Eines davon heißt “The Universe in a Mirror: The Saga of the Hubble Space Telescope and the Visionaries Who Built It”*, wurde von Robert Zimmermann geschrieben und ich kann es euch nur empfehlen. Es ist allerdings nicht so sehr ein Buch über Hubbles Arbeit, sondern ein Buch über Hubble selbst. Enorm detailliert, aber auch enorm spannend berichtet Zimmermann über den langen Prozess, der schließlich so erfolgreich die Astronomie revolutioniert hat. Er hat mit vielen Technikern und Wissenschaftlern gesprochen, die an der Planung und Konstruktion von Hubble beteiligt waren und es ist faszinierend (und erschreckend), wie viel Aufwand nötig ist, um so ein Projekt erfolgreich abschließen zu können. In Zimmermanns Buch lernt man die Biografien von Wissenschaftlern kennen, die man sonst selten zu lesen bekommt. Von Nancy Roman zum Beispiel, die als erste Frau die Leitung der Astronomie-Abteilung der NASA übernahm und als “Mutter” von Hubble gilt. Über Bob O’Dell, der anscheinend nicht mal eine eigene Seite bei Wikipedia hat, aber trotzdem eine der wichtigsten Personen im Hubble-Projekt war. Über John Bahcall, Sandra Faber oder James Westphal, der die erste Kamera des Teleskops baute.
Man erfährt in dem Buch auch viel über die komplizierten politischen Verwicklungen die zu lösen sind, bevor ein Projekt dieser Größenordnung finanziert werden kann. Man wird von der absurd verworrenen Struktur der NASA mit all ihren konkurrierenden Unterorganisationen fast erschlagen und wenn man das alles dank Zimmermanns Erklärungen durchblickt, dann versteht man auch, wie es zu dem Fehler bei Hubbles Spiegel kommen konnte. So wie beim Challenger-Unglück hörten die Manager nicht auf das, was die Techniker sagten. Konstruktionsfirmen machten viel zu billige Angebote, gerieten beim Bau unter Zeitdruck und verzichteten auf viele Maßnahmen zur Qualitätssicherung. Die Kommunikation zwischen den Abteilungen fand nicht statt. Und am Ende hatte dann niemand gemerkt, dass das Messinstrument mit dem eigentlich Fehler im Spiegel entdeckt hätten werden sollen, selbst fehlerhaft war. Und auf die, die es gemerkt hatten, hatte niemand gehört…
Zimmermann beschreibt auch wunderbar, wie Hubble die Kommunikation zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit verändert hat. Angesichts der enorm vielfältigen PR-Arbeit, die heute jede Mission der großen Weltraumagenturen begleitet, erscheint es fast unvorstellbar, dass sich damals so gut wie niemand darüber Gedanken gemacht hat, ob und wie Presse und Öffentlichkeit die ersten Hubble-Bilder zu sehen bekommen würden…
Hubble war und ist eines der wichtigsten astronomischen Instrumente aller Zeiten. Aber trotz seiner langen Lebensdauer (ursprünglich sollte es nur 15 Jahre aktiv sein) ist sein Ende absehbar. Nach dem nun keine Shuttles mehr fliegen, kann es nicht mehr gewartet werden und auch die Umlaufbahn kann nicht mehr korrigiert werden. Das muss aber regelmäßig getan werden, damit das Teleskop nicht zu nahe an die Erde gerät. Das wird nun irgendwann um das Jahr 2024 herum passieren und dann wird Hubble von dem zerstört, was zu überwinden seine Aufgabe war: der Atmosphäre der Erde!
Die Welt der Astronomie hat sich seit 1990 gewandelt. Mittlerweile wird an großen Sternwarten die Technik der adaptiven Optik eingesetzt, die auch vom Erdboden aus Bilder liefert, die mit den Aufnahmen aus dem Weltraum mithalten können. Ins Weltall schickt man heute eigentlich nur noch Teleskope, die Teile des elektromagnetischen Spektrums beobachten sollen, die von der Erdatmosphäre blockiert werden. Infrarotstrahlung, Röntgenstrahlung oder UV-Licht zum Beispiel. Die optischen Weltraumteleskope sind kleiner geworden und haben spezielle Aufgaben (wie zum Beispiel die Suche nach Asteroiden oder extrasolaren Planeten). Das James-Webb-Space-Telescope das mit seinem 6,5 Meter großen Spiegel gegen Ende des Jahrzehnts ins All fliegen soll, gilt als Hubbles “Nachfolger”. Aber es ist kein optisches Teleskop wie Hubble, sondern ein Infrarotteleskop (was es natürlich nicht weniger cool oder wertvoll macht!).
Große optische Allround-Instrumente wie Hubble, die noch dazu regelmäßig mit Raumfahrzeugen angeflogen werden müssen, wird es so schnell nicht mehr geben. Trotz allem hat sich der Aufwand gelohnt. Hubbles Weg in den Weltraum war lang, beschwerlich und teuer. Aber er war auch nötig – ohne Hubble und seinen nur 2,4 Meter durchmessenden Spiegel im All wäre die Astronomie heute nicht da, wo sie ist.
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