Mit den Daten von Herschel war es nun erstmals möglich, ein Modell der Temperaturverteilung von Apophis zu erstellen. Das sieht so aus:
Wie gesagt, es ist ein Modell (und die Temperaturen sind in Kelvin angegeben). Der Asteroid ist vermutlich nicht sphärisch, so wie im Bild, sondern eher ein wenig länglicher; eiförmiger. Aber trotzdem kann man mit den Daten gut arbeiten und wird den Jarkowski-Effekt in Zukunft viel genauer berechnen können.
Die neuen Daten werden besonders die Autoren dieser Arbeit ärgern. In ihrem Artikel mit dem Titel “Yarkovsky-driven impact risk analysis for asteroid (99942) Apophis” haben sich Astronomen vom JPL im Detail mit der Bahn von Apophis beschäftigt und auch den Jarkowski-Effekt berücksichtigt. Allerdings erschien er zeitgleich mit den Daten von Herschel und die Autoren hatten keine Gelegenheit, die neuen Beobachtungen in ihrer Arbeit einzubauen. Die Ergebnisse sind trotzdem interessant. Die Autoren zeigen, dass man bei diesem Vorbeiflug die Auswirkungen des Jarkowksi-Effekts sowieso nicht messen hätte können. Denn dazu braucht man ausreichend Vergleichsdaten früherer Vorbeiflüge und die hat man bei Apophis noch nicht. Unter Berücksichtung der möglichen Auswirkung des Jarkowski-Effekts haben die Wissenschaftler auch die Kollisionswahrscheinlichkeit mit der Erde neu berechnet.
Für die nahe Zukunft tut sich da nicht viel. Wenn der Asteroid 2029 sehr nahe an der Erde vorbeifliegen wird, dann wird er auch tatsächlich vorbei fliegen und nicht kollidieren. Die Kollisionswahrscheinlichkeit für den Vorbeiflug im Jahr 2036 ist weiterhin enorm gering und beträgt nur 0,0004 Prozent. Anders gesagt: Mit einer Wahrscheinlichkeit von 99,9996 Prozent passiert nichts. 0,0004 Prozent sind sogar geringer als das “Hintergrundrauschen”: Es ist als wahrscheinlicher, dass irgendwann irgendein unbekanntes anderes Teil plötzlich auftaucht und mit der Erde kollidiert, als das Apophis mit uns zusammenstoßen wird. Ehrlich, das ist nichts, was uns Sorgen machen sollte und Apophis wird auf der Turiner Skala – mit der man die Gefährlichkeit von Asteroiden misst – zu Recht mit “0”, der niedrigstens Stufe, klassifiziert. Das heißt, es handelt sich um ein “Ereignis, das höchstwahrscheinlich keine Konsequenzen haben wird”
Nachtrag: Eine aktuelle Auswertung der letzten Beobachtungsdaten zeigt nun klar: Auch 2036 wird der Asteroid an der Erde vorbeifliegen.
Wenn man auch bei diesem Vorbeiflug den Jarkowski-Effekt nicht messen konnte, so wird man das mit den neuen Daten beim nächsten Besuch auf jeden Fall viel besser hinkriegen. Und man hat auch diesmal Neues gelernt! Danke der Beobachtungen von Herschel wissen wir jetzt besser Bescheid, wie groß Apophis ist. Bisher wusste man nur, dass er ungefähr einen Durchmesser von 270 Meter hat; die Fehlergrenze betrug aber ganze 60 Meter. Jetzt konnte man die Größe auf 325 Meter festlegen und die Fehlergrenze auf nur 15 Meter senken. Apophis ist also ein klein wenig größer als man bisher dachte. Und dunkler. Die Astronomen haben auch die Albedo gemessen. Das ist die Rückstrahlfähigkeit des Materials aus dem ein Himmelskörper besteht. Eisbedeckte Objekte zum Beispiel haben eine hohe Albedo, da Eis das Licht der Sonne gut reflektiert. Himmelskörper die mit Staub und Felsen bedeckt sind, dagegen eher nicht. Die Albedo von Apophis beträgt nach den neuen Messungen 0,23. Es wird also nur 23 Prozent des einfallenden Lichts reflektiert. Bisher dachte man, es wären 33 Prozent.
Apophis ist also ein wenig größer und dunkler, als man bisher dachte. Aber Apophis ist immer noch kein Grund zur Panik! Man muss sich keine Sorgen machen, dass der Asteroid in naher Zukunft mit der Erde zusammenstoßen wird. Und selbst wenn so etwas irgendwann einmal bevorstehen sollte, können wir etwas dagegen tun. Ich habe das in meiner Serie zur Asteroidenabwehr ausführlich erklärt: Asteroidenabwehr: Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4, Teil 5. Wissenschaftler haben sich sogar ganz speziell Apophis angesehen und gezeigt, dass wir im Prinzip in der Lage wären, seine Bahn zu verändern.
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