Hurra! Es wird Sommer (Na ja, offiziell erst am Samstag). Man kann Urlaub machen, auf der Wiese liegen, im Freibad ausspannen oder gemütlich irgendwo draußen sitzen und Bier trinken. Und dabei Bücher lesen! Ok, Bücher kann man eigentlich immer lesen – aber ich wollte die Gelegenheit trotzdem nutzen, um wieder einmal ein paar Empfehlungen auszusprechen. Und da ich in letzter Zeit ziemlich viele Sachbücher vorgestellt habe, fange ich diesmal mit Science-Fiction-Literatur an. Denn da habe ich in den vergangenen Wochen ein paar sehr originelle Geschichten gelesen, die ich euch ans Herz legen möchte.
Sonnentaucher
So wie es aussieht, hat David Brin schon sehr viele Science-Fiction-Bücher geschrieben, aber die scheine ich irgendwie alle verpasst haben. Ich habe das Buch “Sonnentaucher”* (im Original: “Sundiver”*) erst kürzlich entdeckt und fand die Ausgangssituation seines Universums sehr interessant. Das Buch spielt in einer nicht allzu fernen Zukunft. Die Menschen sind ins All aufgebrochen und haben dort andere intelligente Lebewesen getroffen. Zwischen den Alien-Rassen herrscht eine klare Hierarchie. Die meisten Völker haben ihre Intelligenz nicht von selbst entwickelt, sondern wurden von anderen Aliens “geliftet”, also zur Intelligenz manipuliert. Es gibt kein Volk, das von selbst intelligent geworden ist – mit Ausnahme der Menschheit (die zwischenzeitlich selbst aktiv geworden ist und Delfine “geliftet” hat). Das verstört die mächtigeren der Alien-Völker, die nicht glauben wollen, dass sich die Menschen ganz von alleine zu dem entwickelt haben, was sie sind. Gemeinsam machen sich Menschen und Aliens daran, nach dem hypothetischen Förderen zu suchen – und zwar im Inneren der Sonne!
“Sonnentaucher” ist als Science-Fiction-Buch recht originell und auch spannend, aber nicht unbedingt dramatisch außergewöhnlich. Aber es macht Spaß, über die aufgeworfenen philosophischen Fragen nachzudenken, die auch von den Protagonisten immer wieder angesprochen werden. Wie die Sache ausgeht, will ich nicht verraten. Kann ich auch nicht, denn “Sonnentaucher”, das im Original schon 1980 erschienen ist, ist nur der erste Band einer ganzen Serie und die anderen habe ich noch nicht gelesen. Was ich aber definitiv nachholen werde!
The Survivors
Sean Eads, der Autor von “The Survivors”* hat sich ein ganz klassisches Thema ausgesucht: Aliens landen überraschend auf der Erde. Aber mit dieser Alieninvasion enden die Ähnlichkeiten mit anderen Science-Fiction-Büchern dann auch schon. Schon der erste Satz des Buches zeigt, dass die Dinge hier ein wenig anders laufen:
“The aliens had sex again in my bed last night.”
Die Aliens landen auf der Erde. Und tun dann nichts. Sie stehen rum. Sie ziehen in die Häuser der Menschen ein. Sie laufen durch die Gegend. Aber sie sagen nichts, kommunizieren nicht und es gibt keine Möglichkeit herauszufinden, was sie eigentlich wollen. Und es kommen immer mehr von ihnen. Täglich landen neue Raketen mit neuen Aliens. Wenn man sie angreift, wehren sie sich nicht. Wenn man sie tötet, reagieren sie nicht. Sie kommen einfach und sind dann. Immer mehr und mehr…
Das klingt zuerst alles sehr amüsant und anfangs ist der Ton des Buches auch noch sehr leicht und locker und lustig. Aber je mehr Aliens auftauchen und je hilfloser die Menschheit dieser stummen Flut der Außerirdischen gegenüber steht, desto düsterer wird es. Ohne zu wissen warum, kämpfen die Menschen auf einmal um ihr Überleben gegen einen Gegner, der sich nicht wehren will und sich regelrecht abschlachten lässt. Und trotzdem sieht alles so aus, als würde die Menschheit den Kampf verlieren…
Das Buch hat mir wirklich gut gefallen. Es ist eine dieser originellen Ideen, bei denen man unbedingt wissen will, wohin sie am Ende führen wird. Normalerweise gibt es bei einer Alieninvasion ja immer einen heroischen Kampf weniger verbliebener Menschen, die am Ende trotz aller Widerstände siegreich bleiben. Aber in “The Survivors” funktionieren die klassischen Konzepte nicht. Es gibt keine großen Schlachten, keine dramatischen Science-Fiction-Kämpfe und mit Sicherheit keine Helden. Es gibt nur die immer unmenschlicher werdende Menschheit und immer mehr stumme Aliens. Vielleicht nicht unbedingt die klassische leichte Sommerlektüre – aber auf jeden Fall ein sehr spannendes Buch!
Zeitmaschinen gehen anders
“Zeitmaschinen gehen anders”* (im Original: “The Man Who Folded Himself”*) von David Gerrold aus dem Jahr 1973 ist ein echter Science-Fiction-Klassiker. Aber trotzdem höchst originell. Daniel Eakins, die – im wahrsten Sinne des Wortes – Hauptperson des Buches bekommt von seinem Onkel aus anfangs nicht näher definierten Gründen einen Zeitreisegürtel geschenkt. Damit kann Daniel die gesamte Geschichte bereisen – was er natürlich auch tut. Und was passiert, wenn man durch die Zeit reist? Es gibt Schwierigkeiten! Daniel verändert die Geschichte der Menschheit; er verändert seine eigene Geschichte und er verändert sie massiv und immer und immer wieder. Im Buch trifft man auf all die klassischen Paradoxien von Zeitreiseromanen nur diesmal mit einer äußerst originellen Auflösung.
Es ist ein Wunder, dass Garrold bei der komplexen Handlung und all den Zeitsprüngen noch den Überblick bewahrt. Aber das tut er und auch als Leser ist man nur fasziniert, aber nie unnötig verwirrt. Ich will gar nicht zu viel über die Handlung verraten. Aber “Zeitmaschinen gehen anders” gehört definitiv zu den originellern Zeitreisebüchern (vergleichbar mit “Zeitpatrouille”* (im Original: “Up the Line”*) von Robert Silverberg oder “Herr der Zeit”* (im Original: “The Accidental Time Machine” von Joe Haldeman)
Ich hab noch ein paar andere vielversprechende Science-Fiction-Bücher in Arbeit – aber die will ich erst zu Ende lesen, bevor ich mehr dazu sage (obwohl die ersten Seiten von “Quintessence”* eigentlich schon ausreichen würden, eine Empfehlung auszusprechen…). Aber da man ja sowieso nie genug Bücher haben kann, frage ich am Ende auch nochmal die Leserschaft: Welche (Science-Fiction)Bücher würdet ihr für den Sommer empfehlen?
Kommentare (40)