In der Serie Fragen zur Astronomie geht es heute wieder Mal um schwarze Löcher. Und diesmal um die interessante aber auch überraschend knifflige Frage: Wo befindet sich das der Erde am nächsten gelegene schwarze Loch?. Sie ist deswegen knifflig, weil hier gleich zwei Probleme aufeinander treffen. Zum Einen das in der Astronomie immer vorhandene Problem der Entfernungsbestimmung. Wie ich in der Antwort auf diese Frage schon erklärt habe, kann man nicht einfach sehen, wie weit ein Objekt am Himmel entfernt ist. Man muss sich viel Mühe gehen und viele spezielle Messungen durchführen, wenn man es genau wissen will. Das braucht Zeit und entsprechende Teleskope. Es ist zwar vergleichsweise einfach, den Himmel zu fotografieren und dort jede Menge Sterne, Galaxien oder eben auch schwarze Löcher zu entdecken. Herauszufinden, wie weit die ganzen Dinger entfernt sind, braucht dann aber noch mal extra Aufwand. Und dann haben schwarze Löcher ja auch noch das Problem, dass sie ja per Definition nicht zu sehen sind…

Schwarzes Loch mit Akkretionsscheibe (Künstlerische Darstellung: NASA/CXC/A.Hobart)

Schwarzes Loch mit Akkretionsscheibe (Künstlerische Darstellung: NASA/CXC/A.Hobart)

Ein schwarzes Loch formt eine Region im Raum, die so stark gekrümmt ist, dass kein Licht von dort entkommen kann. Man kann es also nicht sehen. Aber dafür finden in seiner Umgebung ganz besondere astronomische Phänomene statt, die man sehr wohl beobachten kann und anhand derer man es identifizieren kann. Ein schwarzes Loch, das einfach nur so und völlig alleine irgendwo im All sitzen würde, könnte man tatsächlich nicht sehen (es würde sich aber immer noch über seine Gravitationswirkung bemerkbar machen, die aber nicht ganz so einfach zu beobachten ist). Aber meistens ist so ein Loch nicht alleine; meistens ist da noch irgendeine andere Materie in der Nähe. Und wenn sie dem schwarzen Loch zu nahe kommt, fällt sie hinein. Dabei bildet die Materie zuerst eine sogenannte Akkretionsscheibe, also eine flache Scheibe, in der das ganze Zeug zuerst um das Loch herum spiralt, bevor es hinein fällt. Bei dieser Bewegung heizt es sich sehr stark auf und gibt sehr viel Strahlung ab. Die kann man beobachten und hat das auch getan.

Große schwarze Löcher, deren Akkretionsscheiben stark leuchten, nennt man Quasare (siehe dazu auch hier). Zumindest dann, wenn es sich um supermassereiche schwarze Löcher handelt. Das sind die die gigantischen Objekte mit bis zur milliardenfachen Masse der Sonne die man im Zentrum aller Galaxien findet. Es gibt aber auch noch die stellaren schwarzen Löcher, also die “normalen” Löcher, die beim Kollaps eines großen Sterns entstehen. Diese kleineren Löcher kann man im Prinzip überall finden, nicht nur in den Zentren von Galaxien. Sie können Mikroquasare bilden und zwar immer dann, wenn sie sich in einem Doppel- oder Mehrfachsternsystem befinden. In einem Doppelsternsystem beenden die beiden Sterne ihr Leben selten zum gleichen Zeitpunkt. Der massereichere Stern des Paars wird zuerst seinen Brennstoff aufbrauchen und dann – sofern er massereich genug ist – zu einem schwarzen Loch werden. Befindet sich der zweite, noch normale Stern, nahe genug am Loch, kann es Material von ihm in einer Akkretionsscheibe sammeln, die dann ebenfalls hell leuchtet.

Solche Mikroquasare hat man ebenfalls schon entdeckt (nicht jeder muss allerdings auch ein schwarzes Loch enthalten, es gibt sie auch mit Neutronensternen anstatt des Lochs). Aber welcher davon liegt uns denn jetzt am nächsten? Vermutlich V4641 Sagittarii: Wie der Name schon sagt handelt es sich um einen veränderlichen Stern (“V”) im Sternbild Schütze (“Sagittarii”). Mit freiem Auge ist er nicht zu sehen, aber im Teleskop ändert er seine Helligkeit immer wieder. Und das passiert deswegen, weil es sich nicht um einen einzelnen Stern handelt, sondern ein Paar, das aus einem normalen Stern und einem schwarzen Loch mit etwa 10facher Sonnenmasse besteht. Als dieser Mikroquasar entdeckt wurde, bestimmte man seine Entfernung zu 1600 Lichtjahren. Damit befände es sich vergleichsweise nahe; zumindest aber noch in der gleichen Ecke unserer großen Milchstraßengalaxie. Aber wie ich oben schon gesagt habe: Die Entfernungsbestimmung ist knifflig und spätere Beobachtungen legen eine wesentlich größere Distanz nahe. V4641 Sagittari ist demnach weit über 20.000 Lichtjahre von uns entfernt.

1 / 2 / Auf einer Seite lesen

Kommentare (30)

  1. #1 MartinB
    27. April 2015

    Danke, bisher dachte ich immer, das nächstgelegene sei Cygnus X1.

  2. #2 Fermat
    27. April 2015

    Das Bild von NASA/CXC/A.Hobart ist doch weder realistisch noch besonders schön. Wieso nimmt man dieses dann immer als Visualierung eines Schwarzen Lochens.

    Ist das Schwarze Loch in “Interstellar” nicht realistischer?
    https://page-online.de/tools-technik/software-im-hollywood-blockbuster-enthuellt-unbekanntes-wissenschaftliches-phaenomen/

    Dort kann ich mir wenigstens erklären, wieso ein SL so aussehen muß.
    (Der Brustring ist der vordere Teil der Akkretionsscheibe, und die Leuchterscheinung darum ist das Licht des hinteren Teils, welches durch die Gravitationswirkung zu einem Einsteinring verformt wurde)

  3. #3 Alderamin
    27. April 2015

    @MartinB

    Cygnus X-1 war, soweit ich weiß, das erste identifizierte Schwarze Loch (weil es messbar an seinem Doppelstern-Begleiter zerrt und Röntgenstrahlung aussendet), es ist aber laut Wikipedia über 6000 LJ entfernt.

    Wundert mich eigentlich, dass es keine näheren SLs als V616 Mon gibt, dann müssen sie sehr selten sein. Eigentlich wird ja jeder Stern über ca. 20 Sonnenmassen zum Schwarzen Loch. Ich such’ mal nach, ob ich finde, mit welcher relativen Häufigkeit die in Sternentstehungsgebieten gebildet werden, dann könnte man abschätzen, in welchem Radius man einen oder 10 davon erwarten würde.

  4. #4 klauszwingenberger
    27. April 2015

    …wäre abe viel weiter entfernt als das Trapez und die anderen Kandidaten: über 6000 LJ.

  5. #5 Benny
    27. April 2015

    Der Cirrusnebel ist ein Supernovaüberrest in ca. 1500 LJ Entfernung. Da müsste das schwarze Loch dazu doch zu finden sein.

  6. #6 Florian Freistetter
    27. April 2015

    @Fermat: “Das Bild von NASA/CXC/A.Hobart ist doch weder realistisch noch besonders schön.”

    Schönheit ist Ansichtssache.

    “Ist das Schwarze Loch in “Interstellar” nicht realistischer?”

    Mag vielleicht sein. Aber NASA-Bilder haben den großen Vorteil, gemeinfrei zu sein. Und man kann halt nicht einfach nach Lust und Laune irgendwelche Bilder benutzen sondern muss sich auch um die Rechte kümmern.

  7. #7 Florian Freistetter
    27. April 2015

    @Benny: “Der Cirrusnebel ist ein Supernovaüberrest in ca. 1500 LJ Entfernung. “

    Nicht unbedingt. Je nach Supernova bleibt da am Ende vom Stern auch gar nix mehr übrig.

  8. #8 Alderamin
    27. April 2015

    @myself

    Nach dem hier liegt der Anteil der entstehenden Sterne von 20 Sonnenmassen und mehr in der Größenordnung von 10^-4 (eigentlich das Integral unter der Kurve oberhalb von 20 Sonnenmassen, aber da geht’s ja schnell abwärts, mehr als ein Faktor 2 kommt da wohl optisch nicht zusammen). Also sollte ca. jeder 10000. Stern (oder etwas mehr) als SL enden. Bei einer mittleren Sternendichte von etwa in der Sonnenumgebung von 0,14 pc^-3 finden sich 10000 Sterne in ca. 70000 pc^3, oder als Kugel in einem Radius von 25,7 pc oder 83 LJ. In 100 LJ sollte sich eigentlich erwartungsgemäß ein Schwarzes Loch finden, in 200 schon 13.

    Da sind wohl einige noch still und unentdeckt, es muss ja nicht immer Gas hinein fallen und verräterische Radio- oder Röntgenstrahlung verursachen. Vielleicht liefert uns Hipparcos einige Kandidaten, bei denen ein Begleitstern heftig wackelt und der Begleiter unsichtbar bleibt. Ca. 2/3 aller Einzelsterne finden sich in Doppelsternsystemen, es ist also recht wahrscheinlich, dass ein SL einen sichtbaren Begleiter hat.

  9. #9 Alderamin
    27. April 2015

    @myself

    Also sollte ca. jeder 10000. Stern (oder etwas mehr) als SL enden.

    Das scheint sogar eher konservativ geschätzt zu sein, hier ist von 1 in 1000 die Rede, was das nächste erwartete Schwarze Loch nochmal um gut die Hälfte näher brächte.

  10. #10 klauszwingenberger
    27. April 2015

    Möglicherweise liegt der Umstand, dass wir in diesem schönen Blog uns über die Frage des nächstgelegenen SL unsere Gedanken machen können, ja auch daran, dass die nähere Sonnenumgebung irgendwo an den schlanken Rändern der SL-Verteilungskurve liegt… Die lokalen Eigenschaften der Sonnenumgebung entsprechen ja nicht notwendig dem galaktischen Durchschnitt, und mitten in einem jungen Sternhaufen sieht die Statistik bestimmt nochmals ganz anders aus.

  11. #11 Alderamin
    27. April 2015

    @klauszwingenberger

    Die Sonne wird das eine oder andere Mal durch einen Spiralarm gewandert sein, in dem die Sternentstehungsgebiete dicht liegen, da entstehen und vergehen auch die massiven Sterne. Im Moment liegt sie zwischen zwei Spiralarmen. So geht’s den Resten der blauen Sterne aber auch, es gibt eigentlich keinen Grund, warum die in der Sonnenumgebung seltener sein sollten als weiter entfernt (die Sonne selbst kam ja mal aus einem Sternentstehungsgebiet, und Spuren der Supernovae, die den Kollaps der protosolaren Wolke ausgelöst haben, finden sich noch in manchen Meteoriten).

  12. #12 Frantischek
    27. April 2015

    Viel interessanter wäre doch die Frage:
    Wie weit ist das nächste schwarze Loch mindestens entfernt, wenn wir es bis jetzt nicht entdeckt haben?
    Wie ja schon, auch im Artikel, steht sieht man die nicht unbedingt. Würde sie aber aufgrund ihrer Gravitation entdecken können.

    Also bis zu welcher Entfernung kann man BHs in der Nähe ausschließen? Wenn ich mich richtig erinnere sollten die ja um ein vielfaches häufiger sein als die bisher entdeckten annehmen lassen.

  13. #13 Alderamin
    27. April 2015

    @Frantischek

    Wie weit ist das nächste schwarze Loch mindestens entfernt, wenn wir es bis jetzt nicht entdeckt haben?

    Diesem Artikel nach mindestens ein paar hunderttausend AU. 1 LJ sind 63000 AU.

    Das wäre lange genug, als dass man sich nicht akut sorgen müsste, eine Vorwarnzeit von tausenden bis zehntausenden Jahren (bei ein paar 100 km/s Annäherungsgeschwindigkeit). Aber astronomisch gesehen schon sehr nahe.

  14. #14 Wolfgang
    27. April 2015

    @florian Ich erinnere mich, beim Durchblättern Deiner Artikel gelesen zu haben, dass durch Zusammenstöße hochenergetischer Teilchen ständig kleine schwarze Löcher entstehen können, aber ebenso schnell wieder zerstrahlen (ich glaube, es ging um die Befürchtungen bei der Inbetriebnahme des LHC).

    Die Antwort auf die Frage “Wie weit ist das nächste schwarze Loch von der Erde entfernt?” müsste demnach lauten: Vielleicht ist der Abstand in diesem Moment gerade Null, weil sich irgendwo auf der Erde durch Kollision von Teilchen ein schwarzes Loch gebildet hat, was im nächsten Moment wieder zerstrahlen wird.

  15. #15 Artur57
    27. April 2015

    Mal Frage: ist eigentlich der Mössbauer-Effekt noch bekannt? In meiner Jugend wollten alle Physiker unbedingt etwas mit dem Mössbauer-Effekt beweisen, was offenbar zu einem derartigen Überdruss geführt hat, dass man ihn jetzt offenbar gänzlich vergessen hat.

    Der wäre ja nützlich: er kann winzige Frequenzänderungen erkennen, die zum Beispiel entstehen, wenn ein Gegenstand im Erdfeld hochgehoben wird. Das Rebka-Pound-Experiment konnte eine Anhebung um 23 Meter eindeutig nachweisen.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Pound-Rebka-Experiment

    Warum erhöht sich die Frequenz der Atomkerne beim Hochheben? Wegen dem Energiezuwachs, sagt Wikipedia. Aber auch, weil in der Nähe großer Massen die Uhren langsamer gehen.

    Das war 1960, heute kann man sicher genauer messen. Und: an Bord der Satelliten hat man Wegunterschiede von über 24.000 Kilometern. Worauf ich hinaus will: man könnte ja einmal an Bord eines Satelliten ein permanentes Mössbauer-Experiment laufen lassen. Das sagt sicher etwas über die Massenverteilung ringsum. Und eben auch über eventuelle Schwarze Löcher.

  16. #16 JaJoHa
    27. April 2015

    @Artur57
    Das wird bei so großen Abständen schwierig.
    Für den Mössbauereffekt braucht man schmale Linien. Das sind üblicherweise Anregungszustände im Atomkern. Zum einem würde die Intensität mit 1/r² laufen (wenn du das zwischen zwei Satelliten machst), da braucht es viel Aktivität. Zum anderem sind die Gravitationsfelder schwach und die ist Frequenzverschiebung damit auch klein.
    Es wird vermutlich einfacher sein, die Bahnen von Raumsonden und Planeten möglichst genau zu vermessen und das daraus zu bestimmen.

  17. #17 Artur57
    28. April 2015

    @JoJoHa

    Weiß ich, dass der Effekt klein ist. Aber er ist ja auch auf der Erde sehr klein und mit anderen Methoden ist ein Höhenunterschied von 23 Metern nicht feststellbar. Hier allerdings hat man 12500 Kilometer Distanz (obige 24.000 waren nicht richtig) und das erhöht die Messgenauigkeit.

    Auch ist das ein Ausweg aus einen anderen Dilemma: man benennt diese Forschungssatelliten ja stets nach anerkannten Koryphäen, die aber langsam zur Neige gehen. Eine Station, die Mössbauer heißt, hatten wir noch nicht. Auch von daher also eine Empfehlung.

  18. #18 JaJoHa
    29. April 2015

    @Artur57
    Der Effekt zwischen zwei Satelliten wird schlecht zu messen sein. Außerdem könnte es schwierig werden, einen passenden Orbit zu finden.
    Ein großes Problem ist, das Gravitationsfeld wird schwächer (es ist abhängig vom Abstand und dadurch ist der Effekt kleiner), zusammen mit der hohen Geschwindigkeit wird es schwer das zu messen. Außerdem muss die Quelle viel Aktivität haben, damit bei so großen Abständen ein vernünftiges Signal rauskommt. Das macht den Satelliten schwer und bei Raumsonden mit RTG gibt es immer Proteste, das würde vermutlich keine Ausnahme sein.
    Was funktionieren könnte ist ein Satellit, der die Quelle an einen Ausleger auf Abstand bringt. Aber das währe eher ein Test der ART als eine Messung der Massenverteilung und würde durch die geringeren Abstände mit weniger Aktivität funktionieren.

  19. #19 Reinhard
    Bonn
    1. Mai 2015

    Also wenn jeder 1.000ste Stern zur Supernova wird und ein SL “produziert” dann sollte die mittlere Entfernung zweier beliebiger SLer die 3. Wurzel von 1000 sein mal der mittleren Sternentfernung. Wiki listet 54 Sternensysteme in der “Liste der nächsten Sterne” und ich komme da auf eine mittlere Entfernung von ~12LJ. D.h. zwei SL sind ~120LJ voneinander entfernt, und wir vermutlich auch von einem davon.

    Wenn nur 10% der Supernovä ein SL erzeugen erhöht sich der Faktor übrigens nur um etwa zwei, d.h. wird sind bei ~250LJ statt 120LJ.

    Auch wenn der Mathematiker in mir nicht sicher ist ob das immer so gerechnet wird, so ganz falsch ist es wohl nicht.

  20. #20 Alderamin
    1. Mai 2015

    @Reinhard

    Auch wenn der Mathematiker in mir nicht sicher ist ob das immer so gerechnet wird, so ganz falsch ist es wohl nicht.

    Jo. Siehe auch #8/#9. Ich hab’ nur mit Kugelvolumina/-radien gerechnet.

  21. #21 Wurgl
    4. Mai 2015

    Ganz anderer Ansatz und zwar über die Statistik. Ich weiß nicht, ob man das so machen kann, was meint Florian dazu?

    Schwarze Löcher entstehen aus Sternen, die zum Zeitpunkt des Kollapses eine Mindestmasse überschreiten (Wikipedia schreibt was von 2,5 Sonnenmassen). Wikipedia schreibt auch, dass Sterne mit 15 Sonnenmassen (vor dem Masseverlust) durchaus auch ohne Schwarzes Loch enden können. Irgendwo zwischen diesen beiden Extremen gibt es eine Masse die man für weitere Überlegungen als Grenzmasse annehmen könnte.

    Jetzt gibt es eine Häufigkeitsverteilung der Sterne nach ihrer Größe. Kleine Sterne sind häufig und große Sterne sind seltener. Große Sterne sind auch seltener weil sie ihren Brennstoff schneller verbrauchen. Ich denke, da könnte man durchaus abschätzen wie viele große Sterne über jener oben genannten Grenzmasse seit Anbeginn der Zeit bis heute entstanden (bzw. vergangen) sind. Und das müsste der Anzahl der Schwarzen Löcher in der Milchstraße entsprechen.

    Wenn ich diese Anzahl habe und die in Relation zur Anzahl der Sterne setze, dann könnte man doch die Entfernung des nächsten Schwarzen Loches daraus abschätzen.

  22. #22 Alderamin
    4. Mai 2015

    @Wurgl

    Guck mal #8,9,19…

  23. #23 Wurgl
    4. Mai 2015

    Ist da die Lebensdauer der schweren Sterne schon mit einbezogen? Kleine Sterne leben ja “ewig”, zumindest ewig im Vergleich zu großen Sternen.

  24. #24 Alderamin
    4. Mai 2015

    @Wurgl

    Ja, ich habe nicht nach der Häufigkeit der Spektraltypen geschaut (da sind O- und B-Sterne stark unterrepräsentiert, weil sie nur so kurz leben), sondern nach der “Initial Mass Function”, also mit welcher Masse solche Sterne entstehen. Und deren Prozentanteil an Sternen von mindestens 20 Sonnenmassen angesetzt (was eher noch konservativ ist, deswegen kam ich auf jeden 10000. Stern, während andere Quellen jeden 1000. als SL-Kandidaten beziffern, siehe #9 und #19).

    Irgendwo in 50, höchstens 100 LJ Entfernung sollte sich demnach ein unentdecktes SL herumtreiben.

  25. #25 Kai Petzke
    !Berlin
    14. August 2015

    Bezüglich Mößbauer-Effekt: Ich fand den auch total spannend. Mit lichtschnellen Teilchen die Geschwindigkeit einer Schnecke (!) vermessen. Doch inzwischen erreichen “normale” Atomuhren sogar noch höhere Genauigkeit: Die aktuell besten Zeitnormale können bereits die relativistische Zeitdilatation im Schwerefeld der Erde messen, wenn die Höhe der Uhr um lediglich zwei Zentimeter (!) verändert wird: https://www.scinexx.de/wissen-aktuell-18793-2015-04-22.html

    Im Vergleich zu den 26 Metern des bekannten Mößbauer-Experiments zur Allgemeinen Relativitätstheorie ist das also 1000-fach genauer

    Kanonenkugeln (= hochenergetische Photonen aus Kernübergängen) durch einen Mückenschwarm schießen, und dann anhand der Massendifferenz der Kugel tatsächlich ausmessen, ob

    Ich weiß nicht, ob der Mößbauer-Effekt geeignet wäre, das interplanetare Schwerefeld zu vermessen. Denn ein schwarzes Loch in der Nähe Mücken

    Und vermutlich würden wir mit so einer

  26. #26 Kai Petzke
    !Berlin
    14. August 2015

    Bezüglich Mößbauer-Effekt: Ich fand den auch total spannend. Mit lichtschnellen Teilchen die Geschwindigkeit einer Schnecke (!) vermessen. Doch inzwischen erreichen “normale” Atomuhren sogar noch höhere Genauigkeit: Die aktuell besten Zeitnormale können bereits die relativistische Zeitdilatation im Schwerefeld der Erde messen, wenn die Höhe der Uhr um lediglich zwei Zentimeter (!) verändert wird: https://www.scinexx.de/wissen-aktuell-18793-2015-04-22.html

    Im Vergleich zu den 26 Metern des bekannten Mößbauer-Experiments zur Allgemeinen Relativitätstheorie ist das also 1000-fach genauer

    Kanonenkugeln (= hochenergetische Photonen aus Kernübergängen) durch einen Mückenschwarm schießen, und dann anhand der Massendifferenz der Kugel tatsächlich ausmessen, ob

    Ich weiß nicht, ob der Mößbauer-Effekt geeignet wäre, das interplanetare Schwerefeld zu vermessen. Denn ein schwarzes Loch in der Nähe Mücken

    Und vermutlich würden wir mit so einer

  27. #27 Kai Petzke
    Berlin
    14. August 2015

    Der Mößbauer-Effekt und die mit ihm erreichte relative Genauigkeit ist schon eine spannende Sache. Mit lichtschnellen Teilchen die Geschwindigkeit einer Schnecke messen. Noch faszinierender ist, dass gute Zeitnormale inzwischen nochmals die tausendfache Genauigkeit erreichen – und zwar absolut, nicht “nur” bei einer Relativmessung. Die modernsten Zeitnormale sind so genau, dass mit ihnen bereits eine Höhenänderung um nur 2 Zentimeter im Schwerefeld der Erde detektiert werden kann: https://www.scinexx.de/wissen-aktuell-18793-2015-04-22.html

    Beim wegweisenden Mößbauer-Versuch zur Allgemeinen Relativitätstheorie waren es noch 26 Meter, also tausendfach mehr…

    Würde man künftige GPS/Glonass/Galileo/was-auch-immer-für-Navigationssatelliten mit diesen Super-Uhren bestücken, könnte man diese sicher nutzen, um das Gravitationsfeld in unserer Ecke der Milchstraße zu vermessen. Dabei kann man nicht den absoluten Betrag der Gravitation bestimmen, denn ein gleichmäßiges Gravitationsfeld würde ja Erde und die Satelliten alle gleichmäßig beeinflussen, so dass alle Uhren gleichmäßig langsamer laufen. Man kann also nur den Gradienten eines Gravitationsfelds bestimmen, den Gezeiteneffekt. Dazu vergleicht man beispielsweise die Uhren von zwei Satelliten, die sich auf gegenüberliegenden Seiten der Erde befinden. Der Satellit, der näher zu einem unbekannten Objekt (z.B. neuer Zwergplanet jenseits von Pluto, Schwarzes Loch in 10 Lichtjahren Entfernugn etc.) ist, dessen Uhr läuft etwas langsamer als die des anderen.

    Letztendlich vermessen wir mit so einer Anordnung Unterschiede im Gravitationspotenzial. Das Potenzial verhält sich wie 1/r, die Unterschiede dann wie 1/r². Man kann dann relativ leicht ausrechnen, dass ein nicht entdeckter Zwilling des Pluto (der wiegt ein 150-Millionstel der Sonne) in einer Entfernung von 50 A.U. auf der Erde ein genauso starkes Gravitationspotential auslöst wie ein Schwarzes Loch mit 10 Sonnenmassen in einer Entfernung von knapp 2 Millionen A.U. = 31 Lichtjahren

    Und jetzt kommt der Witz, den ich auch erst gerade beim Rechnen entdeckt habe: Der Unterschied im Gravitationspotential, den das genannte Kuiper-Gürtel-Objekt (Masse von Pluto, 50 A.U. Entfernung) oder das genannte schwarze Loch (10 Sonnenmassen, 31 Lichtjahre Entfernung) auf die Messstrecke zweier GPS-Satelliten (20.000 km Bahnhöhe über dem Erdboden) haben, entspricht ziemlich genau der Anhebung der genannten Super-Uhren um 2 Zentimeter!

    Fazit: Mit heutigen Uhren – so sie denn robust und klein genug gebaut werden können, um auf einen Satelliten zu passen – lässt sich das Gravitationsfeld unserer unmittelbaren Nachbarschaft der Milchstraße vermessen! GPS-Satelliten wären eine Möglichkeit dazu. Will man eine größere Messentfernung und zugleich weniger Störeinflüsse durch die Umkreisung der unrunden Erde und den nahen Mond, sowie durch das Wetter (Luftmassenverschiebungen!) und die Jahreszeiten (Schneefall, Grundwasserspiegel etc.), dann sollte man zwei bis drei Messsatelliten in einem Orbit zwischen dem von Erde und Mars positionieren. Dann werden die Messungen auch durch die siebentausendfach höhere Basislänge (ca. 400 Mio. km statt gut 50.000 km) positiv beeinflusst.

  28. #28 PDP10
    14. August 2015

    @Kai Petzke:

    Vorschreiben in deinem lieblings Texteditor hilft ganz ungemein …

    😉

    (Editieren von Posts ist hier leider nicht. Und auch sonst ist das posten hier recht unkonfortabel. Aber das hast du ja inzwischen wahrscheinlich selber gemerkt.)

  29. #29 AW2020
    Bayern - Bad Abbach
    17. Mai 2020

    Das bisher erdnächste bekannte Schwarze Loch gehört zusammen mit zwei mit bloßem Auge sichtbaren Sternen zum Mehrfachsystem HR 6819 im Sternbild Teleskop und ist rund 1000 Lichtjahre entfernt.
    Info vom Mai 2020

  30. […] Wie weit ist das der Erde am nächsten gelegene schwarze Loch entfernt? […]