Der erste Durchbruch kam im Februar 2009. Da wurde die Entdeckung von CoRoT-7b bekannt gegeben. Dieser Planet war der erste, der definitiv KEIN Gasplanet war. Es war ein Planet mit fester Oberfläche, ein felsiger Planet, etwas, was die Wissenschaftler erdähnlicher Planet nennen. Nicht, weil die Bedingungen für Leben dort ebenso optimal sind wie auf der Erde. Die Erde steht hier stellvertretend für die Gruppe der kleinen, felsigen Planeten und im Gegensatz zu den riesigen Planeten aus Gas, die man bisher gefunden hatte. Aber “normal” war CoRoT-7b immer noch nicht. Der Planet war das, was wir heute “Supererde” nennen.
Unser Sonnensystem besteht aus acht Planeten. Vier davon sind Gasplaneten. Jupiter ist der größten, danach kommt Saturn und schließlich die etwas kleineren Planeten Uranus und Neptun. Die Gasriesen bestehen fast vollständig aus einer dichten Atmosphäre und eine feste “Oberfläche” im vertrauten Sinn haben sie nicht. Die Atmosphäre wird einfach immer dichter, je tiefer man in sie eindringt bis im Zentrum der Druck irgendwann so groß wird, dass man dort seltsame Materialien wie zum Beispiel “metallischen Wasserstoff” trifft. Die anderen vier Planeten sind Merkur, Venus, Erde und Mars. Sie sind deutlich kleiner als die Gasriesen, haben eine im Vergleich dünne Atmosphäre beziehungsweise gar keine und eine feste Oberfläche. Sie bestehen aus einem Nickel-Eisen-Kern der von einer Gesteinsschicht umgeben ist. Die Erde ist der größte dieser erdähnlichen Planeten. Aber nur im Sonnensystem – es spricht nichts dagegen, dass es anderswo erdähnliche Planeten gibt, die noch größer sind.
Und CoRoT-7b war genau einer davon. Sein Radius beträgt das 1,6fache des Erdradius und er ist neun Mal schwerer als unser Planet. Diese XXL-Erden sind die Supererden und auch wenn es in unserem Sonnensystem keine davon gibt, haben wir sie überall sonst gefunden!
CoRoT-7b hat sogar noch einen Nachbarn, CoRoT-7c, der sich ebenfalls als Supererde herausstellte.
Im Laufe der Zeit wurden immer mehr Supererden entdeckt (Ludmila hat ein paar schöne Artikel über die Suche und die dabei auftretenden Probleme geschrieben, in diesem Artikel findet ihr die Links). Auch die Theoretiker machten sich Gedanken darüber, wie diese Planeten aufgebaut sein könnten und aussehen. Es gibt im Wesentlich zwei Gruppen: Einmal die felsigen Supererden. Simpel gesagt sind sie wie unsere Erde, nur größer und schwerer. Ganz anders die zweite Gruppe: Wasserplaneten! Das sind Planeten, die komplett von einem tiefen Ozean bedeckt sind; ein Ozean der unter Umständen nicht mal einen Meeresboden hat. Diese Wasserwelten wären völlig anders, als wir es uns vorstellen können. Nur wenn die Temperaturen auch denen auf der Erde entsprechen, hätte man einen echten Ozeanplanet; einen Planet mit einem gigantischen Meer das den Ozeanen der Erde ähnelt. Aber die Supererden können seltsam sein. Wenn sie ihrem Stern sehr nahe sind, ist es dort sehr warm. Die Atmosphären können viel dichter sein und einen enormen Druck erzeugen. Die hohen Temperaturen und der hohe Druck machen seltsame Sachen mit dem Wasser. Es kann dort etwas geben, dass die Wissenschaftler “heißes Eis” nennen und man hat sogar schon Planeten gefunden, auf denen man genau diese seltsame Art von Wasser vermutet.
Die Supererden sind wirklich fremde Welten. Wir haben hier noch längst nicht alles entdeckt, was möglicherweise vorhanden ist. Ein Planet kann 10 bis 20 Mal schwerer als die Erde werden, bevor er sich zu einem Gasplaneten entwickelt. Wenn ein junger Planet während der Planetenentstehung so schwer wird, dann hat er auch genug Eigengravitation um Wasserstoff und andere leicht flüchtige Gase festhalten zu können. Auf diese Weise können sie sich zu gigantischen Gasriesen entwickeln, wie Jupiter einer ist. Bleiben sie unter der Grenze, dann werden sie zu Supererden.
Wir haben bis jetzt noch keine Supererde gefunden, auf der ähnliche Bedingungen herrschen wie auf der Erde. Aber es ist durchaus möglich, dass sich dort Leben entwickelt. Vermutlich wäre es ganz anders als bei uns. Die Schwerkraft ist dort viel stärker und die Lebewesen würden ganz anders aussehen. Aber es gibt keinen prinzipiellen Grund, warum sich dort kein Leben entwickeln sollte. Manche Wissenschaftler (wie zum Beispiel Dimitar Sasselov in seinem Buch “The Life of Super-Earths”) denken sogar, dass Supererden viel besser für das Leben geeignet sind als unsere normale Erde. Aufgrund ihrer Größe läuft dort die Plattentektonik ein wenig anders als bei uns und das beeinflusst die komplette Biosphäre (die Tektonik bestimmt zum Beispiel, wie viel CO2 im Gestein gebunden oder in der Atmosphäre verfügbar ist und kann so die Temperatur des Planeten regeln).
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