Der NASA-Satellit WISE (steht für Wide-Field Infrared Survey
Explorer) hat kürzlich einen Asteroiden entdeckt. Ende Dezember ist WISE ins All gestartet; die ersten Aufnahmen wurden am 6 Januar gemacht und schon am 12. Januar hat man den ersten Asteroiden gefunden. Nochmal sechs Tage später wurde die Entdeckung von Teleskopen am Mauna Kea in Hawaii bestätigt und das Objekt bekam den offiziellen Namen 2010 AB78.
Es handelt sich um einen erdnahen Asteroiden (NEA) – 2010 AB78 gehört allerdings zur Untergruppe der Amor-Asteroiden und stellt daher erstmal keine Gefahr für uns dar.
So sieht 2010 AB78 aus:
Der Asteroid ist der rote Punkt in der Bildmitte. Er ist aber nicht in Wirklichkeit so extrem rot. Auf diesem Bild sind keine echten Farben wiedergegeben, denn WISE beobachtet den Himmel im für uns nicht sichtbaren infraroten Bereich des Spektrums. Im Bild sind Aufnahmen drei verschiedener Wellenlängen kombiniert: rot steht für 12 Mikrometer, grün für 4.6 Mikrometer und blau für 3.4 Mikrometer. Wenn 2010 AB78 also so sehr rot ist, dann deswegen, weil er Licht besonders im langwelligen Infrarot reflektiert (da er kühler ist als die anderen Objekte). Im für uns sichtbaren Licht wäre er kaum zu sehen – er hätte eine scheinbare Helligkeit von 22 Magnituden und man könnte ihn nur mit starken Teleskopen sehen.
Hier kann man sehen, wie seine Bahn aussieht:
Er kreuzt also die Bahnen von Erde und Mars; kommt uns aber trotzdem nie sehr nahe, da seine Bahn auch stark gegenüber der Ebene der anderen Himmelskörper geneigt ist:
2010 AB78 wird sich der Erde nur auf 0.2 astronomische Einheiten bzw. 30 Millionen Kilometer nähern – also besteht wirklich kein Grund zur Aufregung.
Das Team von WISE kann zufrieden mit ihrem Satelliten sein. Nach nur sechs Tagen wurde schon der erste Asteroid entdeckt. Das bedeutet, dass alles gut funktioniert und das ist gut so – denn WISE wurde unter anderem deswegen gebaut, weil er Asteroiden finden soll! Man schätzt, dass er im Laufe seiner Arbeit an die Hunderttausend davon entdecken wird.
Warum habe ich dann aber in der Überschrift von einer “bedenklichen” Entdeckung geschrieben? Der Grund dafür ist die Größe von 2010 AB78. Der Asteroid durchmisst etwa einen Kilometer.
Und das kann einem – wie Phil Plait von Bad Astronomy anmerkt – schon etwas zu denken geben. Denn eigentlich sollte es unbekannte erdnahe Asteroiden dieser Größe nicht mehr allzu oft geben.
Aus theoretischen Modellen haben wir mittlerweile eine recht gute Vorstellung über die Größenverteilung der Astroiden im Asteroidengürtel. Wir wissen also, wieviele Objekte einer bestimmten Größe dort draussen rumschwirren sollten, auch wenn wir noch nicht alle davon (besonders die kleinen) entdeckt haben.
Von besonderem Interesse sind hier natürlich die großen Asteroiden – denn die könnten uns bei einem Zusammenstoß mit der Erde wirklich gefährlich werden. Deswegen konzentrieren sich die Suchprogramme auch besonders auf die Objekte, die größer als einen Kilometer sind und nach allem was wir wissen, sollten wir mittlerweile 90% dieser großen erdnahen Asteroiden gefunden haben.
Damit war eigentlich auch das Ziel der Aufgabe erreicht, die der US-Kongress 1992 im Zuge des Spaceguard Survey Reports der NASA übertragen hat: bis zum Jahr 2002 sollen mindestens 90% der erdnahen Asteroiden mit einem Durchmesser von mehr als einem Kilometer gefunden werden.
Aber wenn 90% gefunden wurden, dann heisst das ja, dass noch 10% übrig sind. Was ist also außergewöhnlich, wenn WISE nun einen dieser restlichen großen NEAs findet? Im Prinzip nichts. Aber es ist ein wenig verdächtig, dass gleich die erste Entdeckung so ein großer Brocken ist. Das ist ein wenig unwahrscheinlich. Vielleicht wars wirklich nur Zufall und die zukünftigen Entdeckungen werden wieder kleiner. Oder aber unsere Modelle sind nicht so gut wie wir dachten und dort draußen fliegen doch mehr große NEAs rum als angenommen. Das wäre dann tatsächlich ein wenig beunruhigend.
Aber der beste Weg um herauszufinden, was dort vor sich geht, ist so viele Asteroiden wie möglich zu beobachten und zu entdecken. Je mehr wir kennen, desto besser können wir auf das Unbekannte extrapolieren. Und da ist die WISE-Mission definitiv ein Schritt in die richtige Richtung. WISE wird in den nächsten neun Monaten Unmengen an neuen Daten liefern – und wenn die alle ausgewertet sind, wissen wir definitiv mehr über die Größenverteilung der Asteroiden und die Gefahr, die von ihnen ausgeht!
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