Asteroiden, die mit der Erde kollidieren. Aliens und verschlüsselte Botschaften. Raumfahrt, Satelliten und Missionen zu anderen Himmelskörpern. Esoterik und Pseudowissenschaft. Sternwarten, Computer und Teleskope. Blogs, Mord und Totschlag. Und Darmstadt…
All diese Themen sind in einem einzigen Buch zu finden: “Binärcode. Der zweite Fall für Kommissar Rünz” von Christian Gude.
Belletristik, in der sinnvoll über Astronomie und Raumfahrt geredet wird ist – abseits von klassischer Science-Fiction – eher selten. Krimis, die von Astronomie handeln sind noch viel seltener. Das Buch von Christian Gude ist eines dieser seltenen Werke – und glücklicherweise hab ich es zu Weihnachten geschenkt bekommen.
Die Krimis aus den Bestsellerlisten spielen in Venedig, in Skandinavien, in Sizilien oder anderen malerisch-exotischen Orten. “Binärcode” spielt in Darmstadt. Die Wahl mag etwas seltsam erscheinen – aber warum eigentlich nicht? Auch in Darmstadt gibt es Polizisten und auch in Darmstadt gibt es Verbrecher. Und noch etwas gibt es in Darmstadt: das European Space Operations Center ESOC der europäischen Weltraumagentur ESA!
Und genau dorthin führen die Spuren den Darmstädter Kommissar Karl Rünz als er nach einer Schießerei den Mord an einem Unbekannten und an seiner Kollegin aufklären will.
Rünz ist kein gebildeter Kommissar wie z.B. Donna Leons Commissario Brunetti. Er ist kein belesener Gourmet wie Kommissar Montalbano von Andrea Camilleri. Rünz ist ein ungehobelter Misanthrop; ein Waffennarr, der am liebsten mit einer Flasche Bier vor dem Fernseher sitzt und “Walker, Texas Ranger” schaut. Seine Frau ist eine waschechte Esoterikerin, die ihm ständig mit ihrem New-Age Kram auf die Nerven geht und sein Schwager (ebenfalls Polizist) hat immer wieder “hervorragende” Ideen, wie sich mit pseudowissenchaftlichen Unsinn Geld verdienen lässt. Rünz’ Chef ist hauptsächlich an guten Kontakten zur lokalen Politikszene interessiert und führt ein Blog in das er unverständliche Artikel voll von denglischen Managementsprech schreibt. Eine interessante Ausgangskonfiguration also 😉
Richtig spannend wird es dann, als Rünz herausfindet, dass es sich bei der unbekannten Leiche um Tommaso Rossi, einen ehemaligen Mitarbeiter der ESA handelt. Er war dort maßgeblich an der Konstruktion und dem Bau der Rosetta-Sonde beteiligt. Kommissar Rünz muss sich nun also intensiv mit dieser Mission beschäftigen:
Seltsamer Name, Rosetta. Wieso hatten sie das Ding nicht Bärbel oder Michaela genannt, wenn deutsche Steuerzahler schon einen Großteil dieser Spielerei finanzieren?
(“Bärbel” wäre ja tatsächlich ein toller Name für eine Weltraummission. Hat jemand ne gute Idee für ein Akronym?).
Rosetta existiert auch in der Realität und hat sich 2004 auf den Weg zum Kometen Churyumov-Gerasimenko gemacht den sie 2014 erreichen wird. Dort wird eine Landeeinheit abgesetzt und zum ersten Mal werden wir wirklich detaillierte Beobachtungen eines Kometen erhalten!
Rosetta und die Landeeinheit Philae
Bei der Klärung des Falls muss sich Rünz immer mehr mit Astronomie und Raumfahrt beschäftigen – Dinge, die ihn bis jetzt kaum interessiert haben. Raumdfahrt hält er sowieso für eine große unnütze Geldverschwendung. Im Laufe der Ermittlungen beginnt sich seine Meinung allerdings zu ändern. Besonders der Leiter einer Darmstädter Volkssternwarte kann Rünz für die Astronomie begeistern.
Die Suche nach den Mördern wird jedenfalls immer geheimnisvoller. Eine seltsame verschlüsselte Botschaft scheint eine wichtige Rolle zu spielen. Wurde der Start von Rosetta absichtlich sabotiert so daß Rossi mit den Geräten der Sonde einen Asteroiden abhören konnte? Haben Außerirdische eine Warunung an die Menschen geschickt? Oder war doch alles nur simple Industriespionage?
Ich möchte gar nicht zuviel verraten – jeder sollte das Buch selbst lesen! Es ist wirklich hervorragend, äußerst spannend und wissenschaftlich weitesgehend korrekt (auch wenn sich der Autor natürlich ein paar literarische Freiheiten genommen hat). Wer hätte zum Beispiel gedacht, das man trockene Pressemitteilungen wie diese hier
The reporting period covers three weeks of passive cruise, with monitoring and minor maintenance activities.
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