Ob sich die neue, dynamische Definition eines Superhaufens wie sie von Tully und seinen Kollegen vorgeschlagen worden ist, durchsetzen wird, muss sich erst noch zeigen. Gayoung Chon vom Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching ist zum Beispiel der Meinung, ein Superhaufen müsse als Gruppe von Galaxienhaufen definiert werden, die irgendwann in ferner Zukunft alle zusammen eine einzige Riesengruppe aus Sternen bilden. Bei Laniakea ist das aber vermutlich nicht der Fall, da sich die Galaxien dort zwar alle in die gleiche Richtung bewegen aber nicht unbedingt auch alle verschmelzen werden.

Aber es spricht ja auch nichts dagegen, mehrere Definitionen zu verwenden. Es kommt halt immer darauf an, was man untersuchen will. So oder so ist es ein faszinierendes Stück Astronomie. Wir können uns zwar immer noch nicht vorstellen, was es bedeutet, Teil einer Gruppe von Galaxien zu sein, die 500 Millionen Lichtjahre groß und 100 Billiarden Sonnenmassen schwer ist. Aber immerhin können wir nun sagen, dass wir zum “unermesslichen Himmel” gehören und das ist doch auch sehr schön!

1 / 2

Kommentare (28)

  1. #1 Peter
    Hamburg
    5. September 2014

    Ich möchte mich einmal herzlich für die ganzen tollen und vor allem auch für Laien verständlichen Artikel bedanken!
    Ganz toll, bitte weiter so 🙂

  2. #2 Alderamin
    5. September 2014

    @Florian

    Brent Tully von der Universität Hawaii

    Cool, den gibt’s noch? Oder ist das ein anderer?

  3. #3 Doris
    5. September 2014

    Danke, für den tollen und verständlichen Artikel – ich habe gestern schon darüber gelesen, aber einiges nicht ganz so verstanden (ok, ich bin bei den astronomischen fachvokabeln nicht wirklich sattelfest), aber dein artikel hat mir das von gestern klarer gemacht – danke! überhaupt danke für deine arbeit!

  4. #4 Florian Freistetter
    5. September 2014

    @Alderamin: “Oder ist das ein anderer?”

    Spontan würde ich sagen: Ja.

  5. #5 Florian Freistetter
    5. September 2014

    Und danke für das Lob!

  6. #6 Florian Freistetter
    5. September 2014

    @Alderamin: Ich korrigiere mich: Es ist der gleiche Tully. https://www.ifa.hawaii.edu/~tully/

  7. #8 Mr. MIR
    https://fsmosophica.wordpress.com
    5. September 2014

    Auch n Lob von MIR! PS wem is schon aufgefallen, dass das alles wie Spaghetti aussieht?

  8. #9 Fili
    München
    5. September 2014

    Danke ,der Artikel ist gut verständlich und macht Spaß !

  9. #10 Gerry
    5. September 2014

    Steh ich auf dem Schlauch oder hast Du dich mit Atlantik und Pazifik vertan?

  10. #11 Silava
    5. September 2014

    @Gerry, ich glaube auch das ist ein Flüchtigkeitsfehler. Der Pazifik liegt natürlich im Westen und der Atlantik im Osten.

    Was mich noch interessieren würde, es gibt ja noch mehr Forscher die an so einer Übersicht arbeiten. Es gibt ja das nette Video “cosmography of the local universe”:
    https://www.youtube.com/watch?v=WCHi4hioFEI
    Ist da Laniakea auch schon mit drauf, aber diese Forscher haben die “Gravitations-Wasserscheide” einfach nur nicht richtig identifiziert?

  11. #12 Witold Ch.
    5. September 2014

    Das ist wirklich ein für Laien sehr verständlich geschriebener Artikel! Super!

  12. #13 tina
    5. September 2014

    Von mir an dieser Stelle auch ein Danke für den schönen Artikel.
    Ich finde ja, dass die Visualisierung der Galaxienhaufen in dem Video Ähnlichkeiten mit Nervenbahnen hat.

  13. #14 Silava
    5. September 2014

    Mist, habe das zweite Video im Artikel übersehen. Ich ziehe meine Frage zurück. Sehr interessanter Artikel, Florian!

  14. #15 Mr. MIR
    https://fsmosophica.wordpress.com
    5. September 2014

    Eine Frage hab ich noch: Stichworte Higgs-Partikel und Ausdehnung des Universums.

    Soweit ich es verstanden habe, ist das Higgs-Boson nicht irgenwo in einem Atomkern zu Hause, sondern es baut eine “Kristallstruktur” im leeren Raume auf. Wenn nun Teilchen da durchfliegen, erfahren sie ihre Masse.

    Falls diese Interpretation richtig ist, dann die Frage: wenn der Raum sich ausdehnt, wird der “Higgskristall” dann immer weitmaschiger oder kommen außen immer mehr Higgskristallchen dazugeklebt?

    Kann man diese Frage verstehen?

    Danke 🙂

  15. #16 Florian Freistetter
    5. September 2014

    @Mr. MIr: “Soweit ich es verstanden habe, ist das Higgs-Boson nicht irgenwo in einem Atomkern zu Hause, sondern es baut eine “Kristallstruktur” im leeren Raume auf. Wenn nun Teilchen da durchfliegen, erfahren sie ihre Masse. “

    Nein. Es gibt ein Higgs-Feld. So wie ein Magnetfeld oder ein elektrisches Feld. Das ist überall. Und wenn Teilchen mit dem Feld wechselwirken, dann führt das am Ende dazu, dass sie ne Masse haben. Das Higgs-Teilchen ist der angeregte Zustand dieses Feldes. Simpel gesagt: Steck genug Energie ins Higgs-Feld rein und es ploppt ein Higgs-Teilchen raus.

  16. #17 Alderamin
    5. September 2014

    @Mr. MIR

    Soweit ich das verstanden habe:

    Das Higgs-Boson ist nur das Austausch-Teilchen des Higgs-Felds und ist daher normalerweise virtuell (wie die virtuellen Photonen, die die elektromagnetische Strahlung vermitteln). Virtuelle Teilchen entstehen aus dem Nichts und verschwinden wieder zu nichts.

    Das Higgs-Feld wiederum ist eine Eigenschaft des Vakuums. Wenn durch die Ausdehnung des Universums Raum dazu kommt, dann hat dieser auch das allgegenwärtige Higgs-Feld an Bord. Das wird also nicht “verdünnt” und es werden auch nicht weniger Higgs-Teilchen. Sonst hätte sich ja die Masse im All über die Jahrmilliarden verändert, mit fatalen Folgen z.B. für die Helligkeit der Sonne (das Gewicht der Sonnenmasse bestimmt den Druck und damit ganz empfindlich die Fusionsrate in ihrem Zentrum).

  17. #18 Chemiker
    5. September 2014

    Heißt das, daß die Expansion des Universums in dem ganzen Laniakea-Super­superhaufen unterdrückt ist und nur auf noch größeren Skalen eine Rolle spielt?

  18. #19 Florian Freistetter
    5. September 2014

    @Chemiker: Ne, es geht nur darum, dass man die Bewegung, durch die Expansion verursacht wird, zum Zweck der Klassifizierung rausgerechnet und nur die restliche Eigenbewegung verwendet hat.

  19. #20 UMa
    5. September 2014

    “…ein Superhaufen müsse als Gruppe von Galaxienhaufen definiert werden, die irgendwann in ferner Zukunft alle zusammen eine einzige Riesengruppe aus Sternen bilden.”
    Dann gibt es wohl gar keine Superhaufen. Denn wenn man die beschleunigte Expansion berücksichtigt ist wohl kein Superhaufen gravitativ gebunden und werden alle auseinandergerissen. Dann sind die größten gebundenen Strukturen die Galaxienhaufen.

    Die lokale Gruppe gehört m.W. nicht zum Virgo-Haufen sondern nur zum Virgo-Superhaufen. Die geschätzte Masse des Virgo-Superhaufens ist um den Faktor 4-5 zu klein, als dass die lokale Gruppe daran gebunden sein könnte. Vielleicht bleiben wenigstens die dichteren Teile der Superhaufen zusammen.

    Die lokale Gruppe ist wohl die größte gebundene Struktur, der wir angehören. Alles was heute weiter als ca. 1,5 Mpc von dem Zentrum der lokalen Gruppe entfernt ist (und sich nicht nähert oder nichtgravitativ beschleunigt) wird sich beschleunigt immer weiter entfernen.

  20. #21 Kevin
    5. September 2014

    Und jetzt die unvermeidbare Frage, was ist noch größer als die Supercluster? Was kommt nach Laniakea? Das ist schon sehr faszinierend alles. Ich fand übrigens das erste Video auch sehr verständlich und die oben angesprochene Ähnlichkeit mit Nervenbahnen ist mir auch in den Sinn gekommen.

  21. #23 Mr. MIR
    https://fsmosophica.wordpress.com
    5. September 2014

    Lieber FF!

    Danke! Also, mit E- und M- Feldern kenne ich mich aus. Man misst sie in Vektoren mit den Einheiten Volt/Meter bzw. Ampere/Meter. In welcher SI-Einheit misst man das Higgs Feld? Ist es vektorwertig oder skalar? Danke:)

  22. #24 Steffen
    5. September 2014

    Könnten Astronomen feststellen, ob das Universum eine Eigenrotation besitzt? Und könnte diese die Expansion des Universums erklären?

  23. #26 rolak
    5. September 2014

    größer? Filamente!

    Dabei löst das eher ‘zart und fluffig’-Assoziationen aus 😉

  24. #27 CG909
    6. September 2014

    @Mr. MIR:
    Das Feld ist skalar. Das Higgs-Boson ist schließlich ein Skalarboson und die Ruhemasse von Elementarteilchen unabhängig von einer Richtung.

    @Florian:
    In welcher SI-Einheit man das Higgs-Feld misst, würde mich auch interessieren.

  25. […] Strukturen bilden. Unsere Lokale Gruppe gehört zum Beispiel mit knapp 100.000 anderen Galaxien zum Superhaufen Laniakea. Und diese ganze riesige Gruppe von Galaxien bewegt sich gemeinsam in Richtung des […]