, und er tut es auch.

    Im oben verlinkten Video sagt Feynman bei 6:44 min: so I am not going to be able to give you an answer to why magnets attract each other except to tell you that they do

    Die Stelle wo Feynman erklärt warum Magnete sich abstoßen habe ich nicht gefunden. Vielleicht können Sie mir den Zeitpunkt nennen, wo er das tut.

  7. #7 Christian Reinboth
    11. August 2015

    @Jürgen Schönstein: Ich halte die Überschrift für statthaft, da Feynman meinem Verständnis nach aussagt, dass eine vereinfachte und somit falsche Erklärung in seinen Augen keine valide Erklärung ist und er insofern in der Tat keine valide Erklärung liefern kann, solange der Bezugsrahmen fehlt. Natürlich hätte man in der Überschrift insofern zwar „will nicht erklären“ verwenden können, müsste dann aber eigentlich auch „auf vereinfachte Art und Weise“ ergänzen – oder nicht?

  8. #8 Florian
    11. August 2015

    @ Stefan Wagner: das mit den Atommodellen in der Schule ist komplex. Ich habe dazu mal eine kleine Zusammenfassung geschrieben: https://www.pro-physik.de/details/articlePdf/1377165/issue.html

  9. #9 Christian Reinboth
    11. August 2015

    @Stefan Wagner: Genau das war gemeint.

    @Florian: Vielen Dank für den Link – ein wirklich lesenswerter Artikel. Insbesondere das finale Argument für das alternative Black Box-Modell macht einen äußerst überzeugenden Eindruck: Analogien zur Markowelt sind unmöglich, da Vorgänge, die sich im quantenphysikalischen Bereich abspielen, schlicht nicht mit physikalischen Alltagserfahrungen kompatibel sind. Das trifft es doch ganz gut und dürfte für Schüler IMHO verständlicher sein, als sich im Jahreswechsel ändernde und teilweise sogar zueinander widersprüchliche Modelle.

  10. #10 Name auf Verlangen entfernt
    11. August 2015

    Das kann er natürlich nicht sagen, warum sie sich abstoßen, weil der Kern dieser Welterklärung aus mathematisierten Proportionalitäten besteht, und es daher nur konsequent ist, eine mathematische Metaphysik anzunehmen, die letztlich auch den Kräften zugrunde liegt. Das ist der Gedanke, daß das All letztlich mit Mathematik identisch ist, woraus Bücher entstehen, wie Tegmarks “Unser mathematisches Universum”, wodurch er das Wesen der Dinge haben will, oder “ist Gott ein Mathematiker” von Mario Livio.

    Ich finde Deinen Post deswegen sehr bemerkenswert, weil Du ungewollt nach dem Wesen des Magnetismus und damit aller Kraft überhaupt fragst und damit auch nach der bislang völlig unverstandenen Gravitation, bei der uns nur, aber immerhin eine Masse/Entfernungsproportionalität bekannt ist, wobei natürlich die Masse, wie alles im System wieder an der Naturkonstante Lichtgeschwindigkeit hängt.

    Ja soll denn der Feynmann kurz und knapp sagen: “Abstoßung ist ein relativistischer Effekt?”

    Gemäß des Glaubens, den die Physik hütet, eigentlich ja?!

  11. #11 Alderamin
    11. August 2015

    @Karl Mistelberger

    Die Stelle wo Feynman erklärt warum Magnete sich abstoßen habe ich nicht gefunden.

    Ab 5:30. Na ja, natürlich kann man dann weiter fragen, warum die Elektronen eine magnetische Kraft verursachen, warum sie sich ausrichten etc., das sagt er ja gerade, dass die Fragen nach dem Warum beliebig fortgesetzt werden können, aber auf Schulbuch-Level wäre das eine brauchbare Erklärung. Wenn man weiß, dass im Kreis fließender Strom ein Magnetfeld gemäß rechter-Hand-Regel erzeugt.

  12. #12 hubert taber
    11. August 2015

    die theoretiker können noch immer nicht den magnetismus erklären.
    seinen ursprung, nämlich ringförmig magnetisierte elementarteilchen.
    die form einer magnetfeldlinie, nämlich einen in sich geschlossenen zylindrischen ring mit definiertem drehsinn und steigung an seiner oberfläche.
    und auch nicht das eindringen und verkürzen von magnetfeldlinien, abhängig vom drehsinn der steigung. dieses verkürzen der feldlinien ist das anzugsmoment.
    oder das nichteindringen. wieder abhängig vom drehsinn, und damit die abstossung von gleichen magnetpolen.

    die theoretiker sind die dümmsten “wissensachafter”, die allen deren idiotismen als “wahre” erkenntnisse einreden.

    mfg. h.t.

  13. #13 Karl Mistelberger
    11. August 2015

    #11 Alderamin
    > 11. August 2015
    >

    Die Stelle wo Feynman erklärt warum Magnete sich abstoßen habe ich nicht gefunden.

    > Ab 5:30. Na ja, natürlich kann man dann weiter fragen, warum die Elektronen eine magnetische Kraft verursachen, warum sie sich ausrichten etc., das sagt er ja gerade, dass die Fragen nach dem Warum beliebig fortgesetzt werden können, aber auf Schulbuch-Level wäre das eine brauchbare Erklärung. Wenn man weiß, dass im Kreis fließender Strom ein Magnetfeld gemäß rechter-Hand-Regel erzeugt.

    Aus deinem Kommentar bin ich auch nicht schlau geworden, aber er hat mich veranlasst nach dem gesamten Text zu suchen:

    Ab 5:30:

    The situation you then have to explain is why, in magnets, it goes over a bigger distance than ordinarily. There it has to do with the fact that in iron all the electrons are spinning in the same direction, they all get lined up, and they magnify the effect of the force ’til it’s large enough, at a distance, that you can feel it. But it’s a force which is present all the time and very common and is a basic force of almost – I mean, I could go a little further back if I went more technical – but on an early level I’ve just got to tell you that’s going to be one of the things you’ll just have to take as an element of the world: the existence of magnetic repulsion, or electrical attraction, magnetic attraction.

    I can’t explain that attraction in terms of anything else that’s familiar to you. For example, if we said the magnets attract like if rubber bands, I would be cheating you. Because they’re not connected by rubber bands. I’d soon be in trouble. And secondly, if you were curious enough, you’d ask me why rubber bands tend to pull back together again, and I would end up explaining that in terms of electrical forces, which are the very things that I’m trying to use the rubber bands to explain. So I have cheated very badly, you see. So I am not going to be able to give you an answer to why magnets attract each other except to tell you that they do. And to tell you that that’s one of the elements in the world – there are electrical forces, magnetic forces, gravitational forces, and others, and those are some of the parts. If you were a student, I could go further. I could tell you that the magnetic forces are related to the electrical forces very intimately, that the relationship between the gravity forces and electrical forces remains unknown, and so on. But I really can’t do a good job, any job, of explaining magnetic force in terms of something else you’re more familiar with, because I don’t understand it in terms of anything else that you’re more familiar with.

    https://lesswrong.com/lw/99c/transcript_richard_feynman_on_why_questions/

    Der Präsentation irgendwelcher verschwurbelten Modelle ist Feynmans Vorschlag vorzuziehen. Die detailliertere Beschreibung des Wie kann aufgeschoben werden. Doch ein endgültiges Warum kann und will kein Physiker liefern.

    Was an Feynman besticht ist die vollkommene Offenheit.Sie ist seit den sechziger Jahren langsam aus der Methode gekommen. (Christian: “Feynmans Einstellung wäre bei vielen heutigen Wissenschaftskommunikatoren, die den Standpunkt vertreten, dass auch komplexe Sachverhalte für einen kompetenten Vermittler auf einfache Art und Weise erklärbar sein müssen, vermutlich äußerst unpopulär – aber ist sie deshalb auch falsch?”)

    Vollkommene Offenheit wird heute im besten Fall als mangelnde Teamfähigkeit angekreidet, meist aber viel schlimmer gewertet. Es muss auf jeden Fall eine Erklärung her. Macht aber überhaupt nichts wenn sie zu nichts nütze ist.

    Die Situation erinnert an die in der Medizin: Es spielt überhaupt keine Rolle, dass in vielen Präparaten zumindest theoretisch überhaupt kein Molekül der Wirksubstanz mehr enthalten ist , Hauptsache ich kriege das Zeug und es hilft mir (vermeintlich).

  14. #14 Karl Mistelberger
    11. August 2015

    Aus den Kommentaren zum Transsript des Viedeos:
    Some of Feynman’s response makes more sense if you watch this video: You know what curiosity looks like?

    Transskript: https://lesswrong.com/lw/96j/what_curiosity_looks_like/

  15. #15 BreitSide
    11. August 2015

    @KarlMistelberger: “Die Situation erinnert an die in der Medizin: Es spielt überhaupt keine Rolle, dass in vielen Präparaten zumindest theoretisch überhaupt kein Molekül der Wirksubstanz mehr enthalten ist , Hauptsache ich kriege das Zeug und es hilft mir (vermeintlich).”

    Falsch Homöopathie ist keine Medizin. Auch keine “alternative” Medizin.

    Zu den Modellen:

    – Das Atommodell: Gefühlt hänge ich da immer noch an dem netten Planetensystem, die Wolke geht gerade noch, aber das mit der reinen Wahrscheinlichkeit inklusive Schrödingers Katze will mir nicht so recht in den Kopf.

    – Strom: Das Modell mit der Wasserleitung taugt für Vieles (zB dass die Signalgeschwindigkeit viel höher ist als die physische Geschwindigkeit der Elektronen), beim Magnetfeld versagt es dann. Vorstellen konnte ich mir das dann noch einigermaßen, aber spätestens beim Drehstrom mit den komplexen Zahlen hörte es auf…

    Wie soll ich mir vorstellen, dass Atome, Elektronen usw. keine Farbe haben? Obwohl ich mal eine wunderschöne BBC-Doku gesehen habe, dass Farbe erst im Kopf entsteht.

  16. #16 BreitSide
    11. August 2015

    Abo?

  17. #17 Alderamin
    12. August 2015

    @Karl Mistelberger

    Aus deinem Kommentar bin ich auch nicht schlau geworden, aber er hat mich veranlasst nach dem gesamten Text zu suchen:

    Ab 5:30:

    The situation you then have to explain is why, in magnets, it goes over a bigger distance than ordinarily. There it has to do with the fact that in iron all the electrons are spinning in the same direction, they all get lined up, and they magnify the effect of the force ’til it’s large enough, at a distance, that you can feel it.

    Diesen Teil meinte ich. Wenn man gelernt hat, dass fließender Strom ein Magnetfeld erzeugt, und bei kreisendem Strom (Ring, Spule) das Feld eines Stabmagneten entsteht, dann kann man nachvollziehen, dass die kreisenden Elektronen in den Atomen wie kleine Magneten wirken und wenn sie sich ausrichten ihre Wirkung summieren.

    Das ist natürlich eine grobe Vereinfachung, die nicht so recht zur Quantenmechanik passt, wo die Elektronen ja mitnichten kreisen, sondern nur gewisse Aufenthaltswahrscheinlichkeiten in ihren Potenzialtöpfen haben, aber anhand solcher Eselsbrücken-Erklärungen kann man sich schrittweise zu einem tieferen Verständnis hocharbeiten. Für Otto Normalverbraucher reicht das völlig, als Physiker im Masterstudiengang wäre es hingegen ein No-Go, aber bis dahin man ja erst mal kommen. Das Problem, das Feynman anspricht ist, dass er nicht weiß, auf welchem Level er die Erklärung liefern soll, was der Zuhörer schon weiß. Etwa dass Strom ein Magnetfeld erzeugt. Dann müsste er von kleinen Elementarmagneten sprechen, die sich gemeinsam ausrichten können, die man aber durch Erhitzen und Schläge wieder desorientieren kann, so haben wir das in der Schule mal gelernt. Nicht umsonst geht man da auch von einem Modell zum nächsten.

    Um bei dem Bild der “Eselsbrücke” zu bleiben: es ist, als wollte man eine Brücke über eine Schlucht bauen und fängt erst mal mit einer Seilbrücke an, dann eine Hängebrücke mit Holzboden, dann eine feste Holzbrücke und dann eine Stahlbetonbrücke. Das Argument “die Seilbrücke taugt gar nichts, damit kann ich keinen LKW auf die andere Seite bringen” ist nicht stichhaltig, denn mit den einfacheren Brücken kann man immer das Baumaterial für die nächste Brücke auf die andere Seite bringen. Die einfacheren Brücken kann man dann ja wieder abreißen. So wächst halt auch das Wissen mit jedem mentalen Brückenschlag, und dabei wird man auch die alten Modelle wieder verwerfen.

    Auf dem Level, wie oben im Zitat erklärt, hätte ich den Stabmagneten auch erklären können, aber wie das quantenmechanisch funktioniert, habe ich keine Ahnung, und so weiß ich also nicht wirklich, wie ein Magnet funktioniert.

  18. #18 Karl Mistelberger
    12. August 2015

    > #17, Alderamin 12. August 2015

    Zu der Vorgehensweise, eine Eselsbrücke als Modell zu verkaufen hat Feynman die passende Formulierung: So I have cheated very badly, you see

    Aus der New York Times von 1985:

    At his best, Mr. Feynman tells us what science is really all about. He is amazed that we still inhabit such an unscientific world, where faith in witch doctors has been replaced by equally baseless beliefs ”such as that we have some knowledge of how to educate.” Science turns out to be essentially ”a long history of learning how to not fool ourselves.”

    In Band II der Feynman Lectures on Physics schreibt er abschließend zum Thema Ferromagnetismus:

    We now close our study of electricity and magnetism. In the first chapter, we spoke of the great strides that have been made since the early Greek observation of the strange behaviors of amber and of lodestone. Yet in all our long and involved discussion we have never explained why it is that when we rub a piece of amber we get a charge on it, nor have we explained why a lodestone is magnetized! You may say, “Oh, we just didn’t get the right sign.” No, it is worse than that. Even if we did get the right sign, we would still have the question: Why is the piece of lodestone in the ground magnetized? There is the earth’s magnetic field, of course, but where does the earth’s field come from? Nobody really knows—there have only been some good guesses. So you see, this physics of ours is a lot of fakery—we start out with the phenomena of lodestone and amber, and we end up not understanding either of them very well. But we have learned a tremendous amount of very exciting and very practical information in the process!

    https://www.feynmanlectures.caltech.edu/II_37.html

    Seinen Erfahrungen bei der Mitarbeit in der Kalifornischen Schulbuchkomission hat er ein eigenes Kapitel in Surely You’re Joking, Mr. Feynman gewidmet.

    Schade nur, dass er er keine Gelegenheit mehr hatte, den Karlsruher Physikkurs und sein Elektronium zu kommentieren.

  19. #19 BreitSide
    12. August 2015

    Das Problem mit den Eselsbrücken, die dann immer wieder abgerissen werden müssen, ist, dass Viele daran verzweifeln, dass sie sowas Neues mühsam gelernt haben, jetzt aber wieder “vergessen” sollen, weil es ja “falsch” ist. Spätestens beim dritten Modell steigen die Meisten dann aus.

    Erst recht, wenn sie jedes Modell von verschiedenen Lehrkräften erklärt wird.

  20. #20 Alderamin
    12. August 2015

    @Breitside

    Dabei lernt man allerdings, Modelle nicht zu überinterpretieren. In dem berühmten Ballon, der die Expansion des Universums darstellen soll, ist z.B. nichts drin, nicht einmal die Dimension seines Radius ist real.

    Und beim Gummituch-Analog für die Schwerkraft kommt man spätestens in die Bredouille, wenn der Schüler bemerkt, dass die Schwerkraft der Erde nötig ist, um die Modellmasse überhaupt in das Gummituch einsinken zu lassen und die Probemasse auf Kegelschnitten kreisen zu lassen.

    Ich kann mich übrigens noch daran erinnern, dass unsere Chemie-Lehrerin zwar wusste, dass das Bohrsche Atommodell nicht korrekt war und die Elektronen in ihm in den Kern stürzen müssten, sie konnte uns aber nicht erklären, warum das so sei (weil kreisende, also beschleunigte Ladung elektromagnetische Strahlung abstrahlt und somit Bahnenergie verliert, deshalb).

    • #21 BreitSide
      Beim Deich
      12. August 2015

      Again what learned…;-)

      Vielleicht versteh ich´s irgendwann mal auch…;-)

  21. #22 Karl Mistelberger
    13. August 2015

    > #20 Alderamin 12. August 2015
    > Dabei lernt man allerdings, Modelle nicht zu überinterpretieren. In dem berühmten Ballon, der die Expansion des Universums darstellen soll, ist z.B. nichts drin, nicht einmal die Dimension seines Radius ist real. Und beim Gummituch-Analog für die Schwerkraft kommt man spätestens in die Bredouille, wenn der Schüler bemerkt, dass die Schwerkraft der Erde nötig ist, um die Modellmasse überhaupt in das Gummituch einsinken zu lassen und die Probemasse auf Kegelschnitten kreisen zu lassen.

    In seinem Video spricht Feynman ja von Gummibändern und Magneten. In den fünfziger Jahren waren mir die beiden Dinge schon vertraut.

    Gummiringe wurden in der Volksschule von den Schülern durch Zerschneiden ausgedienter Fahrradschläuche hergestellt und für Antrieb und Bereifung von Traktoren eingesetzt. Die Traktoren fuhren auf den schräg gestellten Schreibflächen um die Wette. Der Sieger war immer sehr stolz auf seinen Erfolg und in der ganzen Klasse angesehen.

    Magnete gab es in den Lautsprechern der Röhrenradios. Wenn die Eltern gerade aus Haus waren habe ich öfter mal die Rückwand des einzigen Radios im Haus abgeschraubt und mich umgesehen. Was mich meisten verblüffte war, dass der Magnet sich ganz anders verhielt als ein Gummiring. Beim Gummiring nimmt die Spannung mit der Dehnung allmählich zu. Der Magnet aber war mit dem Schraubenzieher in der Entfernung kaum zu spüren, bei Annäherung konnte ich aber nicht vermeiden, dass er letztendlich mit einem lauten Schlag auf das Metall knallte.

    Wenn mir dann einer mit einer solchen Eselsbrücke gekommen wäre es sicherlich sehr frustrierend gewesen. Ich habe mich in ähnlichen Fällen immer damit getröstet, dass ich irgendwann sicher auf jemanden treffen würde, der es besser wüsste.

    In Herbst 1969 begann in Stuttgart ein Physikstudium. Das am meisten verbreitete Buch war Chr.Gerthsen – H.-O.Kneser: Physik, 10. Auflage. Kneser war damals einer der Professoren am Institut. Das Buch war unbefriedigend und ich habe, obwohl knausrig und mit wenig Geld zur Verfügung, ohne lang zu überlegen die drei Bände der Feynman Lectures gekauft. Der 3. und dünnste der Bände kostete in 1970 35 Mark, für einen Studenten also ein Schweinegeld. Es war trotzdem eine lohnende Investition.

    Der “Gerthsen” hat von den Vorbildern sehr profitiert und ist letztendlich überaus brauchbar. Die Neuauflage vom März 2015 hat über 1000 Seiten und kostet gerade einmal 50 €: http://www.gerthsen.de

  22. #23 Alderamin
    13. August 2015

    @Karl Mistelberger

    Gerthsen/Kneser hat uns damals die Assistentin im Physik-Praktikum empfohlen. Sowie Bergmann-Schäfer (vom letzteren habe ich mir dann auch die Mechanik und die Optik zugelegt). Das sind aber Bücher auf dem Niveau von Physikstudenten. In der Mittelstufe (vor der Integralrechnung) würde man das niemandem zumuten können und es hat ja auch nicht jeder Schüler die Ambition, Ingenieur oder Naturwissenschaftler zu werden. Wäre dann aber blöde, wenn man gesagt bekäme “Das verstehst du noch nicht, da bist du noch zu klein für”. Dann lieber eine Eselsbrücke als nix.

  23. #24 Dr. Webbaer
    13. August 2015

    Nur ergänzend:

    Die im WebLog-Artikel bearbeitete Fragestellung wie der Magnetismus funktioniert kann vereinfachend auf die alte, auf die alte griechische, auf die altgriechische Frage reduziert werden, warum sich in der einen Stein beinhaltenden und nach unten öffnenden Hand dieser Stein fallen wird.

    Oder auch nicht oder warum, vielleicht und sonstwie.

    Denn es ist ebenfalls möglich und damit auch denkbar, dass dieser Stein nicht fallen wird, bspw. verharren wird, nach oben wegfliegen wird oder sich in einen Haufen Käse verwandeln wird, der in der Folge Verständigkeit entwickelt (Spongebob-artig sozusagen) und Fragen stellen wird, womöglich unliebsame.

    Insofern ist hier das Wesen der Erkenntnis berührt und Erkenntnis (vs. Wissen – die Scientia ist insofern wesentlich cooler, begrifflich, als die im Deutschen verwendete absolute Wissenschaft) meint die Sichtenmenge auf Daten und Theorie, die in “n:m-Verhältnissen” (das Fachwort) von erkennenden Subjekten gepflegt wird.
    Die Scientia ist Veranstaltung.

    Wie sollte es auch anders sein, bei Primaten und so?

    MFG
    Dr. W (der sich das Feynman-Vid nun noch zu Ende anschauen wird, vielleicht wird ihm noch was zur Sache einfallen)

    PS:
    Zur letztabsätzlichen Fragestellung, ja allgemeine Erkenntnis darf kommuniziert werden an den Bildungsstätten, am besten nicht als wahr.

  24. #25 Dr. Webbaer
    13. August 2015

    PS:
    O-okay, Old Feynstein ist an dieser Stelle, im Vid zumindest nicht, nicht grundsätzlich geworden, die verfügbare Visualisierung kommentierend, meint der Schreiber dieser Zeilen, dass das Wesen der (natur-)wissenschaftlichen Veranstaltung von Feynman aber an anderer Stelle besser bis umfänglich erläutert worden sein könnte.
    Hofft der Schreiber dieser Zeilen zumindest, der kein Feynmanologe ist, noch nicht.

  25. #26 Dr. Webbaer
    13. August 2015

    @ znEp :
    Es ist wichtich, Old Pratchett wurde ja schon als Referenz genannt, der Reverenz würdig, wie der Schreiber dieser Zeilen findet, die Suche der Primaten nach Erkenntnis, nach Naturerkenntnis (es gibt ja noch eine zweite Suche, die nach Sittlichkeit) im skeptizistischen Sinne als temporär, dem Zeitmaß oder der Evolution geschuldet, und dementsprechend explizit als nicht wahr zu erkennen und zu verwalten, Provisorien suchend, also bestimmte Datenlagen und Theoretisierungen meinend, wobei der aufklärerisch-konstruktivistische Wissenschaftler als ständigen Vorbehalt pflegt, dass es auch anders sein könnte.

    Abär auch nicht dull, gar relativistisch zu werden, die Veranstaltung der modernen skeptizistischen (Natur-)Wissenschaftlichkeit ist schon edel.

  26. #27 Karl Mistelberger
    13. August 2015

    > #23 Alderamin, 13. August 2015
    > Gerthsen/Kneser hat uns damals die Assistentin im Physik-Praktikum empfohlen. Sowie Bergmann-Schäfer (vom letzteren habe ich mir dann auch die Mechanik und die Optik zugelegt). Das sind aber Bücher auf dem Niveau von Physikstudenten. In der Mittelstufe (vor der Integralrechnung) würde man das niemandem zumuten können und es hat ja auch nicht jeder Schüler die Ambition, Ingenieur oder Naturwissenschaftler zu werden. Wäre dann aber blöde, wenn man gesagt bekäme “Das verstehst du noch nicht, da bist du noch zu klein für”. Dann lieber eine Eselsbrücke als nix.

    Den aktuellen Gerthsen kann man jedem ambitionierten Gymnasiasten empfehlen. Und den Gymnasiallehrern (auch den künftigen) genauso. Die sind allerdings meist wenig motiviert. Und wenn ich sie im Fortgeschrittenenpraktikum fragte, was denn der Versuch eigentlich bezwecken sollte fühlten überraschend viele der Lehramtskandidaten sich provoziert. Die wollten eigentlich nur die Teilnahme am Praktikum testiert haben.

    Die mit Eselsbrücken zufriedenzustellen sind haben mit Physik nichts am Hut, denn sie wollen nur das Gleiche.

    Ich würde gerne noch was zu Büchern im Gymnasium sagen. In meinem Fall stand aber der Lehrer so im Vordergrund, dass ich absolut keine Ahnung mehr habe, welche Bücher benutzt wurden.

  27. #28 Dr. Webbaer
    13. August 2015

    Überschrift:

    Richard Feynman kann nicht erklären, warum Magnete sich abstoßen

    …schon mopsig.

    Auch das kommentarisch ergänzte ‘solange der Bezugsrahmen fehlt‘.

    Gerne in einem sich womöglich anbietenden Folge-WebLog-Eintrag zur Natur- bis Erkenntnisphilosophie des Herrn Feynman ausbauen…

    MFG
    Dr. W (der sich nun auszuklinken gedenkt, danke, es war wieder schön)

  28. #29 Dr. Webbaer
    13. August 2015

    But I really can’t do a good job, any job, of explaining magnetic force in terms in s.e. that you’re more familar with, because I don’t understand in terms of anything else, that you’re more familar with.

    >:->

  29. #30 Dr. Webbaer
    13. August 2015

    *
    familiar

  30. #31 hubert taber
    17. August 2015

    ich erkläre noch den begriff elektromagnetische induktion.
    den weder die theoretiker noch die elektrotechniker erklären können.

    wenn eine magnetfeldlinie einen metallischen leiter durchquert werden elektronen in eine definierte richtung wegbeschleunigt.
    in der flussrichtung von N nach S ist die helix der magnetfeldlinie LINKSDREHEND !
    also im gegenuhrzeigersinn.

    und nur mir dieser erkenntnis ist die generator- (rechte hand)-regel exakt erklärt !

    ich hoffe dass bald frischer wind durch die vertrockneten theoretiker-gehirne weht !

    mfg. h.t.

  31. #32 Dr. Webbaer
    17. August 2015

    “IQ 145” liegt vor, vgl, :
    -> https://fm4.orf.at/stories/1689277

    HTH
    Dr. W (der zumindest im pos. Bekloppten noch höher geratet wird)

  32. #33 hubert taber
    22. August 2015

    https://science.orf.at/stories/1761998/#forum

    damit ist alles erklärt.
    mfg. h.t.

    • #34 BreitSide
      Beim Deich
      22. August 2015

      Super, der Kommentar!

      You made my day, Hubsi! Schon lange nicht mehr so gelacht :-)))

  33. #35 Dr. Webbaer
    22. August 2015

    @ Herr Taber :
    Ihr selbst-zitiertet Erklärungsansatz für die Welt ist gar nicht so blöde, wie er vielleicht für einige klingen mag.
    Binär gehaltene Zustandsmengen werden auch bei der sogenannten Tegmark-Hypothese (“MUH”), äh, unterstellt.
    Allerdings ist diese weder falsi-, noch verifizierbar.
    Auch dies mag gut sein, wirklich solide Metaphysik könnte sich von der Natur oder Physik derart gelöst haben, no prob here,
    MFG
    Dr. W

  34. #36 Dr. Webbaer
    22. August 2015

    *
    Ihr selbst-zitierter Erklärungsansatz

  35. #37 BreitSide
    Beim Deich
    22. August 2015

    Aaaarrrgghh, ich schmeiß mich weg! Der braune WebPetz setzt noch Einen drauf!

    Das gibt morgen einen bösen Muskelkater. Weia, Lachen kann ganz schön weh tun!

  36. #38 Dr. Webbaer
    22. August 2015

    @ BreitSide :

    Sie fallen dem Schreiber dieser Zeilen mittlerweile seit vielen Jahren auf, nur: Wo ist (und bleibt) Ihre Nachricht?
    Dass Person A Person B nicht gut gut findet [1], OK, aber muss dies allgemein benachrichtigt werden?

    MFG
    Dr. W

    [1]
    Terry Pratchett war es, der mutmaßen konnte, dass die Sprachlichkeit nur deswegen entstanden ist, weil der Affe auf dem einen Baum dem Affen auf dem anderen mitteilen wollte, dass er ihn nicht gut findet.
    Bären blieben bei dieser Beobachtung außen vor.

  37. #39 BreitSide
    Beim Deich
    22. August 2015

    Die Nachricht ist, dass der braune PseudoPromovierte auf jeden noch so blühenden Unsinn aufspringt, solange er in sein reaktionäres Weltbild passt.

    Oder erklär uns mal der Täppische, welchen Teil des von jeder Wissenschaftlichkeit fernen Kommentars von Hubsi er denn für diskutabel hält.

    Ich stelle derweil mal das Popcorn kalt und den Sekt warm… :-)))